Island: Erdbeben und Bodenhebung am 09. April


Im Bereich des Thermalgebiets Setlún im Krysuvik-Systems bebte es. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit steigerte sich auf Island wieder – Bodenhebung an zwei Vulkanen

Mit Beginn der Eruption der Sundhnúkar-Kraterreiche im Svartsengigebiet auf Island nahm die Seismizität nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ab, sondern auch in weiten Teilen Islands. Das änderte sich in den letzten Tagen, denn es wurden wieder zahlreiche Erdbeben registriert. Auf der ganzen Insel waren es innerhalb von 48 Stunden 113 Erschütterungen. Sicher ist das kein neuer Rekordwert, aber eine deutliche Zunahme gegenüber den letzten 3 Wochen. Auffällig ist eine Zunahme der Seismizität am Fagradalsfjall, im Kysuvik-System und am Bláfjöll, wobei es unklar bleibt, ob die Beben hier im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsfeld im Bereich von Svartsengi stehen, oder ob sie erste Symptome einer tiefen Magmenakkumulation im Untergrund sind. Natürlich kann es sich auch um eigenständige tektonische Erschütterungen in den jeweiligen Spaltensystemen handeln: Man darf nicht vergessen, dass ganz Island auf dem Mittelatlantischen Rücken liegt. Entlang der kontinentalen Naht findet Divergenz statt, weil sich die Platten von Amerika und Eurasien voneinander entfernen. So lassen sich natürlich auch die Erdbeben außerhalb von Reykjanes erklären, auch wenn sich die meisten davon an Zentralvulkanen ereigneten. Das stärkste Erdbeben hatte übrigens eine Magnitude von 2,9 und lag unter dem Hofsjökull.




Die erwähnte Bodenhebung manifestiert sich z.B. im Bereich von Svartsengi. Im Vergleich zur früheren Hebungsrate vor der Eruption ist sie aber gering. Innerhalb von 3 Wochen hob sich der Boden um 4 Zentimeter. Berücksichtigt man aber, dass die Eruption noch im Gange ist und ein Lavastrom gefördert wird, darf man die Vorgänge weiterhin mit Spannung beobachten. Anzeichen für ein baldiges Ende des Ausbruchs gibt es nicht und die Parallelen zur ersten Fagradalsfjall-Eruption werden immer deutlicher.

Starke Bodenhebung der Askja detektiert

Stärker als bei Svartsengi präsentiert sich die Bodenhebung der Askja. An der Messstation OLAC schoss der Boden in den letzten 4 Wochen um fast 15 Zentimeter in die Höhe. Seit Beginn der Hebungsphase hob sich der Boden um 80 Zentimeter. Stellt sich die Frage, wie elastisch der Untergrund noch ist und ob es nicht bald zu Brüchen kommt. Auffällig ist, dass die anderen Messstationen in der Caldera dem steilen Aufwärtstrend von OLAC nicht folgen.

Island: Lavaüberlauf aus neuem Krater am 7. April

Lavaschub ließ Krater überlaufen. © mbl.is/Hörður Kristleifsson

Verstärkter Schub ließ Lava aus dem Krater überlaufen – Parallelen zur Fagradalsfjall-Eruption

Gestern Nachmittag begann gegen 15:00 Uhr Lava über den Rand des neuen Kraters auf der Sundhnúkar-Spalte überzulaufen. Außerdem nahm die Höhe des Lavaauswurfs deutlich zu. In den Tagen zuvor schloss sich die offene Südwestflanke des Kegels, durch die zuvor die Lava abfließen konnte. Dadurch nahm der Gegendruck durch die Auflast der Lavasäule im Förderschlot zu, so dass die Aktivität nachließ. Da aber weiter Magma aus der Tiefe aufsteigt, überschreitet der Druck im Fördersystem nach einiger Zeit die Auflast, so dass vermehrt Magma aufsteigen kann und es zum Überlauf kommt. Dieser Prozess kann sich nun stetig widerholen.

