Ruang in Indonesien – Steckbrief




Vulkan Ruang im Sangihe-Archipel

Der Ruang bildet einen Inselvulkan im indonesischen Sangihe-Archipel und ist der südlichste Vulkan des Inselbogens, der sich zwischen Sulawesi und dem Süden der Philippinen erstreckt. Der 725 Meter hohe Stratovulkan erhebt sich aus dem Randgebiet der rund 1000 Meter tiefen Molukkensee und bildet eine 4 x 5 km große Insel, die nur durch eine schmale Meerenge von der größeren Insel Tagulandang getrennt ist. Im 500 Meter durchmessenden Gipfelkrater befand sich vor der letzten starken Eruption im April 2024 ein alter Lavadom, dessen Entstehung auf das Jahr 1904 zurückgeht. Die Bildung von Lavadomen ist typisch für die Eruptionen des Ruang. Entsprechend zähflüssige Laven werden gefördert. Typisch sind Andesit und basaltische Andesite. Oft wurden bei stärkeren Ausbrüchen pyroklastische Ströme generiert, welche Menschenleben forderten und dörfliche Infrastruktur zerstörten.

Eruptionen am Ruang

Seit 1808 wurden 13 Eruptionen bestätigt. Einige Ausbrüche wurden zunächst dem Ruang zugeordnet, dann aber wieder aus den GVP-Listen gestrichen. Einige Eruptionen brachten es auf einen VEI 3. Der bislang vorletzte Ausbruch im September 2002 soll einen VEI von 4 gehabt haben, aber offenbar konnte die Stärke der Eruption nicht eindeutig bestimmt werden, denn in den erwähnten Listen ist hier ein Fragezeichen vermerkt. Auf jeden Fall handelte es sich um eine starke Eruption, die Vulkanasche 20 Kilometer hoch ausspie und einen Tsunami generierte, der aufs Meer hinauslief. Es entstand ein kleiner Tsunami, der auf die Küste von Tagulandang brandete und ca. 400 Menschen tötete.

Der bislang jüngste Vulkanausbruch am Ruang manifestierte sich im April 2024 und wurde sehr wahrscheinlich durch ein starkes tektonisches Erdbeben ausgelöst, das sich wenige Tage vor der Eruption in der Molukkensee ereignete. Nur zwei Tage vor der eruptiven Hauptphase wurde eine Zunahme vulkanotektonischer Erdbeben registriert. Am 16. und 17. Apil ereigneten sich dann starke Explosionen, die Vulkanasche bis zu 16 Kilometer hoch ausspieen ließen. In den Eruptionswolken entstanden vulkanische Gewitter, und pyroklastische Ströme wurden generiert. Der Katastrophenschutz reagierte sofort und evakuierte die Vulkaninsel noch vor Einsetzen der Hauptaktivität, sodass es keine Todesopfer zu beklagen gab. Die Vegetation auf Ruang wurde allerdings zum großen Teil zerstört, und zurück blieb ein grauer Kegel.

La Cumbre: Lava erreicht weiterhin das Meer

Lava vom La Cumbre auf der Galapagosinseln Fernandina fließt immer noch ins Meer – Gefahr für tierische Küstenbewohner

Seit fast zwei Wochen strömt nun die Lava vom La Cumbre in den Ozean und verschiebt langsam, aber sicher die Küstenlinie am Ocean Entry, indem der Lavastrom ein Delta kreiert. Doch ob die Entstehung von neuem Land dauerhaft ist, steht noch nicht fest, denn oft kollabieren Lavadeltas oder werden innerhalb weniger Wochen von der Brandung erodiert. Die Geburt von neuem Land ist oft ein mühseliger Prozess, der nicht ohne Wehen und Rückschläge vonstatten geht. Ein neu entstandenes Lavadelta kann sehr gefährlich sein, denn Kollapsereignisse, bei denen ein Stück der Küstenlinie abbricht und ganze Lavaklippen im Meer verschwinden, kommen vergleichsweise oft vor. Über die Größe des neuen Lavadeltas liegen keine Daten vor. Die Vulkanologen vom ecuadorianischen Instituto Geofísico teilten in ihrer jüngsten Meldung von gestern lediglich mit, dass sich der Lavastrom noch ins Meer ergießt. Satelliten haben thermische Anomalien detektiert, die zeigen, dass ein Teil der Lava an der Oberfläche fließt. Die stärkste Anomalie der letzten 24 Stunden brachte es laut MIROVA auf eine Leistung von 504 MW, deutlich mehr als das, was wir aktuell am Sundhnukar auf Island sehen.

