Campi Flegrei: Spürbares Erdbeben erschüttert Calderavulkan

Ein spürbares Erdbeben Mb 3,9 reißt Anwohner von Pozzuoli aus dem Schlaf – Angst in der Campi Flegrei wächst

Datum 27.04.2024 | Zeit: 03:44:56 UTC | Lokation: 40.811 ; 14.094 | Tiefe: 3 km | Mb 3,9

Heute Morgen manifestierte sich im Golf von Pozzuoli ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 3,9, das von den Anwohnern der Region deutlich gespürt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 9 km westsüdwestlich von Fuorigrotta lokalisiert. Die Metropole Neapel liegt 15 Kilometer entfernt. Der Erdbebenherd befand sich in 3 Kilometern Tiefe, was mit ein Grund dafür sein dürfte, dass das Erdbeben als besonders stark empfunden wurde. So liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor.

Die Bebenzeugen berichten, dass sie aus dem Schlaf gerissen wurden, weil das ganze Haus gewackelt hätte. Einer meinte, dass er noch nie ein so starkes Erdbeben gespürt hätte. Dabei war es nicht der stärkste Erdstoß der aktuellen Hebungsphase. Dieser ereignete sich am 27. September letzten Jahres und hatte eine Magnitude von 4,2 und setzte somit in etwa doppelt so viel Energie frei wie das aktuelle Erdbeben. Dieses Beispiel zeigt, wie subjektiv Erdbebenwahrnehmungen sein können. Natürlich hängt die Wahrnehmung auch von der Entfernung zum Epizentrum ab.



Tektonik von Neapel und Pozzuoli

Das Erdbeben war fast bis zum Vesuv zu spüren gewesen, der eine halbe Stunde Fahrtzeit von Pozzuoli entfernt liegt. Das verdeutlicht auch die prekäre Lage von Pozzuoli und Neapel. Während Pozzuoli direkt in der Caldera liegt, ist Neapel von 2 Vulkanen mit einem erheblichen Eruptionspotenzial flankiert. Zusätzlich kommt noch die Gefahr durch starke tektonische Erdbeben, wie jenes, das sich 1980 bei Irpinia westlich von Neapel manifestierte. Es hatte eine Magnitude von 6,9 und forderte 2735 Menschenleben. Dieses Beben stand mit der kontinentalen Naht der Apennin-Störung in Verbindung, an der sich der Adriatische Sporn in den Europäischen Kontinent hineinschiebt Aber auch der Golf von Neapel ist von zahlreichen lokalen Störungszonen durchzogen, die stärkere Erdbeben als das von heute Morgen hervorbringen könnten.

Betrachtet man die Lage des Bebens M 3,9 (großer roter Punkt auf der Shakemap) mit jener der Störungszonen auf der unteren Karte, Stellt man fest, dass sich das Beben auf einer geologischen Struktur ereignete, die als Synkline eingezeichnet ist. Hierbei handelt es sich um eine tektonische Falte nahe des Calderarandes, durch die eine kleine Störung verläuft.

Das Erdbeben trat natürlich nicht alleine auf, sondern war Teil eines weiteren starken Schwarmbebens. Seit Gestern trugen sich mehr als 90 Erschütterungen zu. Die seismische Aktivität steigerte sich in den letzten 3 Wochen signifikant und ich gehe von einem Anhalten der beschleunigten Bodenhebung aus.

Deutschland: Spürbares Erdbeben im Vogtland

Spürbares Erdbeben manifestierte sich im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet – Schwarmbeben hält an

Datum 25.04.2024 | Zeit: 04:28:59 UTC | Lokation: 50.364 ; 12.435 | Tiefe: 7 km | Mb 2,5

In den frühen Morgenstunden des 25. Aprils manifestierte sich ein weiteres Erdbeben, das von den Anwohnern des Vogtlandes gespürt werden konnte. Es hatte eine Magnitude von 2,5 und einen Erdbebenherd in nur 7 Kilometern Tiefe, was der Grund dafür sein dürfte, dass mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Anwohnern nahe des Epizentrums eingegangen sind. Das Beben wurde wieder 13 km süd-südöstlich von Falkenstein lokalisiert.

Betrachtet man die Erdbebenkarte beim EMSC, könnte man meinen, dass es bei diesem einen Erdbeben geblieben ist, doch tatsächlich ist seit einem Monat ein recht massives Schwarmbeben in Gang. Die meisten Erschütterungen haben zu geringe Magnituden, um beim EMSC angezeigt zu werden, doch auf der tschechischen Erdbebenseite des geophysikalischen Instituts erkennt man 1641 Erdbebenmarkierungen.

