Unwetter im Mittelmeerraum – Balearen und Sizilien von Extremwetter heimgesucht
Der Mittelmeerraum ist Anfang Oktober von heftigen Unwettern getroffen worden: Zuerst erwischte es das spanische Festland, dann sorgten am Dienstag Ausläufer des Ex-Hurrikans Gabrielle auf den Balearen für chaotische Zustände. Während Mallorca weitgehend verschont blieb, verwandelten sich Ibiza und Formentera in Seenlandschaften. Innerhalb weniger Stunden fielen dort bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter – so viel wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Straßen standen brusthoch unter Wasser, der Flughafen von Ibiza musste teilweise gesperrt werden, Hunderte Reisende verpassten ihre Flüge. Zahlreiche Schulen schlossen, mehrere Hotels wurden evakuiert. Fünf Menschen wurden verletzt.
Noch dramatischer zeigt sich die Lage derzeit auf der italienischen Insel Sizilien. In Favara, unweit von Agrigent, wird seit Dienstagabend eine 38-jährige Frau vermisst. Sie war von den Wassermassen überrascht worden, nachdem sie aus ihrem Auto gestiegen war. Augenzeugen zufolge wurde sie binnen Sekunden von der Strömung erfasst. Feuerwehr, Polizei und Carabinieri suchten fieberhaft nach ihr. Die Einsatzkräfte werden von Anwohnern unterstützt. Ein angeforderter Hubschrauber konnte wegen des schlechten Wetters nicht starten.
Favara selbst stand nach einem heftigen Wolkenbruch unter Wasser. Straßen verwandelten sich in Sturzbäche, Keller und Garagen liefen voll. „Dutzende Zentimeter Wasser haben die Stadt in die Knie gezwungen“, erklärte Bürgermeister Palumbo. In Sciacca, ebenfalls in der Provinz Agrigent, wurden Schulen vorsorglich geschlossen, nachdem auch dort starke Regenfälle gemeldet wurden.
Die Unwetter sind Teil einer ungewöhnlichen Wetterlage: Kalte Luftmassen aus Russland treffen auf die warme Luft über dem italienischen Mittelmeerraum und bringen neben kräftigen Niederschlägen auch Sturm und einen abrupten Temperatursturz mit sich. Meteorologen sprechen bereits von einem „russischen Oktober“. In vielen Regionen Italiens sanken die Temperaturen binnen eines Tages um bis zu zehn Grad. Besonders entlang der Adriaküste herrschte am Mittwoch bereits ein fast winterliches Klima mit nur 5 bis 6 Grad am Morgen. Im Apennin oberhalb von 1.400 Metern wurde sogar Schneefall registriert.
Auch Mittelitalien blieb nicht verschont. In den Marken standen in Porto San Giorgio Unterführungen und Keller unter Wasser. Mehr als 20 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um das Gebiet mit Pumpen zu entwässern. In der Toskana gilt zudem bis Donnerstagabend eine Sturmwarnung.
Die kommenden Tage dürften die Wetterlage kaum entspannen. Meteorologen rechnen bis zum Wochenende mit weiteren Schauern, Gewittern und sinkenden Temperaturen – ein ungewöhnlich winterlicher Start in den Oktober.