Das Seismogramm zeigte während des Lavaüberlaufs eine Zunahme schwacher Erdstöße und eine kleine Tremorspitze. Große Fluktuationen blieben aber aus. Gegen 21:45 Uhr endete der Lavaüberlauf. Danach sah man auf der Livecam, dass ein Lavastrom in Richtung Norden floss. Bislang bahnte sich die Schmelze ihren Weg in südlicher Richtung.

Dieses Verhalten erinnert an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, als es im weiteren Verlauf Pulse gab, die mehrere Hundert Meter hohe Lavajets erzeugten. Einige Wochen später reichte der Gasdruck nicht mehr aus, um solche Jets zu generieren, aber dann kam es zu einem intervallartigen Verlauf der Eruption, bei dem sich Pausen mit Lavaüberläufen abwechselten. Es ist zwar nicht gesagt, dass es sich diesmal genauso verhalten wird, doch eine Tendenz dazu ist gegeben. Die aktuelle Eruption ähnelt der ersten Fagradalsfjall-Eruption dahingehend, dass nach der Initialphase, bei der der magmatische Gang leerlief, die Schmelze direkt aus einem tiefen Magmenreservoir in der Asthenosphäre aufsteigt und am Vulkan austritt.

Interessant ist die widersprüchliche Aussage zweier isländischer Vulkanologen, die bei MBL nachzulesen ist. Ármann Höskuldsson sagte, dass die Veränderung ein Zeichen dafür sei, dass die Kraft des Ausbruchs nachgelassen habe. Er sagt das Ende des Ausbruchs in dieser Woche voraus. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, der Ausbruch könne noch mehrere Wochen andauern. Die beiden populären Vulkanologen lagen in den letzten Wochen mit ihren Prognosen häufig daneben. Ármann war es, der bereits vor Ostern meinte, dass die Eruption die Feiertage nicht überleben würde. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Þorvaldur Recht behalten könnte. Wissenschaftlich zu belegen sind beide Prognosen allerdings nicht. Sie basieren bestenfalls auf Erfahrungswerten.

Island: Tremor bleibt Ende März hoch

Trotz Tremor mit leicht steigender Tendenz, stellte der kleinste Krater seine Aktivität ein

Der Vulkanausbruch auf Island hält auch zwei Wochen nach seinem Beginn weiter an. In den letzten Tagen waren drei Kraterkegel aktiv. Gestern meldeten IMO-Vulkanologen, dass der kleinste Kraterkegel seine Aktivität komplett eingestellt hat. Der zweitgrößte Krater ist nur noch schwach aktiv und die Tätigkeit konzentriert sich auf den größten Kraterkegel im Norden der Kraterreihe, die sich auf der anfänglichen Eruptionsspalte gebildet hat. Dieser Kraterkegel wächst weiter und soll an seiner höchsten Stelle gut 25 m hoch sein. An seiner Südseite ist der Kegel offen und entlässt einen Lavastrom, der vornehmlich auf Grindavik zufließt, aber ein gutes Stück vor der Stadt an den Barrieren stoppt.

Betrachtet man das Livecambild, gewinnt man den Eindruck, dass die Lavafontänen im Krater weniger hoch sind als in den letzten Tagen, doch da der Kraterrand immer höher anwächst, kann das auch nur eine Täuschung sein. Der Tremor ist relativ stabil und stieg in den letzten Stunden sogar leicht an. Aus den GPS-Daten kann man mit Wohlwollen noch eine minimale Bodenhebung im Bereich von Svartsengi ablesen. Trotzdem meint Vulkanologe Ármann Höskuldsson, dass der Ausbruch Ostern wahrscheinlich nicht überleben werde. Da ich Morgen zusammen mit meinem Sohn nach Island aufbreche, hoffe ich doch, dass sich Ármann irrt. Dennoch würde es ins Muster passen, da die letzten 2 Eruption am Fagradalsfjall endeten, als ich endlich reisebereit war. Im Endeffekt hängt die Eruption aber davon ab, ob der Magmenstrom aus der Tiefe anhält und ob der Gasdruck ausreicht, das System offen zu halten. Kommt es zu einer Blockade des Magmatunnels zwischen Svartsengi und den Sundhnúkar-Kratern, kann die Eruption schnell enden. Andererseits erinnert die Situation an die erste Fagradalsfjall-Eruption von 2021, die sehr langlebig war und im späteren Verlauf anfing zu pulsieren.

