Erdbeben Mw 5,5 erschüttert Afghanistan

Moderates bis starkes Erdbeben Mw 5,5 erschüttert Osten von Afghanistan

Datum 19.03.2024 | Zeit: 00:35:19 UTC | Lokation: 29.800 ; 65.367 | Tiefe: 7 km | Mw 5,5




In der afghanisch-pakistanischen Grenzregion der Provinz Kandahar kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 5,5. Die Tiefe des Hypozentrums wurde von den verschiedenen Erdbebendiensten unterschiedlich eingestuft. Während das EMSC eine Tiefe von 7 km angibt, wurde es von lokalen Erdbebendiensten in einer Tiefe von 35 km lokalisiert. Die Tiefe des Erdbebenherdes ist wichtig zur Einschätzung, wie stark sich die Erschütterungen an der Erdoberfläche ausgewirkt haben könnten. Bis jetzt sind keine Schadensmeldungen eingegangen, was für einen tiefer gelegenen Erdbebenherd spricht. Das Beben konnte man aber in einem großen Umkreis deutlich spüren.

Obwohl sich der Erdstoß auf afghanischem Territorium zutrug, verorten die Erdbebendienste die Erschütterung oft in Pakistan und geben pakistanische Orte als Bezugspunkte an. Demnach befand sich das Epizentrum 69 km westnordwestlich von Nushki. Es manifestierte sich um 05:35:19 Uhr Lokalzeit und dürfte viele Anwohner aufgeschreckt haben, die sich gerade auf ihre Morgengebete vorbereiteten.

Das Beben lag auf einer Wüstenebene am Rand der Toba-Kakar-Gebirgskette, die tektonisch betrachtet sehr interessant ist. In der Region treffen mehrere Erdkrustenplatten zusammen, und das Land im Gebiet der Erdbebens dient praktisch als Knautschzone zwischen der Eurasischen Platte, dem indischen Subkontinent und Arabien. Dazwischen eingekeilt liegt der afghanische Block. Der Erdstoß stand mit der großen Chaman-Störungszone im Zusammenhang. Hierbei handelt es sich um eine sinistrale Blattverschiebung, ähnlich der bekannteren San-Andreas-Störung. In der Region können sich auch ähnlich starke Erdbeben wie an der SAF entwickeln. So lebt man in der Region unter dem Damoklesschwert eines Starkbebens.

Doch dieser Erdstoß war nicht das einzige Erdbeben der letzten Stunden, das eine Magnitude im Fünferbereich hatte. Erwähnenswert ist ein Erbeben Mw 5,6, das sich bei den nördlich von Neuseeland liegenden Kermadec-Inseln zutrug. Hier lag das Hypozentrum 18 Kilometer tief.

Ein Erdbeben Mb 5,0 manifestierte sich bei den indonesischen Molukken. Bereits gestern bebte es bei den Kurilen und in Japan mit ähnlichen Magnituden.

Erdbeben auf Island am 16.03.24

Seismizität auf Island an verschiedenen Lokalitäten

Die Erdbebentätigkeit auf Island ist weiterhin erhöht und in den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 225 Erschütterungen, die in der Tabelle auf der Website der Meteorologiebehörde aufgelistet sind. Besonders auffällig ist die Aktivität unter dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull. Hier befinden sich die beiden Zentralvulkane Grimsvötn und Bardarbung. Nördlich des Gletschers liegen die Askja und der Herdubreid. In diesem Gebiet wurden 24 Erschütterungen registriert. Die Bodenhebung unter Grimsvötn und Askja hat nachgelassen und es wird an beiden Vulkanen eine leichte Subsidenz angezeigt.

Im Fokus des Interesses steht nach wie vor die Erdbebentätigkeit auf der Reykjaneshalbisnel, wo sich im Beobachtungszeitraum der letzten zwei Tage 174 schwache Erdstöße manifestierten. Die meisten Beben gab es entlang der Spaltensysteme von Svartsengi, Fagradalsfjall und im Krysuviksystem. Während die Bodenhebung bei Svartsengi weitergeht, zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall einen unregelmäßigen Verlauf der Messkurve an. Bei den Schwankungen kann es sich um messetechnische Schwankungen handeln. Interpoliert man den Kurvenverlauf, kristallisiert sich aber ebenfalls ein Anhalten der Hebung heraus, auch wenn einige Messpunkte das Gegenteil behaupten.