Zu Anfang der Erdbebenserie verteilten sich die Beben auf zwei Cluster, die inzwischen aber zusammengewachsen sind. Geoforscher geben als Erdbebenursache Bewegungen magmatischer Fluide an. Hierbei wird es sich sehr wahrscheinlich um Tiefenfässer und Kohlendioxidgas handeln, doch ein echter Magmenaufstieg kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Ich persönlich halte es auch für möglich, dass die Beben tektonischen Ursprungs sind und mit der Mariánské-Lázně-Störungszone in Verbindung stehen könnten. Für diese These spricht die Tiefe der Erdbebenherde. Sie liegen zum größten Teil in Tiefen von weniger als 10 Kilometern. Es wurde nicht beobachtet, dass sich die Erdbeben von größeren Tiefen in geringere Tiefen verlagerten oder sich horizontal verschoben, so dass eine Migrationstheorie nicht gestützt wird. Außerdem fehlen Daten zu einer etwaigen Bodenhebung, die man erwarten würde, wenn sich in größerer Tiefe ein Magmenkörper bilden würde, von dem Fluide nun aufsteigen. Allerdings wurde so ein Magmenkörper bereits 30 Kilometer weiter südlich lokalisiert.

Wie dem auch sei, reagieren die Anwohner der Region bei jedem spürbaren Erdbeben besorgter, was auch ein normaler psychologischer Effekt ist. Die Bewohner von Pozzuoli in Italien können ein Lied davon singen!

Azoren: Mehrere Erdbeben entlang des Mittelatlantischen Rückens

Erdbeben Mb 5,3 bei den Azoren – Insgesamt rege Bebentätigkeit am Mittelatlantischen Rücken

Datum 24.04.2024 | Zeit: 15:40:04 UTC | Lokation: 38.103 ; -30.772 | Tiefe: 12 km | Mb 5,3

Der Mittelatlantische Rücken wurde gestern bei den Azoren von einem Erdbeben der Magnitude 5,3 erschüttert. Das Epizentrum wurde 146 km südlich von Lajes das Flores lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Es folgten drei schwächere Nachbeben. Das Hauptbeben könnte auf den Azoren spürbar gewesen sein, doch es liegen keine Meldungen darüber vor, ebenso wenig über eventuelle Schäden. Betrachtet man die Inselgruppe im Atlantik über einen längeren Zeitraum, so stellt man fest, dass es in den letzten 10 Tagen fast 30 Erdbeben gegeben hat, die über die Inselgruppe verteilt waren und nicht in direktem Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken standen. Doch entlang der kontinentalen Naht zwischen Amerika und Europa gab es in den vergangenen Tagen mehrere mittelstarke Erdbeben: Ein Erdstoß manifestierte sich gestern mit einer Magnitude von 5,0 auf der Breite von Irland. Heute gab es dann einige Hundert Kilometer nördlich ein Beben mit einer Magnitude von 4,8. Dieses Beben wurde dem Reykjanes-Ridge zugesprochen. Wie der Name schon vermuten lässt, mündet der Reykjanesrücken auf Island und erhebt sich dort auf der Reykjaneshalbinsel über den Meeresspiegel. So hängt vieles auf unserem Planeten auf wundersame Weise wenigstens indirekt zusammen.

Beim Mittelatlantischen Rücken handelt es sich um ein Unterwassergebirge entlang der divergenten Kontinentengrenze. Nordamerika und Eurasien entfernen sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 mm voneinander, wobei es an einigen Stellen auch zu einer doppelt so hohen Geschwindigkeit kommen kann. Das ist ein Grund dafür, warum sich die Kontinentalplatten nicht gleichförmig verschieben, sondern auch relativ zueinander betrachtet drehen. So wird sich in ca. 200 Millionen Jahren ein neuer Superkontinent bilden, in dem alle Landmassen zusammenhängen. Modellrechnungen sehen hierfür zwei Möglichkeiten vor: Entweder entsteht ein Superkontinent auf der Nordhalbkugel ohne die Antarktis, oder ein äquatorialer Superkontinent mit der Antarktis. Auf jeden Fall wird dann auch der Atlantik mit seinem Ozeanrücken verschwunden sein.