Satellitenbilder, die die Wärmestrahlung visualisieren, zeigen einige heiße Stellen entlang des Lavastroms, der zum größten Teil jedoch durch unterirdische Tunnel fließt. Nur so kann die Lava die weite Strecke von der Eruptionsspalte am Kraterrand bis zum Ozean zurücklegen. Die Tunnelbildung ist dabei ein normaler Prozess länger anhaltender effusiver Eruptionen, denn früher oder später kühlt die Lava an der Oberfläche ab, während sie unter der Erstarrungskruste weiter fließt und gut gegen Abkühlung isoliert ist. Versiegt der Lavanachschub von der Eruptionsspalte, fließt die restliche Lava in dem Tunnel oft ab, so dass eine Lavaröhre zurückbleibt.

Neben den Satellitenbildern wurde auch ein Foto veröffentlicht, das nachts von einem Boot vor der Küste aus aufgenommen wurde. Es zeigt drei glühende Spots an der Front des Lavadeltas. Was für uns Menschen meistens ein mehr oder weniger spektakuläres Naturphänomen ist, kann die Tierwelt stark in Mitleidenschaft ziehen. Langsame Tiere wie Schildkröten oder Krabben könnten direkt von der Lava geröstet werden, während Meeresbewohner mit kontaminiertem Wasser und erhöhten Temperaturen zu kämpfen haben.



Semeru: Lahar beschädigt Brücke

Starke Regenfälle lösten am Semeru einen Lahar aus – Brücke wurde unpassierbar

Gestern lösten starke Regenfälle am indonesischen Vulkan Semeru einen Lahar aus. Der Schlammstrom schoss durch ein Flussbett und beschädigte im Dorf Kloposawit eine Brücke so stark, dass sie unpassierbar wurde. Die Brücke wurde erst vor einem Jahr errichtet.

Ein Beamter der Lokalverwaltung äußerte sich in einem Zeitungsinterview, dass die Brücke selbst noch intakt sei, aber der Asphalt eines Übergangsstücks zwischen Brücke und der normalen Straße weggespült wurde, sodass die Brücke unpassierbar ist. „Personen, die normalerweise die Brücke überqueren, werden gebeten, alternative Routen zu nutzen, bis die Brücke von der Lumajang-Regierung oder der Regierung von Ost-Java repariert ist“, fügte der Beamte seinem Statement hinzu.

Die Vorgängerbrücke wurde im Juli 2023 ebenfalls Opfer eines Lahars. Die aktuelle Konstruktion wurde auf eine Lebensdauer von 50 Jahren ausgelegt – man sieht, dass an einem Vulkan alles schneller gehen kann.

Der Lahar beschädigte nicht nur die Brücke, sondern überschwemmte auch einige Ortsteile, sodass die Bewohner mehrerer Häuser evakuiert werden mussten. Insgesamt sollen 20 Familien betroffen sein, die evakuiert wurden. Es wurde der lokale Notstand ausgerufen. Die Bevölkerung soll weiterhin wachsam sein, denn die Gefahr von weiteren Schlammstromabgängen ist groß.

Lahare entstehen, wenn starke Regenfälle vulkanische Ablagerungen auf einer Vulkanflanke mobilisieren und sich zu Schlamm vermischen. Neben Vulkanasche kann der Schlamm große Gesteinsblöcke und Baumstämme transportieren, die sich sehr zerstörerisch auswirken.

Am Semeru kommt es während der Regenzeit immer wieder zu Laharabgängen. Der Vulkan ist praktisch daueraktiv. In seinem Krater wächst ein Lavadom und täglich kommt es zu zahlreichen Ascheeruptionen. Sie bedecken den Vulkan mit einer Ascheschicht, die den Grundstoff der Lahare liefern.