Magma bleibt in der Erdkruste über Jahrzehnte geschmolzen

Seit der letzten Gangbildung vor 2 Wochen hat sich der Magmenaufstieg unter Svartsengi etwas verlangsamt und reduzierte sich von 5 auf 4 Kubikmeter pro Sekunde, was allerdings immer noch eine beachtliche Menge darstellt. Da bei keiner der Eruptionen nach der Riftbildung vom 10. November auch nur annähernd die ganze Schmelze aus dem Hauptmagmenkörper abgeflossen ist, hat sich dort eine beachtliche Menge Schmelze angesammelt und es könnte jederzeit eine größere Eruption beginnen.

Es wurde immer wieder darüber spekuliert, ob die akkumulierte Schmelze überhaupt noch nach Monaten fließfähig ist. Ein Beispiel verdeutlicht aber, dass Magma in der Erdkruste sehr gut isoliert ist und über lange Zeiträume fließfähig bleiben kann. Dies zeigt der Umstand, dass man bei Geothermiebohrungen auf Island schön öfter alte Magmenkörper anbohren wollte und scheiterte, weil frische Schmelze in die Bohrlöcher eindrang. Im Jahr 2009 geschah das an der Krafla, als man in nur 2100 m Tiefe bereits auf fließfähiges Magma traf. Die eruptive Phase der Krafla ereignete sich zwischen 1975 und 1984. Wenigstens ein Teil des Magmas war noch nach 25 Jahren geschmolzen. Die Krafla-Ausbruchsserie wird gerne als Vergleich zu den aktuellen Ereignissen auf Reykjanes herangezogen.

Starkes Erdbeben vor der Küste von Costa Rica

Erdbeben Ml 6,6 erschüttert Küste von Costa Rica

Datum 14.03.2024 | Zeit: 09:13:40 UTC | Lokation: 9.7197 ; -86.4154 | Tiefe: 7 km | Ml 6,6

Soeben wurde vom costa-ricanischen Institut ORVISCORI UNA ein starkes Erdbeben gemeldet, das sich vor der Küste des lateinamerikanischen Landes zugetragen hat. Laut automatischer Einstufung soll es eine Lokalmagnitude von 6,6 gehabt haben. Der Erdbebenherd wurde in 7 Kilometern Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich 81 km südwestlich von Manzanillo de Santa Cruz in der Provinz Guanacaste. Die Werte sind ganz frisch und könnten noch korrigiert werden. Bestätigung vom EMSC steht ebenfalls noch aus.

Erdbeben dieser Magnitude können Tsunamis auslösen und Schäden an der Infrastruktur verursachen. Meldungen hierzu liegen noch nicht vor. Was klar ist, ist, dass der Erdstoß in einem großen Umkreis zu spüren gewesen sein dürfte und dass Häuser geschwankt haben. Zwar manifestierte sich der Erdstoß in einiger Entfernung zur Küste, doch durch die geringe Tiefe des Erdbebenherds könnte es sich vergleichsweise stark auf bewohntes Gebiet ausgewirkt haben.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Subduktion entlang des Mittelamerikagrabens in Verbindung: Hier taucht die Cocosplatte unter die Karibische Platte ab und wird im Erdmantel geschmolzen. Dadurch entsteht auch das Magma, das die Vulkane der Region speist. Bei der Subduktion entstehen Spannungen und es können sich Plattensegmente verhaken. Wenn sie sich lösen, entstehen Erdbeben.

Vulkanismus im Bereich des Erdbebens

Vulkane gibt es entlang der pazifischen Küstengebirge reichlich. Im Wirkungskreis des Erdbebens liegen die beiden aktiven costa-ricanischen Feuerberge Poás und Rincon de la Vieja, die beide in den letzten Monaten unruhig waren und phreatische Eruptionen erzeugten. Auch der Turrialba ist ein Vulkan, dessen Aktivität von dem Erdbeben beeinflusst werden könnte. Weiter nördlich liegt der nicaraguanische Vulkan Masaya, dessen Lavasee Anfang des Monats von einem Erdrutsch verschüttet wurde. Hier zeigen neue Satellitenaufnahmen wieder eine thermische Anomalie, die darauf hindeutet, dass sich die Lava wieder durchschmilzt.