Campi Flegrei: Beschleunigung der Bodenhebung

Bodenhebung unter Caldera Campi Flegrei verstärkte sich deutlich – Erdbeben gehen weiter

Die starke Bebentätigkeit, die wir unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Wochen gesehen haben, setzt sich fort: Wenige Stunden nachdem das INGV das Ende eines Schwarmbebens verkündet hat, beginnt bereits das nächste, so auch gestern Nacht, als gegen 3:36 Uhr ein neuer Schwarm einsetzte und inzwischen wieder für beendet erklärt wurde.

Generell darf man sich fragen, ob es sich immer wieder um neue Erdbebenschwärme handelt, oder ob man die Beben nicht als einen Schwarm betrachten kann, dessen Intensität fluktuiert, da die Bebentätigkeit praktisch nie ganz aufhört. Aber das ist sicher eine akademische Frage, insbesondere, da die Erdbeben nur Symptom und nicht die Ursache für das eigentliche Problem darstellen. Bei diesem Problem handelt es sich um die Bodenhebung, die sich laut dem gerade veröffentlichten Wochenbulletin deutlich beschleunigt hat: In den letzten 15 Tagen kam es zweimal zu Schüben verstärkter Bodenhebung, bei denen der Boden einmal um 10 mm und ein weiteres Mal um ca. 5 mm anstieg. Zwischen den Schüben stieg der Boden mit der gleichen Rate wie zuvor. Wir sprechen also von einer Bodenhebung von gut 10 mm pro Woche. Rechnet man die Bodenhebung der letzten 15 Tage hoch, vervierfacht sich die Hebung auf eine Rate von 40 mm pro Monat. Das ist ein signifikanter Sprung und dürfte die stärkste Rate der aktuellen Hebungsphase sein, die im Jahr 2005 begann und sechs Jahre später an Fahrt zunahm. Im Vergleich zur vorherigen Bradyseismos-Phase in den 1980er Jahren ist das allerdings immer noch wenig, denn damals gab es Phasen mit einer Hebung von 3 mm pro Tag.

Auf Wochensicht bebte es in der Caldera 145 Mal und die Gastemperatur bei Pisciarell pendelte sich bei 95 Grad ein.

INGV-Chef geht von magmatischen Sill unter der Campi Flegrei aus

Interessant ist ein Interview mit dem INGV-Präsidenten Carlo Doglioni, das von einem italienischen Journalisten der Seite Fanpage geführt wurde. Doglioni nimmt darin Bezug auf einen reißerisch aufgemachten Dokumentarfilm, der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde und von einem Worst-Case-Szenario einer extrem starken Eruption ausgeht, die das Umland der Caldera einschließlich Neapel verwüsten könnte. Der INGV-Chef erklärt eine solche Dokumentation für Unsinn, räumt aber ein, dass ein lokal begrenzter Ausbruch innerhalb der Caldera durchaus möglich sei. Er geht davon aus, dass sich in 4 Kilometern Tiefe ein Sill (eine linsenförmige Magmakammer) gebildet hat, der von einem größeren Magmenkörper in 8 Kilometern Tiefe gespeist wird. Somit sieht es so aus, als wäre ein wissenschaftlicher Konsens erreicht worden, denn viele Forscher stellten die Existenz einer Magmenansammlung in 4 Kilometern Tiefe bisher infrage.

Im Rahmen der Notfallübung des Katastrophenschutzes wurde gestern tatsächlich auch die Evakuierung einiger Schulen geprobt. Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde man einen Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben auch auf offizieller Ebene immer wahrscheinlicher halten.

Bei den Campi Flegrei handelt es sich um die größte besiedelte Caldera in Europa. Bereits eine Eruption vergleichbar mit der am Monte Nuovo würde für die Anwohner katastrophal verlaufen.

Taiwan: Starker Erbebenschwarm in Progress

Taiwan wird von zahlreichen Erdbeben erschüttert – starker Erdbebenschwarm hält an

Datum 22.04.2024 | Zeit: 10:50:32UTC | Lokation: 23.733 ; 121.582 | Tiefe: 11 km | Mw 5,6

Auf Taiwan bebt die Erde, wieder einmal! Die Erdbebendienste verzeichnen aktuell eine Serie von moderaten bis starken Erdstößen entlang der Ostküste der Insel. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden insgesamt 23 Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,1 und 5,6 vom EMSC gemeldet. Die Beben ereigneten sich in Tiefen zwischen 4 und 35 Kilometern, wobei die meisten um die 10 Kilometer tief waren. Das Epizentrum des stärksten Erdstoßes lag 27 Kilometer südlich von Hualien City. Dort ereignete sich am 2. April ein starkes Erdbeben mit einer Magnitude von 7,4, das beträchtliche Schäden verursachte. Es ist wahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang zwischen den aktuellen Beben und dem früheren gibt, dennoch würde ich den aktuellen Schwarm nicht unbedingt als Nachbeben bezeichnen.

