Erdbeben-News 24.03.23: Schwarmbeben

Heute gibt es gleich 2 Schwarmbeben in vulkanisch aktiven Regionen. Sie finden sich in Süditalien und auf Island. Konkret ist die Rede von einem Schwarm in der italienischen Caldera Campi Flegrei und auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Reykjanes: Schwarmbeben bei Bláfjallaskáli

Der seismische Schwarm bei Bláfjallaskáli setzte am Mittwochabend ein, als erste Erschütterungen registriert wurden. Im Laufe der Nacht steigerte sich die Erdbebentätigkeit und bis heute Nachmittag wurden im Bereich der Reykjanes-Halbinsel 151 Erdbeben registriert. In der Region Bláfjallaskáli gab es zwar die meisten Beben, doch einige manifestierten sich auch in anderen Lokationen der Halbinsel. Laut IMO hatten 22 Beben Magnituden im 2er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Md 2,8 und hatte ein Hypozentrum in 5,8 km Tiefe. Die Erdbeben sind wahrscheinlich tektonischer Natur. Es ist nicht auszuschließen, dass die Beben zumindest indirekt mit Magmenaufstieg assoziiert sind. Doch bevor man hier über einen bevorstehenden Vulkanausbruch spekulieren kann, müsste die Aktivität wochenlang anhalten und noch stärker werden.

Bláfjallaskáli ist ein Wintersportgebiet am BláfjöllVulkansystem, dass sich in einem der 5 großen Spaltensysteme von Reykjanes befindet. Hierbei handelt es sich um das Brennisteinsfjöll- System. Zum Bláfjöll-Vulkansystem gehört auch die Lavahöhle, die als begehbare Magmakammer des Vulkans Thrihnukagigur beworben wird. Die Beben dürften den Betreiber des Betriebs nicht erfreuen.

Auch an anderen Stellen auf Island kam es zu weiteren Erdbeben. Hervorheben möchte ich einige Erschütterungen, die sich unter dem Gletschervulkan Katla ereigneten. Hier gab es in den letzten 2 Tagen 17 schwache Beben. Eine Handvoll Erdbeben gab es auch im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems. Doch hier ist eher ein Rückgang der seismischen Aktivität festzustellen als eine Aktivitätssteigerung.


Campi Flegrei mit Schwarmbeben

Unter der süditalienischen Caldera gab (und gibt) es ein Schwarmbeben, das heute 24 Einzelerschütterungen erzeugte. Das stärkste Beben brachte es auf eine Magnitude von 2,6. Es hatte ein Hypozentrum in 2,4 km Tiefe und ein Epizentrum, das ein wenig östlich des Kraterandes der Solfatara lag. Die Bodenhebung hält unvermindert an.

Im letzten Bulletin hieß es, dass sich der Boden seit 2011 bis jetzt um 1 Meter hob. Die restlichen geophysikalischen Parameter lagen im Bereich dessen, was man mittlerweile gewöhnt ist.

Zusammenfassung:

  • Im isländischen Vulkangebiet von Bláfjöll kommt es zu einem Schwarmbeben.
  • Bis jetzt wurden gut 150 Beben in dem Areal registriert.
  • Einen Erdbebenschwarm gibt es auch unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei.
  • Hier wurden 24 Beben festgestellt.

Caldera Campi Flegrei am 15.03.23

Campi Flegrei: Erdbeben, Bodenhebung und neue Erkenntnisse zum Kohlendioxid

Unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei gab es weitere Erdbeben. Die stärkste Erschütterung der letzten Wochen ereignete sich am Montag und hatte eine Magnitude von 2,8. Das Hypozentrum befand sich in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag einige Hundert Meter nördlich der Solfatara und südlich des Kraters Astroni. Seitdem gab es 11 schwächere Erschütterungen.

Im Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 6.-12. März 2023 heißt es, dass 29 Erdbeben registriert wurden. Das Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung bliebt bei 15 mm im Monat und beträgt seit 2005 mehr als 105 cm. Betrachtet man die Bodenhebung seit 2011, dann kommt man auf einen Wert von 95 cm. Die Gastemperaturen der Pisciarell-Hauptfumarole schwankten zwischen 79 und 95 Grad und hatten einen Durchschnittswert von 82 Grad. Die großen Schwankungen beruhen wahrscheinlich auf meteorologischen Effekten, denn es wird in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen.