Update 14 Uhr: Bis jetzt tauchte der Erdstoß bei keinem anderen Erdbebendienst auf, es kann sein, dass das automatische System von ORVISCORI eine Fehlmeldung erzeugt hat!

Äthiopien: Erdbeben am Erta Alé

Erdbeben Mb 4,9 nordöstlich vom Erta Alé in Äthiopien – Vulkan gestern ausgebrochen

Datum 14.03.2024 | Zeit: 09:50:34 UTC | Lokation: 14.049 ; 41.113 | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Erst gestern berichtete ich über die hohe Thermalstrahlung am äthiopischen Vulkan Erta Alé, der in der Wüste Danakil liegt. Heute ist nicht nur ein Satellitenfoto der Aktivität verfügbar, sondern es ereignete sich auch ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,9. Das Epizentrum wurde 64 km westlich von Edd in Eritrea lokalisiert und lag ca. 50 Kilometer nordöstlich des Vulkans. Der Erdbebenherd wurde in einer Tiefe von 10 Kilometern ausgemacht. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vulkanausbruch und dem Erdbeben gibt, ist unklar.

Die Danakil ist nicht nur wegen den extremen klimatischen Bedingungen ein heißes Pflaster, sondern auch aufgrund des Vulkanismus und des tektonischen Settings. Im Afar-Dreieck treffen mehrere divergente Rifts aufeinander, denn hier mündet der Ostafrikanische Grabenbruch ins Rote Meer, wo das Aden-Rift und das Rote Meer Rift verlaufen. Der Erta Alé gehört zu einer Vulkankette am Südrand des Danakil-Blocks, der im Prinzip eine Mikroplatte darstellt. Hier gibt es zahlreiche Störungen, die zum Teil parallel der Hauptstörung des Ostafrikanischen Grabens verlaufen, aber auch Transformstörungen ausbilden, die die verschiedenen Riftachsen miteinander verbinden. Der aktuelle Erdstoß könnte sich an einer der kleineren Störungen ereignet haben.

Im Afar-Dreieck gibt es kein dicht ausgebautes seismisches Netzwerk, sondern nur wenige Geophone, die nur die stärkeren Erschütterungen detektieren. Über die Bebentätigkeit des Vulkans Erta Alé ist nur wenig bekannt und es werden keine Daten veröffentlicht. Warnungen vor größeren Eruptionen gibt es demnach nicht. Obwohl der Erta Alé einer der aktivsten Vulkane der Welt ist, stellt er in Bezug auf das Monitoring einen der wenigen weißen Flecken der Erde dar, was ich irgendwie angenehm finde. Tatsächlich würden hier Messinstrumente nicht lange überleben, denn die verarmte Bevölkerung der Region kann praktisch alles gebrauchen und zu Geld machen. Außerdem ist die Danakil nur dünn besiedelt und Menschen sind normalerweise von den Eruptionen hier nicht betroffen.

Starkes Erdbeben in PNG am 13. März

Erdbeben M 6,0 erschüttert New Britain in Papua Neuguinea – Vulkane liegen in der Nähe

Datum 13.03.2024 | Zeit: 5:13:24 UTC | Lokation: -5.863 ; 150.614 | Tiefe: 44 km | Mw 6,0

Gestern wurde der südpazifische Inselstaat Papua Neuguinea von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Da der Erdbebenherd laut EMSC in 44 km Tiefe lag, wirkte sich das Erdbeben an der Oberfläche nicht so stark aus, wie es bei einem flacher liegenden Erdstoß der Fall gewesen wäre. Bis jetzt liegen keine Berichte über größere Schäden oder Todesopfer vor. Dennoch ist das Erdbeben im Kontext von Vnet von Interesse, denn das Epizentrum befand sich auf der Insel New Britain und wurde 63 km ostsüdöstlich von Kimbe lokalisiert und liegt somit etwas mehr als 250 Kilometer vom Vulkan Tavuvur entfernt, der zu den aktivsten Feuerbergen auf Neu Britannien zählt.