Starke Erdbeben sind in Taiwan häufig, da die tektonische Situation an der Ostküste äußerst komplex ist. Es existieren mehrere Störungszonen, die parallel zur Plattengrenze zwischen Eurasien und der Philippinenplatte verlaufen. Taiwan fungiert gewissermaßen als Pufferzone dieser Plattenkollision, bei der die Philippinenplatte unter Taiwan abtaucht und verschiedene Terrane angehoben werden. Zusätzlich gibt es eine weitere Störung, die in der Nähe von Hualien City senkrecht auf die beschriebene Störungszone trifft, da dort der Ryukyugraben mündet. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich im Bereich dieser zweiten Störungszonen entlang des Küstengebirges.

Die größte Sorge der Bewohner Taiwans ist, dass es irgendwann zu einem verheerenden Erdbeben in der Hauptstadt Taipeh kommen könnte. Obwohl die modernen Wolkenkratzer der Metropole überwiegend erdbebensicher gebaut sind, könnten ältere Gebäude am Stadtrand zerstört werden. Taipeh ist ein bedeutendes Wirtschafts- und Finanzzentrum, daher könnte ein zerstörerisches Erdbeben Turbulenzen auf den Aktienmärkten auslösen.

In den letzten Stunden gab es weitere Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 5,7.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am Wochenende

Weiteres Schwarmbeben erschüttert süditalienischen Calderavulkan – Bis abends 35 Beben gemeldet

Am Wochenende manifestierte sich unter dem Calderavulkan Campi Flegrei bei Pozzuoli ein weiterer Erdbebenschwarm. Am Sonntag manifestierten sich 35 schwache Erdbeben, von denen das Stärkste eine Magnitude von 2,1 hatte und einen Erdbebenherd in 0,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag an der Küste südlich der Solfatara. Viele Beben streuten in dem Bereich in und um den Krater, der nach wie vor fumarolisch aktiv ist. Am nördlichen Rand des Areals verstärkte ein Gasaustritt seine Tätigkeit. Auf Bildern sieht es so aus, als hätte sich die Aktivität der Grand Fumarole hingegen abgeschwächt. Es ist gut möglich, dass Bodenhebung und Erdbeben alte Dampfaufstiegswege blockieren und dafür neue geschaffen werden. Mehrere Erschütterungen manifestierten sich auch im Pisciarelli-Gebiet, wo in der letzten Woche eine Temperaturerhöhung der austretenden Gase auf 96 Grad gemessen wurde. Diese Temperaturerhöhung ging mit einer beschleunigten Bodenhebung einher, die im Rahmen eines starken Erdbebenschwarms stattfand, der am 8. April begonnen hatte. Vor Ort schüren diese Schwarmebben immer größere Sorgen, dass sich entweder ein starkes Erdbeben ereignen könnte oder dass es sogar zu einer Eruption kommt. So wurde jüngst beschlossen, eine neue Evakuierungsroute anzulegen.

Katastrophennotfall wird geprobt

Eine weitere Maßnahme ist eine aktuelle Katastrophenschutzübung verantwortlicher Behörden von INGV, Zivilschutz und Kommunalverwaltung, die die Kommandozentralen und die Kommunikation überprüfen soll. Hierzu werden zwei Szenarien durchgespielt: Im ersten Szenario wird simuliert, wie auf ein Erdbeben mit begrenzten lokalen Schäden reagiert wird. Hierbei steht die zeitnahe Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen, Sicherheitsvorkehrungen und gegebenenfalls teilweisen Evakuierungen im Fokus. Das Vesuv-Observatorium des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie spielt eine entscheidende Rolle, indem es dem Bürgermeister innerhalb von fünf Minuten nach dem Ereignis wichtige Informationen übermittelt, um eine effektive Reaktion zu ermöglichen.