Nach der Eruption wird vor der Eruption sein

Der oben genannte Vulkanologe stellte eine weitere Prognose auf und meinte gegenüber der Zeitung MBL, dass er damit rechne, dass die Ausbruchsserie anhalten wird. Möglicherweise wird es nach dem Ende der aktuellen Eruption aber länger dauern, bis das Magmen-Reservoir wieder voll ist, als es nach den vorangegangenen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Mario, ein Vnet-Leser, der gerade auf Island ist, deutete mir gegenüber an, dass man sich vor Ort Sorgen darüber macht, dass die gerade erst beginnende Ausbruchsserie große Probleme für Reykjanes mit sich bringen wird.

Obwohl ich in der nächsten Woche also auf Island verweilen werde, wird Vnet weiter aktualisiert, wenn auch nicht in so hoher Frequenz wie gewohnt. Ein paar zeitlose Artikel habe ich auch schon für Euch vorbereitet und, sofern möglich, werde ich von Island aus berichten. Allerdings rechne ich nicht damit, bis ins Sperrgebiet vordringen zu können, und wir werden auch ein wenig Sightseeing unternehmen und nicht nur in Vulkannähe abwarten.

Island: Plünderungen im evakuierten Grindavik

Diebstähle und Plünderungen in Grindavik – Sicherheitsmaßnahmen sollen erhöht werden

Seit November letzten Jahres ist der isländische Küstenort infolge von Erdbeben und Vulkanausbrüchen immer wieder evakuiert worden, und obwohl viele Einsatzkräfte durch die leeren Straßen patrouillieren, kommt es zu Diebstählen, die von den Behörden mit Plünderungen gleichgesetzt werden. Darüber sprach Grindaviks Bürgermeister Fannar Jónasson in einem MBL-Interview. Zuletzt wurden am Dienstagabend zwei Männer festgenommen, die Aluminiumplatten aus einem Vorgarten gestohlen hatten. Andere Metalldiebe waren erfolgreich und entwendeten von einer Baustelle Eisenmatten. Metalldiebstähle sind auch bei uns keine Seltenheit und oft zeichnet sich dafür eine bestimmte Personengruppe verantwortlich, die jeder gleich im Hinterkopf hat, aber niemand öffentlich benennt. Ob es auf Island auch so ist, ist mir nicht bekannt. Auf jeden Fall zeigt man sich in der leidgeplagten Stadt wenig begeistert von den Vorfällen, die die Bewohner von Grindavik in einer Zeit treffen, in der ihre finanzielle Existenz infrage gestellt ist.

Über Ostern befürchtet man weitere Diebstähle und plant, die Polizeipräsenz in Grindavik aufzustocken. Auch sollen die Kontrollen an den Zufahrtsstraßen verstärkt werden. Man rechnet eher mit wenigen Menschen, die sich über die Feiertage in der Stadt aufhalten werden, da viele Ostern in ihren Evakuierungsunterkünften verbringen werden und die Bau- und Aufräumarbeiten weitestgehend ruhen werden.