Die eruptive Aktivität des Semeru ist nach wie vor recht hoch, dennoch halbierte sich die Anzahl der täglichen Eruptionen seit Ende März fast. Aktuell werden täglich ca. 40 Explosionen registriert. Vulkanasche steigt meistens zwischen 400 und 800 m über Kraterhöhe auf. Die vulkanisch bedingte Seismizität kann als niedrig bis moderat eingestuft werden.

Die starken Regenfälle lösten nicht nur den Lahar aus, sondern verursachten in der Provinz Lumajang auch Überflutungen und Erdrutsche abseits des Vulkans.



Island: Vulkanausbruch, Erdbeben und Bodenhebung

Der Vulkanausbruch aus Island geht weiter – Neue Erdbeben bereiten Sorgen

Auf Island dauert der Vulkanausbruch bei Svartsengi weiter an, jedoch lässt sich ein leicht rückläufiger Trend beobachten. In den letzten Tagen hat der Tremor etwas nachgelassen und entsprechend hat sich der Lavaausstoß verringert. Dennoch brodelt die Lava immer noch im Krater auf der Sundhnukar-Spalte, und es wird weiterhin ein Lavastrom gefördert. MIROVA zeigt eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW an.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort und bleibt im Großen und Ganzen konstant. Seit Beginn des Ausbruchs hat sich der Boden um fast 8 Zentimeter gehoben, und es fehlen nur noch etwa 2 Zentimeter bis zur Parität mit dem Niveau vor dem Ausbruch. Es wird also weiterhin Magma in die flach gelegenen Reservoirs unter Svartsengi gefördert.

Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson spekuliert in einem Interview mit MBL darüber, dass der Ausbruch in den nächsten zwei Wochen enden könnte, und dass sich wahrscheinlich eine weitere Eruption entwickeln wird, ähnlich wie wir es seit dem letzten Herbst bereits vier Mal gesehen haben. Er schließt jedoch auch nicht aus, dass eine mehrjährige Pause eintreten könnte. Es ist natürlich auch denkbar, dass sich der Ausbruch an eine andere Stelle auf Reykjanes verlagert. Die an Sundhnukar angrenzenden Eruptionsspalten wie Eldvörp oder das Krýsuvík-System wären dafür prädestiniert, wo gestern wieder mehrere Erdbeben auftraten.

Was die Erdbeben betrifft: Gestern gab es wieder zahlreiche, die sich auf verschiedene seismisch aktive Zonen Islands verteilten. Besonders betroffen waren Grímsvötn/Bardarbunga unter dem Vatnajökull, das Askja-System und die Tjörnes-Fracture-Zone. Þorvaldur Þórðarson sieht die Gefahr, dass auch Vulkane jenseits der Reykjaneshalbinsel aktiv werden könnten, und wies darauf hin, dass einige Vulkane statistisch gesehen für einen Ausbruch fällig wären. Dazu zählen Grímsvötn, Askja und Katla. Den Vulkan Hekla erwähnte der Vulkanologe nicht, dennoch zählt er zu den isländischen Vulkanen, die ebenfalls wieder fällig wären.

Immobilienpreis auf Island steigen kräftig

Auf Reykjanes bleiben die Probleme bestehen, und vor allem sorgt man sich um die Bewohner von Grindavik. Viele Betroffene, deren Häuser durch die Erdbewegungen im Stadtgebiet unbewohnbar geworden sind, warten weiterhin auf Zahlungen von den Versicherungen, ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Darüber hinaus haben auch viele andere Bewohner der Stadt beschlossen, sie zu verlassen. Infolgedessen steigen die Miet- und Immobilienpreise auf Island kräftig, was sich natürlich auf den Gesamtmarkt auswirkt.



Türkei: Erdbeben Mw 5,6 verursacht Schäden

Ein mittelstarkes Erdbeben richtete in der Türkei Schäden an – Schwarzmeer-Region betroffen

Datum 18.04.2024 | Zeit: 15:11:26 UTC | Lokation: 40.043 ; 36.012 | Tiefe: 8 km | Mw 5,6

Am Donnerstag ereignete sich in der Türkei um 15:11 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,6. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC im Süden des Schwarzen Meeres verortet und lag 8 km westnordwestlich von Sulusaray. In dem kleinen Ort, der gut 280 Kilometer östlich von Ankara liegt, leben gut 4000 Menschen.