Im zweiten Szenario wird ein stärkeres Erdbeben simuliert, das schwerwiegende Schäden auf einer größeren Fläche verursacht. Hier werden Maßnahmen zur Überprüfung von Gebäuden und Infrastrukturen sowie zur Beseitigung von Gefahren und Wiederherstellung der betroffenen Bereiche durchgeführt. Die Reaktion wird aufgrund der höheren Intensität des simulierten Bebens umfassender und erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit auf nationaler Ebene durch den Katastrophenschutz-Einsatzausschuss.

Anzumerken gilt, dass es sich bei dieser Übung um eine Simulation für die Kommandozentralen handelt. Daher werden Rettungs- und Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung nicht durchgeführt, sondern es werden lediglich Evakuierungen von ausgewählten Schulen geprobt. Nach Abschluss der Simulationen werden technische Kontrollen durchgeführt und der normale Betrieb wird wieder aufgenommen.

Island: Erdbeben M 5,3 unter Bardarbunga

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,3 unter Bardarbunga auf Island detektiert – Daten warten auf Bestätigung

Datum 21.04.2024 | Zeit: 06:37:22 UTC | Lokation: 64.752 ; -17.100 | Tiefe: 8 km | Mw 5,6

Unter dem isländischen Gletschervulkan Baradarbunga wurde heute Morgen ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,3 detektiert. Die Daten stammen von IMO und dem GFZ und wurden automatisch ermittelt. Sie müssen noch von einem Seismologen bestätigt werden und könnten noch korrigiert werden, von daher sind die Daten noch als vorläufig anzusehen. Demnach soll sich der Erdstoß um 06:37:22 UTC (MESZ +2 Stunden) ereignet haben. Das Hypozentrum lag in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 113 km südöstlich von Akureyri auf Island verortet. IMO zeigt ein grünes Sternchen am Nordwestrand der Bardarbunga-Caldera. Ein großer Erdbebenschwarm blieb bis jetzt aus und es wurde nur ein Nachbeben und eine Handvoll Beben zuvor festgestellt. Das spricht eigentlich dafür, dass die Magnitude des Bebens geringer war als bis jetzt angegeben. Sollte sie sich aber bestätigen, wäre es das stärkste Beben unter dem Gletschervulkan, das sich in den letzten Jahren dort manifestierte.

(Anmerkung: Das Beben wurde mit einer Magnitude von 5,4 inzwischen nicht nur bestätigt, sondern noch etwas hochgestuft. Der Erdbebenherd soll sich in 0,1 km Tiefe befunden haben.)

Beim Bardarbunga handelt es sich um eine große subglaziale Caldera, die sich für die Holuhraun-Eruption von 2014 verantwortlich zeigte. Hierbei entstand das größte Lavafeld, das sich auf Island in den letzten Jahrhunderten seit der Laki-Eruption gebildet hatte. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Bardarbunga wieder auflädt, aber es könnten Jahrhunderte vergehen, bis es zum nächsten Ausbruch kommen wird.

Deutlich schneller könnte es hingegen zu einer Eruption der Askja kommen. Dieser Vulkan wird – je nach Autor – dem Bardarbunga-System zugerechnet. Manche sehen ihn aber auch als eigenständigen Zentralvulkan. An der Askja wurden in den letzten Stunden nur wenige Erdbeben registriert. Die rapide Bodenhebung an der Messstation OLAC endete Mitte April und stagniert seitdem. Die Hebung beträgt gut 85 Zentimeter.

Auf Gesamtisland gab es innerhalb von 48 Stunden 100 Erdbeben. Viele davon manifestierten sich an verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes.

Mexiko: Erdbeben erschüttert Golf von Kalifornien

Erdbeben Mw 5,6 löst im mexikanischem Golf von Kalifornien viele Nachbeben aus

Datum 18.04.2024 | Zeit: 15:12:40 UTC | Lokation: 26.28 ; -110.43 | Tiefe: 13 km | Mw 5,6