Vulkanausbruch bei Sundhnúksgíga hält an

Während man sich in Grindavik also vor Diebstählen fürchtet, geht der Vulkanausbruch in Sichtweite der Stadt weiter. Die Aktivität konzentriert sich auf den größten Krater, der sich auf der Spalte gebildet hatte. Zwei weitere Kraterkegel sind noch schwach aktiv. Vorgestern gab es einen leichten Rückgang der Tremoramplitude, doch seitdem ist er stabil. Die Lava fließt in Richtung Süden und beginnt Tunnel zu bilden. Gestern wurden Bilder veröffentlicht, die zeigen, wie es aus einem dieser Tunnel zu einem Ausbruch am Steinbruch kam. Unterirdisch fließende Lava stellt eine heimtückische Gefahr dar, denn unerkannt kann sie größere Strecken zurücklegen und so die Lavafront verschieben. Obwohl die Eruption schwächer als zu anfangs ist, besteht die Möglichkeit, dass die Lava im Laufe der Zeit doch noch bis zur Küstenstraße vordringen könnte.

Der Lavaaufstieg aus der Tiefe hält an und im Bereich von Svartsengi gibt es eine schwache Bodenhebung, die sich seit Eruptionsbeginn auf ca. 25 mm beläuft. In den letzten Stunden stagnierte die Hebung allerdings.

Island: Sorgen vor Eruption im Krýsuvík-System wachsen

Neue Erdbeben im Krýsuvík-System auf Reykjanes sorgen für Sorgen

Während im Svartsengi-System auf Reykjanes die Eruption anhält, sorgt man sich über einen möglicherweise zusammenbrauenden Vulkanausbruch im benachbarten Krýsuvík-System. Grund hierfür lieferte ein weiterer Erdbebenschwarm im Spaltensystem unweit der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Innerhalb von 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk auf der Halbinsel 74 Erdbeben. Einige davon manifestierten sich im Bereich der aktuellen Eruption und am Fagradalsfjall, die meisten Beben gab es aber im Süden des Krýsuvík-Systems. Dieser Bebenschwarm rief wieder isländische Geowissenschaftler auf den Plan, die ihre Einschätzungen der Situation in einem RUV-Artikel preisgaben.

Während einer eruptiven Phase auf Reykjanes, die vor gut 8000 Jahren stattfand, floss Lava aus Eruptionsspalten im Krýsuvík-System, die auf das Gebiet von Reykjavik zuhielten. Ein Lavastrom ergoss sich damals südöstlich von Hafnarfjörður ins Meer. Die tektonischen Risse des Systems strecken ihre Finger bis nördlich der Hauptstadt aus. Dort gibt es Gebiete, die Aufgrund der Erdbebengefahr und der Möglichkeit von Spaltenöffnungen nicht bebaut werden dürfen.

Geophysiker Freysteinn Sigmundsson erklärte, dass das Geothermiegebiet in Seltún im Zentrum des aktuellen Geschehens im Krýsuvík-System liegt. Dort werden sehr heiße Gase ausgestoßen und das Wasser in den Thermalbecken ist so heiß, dass es kocht. Ihre Energie erhalten die postvulkanischen Erscheinungen durch einen Magmenkörper, der im Untergrund steckt und langsam abkühlt. So war die bisherige Meinung. Nun gibt es aber Anzeichen dafür, dass der Magmenkörper aufheizt. Dafür sprechen nicht nur die zahlreichen Schwarmebben, die sich in den letzten Monaten dort ereigneten, sondern auch eine schwache Bodenhebung, die man vor allem im Herbst 2020 feststellte.

Die Geoforscher können nicht genau vorhersagen, ob und wann es zu einer Eruption im Krýsuvík-System kommen wird, aber sie sind sich einig, dass hierfür ein Risiko besteht. Auch wenn sich die seismische Aktivität momentan auf den Südteil des Risssystems beschränkt, ist es nicht auszuschließen, dass es auch im Nordteil Aktivität geben wird. Daher sollte für den Fall einer Eruption man Notfallpläne für das Hauptstadtgebiet entwickeln. Gefahr geht nicht nur von möglichen Lavaströmen aus, die Reykjavik erreichen könnten, sondern auch von den vulkanischen Gasen, die die Luft verschmutzen könnten.

