Roadtrip USA 2024: Vom Arches N.P. zur San-Andreas Fault

Die zweite Woche unserer Reise in den Südwesten der USA

Nachdem wir am späten Nachmittag den Arches-Nationalpark in Utah verlassen hatten, wollten wir wieder in ein kühleres Gebiet gelangen, notfalls auch bis in die Dunkelheit hinein fahren. Dabei legten wir noch einen kurzen Stopp ein, denn wir hatten Leroy ein Eis versprochen, wenn er den Marsch durch die Hitze des Arches-N.P. erfolgreich bewältigt hatte. Die erste Gelegenheit dazu bot sich nach gut einer Stunde Fahrt an einer seltsam anmutenden Tankstelle, deren fragwürdiges Ambiente mich überlegen ließ, ob ein Halt hier klug sei: Halbnackte Aliendamen mit ausgestreckten Klauen und zähnefletschendem Maul sowie Laserstrahlen verschießende UFOs dekorierten das heruntergekommene Gebäude. Handelte es sich hier etwa um einen Drogenumschlagplatz? Aber nein, das mit den Aliens war offenbar ernst gemeint, und im Inneren des Tankstellenshops sah es aus wie auf dem MIB-Schießstand, in dem Will Smith auf die Figur eines kleinen Mädchens schoss, während alle anderen die Monster jagten. Hatte ich etwas verpasst? Wenn ich mich nicht irre, liegen sowohl Roswell als auch Area 51 meilenweit von diesem gottverlassenen Ort bei Crescent Junction entfernt. Aber was soll man hier auch anderes tun, als nachts kiffend in den Sternenhimmel zu starren und auf UFOs zu warten? Wir warteten nicht und machten uns mit unserem Eis bewaffnet auf die Interstate 70, die uns in Richtung Mono Lake und Tioga-Pass führen sollte. Irgendwo wollten wir abfahren und ein Quartier für die Nacht finden, aber wo? Der Highway führte durch das verlassenste Nirgendwo, das man sich vorstellen kann. Als nach einer weiteren Stunde Fahrt ein Schild auftauchte, auf dem „No Service for next 100 Miles“ stand, wurde mir klar, dass wir eine längere Fahrt als geplant vor uns hatten. Dabei passierten wir bei Sonnenuntergang eine Gegend, die mich aufgrund ihrer interessanten geologischen Formationen zum Verweilen einlud, aber weder Leroy noch Ullah wollten die Nacht im Nirgendwo verbringen. Also legten wir die 170 Kilometer zurück, bis wir eine Trucker-Oase bei Salina erreichten. Anders als bei uns, wo LKW-Fahrer nachts verzweifelt einen Stellplatz suchen, denkt man in den USA an die Trucker und bietet ausreichend Parkmöglichkeiten sowie gut ausgebaute Infrastruktur. Tatsächlich hat man nicht nur ein Herz für Trucker, sondern auch für Camper, und so landeten wir am Rand der Autobahn auf einem gut ausgestatteten RV-Platz. Nur der Check-in am Automaten erwies sich als langwieriger Prozess, den wir schließlich abbrachen. Stattdessen gingen wir in den Truckstopp von LOVES, wo uns eine Mitarbeiterin eincheckte. Die Einfahrt erhielten wir per Zugangscode für das elektrische Zugangstor.

Welcome to California

Am nächsten Morgen ging es direkt weiter, und das Navigationsgerät suchte uns eine Route nach Kalifornien, die über unzählige Highways führte. Doch gegen Abend hatten wir es geschafft und erreichten den Mono Lake. Von hier aus führt eine Route über den Tioga-Pass zum Yosemite-Nationalpark. An der Straße zum Tioga-Pass gibt es zahlreiche Campingplätze, die natürlich abends bereits alle belegt waren, doch nach langem Suchen ergatterten wir noch einen Stellplatz. Unser Plan war eigentlich, direkt am Tioga Lake zu campen, und so beschlossen wir, am nächsten Morgen dort unser Glück zu versuchen, einen der nur 14 Stellplätze nach dem „First-come, first-served“-Prinzip zu ergattern. Tatsächlich war uns das Glück hold, und wir bekamen den einzigen Platz, der an diesem Morgen frei wurde.