Der Tavuvur liegt in der Rabaul Caldera und war zwischen 1994 und 2014 phasenweise aktiv. Die Eruptionsphase endete am 18. September 2014 mit einem großen Knall, der einen VEI 4 hatte und spektakuläre Bilder lieferte. Im Jahr 2021 gab es beim GVP eine Meldung, dass es vermehrt zu Erdbeben durch Inflation gekommen ist. Unklar ist, ob die Inflation weiter anhält oder ob sie stoppte. Der Erdstoß von Gestern war stark und nahe genug, um sich evtl. auf die Aktivität des Tavuvur auszuwirken und neue Eruptionen anzustoßen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass sich bereits Schmelze im Untergrund befindet. Etwas weiter entfernt liegen Vulkane wie Manam, Kadovar und Ulawun, die ebenfalls auf das Erdbeben reagieren könnten.

Tektonisch betrachtet befindet sich New Britain auf der Südlichen Bismarckplatte, die im Süden durch den New Britain-Trench abgegrenzt wird. Die nördliche Plattengrenze wird durch die seismische Lineation der Bismarcksee gebildet. Dazwischen verlaufen einige Südost-Nordwest streichende Störungszonen. Eine von ihnen ist die Kulu-Fulleborn-Störung, die sich für den beschriebenen Erdstoß verantwortlich zeigen könnte. Eine andere Möglichkeit ist, dass das Erdbeben direkt in Verbindung mit dem New Britain-Trench lag und sich an einem Stück subduzierte Erdkruste manifestierte. Die Tiefe des Hypozentrums lässt beide Möglichkeiten zu.

Übrigens ereigneten sich in den letzten Stunden mehrere moderate bis starke Erdbeben. Darunter befand sich eines in Montenegro, das mit einer Magnitude von 5,4 für Aufregung sorgte.

Italien: Erdbeben erschüttert Liparische Inseln

Liparische Inseln nördlich von Sizilien wurden von Erdbeben Mb 4,8 erschüttert

Datum 12.03.2024 | Zeit: 04:37:31 UTC | Lokation: 38.602 ; 14.991 | Tiefe: 243 km | Mb 4,8

Die Liparischen Inseln sind ein Urlaubsparadies im Tyrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien gelegen. Heute Morgen wurde die Region von einem Erdbeben der Magnitude 4,8 erschüttert. Der für diese Region ungewöhnlich starke Erdstoß manifestierte sich zum Glück in einer Tiefe von 243 km, was ebenfalls ungewöhnlich ist. Das Epizentrum wurde 15 km nördlich von Lipari lokalisiert und liegt in einem Dreieck, dessen Eckpunkte von den Inseln Lipari, Salina und Panarea gebildet werden. Auch der Inselvulkan Stromboli befindet sich in der Nähe. Bis jetzt gibt es keine sichtbare Reaktion des Vulkans auf das Erdbeben.

Trotz der vergleichsweise hohen Magnitude liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor. Dies dürfte der großen Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein, so dass die Erdbebenwellen an der Oberfläche so weit abgeschwächt waren, dass sie nicht mehr spürbar waren. Außerdem manifestierte sich das Beben sehr früh am Morgen, so dass die meisten Menschen noch schliefen und eventuell auftretende Vibrationen nicht bemerkten.

Die Liparischen Inseln sind allesamt vulkanischen Ursprungs und erheben sich vom Grund des Tyrrhenischen Beckens. Der Inselbogen liegt an zwei sich kreuzenden Diskontinuitäten der Lithosphäre, die durch zwei große Störungssysteme gekennzeichnet sind. Der aktuelle Erdstoß befand sich im Endbereich einer kleineren Störung, die parallel zum Ausdehnungsgürtel der Region verläuft. Allerdings gehe ich eher davon aus, dass sich das Erdbeben an einem Stück subduzierter Erdkruste der Ionischen Mikroplatte manifestierte, das bis weit in die Asthenosphäre bzw. den oberen Erdmantel abgetaucht ist. Von daher rechne ich nicht zeitnah mit weiteren Erdbeben, die mit diesem Erdstoß in direkter Verbindung stehen, obwohl es natürlich in dieser Region immer zu Erdbeben kommen kann.