Meiner Meinung nach ist es zwar möglich, dass das Krýsuvík-System erwacht, doch Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs sehe ich nicht. Unklar ist auch, ob die aktuellen Erdbeben nicht durch ein verändertes Spannungsfeld zustande kommen, das durch die signifikanten Bodendeformationen im Svartsengi-System hervorgerufen wird.

Island: Dämme bei Grindavik werden verstärkt

Der Vulkanausbruch geht weiter – Dämme werden im Kampf um Grindavik verstärkt

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengigebiet weiter. Die Eruption ist stabil und es sind zwei bis drei Schlote aktiv, um die sich Kraterkegel bilden. Kleine Lavafontänen, die hauptsächlich aus 2 Schloten aufsteigen, speisen einen Lavastrom, der sich überwiegend in Richtung Süden ausbreitet und auf dem Lavafeld unterwegs ist, das in den ersten Eruptionstagen entstand. Das Lavafeld vergrößerte sich in den letzten Tagen praktisch nicht. Dafür wird es immer dicker. Probleme ergeben sich daraus entlang der Dämme, die Grindavik erfolgreich vor den Lavaströmen schützen, denn die Lava steht teilweise bereits bis zu den Kronen der Dämme.

Laut des Bautechnikers Arnar Smári Þorvarðarson wird Tag und Nacht daran gearbeitet, die Dämme nordöstlich von Grindavík zu erhöhen. Ziel ist es, den Nordostteil der Schutzanlage um vier Meter anzuheben. In einem besonders exponierten Bereich soll eine Erhöhung um fünf bis sechs Meter stattfinden. Natürlich müssen die Erdwälle nicht nur angehoben werden, sondern auch verbreitert, weil ja eine entsprechend stabile Basis geschaffen werden muss. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass der bisherige Steinbruch, in dem das Material für die Dämme abgebaut wurde, inzwischen von Lava überflutet wurde. Neue Abbaugebiete müssen erschlossen werden. Klar auch, dass das nicht ohne Umweltzerstörungen einhergeht.

Völlig unklar ist es, wie der langfristige Verlauf der Aktivität auf Reykjanes weitergehen wird. Sollte es sich so verhalten, wie viele Geowissenschaftler meinen, könnte es über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder zu Vulkanausbrüchen auf Reykjanes kommen.

Ein Ende der aktuellen Eruption ist noch nicht in Sicht. Immer noch gibt es eine schwache Bodenhebung unter Svartsengi. Sie deutet an, dass Magma aus größeren Tiefen aufsteigt. Der weitaus größte Teil der Schmelze speist direkt die Eruption. Ein geringer Teil wird im Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe gespeichert.

Island: Nordlichter treffen auf Vulkanausbruch

Leichte Abnahme der vulkanischen Aktivität auf Island – Bodenhebung hat zugenommen

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat die vulkanische Aktivität nachts etwas abgenommen und der Lavaausstoß hat nachgelassen. Laut einem RUV-Artikel, in dem die IMO-Expertin Elísabet Pálmadóttir zitiert wird, heißt es, dass sich nur noch der Rand einer Lavazunge auf der Südostseite von Hagafell bewegt. Die anderen Lavavorstöße in Richtung der Küstenstraße und des Grindavíkurvegurs sind zum Stillstand gekommen. Betrachtet man die Livecams, dann erkennt man, dass sich die Lavafontänenaktivität auf die beiden größten Kegel beschränkt. Die kleineren Kegel sind fast geschlossen und aus einigen ist nur noch schwaches Lavaspattering zu sehen. Soweit ist das eine normale Entwicklung für diesen Eruptionstyp, und Vergleichbares sahen wir auch bei den Fagradalsfjall-Eruptionen. Während die Tätigkeit bei den beiden letzten Ausbrüchen dort nach einer stabilen Phase graduell abnahm, begann sie während der ersten Eruptionsphase zu pulsieren: in einem mehrstündigen Zyklus nahm die Aktivität ab und wieder zu, bis hin zur Förderung hoher Lavafontänen. So ein Eruptionsverhalten ist eher untypisch und wir werden abwarten müssen, wie sich der aktuelle Ausbruch weiter entwickelt.