Das Erdbeben richtete einige Schäden an. Betroffen waren vor allem ältere Gebäude im Dorf Bugdayli, das nahe des Epizentrums liegt. Auf Bildern sind einige eingestürzte Gebäudemauern zu sehen. Große Zerstörungen blieben aber aus und Berichte über Opfer liegen ebenfalls nicht vor. Dafür war der Erdstoß in einem großen Umkreis zu spüren gewesen: Dem EMSC liegen sogar Meldungen aus dem 600 Kilometer entfernten Istanbul vor. Es gab sowohl einige moderate Vorbeben als auch zahlreiche Nachbeben. Es besteht die Möglichkeit, dass in der Region demnächst stärkere Erdbeben auftreten.

Der Erdstoß manifestierte sich an einem Seitenarm der Nordanatolischen-Verwerfung. Diese prägnante Störungszone verläuft in etwa parallel zur Südküste des Schwarzen Meeres und ist gut 1500 Kilometer lang. Die dextrale Blattverschiebung bildet die Plattengrenze zwischen der Anatolischen Platte und Eurasien und ähnelt der San-Andreas-Fault in den USA. Genauso wie dort können Starkbeben auftreten, die einige Metropolen der Türkei gefährden, von denen Istanbul am Bosporus die bekannteste ist. Die beiden Erdkrustenplatten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Zentimetern im Jahr aneinander vorbei, und können sich in einigen Segmenten verhaken. Es entstehen große Spannungen im Gestein und es kann zum Bruch kommen. Die dabei freigesetzte Energie verursacht Erdbeben, die sich wellenförmig im Gestein ausbreiten. Das verheerende Gaziantep-Erdbeben (Mw 7,8) vom letzten Jahr manifestierte sich an der südöstlichen Plattengrenze der Anatolischen Platte, wo sie an die Arabische Platte stößt. Dort hat sich die Erde immer noch nicht beruhigt und es gibt weiterhin Nachbeben.

Deutschland: Schwarmbeben magmatischen Ursprungs

Weitere Erdbeben erschüttern Deutsch-Tschechisches Grenzgebiet im Vogtland – Magmatischen Ursprungs vermutet

Datum 18.04.2024 | Zeit: 12:01:55 UTC | Lokation: 50.369 ; 12.482 | Tiefe: 5 km | Mb 2,6

Die Grenzregion zwischen Deutschland und der Tschechei wird weiterhin von Erdbeben heimgesucht und es gab heute einige Erschütterungen im Raum Klingenthal. Das stärkste Beben der letzten 24 Stunden hatte eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km südöstlich von Falkenstein verortet. Beim Tschechischen Erdbebendienst taucht dieses Beben allerdings nicht auf. Hier werden nur einige Erschütterungen im Bereich der Mikroseismizität angezeigt. Es ist also möglich, dass das EMSC/GFZ ein Beben hochskaliert und dass die Daten noch korrigiert werden.

Erdbebenschwarm wird von neuem seismischen Netzwerk detektiert

Interessant sind die Vorgänge im Vogtland auf jeden Fall. Gestern gab es eine Pressemeldung vom GFZ, die Bezug zu den Vorgängen nimmt. Die Forscher teilten mit, dass die Erdbeben von einem neu implementierten Geofonnetzwerk detektiert wurden, das erst kürzlich in Betrieb genommen wurde. Die fünf seismischen Sensoren wurden in bis zu 400 m tiefen Bohrlöchern platziert und sind besonders empfindlich. Sie sind so eingestellt, dass sie sehr schwache Erschütterungen detektieren können.

Seit Inbetriebnahme am 20. März wurde ein ungewöhnliches Erdbebenschwarmereignis in der Nähe von Klingenthal an der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland registriert. In den ersten 14 Tagen hat dieses Netzwerk Tausende von Erdbebensignalen mit Magnituden zwischen 0 und 2,6 in Tiefen von acht bis zehn Kilometern erfasst. Diese Daten liefern eine einzigartige Grundlage für die Erforschung der Ursachen von Schwarmbeben im Vogtland.