Der Tioga Lake ist ein landschaftlich sehr schön gelegener Bergsee direkt am Yosemite-Nationalpark. Umrahmt von hoch aufragenden Berggipfeln liegt der See auf einer Höhe von gut 2.900 Metern. Bei den Recherchen zu dieser Reise hatte sich Leroy direkt in den Tioga Lake verliebt und wollte hier Forellen angeln. Doch bevor es losgehen konnte, fuhren wir erst nach Lee Vining, dem Ort am Mono Lake, der als Tor zum Yosemite-Nationalpark bekannt ist. Eine böse Überraschung gab es beim Tanken, denn der Sprit kostete hier 2 USD pro Gallone mehr als noch in Utah. Da noch etwas Sprit im Tank war, verschob ich das Tanken und wollte mich woanders nach günstigeren Preisen umsehen. Tatsächlich entdeckte ich im Laufe des Tages noch andere Tankstellen, aber sie waren nur ein wenig günstiger als im Touristenort. Dort sollte der Sprit gut 6 USD pro Gallone kosten. Nun wusste ich, dass Benzin in Kalifornien deutlich teurer ist als in anderen Bundesstaaten.

Wieder um eine Erfahrung reicher, stürmten wir den nächsten Angelshop und besorgten uns eine Angelerlaubnis für den nächsten Tag. Anders als bei uns, wo man zum Angeln einen Fischereischein plus Tageskarte für das Gewässer braucht, benötigt man in den USA nur die Tageskarte. Diese gilt für alle Gewässer des Bundesstaates! Auch eine Jagdlizenz kann man in der Regel für relativ wenig Geld erwerben. Dafür braucht man nur einen Jagdschein, den man nach einem eintägigen Kurs erhält. Halleluja, bei uns einfach unvorstellbar!

Tuffsteine und Travertine Hot Springs am Mono Lake

Doch bevor es ans Angeln ging, besichtigten wir zunächst den Mono Lake. Dabei handelt es sich um einen alkalischen Salzsee, also einen Natronsee, wie man sie aus dem Ostafrikanischen Rift Valley kennt. Tatsächlich weist das Gebiet des Mono Lake Parallelen zum Rift Valley auf, denn es befindet sich in einem abflusslosen Becken am Fuße der Sierra Nevada. Das Becken ist tektonischen Ursprungs und entstand durch Krustendehnung in der Basin-and-Range-Provinz – und, wenig überraschend, gibt es hier auch Vulkane. Einer davon manifestiert sich in Form einer Insel im Mono Lake. Eine weitere Besonderheit des Sees sind die skurril anmutenden Tuffsteintürme, die sich vor allem an seinem Ostufer finden. Diese Türme bestehen aus Kalziumkarbonat, das von unterseeischen Quellen in Form von Kalzium gefördert wurde und infolge chemischer Reaktionen mit dem basischen Salzwasser ausfällte. Die Türme bildeten sich direkt am Seegrund im Bereich der Quellen und wuchsen um diese herum.

Ein weiteres Highlight der Gegend sind die heißen Quellen, die in einer vulkanisch bzw. magmatisch aktiven Region natürlich nicht fehlen dürfen. Am Nachmittag besuchten wir die Travertine Hot Springs bei Bridgeport, die meiner Meinung nach zu den interessantesten heißen Quellen der Welt gehören. Die Zufahrt zu den Kalksinterbecken ist allerdings wenig attraktiv: Sobald man den Highway 395 verlässt, befindet man sich auf einer Piste, die von LKWs eines nahegelegenen Logistikunternehmens befahren wird, und es sieht aus wie auf einem Schrottplatz. Doch folgt man der Piste etwa zwei Kilometer, erreicht man einen kleinen Parkplatz, von dem aus man die heißen Quellen gut zu Fuß erreichen kann. Am attraktivsten und bekanntesten sind die Heißwasserbecken am Ende eines Travertinrückens, der direkt am Parkplatz beginnt. Am etwa zwei Minuten entfernten Ende des Rückens gibt es eine kleine Klippe, an deren Fuß sich vier ebenso kleine Becken befinden. Das größte dieser Becken bietet Platz für vier Personen. Da die Quellen längst kein Geheimtipp mehr sind, sind sie gut besucht, und man braucht etwas Glück oder Geduld, um einen Platz im warmen Wasser zu ergattern. Uns half in diesem Fall ein starkes Gewitter, das tobte, als wir ankamen und die meisten anderen Badegäste vertrieb, sodass wir schnell einen Platz fanden. Wer nicht so viel Glück hat, kann versuchen, einen Platz in einem der abseits gelegenen Becken zu finden, die versteckt am Fuß des Rückens in einer Wiese liegen.