Neue Studie enthüllt Herkunft des Kohlendioxids

Es wurde eine neue INGV-Studie veröffentlicht, die den steigenden Kohlendioxid-Ausstoß der letzten Jahre zum Untersuchungsgegenstand hatte. Seit dem Jahr 2005 stieg der Kohlendioxid-Ausstoß kontinuierlich an. Damit ging eine Erhöhung der Fumarolentemperaturen einher. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass zwischen 20% und 40% des ausgestoßenen Kohlendioxids von nicht magmatischen Quellen stammt. Laut Aussage der INGV-Forscherin Lucia Pappalardo stößt der Calderavulkan aktuell täglich zwischen 3000-5000 Tonnen Kohlendioxid pro Tag aus. Das meiste Gas entweicht dabei den Fumarolen im Bereich der Solfatara. Der Gasausstoß liegt in dem Bereich, wie er für eruptierende Vulkane typisch ist. So entwichen dem Kilauea-Lavasee zuletzt gut 2800 Tonnen Kohlendioxid am Tag. Das geruchslose Gas ist nach Wasser die zweitflüchtigste Substanz im Magma, doch besonders in großen Calderen mit einem ausgeprägten Hydrothermalsystem kann das Kohlendioxid auch aus anderen Quellen als dem Magma stammen. Um ein möglichst genaues Bild der Prozesse im Untergrund zu erhalten, ist es wichtig zu verstehen, woher das Kohlendioxid stammt.

Der INGV-Forscher Gianmarco Buon erklärte, dass bis zu 40 Prozent des emittierten Kohlendioxids aus der Auflösung von hydrothermalem Kalzit in den Gesteinen des Untergrunds stammen, während der Rest aus tiefen magmatischen Quellen kommt. Saure hydrothermale Lösungen lösen chemische Reaktionen im umgebenden Kalkgestein aus. Somit steigt deutlich weniger Kohlendioxid direkt aus dem Magmenkörper des Vulkans auf, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Dennoch ist der Wert des emittierten magmatischen Kohlendioxids immer noch hoch. (Quelle: Geology: “Discriminating carbon dioxide sources during volcanic unrest: The case of Campi Flegrei caldera“ und Pressemeldung INGV)

Erdbeben-News 02.03.23: Campi Flegrei

Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei

Datum: 02.03.23 | Zeit: 03:34:40 UTC | 40.822 ; 14.121 | Tiefe: 0,9 km | Md 1,5

Gestern begann ein neuer Erdbebenschwarm unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Er dauert bis zur Stunde an und besteht bis jetzt aus 31 Erschütterungen. Überwiegend handelt es sich bei den Beben um Mikrobeben mit geringen Magnituden in geringen Tiefen. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,5 in 0,9 km Tiefe. Das Epizentrum lag in der Hafengegend von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich im Bereich des Solfatara-Kraters.

Am Dienstag wurde der neue Wochenbericht der Wissenschaftler vom INGV veröffentlicht. Dort ist zu lesen, dass sich im Beobachtungszeitraum 20. bis 26. Februar 30 schwache Erdbeben ereigneten. Sie spiegeln Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem des Vulkans wieder, die sehr wahrscheinlich von einer Magmen-Akkumulation in 5 km Tiefe befeuert werden. Die langjährige Bodenhebung setzte sich auch Ende Januar fort und betrug ca. 15 mm im Monat. Seit 2011 erhöhte sich der Boden um bis zu 99 cm. Hält der Trend an, dann wird im März die 1 m Marke geknackt. Bedenkt man, dass leichte Bodenhebungen bereits im Jahr 2005 begannen, dann summierte sich die Bodenhebung bereits im letzten Jahr auf mehr als einen Meter. Generell ist das freilich ein hoher Wert, doch bei früheren Hebungsphasen wurde der Boden um mehr als 2 m angehoben, ohne dass es zu einem Vulkanausbruch gekommen wäre. Dennoch ist man vor Ort besorgt, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte. Vor einer Eruption würde man allerdings eine deutliche Beschleunigung der Bodenhebung erwarten, sowie Schwarmbeben mit Hunderten Events am Tag.