Ein weiterer als aktiv eingestufter Vulkan der Liparischen Inseln ist Vulcano. Hier gab es in den letzten Wochen sporadisch auftretende schwache Erdbeben.

Vesuv: Spürbares Erdbeben Mb 3,0

Moderater Erdstoß Mb 3,0 unter dem Vesuv wurde in Neapel wahrgenommen

Datum 11.03.2024 | Zeit: 18:08:15 UTC | Lokation: 40.846 ; 14.399 | Tiefe: 2,9 km | Mb 3,0

Gestern Abend wurde unter dem süditalienischen Vulkan Vesuv ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,0 festgestellt. Es manifestierte sich um 18:08:15 UTC unter der Nordwestflanke des Vulkans. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 2,9 km. Es war das stärkste Erdbeben am Vesuv seit einigen Jahren. Eine weitere Besonderheit ist, dass es sich abseits des zentralen Kraterbereichs ereignete und in einer größeren Tiefe lag, als die meisten anderen Erschütterungen, die sich am neapolitanischen Feuerberg sonst ereignen. Es war der 172. Erdstoß am Vesuv in diesem Jahr.

Auffällig ist, dass es in diesem Jahr bereits mehrere Erdstöße mit Magnituden über 1 gab, die auch in Tiefen von mehr als einem Kilometer lagen. Die Mehrzahl der Beben hat weiterhin Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und wird in wenigen Hundert Metern Tiefe festgestellt. Man interpretiert sie als Setzungsbeben im Schlot. Die tiefer gelegenen Erdbeben könnten eine andere Ursache haben. Solange sich der Vulkan nicht anfängt aufzublähen, sind diese wahrscheinlich tektonischer Natur. Generell könnten Erdbeben aber auch durch Fluidbewegungen ausgelöst werden oder weil die Auflast des Vulkans Spannungen in der Erdkruste erzeugt.

Am Vesuv braucht man bis jetzt nicht besorgt darüber zu sein, dass der Vulkan unmittelbar vor einem Ausbruch steht. Bis jetzt gibt es dafür keine Anzeichen. Sollten in den nächsten Wochen aber weitere vergleichbare Erdbeben auftreten, könnte das ein Indiz dafür sein, dass sich etwas am Vulkan ändert.

Der Erdstoß wurde von den Anwohnern deutlich wahrgenommen und rief Besorgnis hervor. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von 25 Kilometern vor, wobei sich besonders viele Bebenzeugen aus dem Areal meldeten, das sich an die Campi Flegrei anschließt. Vermutlich dachte man dort zunächst an ein weiteres Erdbeben des Calderavulkans bei Pozzuoli.

In der Campi Flegrei geht die Erdbebenaktivität weiter, und seit gestern wurden 17 Erschütterungen registriert. Doch dazu später mehr in einem anderen Bericht.

Campi Flegrei mit zahlreichen Erdbeben bis zum 11. März

Schwarmbebentätigkeit unter der Caldera Campi Flegrei auf hohem Niveau

Datum 10.03.2024 | Zeit: 17:15:06 UTC | Lokation:  40.816 ; 14.144 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,6