„Das aktuelle Erdbebenschwarmereignis ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, nicht nur wegen seiner anhaltenden Dauer von mehr als 14 Tagen, sondern auch weil es der erste Schwarm in der aktivsten Region um Novy Kostel ist, der so weit nach Norden ausgreift und teilweise deutsches Gebiet betrifft“, sagt Torsten Dahm, Leiter der GFZ-Sektion „Erdbeben- und Vulkanphysik“ und Professor für Geophysik an der Universität Potsdam, der das Projekt von Seiten des GFZ leitet. „Besonders ungewöhnlich ist die Form des Erdbebenschwarms in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern, da die Beben erstmalig eine horizontale, kreisförmige Struktur aufweisen. Ein solches Muster wurde im Vogtland bisher noch nicht beobachtet“, so Dahm.

Mir stellt sich die Frage, ob es die Erdbeben schon länger gibt und unentdeckt blieben, oder ob es ein Zufall war, dass sie einsetzten, als das neue Netzwerk in Betrieb genommen wurde.

Schwarmbeben sind weltweit insbesondere in vulkanisch aktiven Regionen zu beobachten. Es wird vermutet, dass sie durch Fluidbewegungen im Untergrund ausgelöst werden.

Die sächsische Region zwischen Bad Brambach, Plauen und Oelsnitz ist regelmäßig von Erdbebenschwärmen betroffen, die mit magmatischen Prozessen im Erdmantel und der Erdkruste zusammenhängen. Der aktuelle Schwarm bei Klingenthal liegt nördlich der aktivsten Schwarmbebenzone der Region bei Novy Kostel in Tschechien, die sich in den letzten Jahren sowohl nach Süden als auch nach Norden ausgeweitet hat. Die Ausdehnung dieser Zone beträgt bereits mehr als 15 Kilometer. Allerdings gibt es in der Region auch einige Störungszonen, die tektonische Erdbeben hervorbringen können. Aufgrund der geringen Tiefe der Erdbeben hatte ich zunächst einen tektonischen Hintergrund vermutet. Sollten die Beben tatsächlich vulkanotektonischer Natur sein, dann sieht es so aus, als wären in den letzten Jahren magmatische Fluide von 30 Kilometern Tiefe auf 5 Kilometer aufgestiegen. Für gewöhnlich bilden sich in dieser Tiefe Magmenkörper, bevor es zu einem Vulkanausbruch kommt. Es wäre nun zwingend erforderlich, auf Bodenhebungen zu achten. (Quelle der Pressemeldung GFZ)



Ruang eruptiert hochaufsteigende Aschewolken

Staat: Indonesien| Koordinaten: 2.3, 125.37 | Aktivität: Ascheeruption

Vulkan Ruang spie Vulkanasche bis auf 16 Kilometer Höhe aus – Flughafen von Manado gesperrt

Die Eruptionen des Vulkans Ruang setzten sich gestern fort und steigerten ihre Intensität noch einmal. Das VAAC Darwin brachte eine VONA-Meldung heraus, nach der Vulkanasche in mehr als 16.000 m Höhe detektiert worden war. Für den Flugverkehr herrscht Alarmstufe „Rot“ und vorsorglich stellte der Flughafen von Manado auf Sulawesi seinen Betrieb ein. Die Sperrzone um den Ruang wurde auf 6 Kilometer erhöht und es wurden nun auch Ortschaften auf der Nachbarinsel Tagulandang evakuiert. Insgesamt sind nun mehr als 6000 Menschen vor dem wütenden Vulkan in Sicherheit gebracht worden. Medienberichten zufolge wurde Tsunamialarm gegeben, weil ein Kollaps der Vulkanflanke befürchtet wird, doch auf der Seite des PVMBG ist nur der Hinweis zu lesen, dass Felsbrocken, die in den Ozean stürzen, Tsunamis auslösen könnten. Eine echte Tsunamiwarnung kann ich nicht entdecken.