Die restlichen geophysikalischen Parameter lagen im üblichen Bereich. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole betrug in 5 m Entfernung im Durchschnitt 89 Grad, wobei ein Maximalwert von 96 Grad erfasst wurde. Der Kohlendioxid-Ausstoß bewegt sich auf hohen Werten, was darauf hindeutet, dass reichlich Gas magmatischen Ursprungs ausgestoßen wird.


Weitere Erdbeben-News:

Ätna mit weiteren schwachen Erdbeben

Datum: 01.03.23 | Zeit: 00:21:09 UTC | 37,7416; 14,759 | Tiefe: 3,65 km | ML 2,3

In den letzten Tagen zog die Erdbebentätigkeit am Ätna wieder etwas an. Dennoch liegt sie noch weiter hinter dem zurück, was man vor größeren Eruptionsphasen der letzten Jahre beobachten konnte. Gestern gab es 2 Erdbeben im Westen des Vulkans nahe des Ortes Bronte. Sie hatten die Magnituden 2,3 und 2,0 und lagen gut 14 und 15 km tief. Vier schwächere Erschütterungen ereigneten sich im Norden des Ätnas nahe des Monte Collabasso.


Erdbeben Mw 5,7 in Mexiko

Datum: 02.03.23 | Zeit: 04:40:45 UTC | 16.38 N ; 94.26 W | Tiefe: 102 km | Mw 5,7

Im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca manifestierte sich das bislang stärkste Erdbeben des heutigen Tages. Es hatte eine Magnitude von 5,7 und eine Herdtiefe von 102 km. Damit lag es in der Grenzschicht der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Chahuites festgestellt.

Vulkan Campi Flegrei: Neueröffnung der Solfatara?

Solfatara-Krater wird trotz anhaltender Seismizität scheinbar wieder zugänglich gemacht

Seit gestern ist die Erdbebentätigkeit im Bereich der Solfatara wieder etwas erhöht. Die Seismometer des INGV registrierten seit gestern 15 Erdbeben geringer Magnituden. Die beiden Stärksten brachten es auf M 1,1 und lagen in Tiefen von 3,7 und 1,4 km. Während das tiefere Beben im Golf von Pozzuoli lag, manifestierte sich das flacher liegende Erdbeben unter dem Solfatara-Krater. Dort befanden sich auch die meisten anderen Beben des Schwarms.

Im letzten Wochenbericht des zuständigen Observatoriums in Neapel hieß es, dass sich die Bodenhebung weiter auf hohem Niveau befindet. Zwar konnte kein exakter Wert ermittelt werden, da sich die Bodenhebung nach einer Flaute im Dezember wieder beschleunigte, doch man geht davon aus, dass sie wieder im Bereich von 15 mm im Monat liegt. Seit 2011 hob sich der Boden um ca. 97.5 cm und wenn es so weitergeht, wird bald die 1-m-Marke geknackt werden. Die Gastemperatur an der Fumarole von Pisciarelli war ebenfalls hoch und lag im Durchschnitt bei 92 Grad Celsius.

Solfatara soll wiedereröffnet werden

Trotz der weiterhin hohen hydrothermalen Aktivität und der Gefahr, dass sich phreatische Eruptionen ereignen könnten, arbeitet man gerade daran, den Solfatara-Krater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für mich kommt das einer kleinen Sensation gleich, denn ich finde diesen Platz im Herzen Südeuropas geradezu magisch: ein Kleinod für alle Vulkanspotter und eine vergleichsweise ruhige Oase in der Nähe des quirligen Neapels. Mir ist zwar noch kein offizieller Eröffnungstermin bekannt geworden, doch in unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag gepostet von jemandem, der dort gerade an den Aufräumarbeiten beteiligt ist. Und so wie es aussieht, wird auch der Campingplatz wieder hergestellt. Vielleicht kann man also dort bald wieder übernachten, was die Sache noch interessanter machen würde.

Die Anlage wurde im Jahr 2017 geschlossen, nachdem mehrere Mitglieder einer Familie in eine fumarolisch aktive Grube gestiegen sind und erstickten. Sie versuchten ein Kind ihrer Familie zu retten, das offenbar in einem abgesperrten Bereich unterwegs war und dort durch die dünne Kruste gebrochen ist.