Nachdem wir uns gut eingeweicht hatten, machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz am Tioga Lake. Nachts wunderte ich mich über den recht starken Verkehr auf der Straße, die direkt hinter dem Zeltplatz verlief.

Angeln am Tioga Lake und Stippvisite im Yosemite N.P.

Leroy und ich standen früh am Morgen zum Sonnenaufgang aus, schnappten uns unser Angelzeug und gingen auf Beutezug. Leider hatte eine der Angeln den Flug nicht gut überstanden und litt unter einer abgebrochenen Spitze. Den Köder weit auswerfen ging damit nicht mehr. Dummerweise hielten sich in Ufernähe nur kleine Forellen auf und selbst die hatten keinen Hunger. Aber auch ohne einen Fang verbrachten wir einen schönen Morgen in der atemberaubenden Natur. Gegen Mittag dann, fuhren wir die letzten 2 Kilometer zum Yosemite Nationalpark, nur um festzustellen, dass man hier zwischen 7 und 16 Uhr nur mit der verhassten Onlinereservierung reinkam. Auf einmal wurde mir klar, warum die Passstraße nachts so stark frequentiert war. Also, mussten wir die Zeit bis 16 Uhr totschlagen und machten ein wenig Sightseeing in der näheren Umgebung, bevor wir anschließend ein wenig Yosemite Luft schnupperten. Die Granitlandschaft mit ihren Domen plutonischen Ursprungs ist schon faszinieren, aber leider auch komplett überlaufen. Anstatt die ganzen Sehenswürdigkeiten abzuklappern, verweilten wir lieber ein wenig am Yosemite-Creek und gingen im erfrischend kalten Wasser Baden.

Mono-Inyo Krater und die Long Valley Caldera

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Erkundung der vulkanischen Gegend der Mono-Inyo Craters und der gewaltigen Lavadom-Kette am Rand der Long Valley Caldera, der wir natürlich auch einen Besuch abstatteten. Besonders beeindruckend war der Resurgent Dome, der wohl größte rhyolithische Lavadomkomplex, den ich je gesehen habe. Ebenso faszinierend waren die Mengen an Obsidian, bei deren Anblick Steinzeitmenschen sicherlich entzückt gewesen wären und die von den Indigenen für die Herstellung von Pfeilspitzen und Klingen genutzt wurden.

Die Long Valley Caldera -nach der Yellowstone-Caldera- ist die zweitgrößte Caldera der USA und misst 32 km mal 17 km. Sie entstand vor etwa 760.000 Jahren durch eine Supervulkaneruption.

Ein paar heiße Quellen gibt es im Fumarole Valley am Ufer des Hot Creek. Unser Navigationsgerät führte uns jedoch in die Irre, und wir landeten in einem Gewirr kleiner Pisten, die bald für unseren Camper unpassierbar wurden. Von Stoßstangen abgerissene Nummernschilder verrieten uns, dass hier so mancher Rallye-Spezialist sein Glück versuchte. Also ließen wir den Camper kurzerhand in der Pampa stehen und wanderten die drei Kilometer bis zum Hot Creek, dessen Ufer von einigen Fumarolen und heißen Wasserbecken gesäumt war. Dummerweise befanden wir uns nun auf der falschen Seite des Flusses, dessen Uferbereich man nicht betreten durfte. Aber ihr kennt mich ja… .

Hitze im Tal des Todes

Lange hielten wir uns hier nicht auf, denn wir hatten noch vor, am selben Tag bis zum Death Valley zu fahren. Gegen Mittag erreichten wir den Nationalpark, nachdem wir von Norden her hineingefahren waren. Schon bevor man das eigentliche Tal des Todes erreicht, fährt man durch ein nicht weniger heißes Tal, und ich beobachtete mit etwas Sorge die Temperaturanzeige des Motors, da die Lufttemperatur jenseits der 45-Grad-Marke lag. Besonders bei Bergauffahrten stieg auch die Motortemperatur merklich an, blieb aber knapp unterhalb des roten Bereichs.