In den Tätigkeitsberichten vom VSI liest sich die Angelegenheit weniger dramatisch, denn hier wird von Aschewolken berichtet, die nur bis zu 3000 m über Kraterhöhe aufgestiegen sein sollen. Mit keinem Wort werden die heftigen vulkanischen Gewitter beschrieben, die auf Fotos und Videos dokumentiert wurden. Dennoch wird auch hier vor Pyroklastika gewarnt, die bis in 5 Kilometern Entfernung vom Krater niedergehen könnte.

Die größte Gefahr, die ich sehe, ist die Entstehung pyroklastischer Dichteströme, die im Falle eines Eruptionswolkenkollaps weitaus größere Entfernungen zurücklegen könnten, als der Radius des Sperrgebietes vermuten lässt.

Bemerkenswert ist nicht nur die Stärke der Eruption, sondern auch ihre rapide Evolution: Scheinbar aus dem Nichts ging der Ruang von Null auf Hundertachtzig! Es dürfte sich um den schnellsten Magmenaufstieg aus größerer Tiefe in den letzten Jahrzehnten gehandelt haben. Hier ist es tatsächlich denkbar, dass die beiden tektonischen Erdbeben vor der Eruption diese ausgelöst haben. Es stellt sich nun die Frage, woher das Magma kommt. Hatte es sich langsam und schleichend in einem Magmenkörper in ca. 5 Kilometern Tiefe akkumuliert, oder sollte es aus einer Magmenansammlung in der Asthenosphäre stammen? Die seismischen Daten der letzten Monate ließen auf jeden Fall keinen Rückschluss darüber vor, dass sich so ein heftiger Vulkanausbruch zusammenbraute. Die Situation ist bestenfalls mit jener am Vulkan Chaiten in Chile zu vergleichen. Dort wuchs nach der initialen Eruptionsphase im Jahr 2008 ein Lavadom im Krater.



Arabische Emirate: Unwetter löst Überflutungen aus

Unwetter mit Starkregen verursachten Überflutungen in Dubai – Flughafen stand still

In den letzten Tagen kam es in vielen Regionen der Arabischen Halbinsel zu Unwettern, die von sintflutartigem Regen begleitet wurden. Besonders stark traf es die Vereinigte Arabische Emirate. Innerhalb weniger Stunden fielen in Dubai 142 Liter Wasser auf den Quadratmeter. Eine Wassermenge, mit der weder der Wüstenboden noch die Kanalisation klarkam, so dass es zu starken Überflutungen kam. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse und schwemmten Autos mit und überfluteten Gebäude. Medienberichten zufolge ertrank mindestens eine Person in ihrem überfluteten Fahrzeug.

In Mitleidenschaft gezogen wurde auch der Internationale Flughafen von Dubai. Er gilt als der zweitgrößte Flughafen der Welt und fertigt das größte Passagieraufkommen im Internationalen Flugverkehr ab. Erstaunlich schlecht war man dafür auf das Extremwetterereignis vorbereitet und es wurden teils chaotische Szenen beobachtet: Bevor der Betrieb komplett eingestellt wurde, manövrierten Flugzeuge wie Boote über das komplett überflutete Vorfeld. Gestern Morgen wurde der Flugbetrieb dann bis Mitternacht eingestellt. Tausende Passagiere strandeten am Flughafen, was vor allem für Flugreisende im Transit unangenehm war. Am Flughafen fielen innerhalb von 12 Stunden 100 Liter Wasser auf den Quadratmeter: Mehr Niederschlag, als sonst in einem ganzen Jahr. Es waren die stärksten Niederschläge seit Beginn der Klimaaufzeichnungen in den Emiraten. Das war im Jahr 1949.

Schnell kam der Verdacht auf, dass die Menschen auch jenseits des anthropogenen Klimawandels eine Mitschuld an die Sintflut tragen könnten, denn in dem Wüstenstaat wird „Cloud Seeding“  betrieben: Per Flugzeug werden Chemikalien in Wolken ausgebracht, die Regen auslösen sollen. So könnte es sein, dass die falschen Wolken geimpft wurden. Meteorologen wiesen allerdings darauf hin, dass entsprechend starke Tiefdrucksysteme wie das aktuelle, frühzeitig erkannt werden und nicht mit Chemikalien behandelt werden.

