Ausbruch auf Island pulst – Er gilt als zweitgrößter Ausbruch der Serie
Die Eruption entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der isländischen Reykjabeshalbinsel geht unverändert weiter. Wobei den Ausdruck „unverändert“ man bei einem Vulkanausbruch eigentlich nicht verwenden darf, denn jede Eruption ist ein äußerst dynamischer Prozess und das einzig Stetige ist die Veränderung. Nur für uns Menschen sind sie zu subtil, als dass wir sie differenziert wahrnehmen könnten. Unverändert bezieht sich in diesem Kontext also eher auf das Verhalten des Vulkans als auf die Details: Weiterhin ist die meiste Zeit einer der Schlote aktiv und fördert niedrige Lavafontänen, die einen Lavastrom speisen. Doch mehrmals am Tag kommt es zu einem Aufpulsen der Aktivität und zu einem Lavaüberlauf aus einem zweiten Schlot, der neben dem ersten Schlot liegt. Dieses Aufpulsen kann durchaus kraftvoll sein und nachdem einige Minuten beide Schlote aktiv sind, stellt der erste Schlot seine Tätigkeit ein, während der zweite Schlot alles gibt, nur um nach einigen Minuten wieder runterzufahren und die Tätigkeit dem ersten Schlot zu übergeben. Dieses Pulsen konnte man schon während der ersten Fagradalsfjall beobachten. Im späteren Verlauf wurden dann mehrere hundert Meter hohe Lavafontänen ausgespien. Das könnte aber auch an der Architektur des Schlackenkegels um den Schlot gelegen haben, denn er war wie ein großer Hornito, der sich stark nach oben verjüngte und wie ein Kanonenrohr fungierte. Es ist also offen, ob wir bei dieser Eruption irgendwann Ähnliches sehen werden, aber die Möglichkeit besteht.
Die IMO-Forscher veröffentlichten gestern Nachmittag einen neuen Bericht mit belastbaren Daten zur Eruption. Demnach bedeckt das neue Lavafeld eine Fläche von 9,1 Quadratkilometern und ist im Mittel 5 m mächtig. Das ergibt ein Lavavolumen von 47 Millionen Kubikmetern. Damit belegt der Vulkanausbruch No. 7 in Bezug auf die geförderte Lavamenge bereits jetzt den zweiten Platz. Die Messwerte werden vom 28. November stammen, also 8 Tage nach Eruptionsbeginn. Während des vorherigen Ausbruchs wurden innerhalb von 15 Tagen 67 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Die aktuelle Eruption hat also noch die Chance auf das Siegertreppchen, wenn sie lange genug andauern sollte.
Zwischen dem 23. und 28. November betrug die durchschnittliche Lavaflussrate etwa 11 m³/s. Vorgestern wurde sie auf 7–8 m³/s geschätzt und gestern auf 5–10 m³/s. Die Bodendeformation ändert sich von Tag zu Tag nur minimal, sodass man davon ausgehen kann, dass der Magmenaufstieg aus der Tiefe in den flachen Magmenkörper unter Svartsengi in etwa der Förderrate entspricht und diese nur wenig übersteigt.
Hohe Luftverschmutzung durch Vulkangase
IMO weist darauf hin, dass auf Wanderwegen in der Nähe der Eruptionsstelle eine gesundheitsschädliche Gasverschmutzung herrscht. Die Gefahrenbewertung wurde entsprechend aktualisiert.
Am 28. November haben Experten des isländischen Wetterdienstes die SO₂-Emissionen des Ausbruchs gemessen. Die gemessene Emissionsrate betrug 64–71 kg/s. Es wird erwartet, dass die Gasverschmutzung in den kommenden Tagen anhält und potenziell Unwohlsein oder gesundheitliche Risiken verursacht, insbesondere auf Wanderwegen in der Nähe von Fagradalsfjall und rund um die Eruptionsstelle. Wettervorhersagen zur Gasausbreitung werden vom Wetterüberwachungsdienst bereitgestellt.