Erdbeben-News 19.01.23: Campi Flegrei

Erdbeben M 2,5 unter der Campi Flegrei

Datum: 19.01.23 | Zeit: 08:44:30 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 3 km |  Md 2,5

Der italienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde heute Vormittag von einem Erdbeben der Magnitude 2,5 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 2800 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem Westrand der Solfatara. Seit gestern wurden 7 weitere Erdstöße registriert. Möglicherweise wird das aktuelle Beben einen Schwarm mit sich bringen. Die Erdbeben hängen mit einer gesteigerten Aktivität des Hydrothermalsystems zusammen, das von einem Magmenkörper in 5 km Tiefe befeuert wird.


Seit gestern gab es zahlreiche erwähnenswerte Erdbeben, daher hier ein kurzer Überblick:

Zentrale Mittelmeerregion: Erdbeben Mw 5,1

Datum: 18.01.23 | Zeit: 15:54:46 UTC | Location 34.87 N ; 14.33 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

Eine Erdbebenserie ereignete sich gestern in der zentralen Mittelmeerregion südlich von Malta. Das stärkste Beben brachte es auf Mw 5,1 und hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 116 km südlich von Valletta auf Malta.


Erbeben Mb 5,0 in der Westägäis

Datum: 19.01.23 | Zeit: 02:22:27 UTC | 39.46 N ; 25.86 E | Tiefe: 13 km | Mb 5,0

Kurz vor der türkischen Küste bebte es mit einer Magnitude von 5,0. Das Hypozentrum lag 13 km tief. Das Epizentrum wurde 29 km westlich von Míthymna (Griechenland) verortet.


Erdbeben Mb 5,0 in Dschibuti

Datum: 18.01.23 | Zeit: 19:28:11 UTC | 11.79 N ; 43.21 E | Tiefe: 5 km | Mb 5,0

Der Golf von Tadjoura in Dschibuti wurde ebenfalls von einem Erdbeben Mb 5,0 getroffen. Der Erdbebenherd befand sich in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 23 km nördlich der Hauptstadt festgestellt. Für mich ein interessantes Erdbeben, weil es im Zusammenhang mit dem Ostafrikanischen Riftvalley steht und sich in einer Region nahe des Vulkans Erta Alé ereignete. Erst im Dezember hatte es im Afar-Dreieck mehrere vergleichbare Erschütterungen gegeben, die im Nordosten des Afar-Dreiecks lagen. Damals mutmaßte ich, dass in der Region mit weiteren Erdbeben zu rechnen ist. Diese Mutmaßung halte ich aufrecht. Offenbar steht die Erdkruste in der Region unter „Zugzwang“ und man muss mit weiteren Erdstößen und Vulkanausbrüchen rechnen.

Vulkan-News 18.01.23: Ätna

Ätna: Wiederaufnahme der Lavastrom-Aktivität

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Nachdem es gestern Vormittag so aussah, als würde die Lavastromaktivität enden, kam gestern Nachmittag die Meldung vom INGV rein, dass es im Bereich der Gipfelkrater zu einem weiteren Lavaaustritt gekommen sei. Heute Morgen ist er dann auch für alle auf der Thermalcam sichtbar und die Lava fließt wieder im Bereich des bekannten Lavafeldes, dessen Schöpfung am 27. November 2022 begann. Bis jetzt sieht es aber so aus, als würde sich die Aktivität auf das Umfeld des Förderschlots beschränken. Eventuell fließt auch wieder Lava entlang des Valle del Leone. Im größeren Valle del Bove ist aktuell keine Thermalsignatur frischer Lava zu erkennen.


Campi Flegrei: Bodenhebung zieht an

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Aktivität: Fumarolisch

Am italienischen Calderavulkan Campi Flegrei hat die Bodenhebung wieder zugenommen, nachdem es in den letzten Wochen hieß, dass sie nachgelassen hätte. Absolute Werte wurden vom INGV noch nicht mitgeteilt, dass durch das Auf und Ab längere Beobachtungen nötig sind. Im aktuellen Wochenbulletin wird noch der Wert von 15 mm pro Monat abgegeben. In der letzten Woche wurden 26 Erdbeben registriert. Die Pisciarelli-Fumarolentemperatur ist wieder auf einen Durchschnittswert von 89 Grad gesunken, wobei das Maximum bei 96 Grad lag.