Die geophysikalischen Parameter sind nicht mehr so stabil wie es in den letzten Tagen der Fall war: Der Tremor hat leicht abgenommen und die letzten Messungen zur Bodenhebung deuten einen stärkeren Anstieg an als wir es in den vergangenen Tagen sahen. Hier muss man allerdings weitere Messungen abwarten, um daraus einen Trend abzulesen. Die Erdbebenaktivität an den verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes hat gestern ebenfalls wieder leicht zugenommen. Unklar ist, ob es dem besseren Wetter geschuldet ist, weswegen auch schwache Erschütterungen besser detektiert werden können, oder ob die Seismizität tatsächlich zugenommen hat. Ursache könnte dann die erwähnte Beschleunigung der Bodenhebung sein, die wieder größere Spannungen im Untergrund von Reykjanes verursacht.

Auffällig ist, dass es unter Fagradalsfjall weiterhin eine leichte Inflation zu geben scheint, die sich in einer Bodenhebung manifestiert. Hier scheint es unabhängig von der Eruption im benachbarten Svartsengisystem Magmenaufstieg zu geben, der letztendlich auch hier wieder zu einer Eruption führen könnte.

Nordlichter über dem Vulkan

Wie ich in einem vorherigen Artikel bereits erwähnte, gab es über den Vulkanausbruch in den letzten Nächten fantastische Nordlichter zu sehen, die von einem Sonnensturm verursacht wurden. Auch in der kommenden Nacht könnte sich das beeindruckende Naturschauspiel wiederholen.

Island: Vulkanologe sieht unerwartete Gefahr

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Vulkanologe sieht Gefahr durch Lavatümpelbildung

Auch eine Woche nach Eruptionsbeginn fließt Lava aus den Schloten, die von der 3 Kilometer langen Eruptionsspalte bei den Kratern übrig geblieben sind. Die Kegel um die Schlote werden immer höher, weshalb der Eindruck entstehen kann, dass die Stärke der Eruption nachlässt. Doch der Tremor zeigt an, dass es keinen signifikanten Druckabfall gibt und dass die Eruption weitestgehend stabil verläuft.

Von der Eruption geht ein moderates Gefahrenpotenzial aus. Der lokale Polizeichef Úlfari Lúðvíksson äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, dass sich der Lauf der Lavaströme ändern könnte und dann wieder Straßen in Gefahr seien. Auch die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase müsste man im Auge behalten. Neben der Menge der ausgestoßenen Gase ist auch die Windrichtung entscheidend, ob Menschen gefährdet werden. Seiner Meinung nach sollten sich möglichst wenige Menschen in Grindavik und Svartsengi aufhalten. Durch die Blume heißt das wohl, dass er momentan der Wiedereröffnung des Thermalbads Blaue Lagune nicht zustimmt. Am Montag soll die Situation neu bewertet werden.

Der Vulkanologe Thorvaldur Thórðarson meldete sich nach längerer Abstinenz wieder zu Wort und meinte, dass er ein langsames Nachlassen der eruptiven Tätigkeit zu sehen glaubt. Er schätzt dem Lavaausstoß auf vier bis fünf Kubikmeter pro Sekunde und meint, solange er in diesem Bereich liegt, wäre die Eruption stabil. Fällt er unter 3 Kubikmeter pro Sekunde, dann würde der Ausbruch seinem Ende entgegen steuern. Hier sieht er Parallelen zu den Fagradalsfjall-Ausbrüchen. Eine weitere Parallele sieht er darin, dass die Lavafronten stagnieren. Die ausgestoßene Lava akkumuliert sich auf dem Lavafeld, das immer dicker wird. An einigen Stellen nahe der Schlote könnten sich Lavapools bilden, und wenn sie auslaufen, dann könnte es zu einem Lavaschub kommen, der die Lavafronten schnell voranschreiten lässt. Das würde vor allem die Arbeiter gefährden, die die Dämme bei Grindavik weiter ausbauen.