Die Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bewegt sich auf einem hohen Niveau: in den letzten drei Tagen haben sich mehr als 100 Erschütterungen ereignet. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 2,6 und einen Erdbebenherd in nur 600 Metern Tiefe. Für einen Erdstoß dieser Magnitude lag es ungewöhnlich flach und dürfte seinen Ursprung im Hydrothermalsystem des Vulkans gehabt haben. Das Epizentrum lag wenige Hundert Meter vor der Küste und südlich der Solfatara. Der Erdstoß wurde um 17:15 UTC registriert. Nur zwei Minuten vorher ereignete sich ein Beben M 2,1, das ebenfalls in geringer Tiefe lag und sich offshore manifestierte. Aufgrund der geringen Tiefe konnten die beiden Erdstöße deutlich von den Bewohnern der Region wahrgenommen werden. In den sozialen Medien kursieren viele Meldungen, nach denen auch noch schwächere Erdstöße unterschwellig als leichte Vibrationen wahrgenommen werden. Die Bevölkerung reagiert immer sensibler und die Sorgen steigen: zum einen fürchtet man ein stärkeres Erdbeben und auch Gebäudeschäden durch die Bodenhebung, zum anderen steigt auch die Sorge, dass die Hebungsphase einem Vulkanausbruch vorangehen könnte. Offiziellen Stellungsnahmen zufolge besteht diesbezüglich zumindest kurzfristig betrachtet keine Gefahr. Bodenhebung und Seismizität werden vom Bradyseismos hervorgerufen, obgleich sich in der Tiefe Magma ansammeln könnte und es Indizien dafür jenseits der Bodenhebung und Seismizität gibt. Eines dieser Indizien ist der hohe Ausstoß an Kohlendioxid magmatischen Ursprungs.

Hebungsrate der Campi Flegrei könnte zugenommen haben

In diesem Monat zog die Seismizität deutlich an und es würde mich nicht wundern, wenn sie ein Symptom für einen Anstieg der Bodenhebung wäre. Bisher lag sie in diesem Jahr bei ca. 10 mm/Monat. Meistens dauert es 2 bis 3 Wochen, bis exakte Zahlen bei einer Änderung der Heberate vorliegen, doch veränderte Trends dürften sich bereits in einem der nächsten Bulletins von INGV abzeichnen, die für gewöhnlich Dienstags veröffentlicht werden und das Geschehen der Vorwoche wiedergeben. Stay tuned!

Island mit anhaltender Bodenhebung am 10. März 2024

Erdbeben unter Reykjanes – Bodenhebung hält an

Nachdem nachts nur weniger Erdbeben im Bereich von Svartsengi und der Reykjaneshalbinsel detektiert wurden, zog die Seismizität im Tagesverlauf an. So registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 81 Erschütterungen auf der Halbinsel im Südwesten von Island. Auf ganz Island waren es 134 schwache Beben. Diese verteilten sich an mehreren Zentralvulkanen der Isländischen Riftzone. Die Erschütterungen auf Reykjanes konzentrierten sich bei Svartsengi, wo der Schwerpunkt der Erschütterungen am Thorbjörn-Vulkan lag. Ebenfalls von Beben heimgesucht wurden der Fagradalsfjall und das Krysuvik-System. Einzelne Erschütterungen manifestierten sich an unterschiedlichen Lokalitäten der Halbinsel.

Fast 400 mm Bodenhebung seit Dezember

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi kennt keinen Halt und steigt weiter an. An der Messstation SENG hob sich der Boden seit dem 8. Februar um fast 200 mm an. Fast doppelt so viel kamen seit der Eruption im Dezember zusammen. Es müssen sich inzwischen beachtliche Mengen Schmelze im Untergrund befinden. Es ist zwar nicht bekannt, wieviel davon fließfähig ist, doch da sich der Großteil der Schmelze in 4 bis 5 Kilometern Tiefe befindet, ist das Magma gut isoliert und bleibt wahrscheinlich über Monate oder Jahre hinweg eruptionsfähig. Konkrete wissenschaftliche Einschätzungen hierzu sind mir nicht bekannt. Es ist auch sehr schwer zu prognostizieren, da neben der Temperatur eine Menge andere Faktoren bestimmen, ob ein Magma eruptieren kann. Dazu zählen der Gasdruck im System, aber auch, wie viele Kristalle sich bereits gebildet haben.

Bodenhebung gibt es auch im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Hier stellt sich die Frage, ob sie mit der Hebung am benachbarten Svartsengisystem gekoppelt ist oder ob es hier einen eigenständigen Magmenaufstieg gibt. Wer weiß, vielleicht bekommen wir im Frühjahr auch einen doppelten Vulkanausbruch auf Island zu sehen? Die Vulkanologen halten auf jeden Fall ihre Warnung in Bezug auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch bei Svartsengi aufrecht.