Ruapehu heizt auf

Staat: Neuseeland | Koordinaten: -39.28, 175.57 | Aktivität: Hydrothermal

Ähnlich wie im letzten Frühjahr heizt auch diesen Winter der Kratersee am neuseeländischen Vulkan Ruapehu wieder auf. Im Dezember kletterte die Wassertemperatur auf 35 Grad und fiel Anfang Januar auf 32 Grad. Diesen Wert hält sie aktuell. Die Seismizität befindet sich über dem Backgroundlevel, ist aber nicht alarmierend hoch. Daher hält GeoNet den Alarmstatus „1“ aufrecht. Im Zuge der Aufheizung im Dezember kam es durch erhöhten Dampfausstoß auch zu einem kurzen Überlauf des Kratersees, der aber ohne gravierende Folgen blieb.

Erdbeben-News Campi Flegrei am 11.01.23

Neue Erdbeben erschüttern italienischen Calderavulkan

Gestern kam es unter dem Solfatara-Krater in der Caldera Campi Flegrei zu einem Erdbeben der Magnitude 2,0. Das Hypozentrum lag in 2,9 km Tiefe. Gestern gab es insgesamt 17 schwache Erschütterungen, von denen die meisten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. 5 Beben hatten Magnituden ab 1,0. Bereits 2 Tage zuvor hatte es einen Erdstoß Md 2,4 gegeben, der sich im Norden der Caldera manifestierte.

Das INGV berichtet in seinem Wochenbulletin, dass es im Beobachtungszeitraum 2. bis 8. Januar 2023 insgesamt nur 21 Erschütterungen gegeben hatte. Dagegen war der Monat Dezember hochaktiv mit 517 Erschütterungen. Nicht nur die Seismizität scheint in den letzten Wochen nachgelassen zu haben, sondern auch die Bodenhebungsrate. Sie wird zwar noch mit 15 mm pro Monat angegeben, aber es deutet sich eine deutliche Verringerung der Rate an, deren absoluter Wert erst noch ermittelt werden muss. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um ca. 960 mm. Im Jahr 2022 waren es 120 mm. Die Bodenhebung steht im Zusammenhang mit dem Phänomen des Bradyseismos: magmatische Fluide (sehr wahrscheinlich hydrothermale Tiefenwässer und vulkanische Gase) strömen in das Hydrothermalsystem des Calderavulkans und sorgen für die Bodenhebung. Die Fluide entströmen einem Magmenkörper, der sich in mehr als 5 km Tiefe befindet und durch eine massive Deckschicht vom Hydrothermalsystem getrennt ist. In Zeiten der Bodenhebung steigen sehr wahrscheinlich Magmen aus größerer Tiefe bis in den Magmenkörper auf. Unklar ist auch, ob auch zumindest ein Teil der Bodenhebung direkt mit dem Auffüllen des Magmenkörpers im Zusammenhang steht. Unklar sind auch die Mechanismen, die hinter dem umgekehrten Prozess stehen, wenn es zu einer Subsidenz (Absinken) des Calderabodens kommt. Sackt dann das Magma aus dem Magmenkörper wieder in größere Tiefen ab oder kommt nur kein Neues hinzu, weswegen dann die magmatischen Fluide fehlen, die zur Bodenhebung führen?

Auffällig war in der letzten Woche, dass die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole auf dem Kraterrand der Solfatara stark fluktuierte und sogar Spitzenwerte von bis zu 99 Grad Celsius erreichte. Die Durchschnittstemperatur betrug 92 Grad. In den Vorwochen lag der Spitzenwert bei 95 Grad. Also gab es eine Erhöhung der Gastemperatur, was ein Indiz für neues Magma im Magmenkörper darstellt.

Erdbeben-News 03.01.22: Campi Flegrei

Erdbeben Md 2,1 am Rand der Solfatara

Datum: 03.01.23 | Zeit: 13:54:18 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2 km | Md 2,1

Heute Nachmittag manifestierte sich unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei ein Erdstoß der Magnitude 2,1. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von ca. 2 km. Das Epizentrum wurde vom EMSC 11 km west-südwestlich von Neapel lokalisiert. Auf der zugehörigen Shakemap wurde das Epizentrum nördlich der Solfatara markiert. Das INGV verortete den Erdstoß hingegen am Ostrand der Solfatara. Darüber hinaus war die seismische Aktivität des Vulkans in diesem Jahr bereits recht hoch. Seit Jahresbeginn ereigneten sich 22 Erschütterungen, von denen das oben aufgeführt das Stärkste war. Genau wie am Stromboli, steht auch hier da wöchentliche Bulletin noch aus, sodass ich euch die geophysikalischen Parameter nachliefern muss. Ich rechne aber nicht mit signifikanten Veränderungen gegenüber der Vorwoche. Vor allem die Inflation sollte bei dieser Erdbebenaktivität hoch bleiben.