Magma könnte direkt aus tiefem Reservoir aufsteigen

Der Vulkanologe erklärte weiterhin, dass er meint, dass die Lava aktuell direkt aus einem 10 bis 14 Kilometer tief gelegenen Magmenreservoir aufsteigt und dass sich der Magmenkörper in 4 bis 5 Kilometer Tiefe praktisch entleert hätte. Schaut man sich die GPS-Daten der Bodenhebung genauer an, dann erkennt man unter Svartsengi aber noch eine schwache Zunahme der Bodenhebung. Nach Westen hin in Richtung Eldvörp scheint augenblicklich unterirdisch kein Magma mehr auszuweichen, denn hier stagniert die Hebung. Auffällig ist, dass die Bodenhebung an der Messstation GRVV bei Grindavik unvermindert anhält. Ein Indiz dafür, dass nicht das ganze aufsteigende Magma aus den Schloten abfließt, sondern dass ein Gang gespeist wird, der seine Finger bis unter Grindavik ausstreckt.

Island: Geoforscher sagt länger anhaltende Eruption voraus

Eruption auf Island ist stabil – Geoforscher hält längere Eruption für wahrscheinlich

Auch heute Abend hält der Vulkanausbruch auf Island unvermindert an, obwohl es ein paar morphologische Veränderungen gibt. Nachmittags waren noch 6 Förderschlote aktiv und die Kegel um sie herum wachsen weiter. Typischerweise sind sie nicht ganz geschlossen, sondern beschreiben einen Dreiviertelkreis um die Schlote. Auf einer Seite sind sie geöffnet, so dass die geförderte Lava als Strom abfließen kann. Mittlerweile werden die Dämme nordöstlich von Grindavik ganz gut strapaziert, und stellenweise steht die erkaltende Lava bis zu ihren Kronen. Es gibt Pläne, die Schutzanlagen zeitnah zu verstärken, damit sie weiteren Lavaschüben standhalten können.

Geophysiker Benedikt Ófeigsson, der beim Isländischen Meteorologischen Amt angestellt ist, sagte gegenüber Vísir, dass sich der aktuelle Ausbruch von den letzten drei Ausbrüchen an der Sundhnúkar-Kraterreihe unterscheidet. Die vorherigen Eruptionen, die im Dezember 2023, Januar 2024 und Februar 2024 stattfanden, waren nur von kurzer Dauer und keiner hielt länger als drei Tage an. Doch der aktuelle Ausbruch hat sich stabilisiert und es gibt keine Anzeichen dafür, dass er nachlässt. Benedikt zieht parallelen zu den Fagradalsfjall-Eruptionen und meint, dass der Ausbruch das Potenzial hat ähnlich lange zu dauern wie die erste Eruption am Fagradalsfjall im Jahr 2021.

Auch wenn ich denke, dass sich generell schwer sagen lässt, wie lange ein Ausbruch dauern wird, so ist das Potenzial für eine länger andauernde Eruption durchaus gegeben: Immer noch wird eine leichte Bodenhebung unter Svartsengi registriert und es steigt mehr Magma auf, als durch die Eruption abfließt. Es gibt nur noch sehr wenige Erdbeben bei Svartsengi, was darauf hindeutet, dass die Aufstiegswege frei sind. Zu Beginn der Eruption hat sich nur ein Teil der Hebung abgebaut, die seit der Riftbildung im November entstanden ist. Genug Schmelze müsste also im Untergrund vorhanden sein, um die Eruption eine Weile am Leben zu halten.

Offizielle Aussichtspunkte gibt es noch nicht, doch es ist klar, dass sich auch Unbefugte im Gelände befinden, um die Eruption aus der Nähe zu betrachten.

Die Straßenreparaturen gehen erstaunlich schnell vonstatten und man ist schon dabei, den frisch aufgebrachten Schotter zu planieren. In einigen Tagen dürfte der Weg befahrbar sein.