Am Donnerstag wurde der Golf von Kalifornien von einem Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich nach Angaben des EMSC in einer Tiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 99 km südwestlich der mexikanischen Stadt Huatabampo festgestellt. Das Erdbeben löste zahlreiche Nachbeben aus, die einen beeindruckenden Cluster bilden.
Der Golf von Kalifornien trennt den Westen des mexikanischen Festlandes von der Halbinsel Baja California, die wegen ihrer fantastischen Landschaft bekannt ist, die von einer Halbwüste mit Granitfelsen geprägt ist, in der sich die Armleuchterkakteen heimisch fühlen. In den Buchten an der Pazifikküste versammeln sich im Frühjahr Grauwale, um ihren Nachwuchs zu gebären. Ein Spektakel, das Tausende Touristen zum Whale Watching anzieht. Mich fasziniert die Gegend auch wegen ihres Magmatismus, den man nicht nur am Granit erkennt, sondern der auch heiße Quellen hervorbringt. Wo so viel Magma im Untergrund steckt, dass Plutone entstehen können, kann der Vulkanismus nicht fern sein. Auf der Halbinsel gibt es mehrere holozäne Vulkane, doch von den meisten ist nicht bekannt, wann sie zuletzt eruptierten. Einen dieser Vulkane bildet die Isla Tortuga. Sie besteht aus einem flachen Schildvulkan im Golf von Kalifornien.

Tektonisch betrachtet manifestieren sich die aktuellen Erdbeben an der kontinentalen Naht zwischen dem Nordamerikanischen Kontinent und dem Pazifik. Die Störungszone ist als rechtsschiebende Transformstörung angelegt und setzt im Prinzip das Muster der bekannten San-Andreas-Störung fort. Im Norden des Mexicali-Tals verliert sich die Spur der San Andreas-Störung, um im Süden des Tals ein wenig nach Westen versetzt als Cerro Prieto-Störung wieder aufzutauchen. Diese Störung ist der Nordteil der segmentierten Störungszone, die dafür verantwortlich ist, dass sich die Cortez-See öffnet und die Baja California vom mexikanischen Festland abspaltet. Während die längen Segmente der Störungszone den Charakter einer Blattverschiebung aufweisen, werden die Enden der Segmente durch kurze divergente Störungen miteinander verbunden. In einigen Millionen Jahren könnte aus der Halbinsel eine Insel werden.

Türkei: Erdbeben Mw 5,6 verursacht Schäden

 

Ein mittelstarkes Erdbeben richtete in der Türkei Schäden an – Schwarzmeer-Region betroffen

Datum 18.04.2024 | Zeit: 15:11:26 UTC | Lokation: 40.043 ; 36.012 | Tiefe: 8 km | Mw 5,6

Am Donnerstag ereignete sich in der Türkei um 15:11 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,6. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC im Süden des Schwarzen Meeres verortet und lag 8 km westnordwestlich von Sulusaray. In dem kleinen Ort, der gut 280 Kilometer östlich von Ankara liegt, leben gut 4000 Menschen.

Das Erdbeben richtete einige Schäden an. Betroffen waren vor allem ältere Gebäude im Dorf Bugdayli, das nahe des Epizentrums liegt. Auf Bildern sind einige eingestürzte Gebäudemauern zu sehen. Große Zerstörungen blieben aber aus und Berichte über Opfer liegen ebenfalls nicht vor. Dafür war der Erdstoß in einem großen Umkreis zu spüren gewesen: Dem EMSC liegen sogar Meldungen aus dem 600 Kilometer entfernten Istanbul vor. Es gab sowohl einige moderate Vorbeben als auch zahlreiche Nachbeben. Es besteht die Möglichkeit, dass in der Region demnächst stärkere Erdbeben auftreten.

Der Erdstoß manifestierte sich an einem Seitenarm der Nordanatolischen-Verwerfung. Diese prägnante Störungszone verläuft in etwa parallel zur Südküste des Schwarzen Meeres und ist gut 1500 Kilometer lang. Die dextrale Blattverschiebung bildet die Plattengrenze zwischen der Anatolischen Platte und Eurasien und ähnelt der San-Andreas-Fault in den USA. Genauso wie dort können Starkbeben auftreten, die einige Metropolen der Türkei gefährden, von denen Istanbul am Bosporus die bekannteste ist. Die beiden Erdkrustenplatten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Zentimetern im Jahr aneinander vorbei, und können sich in einigen Segmenten verhaken. Es entstehen große Spannungen im Gestein und es kann zum Bruch kommen. Die dabei freigesetzte Energie verursacht Erdbeben, die sich wellenförmig im Gestein ausbreiten. Das verheerende Gaziantep-Erdbeben (Mw 7,8) vom letzten Jahr manifestierte sich an der südöstlichen Plattengrenze der Anatolischen Platte, wo sie an die Arabische Platte stößt. Dort hat sich die Erde immer noch nicht beruhigt und es gibt weiterhin Nachbeben.