Inzwischen wurde das Wochenbulletin veröffentlicht. Entgegen meiner Annahme in Bezug auf die Inflation/ Bodenverformung sieht es so aus, als hätte die Hebungsrate abgenommen. Sie wird zwar noch mit 15±3 mm/Monat angegeben, es wird aber erwähnt, dass es so aussieht, als wäre der Trend rückläufig. Der neue Wert kann erst nach Vergleichsmessungen in der nächsten Woche ermittelt werden. Die Gesamthebungsrate seit 2011 beläuft sich auf ca. 96 cm. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist unverändert. Das Gleiche gilt für die Gastemperatur an der Hauptfumarole Pisciarelli: sie schwankt in 5 m Entfernung vom Austritt im Bereich zwischen ~85°C und ~95°C. Die Forscher gehen davon aus, dass die Variation meteorologisch verursacht wird und Regenfälle eine Auswirkung auf die Gastemperaturen haben. Im Beobachtungszeitraum 26. Dezember bis 1. Januar wurden 76 Erdbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,7. Auch wenn kein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen scheint, bleibt die Lage am größten Calderavulkan Europas spannend und für die Anwohner beunruhigend.

Vulkan Campi Flegrei mit Schwarmbeben

Erdbebenschwarm unter Campi Flegrei und Solfatara

Datum: 28.12.22 | Zeit: 02:35:57 UTC | 40.818 ; 14.146 | Tiefe: 0,5 km | Mb 2,4

Der italienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde von einem Schwarmbeben heimgesucht. Die Beben begannen gestern und dauerten bis heute Morgen an. 33 Erschütterungen wurden vom INGV registriert, von denen 5 Magnituden im Zweierbereich hatten, was relativ selten vorkommt. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,4 und ein Hypozentrum in 0,5 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich südlich der Solfatara, direkt an der Küstenstraße Via Napoli. Entlang der Straße lagen auch die anderen Erschütterungen im Zweierbereich. Schwächere Beben hat es im Süden des Solfatara-Kraters und an dessen Südostrand gegeben. Schwarmbeben sind keine Seltenheit im Bereich der Caldera und kommen momentan wieder öfters vor, als es in den Sommermonaten der Fall war. Studien zeigten, dass starke Niederschläge, die es in der Gegend vor allem im Winter gibt, Schwarmbeben triggern können. Allerdings besteht trotzdem ein Zusammenhang zum Hydrothermalsystem des Vulkans, denn durch den hohen geothermischen Gradienten entsteht Dampf im Untergrund, sodass der Druck im Hydrothermalsystem steigt, was die Erdbeben auslöst.

Gestern ist auch das Wochenbulletin des INGV zu den Campi Flegrei erschienen. Diskutiert wurden die Geschehnisse im Beobachtungszeitraum 19. bis 25. Dezember 2022. In der Zeit wurden 86 Erdbeben aufgezeichnet. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Die Bodenhebung bleibt konstant hoch. Die maximale Verformung lag bei 15±3 mm/Monat. Das NGV betont, dass es sich noch um vorläufige Werte handelt. Seit Januar 2011 hob sich der Boden um ca. 96 cm. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole schwankte zwischen 80°C und  95°C, wobei der niedrige Wert durch starken Regen zustande kam. Die Sonde ist in 5 m Entfernung zur Fumarole installiert, was ich relativ seltsam finde, da man Fumarolen-Temperaturen normalerweise an oder in der Mündung des Gasaustritts misst, damit atmosphärische Effekte keinen großen Einfluss auf die Messungen haben. Außerdem lässt sich nur so sagen, wann ein kritischer Wert erreicht ist. An anderen Vulkanen liegt dieser bei Gastemperaturen über 400 Grad. Wird dieser Schwellenwert überschritten, steigt das Risiko einer Eruption deutlich an.

Kurz angemerkt sei hier noch, dass es am Vesuv ebenfalls zu einem kleinen Schwarmbeben kam. Auch hier scheint die Seismizität in letzter Zeit wieder zuzunehmen.