Unwetter gab es auch in den Staaten Bahrain, Oman, Katar und Saudi-Arabien. In den sozialen Medien wurden Videos geteilt, die auch hier Überflutungen zeigen. Wassermassen schossen durch Wadis und rissen Fahrzeuge mit. Im Oman starben mindestens 17 Menschen in den Wassermassen.

Schwere Überflutungen in Afghanistan und Pakistan

Nicht nur auf der Arabischen Halbinsel hieß es Land unter, sondern auch in den ebenfalls als arid eingestuften Ländern Afghanistan und Pakistan. Hier sind ganze Landstriche überflutet und Tausende Häuser betroffen. Es ist von mindestens 100 Todesopfern die Rede. In den letzten Jahren gibt es hier eine signifikante Zunahme der Niederschlagsmengen. Oft kommt es zu monsunartigen Regenfällen im Frühjahr, die mit der Schneeschmelze zusammentreffen.

Campi Flegrei: Signifkante Aktivitätserhöhung

Über 240 Erschütterungen in einer Woche – Bodenhebung beschleunigte sich während Schwarmbeben unter Campi Flegrei

In den letzten Tagen gab es unter dem Calderavulkan Campi Flegrei weitere Erdbeben, die im Zusammenhang mit dem Bradyseismos standen. Die Erschütterungen bildeten zusammen einen Erdbebenschwarm, der erst gestern Abend abflaute. Die Mehrzahl der Erdbeben hatte geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen im Bereich des Hydrothermalsystems. Das stärkste Beben gestern hatte eine Magnitude von 2,5 und einen Erdbebenherd in 2,6 Kilometern Tiefe. Wie schon in den Tagen zuvor scheinen die stärkeren Erschütterungen vulkanotektonischen Ursprungs zu sein und entstanden infolge von aufsteigenden magmatischen Fluiden, die sich ihren Weg durch das Deckgestein der Caldera bahnten, wobei es zu Rissbildung gekommen ist.

Von besonderem Interesse ist diesmal das Wochenbulletin des INGV für den Beobachtungszeitraum 8. bis 14. April 2024. Dort ist zu lesen, dass es in dieser Woche 242 Erdbeben gab. Das Heftigste hatte eine Magnitude von 3,7 und war bis zum Golf von Neapel zu spüren gewesen. Wie es auch schon während des starken Erdbebenschwarms im September letzten Jahres der Fall gewesen war, beschleunigte sich während des Höhepunkts der seismischen Aktivität die Bodenhebung signifikant. Während des Zeitraums 9. bis 10. April wurde an der Station RITE ein Bodenanstieg von etwa 10 mm registriert. Danach kehrte die Bodenhebung wieder zu ihrer vorherigen Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat zurück. Einen Anstieg erlebte ebenfalls die Gastemperatur: An der Pisciarelli-Fumarole betrug sie in 5 Metern Entfernung zur Hauptfumarole 96 Grad. Ein Anstieg um 2 Grad.

Am Wochenende wurden in den sozialen Medien Fotos der Solfatara veröffentlicht, die ungewöhnlich schwache Entgasungen zeigten. Hier könnte es sein, dass besondere meteorologische Bedingungen die sonst übliche Kondensation der Gase zu Dampf verhinderten, oder es fanden tatsächlich weniger Entgasungen statt. Das bringt mich zu dem Gedanken, dass Aufstiegswege verstopft sein könnten oder dass der Vulkan erstmal sein Pulver verschossen hat.

Offenbar wurden Bodenhebung und Erdbeben durch eine Blase heißer Fluide ausgelöst, die aus größerer Tiefe aufgestiegen sind. Nun stellt sich die Frage, was in größerer Tiefe passierte. Sammelte sich die Fluidblase unter der Deckschicht, bis ein kritischer Wert überschritten wurde, damit Gas und Tiefenwässer aufsteigen konnten, oder wurde der Aufstieg durch einen Blubb frischen Magmas verursacht, der in dem Magmenkörper Eindrang, der in 4 bis 5 Kilometern Tiefe vermutet wird? Wir wissen es nicht! Auch wenn kein Grund zur Panik besteht, darf man durchaus etwas beunruhigt sein, dass die Bodenhebungsphase letztendlich in einem Vulkanausbruch gipfeln könnte.