Im Death Valley selbst war es unerträglich heiß. Viel zu heiß! Normalerweise bin ich nicht besonders empfindlich, aber ich verspürte absolut keine Motivation, den klimatisierten Wagen länger als fünf Minuten zu verlassen. Abgesehen davon waren alle Wanderwege wegen der Hitzschlaggefahr gesperrt, sodass man nur die Aussichtspunkte anfahren konnte, die mit dem Auto erreichbar waren. Im Death Valley Village besuchten wir das Visitor Center mit der berühmten Temperaturanzeige, die prompt 52 Grad Celsius zeigte. Das war definitiv die höchste Temperatur, die ich je abseits von Lavastrom und Sauna erlebt habe – mit dem Unterschied, dass es hier kein Entkommen gab, während man eine Sauna einfach verlassen kann, wenn es zu heiß wird.

Obwohl wir eigentlich geplant hatten, hier die Nacht zu verbringen, wollte niemand von uns länger bleiben, also machten wir uns wieder auf den Weg.

Die wenigen Campingplätze in der Nähe des Death Valley waren alle belegt, also fuhren wir bis tief in die Nacht hinein und fanden schließlich ein Hotel in Ridgecrest, wo wir den Luxus eines klimatisierten Zimmers mit eigenem Bad genossen.

Los Angeles und Hollywood

So ganz im Flow unserer Reise trieb es uns nach Los Angeles, obwohl die Stadt eigentlich gar nicht auf unserem Programm stand. Doch Leroy wollte unbedingt nach Malibu (danke, Rettungsschwimmer), und Ullah wollte Hollywood sehen. Also machten wir uns zunächst auf den Weg nach San Clemente, einer Küstenstadt südlich von Los Angeles, die über eine Camping-Infrastruktur verfügt. Aber wie konnte es anders sein – auch hier war fast alles ausgebucht. Alles, bis auf den San Onofre State Beach Park. Und das hatte seinen Grund! Die Wohnmobilstellplätze reihten sich kilometerlang zwischen der steil zum Strand abfallenden Klippe und dem San Diego Freeway auf, mit bester Aussicht auf die Autobahn. Das Ganze erinnerte mich eher an einen Autobahnrastplatz als an einen Campingplatz. Dennoch verbrachten hier zahlreiche Familien ihre Ferien. Neben uns campierte eine Mutter mit zwei kleinen Jungs, die in ihrem Tesla übernachteten. Besonders erstaunt war ich über die große Anzahl an Mercedes Benz Sprinter 4×4 Campingbussen, die bei uns kaum unter 100.000 € zu bekommen sind. Was zum Teufel machten die hier? Für den Super-GAU üben? Tatsächlich lag der State Park nicht nur neben einer Autobahn, sondern auch nur zwei Kilometer von einem Atomkraftwerk entfernt, das hier ebenso schlau direkt am Strand in einem erdbebengefährdeten gebiet steht wie Fukushima!

Nun, dieser Ort lud nicht zum Verweilen ein, und so fuhren wir abends zum Pier von San Clemente, einem deutlich angenehmeren Ort mit einer Promenade auf dem hölzernen Pier. Allerdings auch nicht ohne Wermutstropfen, denn am Strand entlang führte eine Eisenbahnlinie, die übrigens auch parallel zur Autobahn an unserem Campingplatz verlief.

Am nächsten Morgen hieß es in aller Herrgottsfrühe: diesen seltsamen Ort verlassen und ab nach Los Angeles! Zuerst besichtigten wir das Griffith-Observatorium, dann machten wir eine Rundfahrt durch Beverly Hills und spazierten schließlich über den Walk of Fame in Hollywood. Hier fielen nicht nur die Sterne der Stars auf dem Gehweg ins Auge, sondern auch die zahlreichen Obdachlosen und Junkies, die einen der berühmtesten Boulevards der Welt zu ihrem Zuhause gemacht haben. Amerika – nicht alles, was glänzt, ist Gold!

Am Nachmittag schafften wir es dann tatsächlich noch, Leroys Wunsch nach Malibu zu erfüllen, wo wir eine Runde im Pazifik schwimmen gingen. Zwar gab es das eine oder andere Baywatch-Rettungsschwimmerhäuschen am Strand zu bewundern (hey, auf Anhieb fehlerfrei geschrieben!), aber der Strand an sich haute einen nicht gerade aus den Badelatschen.

Carrizo Plains und die San-Andreas-Störung

Die vorletzte Etappe unserer Rundreise stand an, denn bevor wir nach Las Vegas zurückkehren sollten, wollte ich unbedingt noch einen Blick auf die San-Andreas-Verwerfung werfen. Am besten geht das in der Nähe von Bakersfield, wohin wir am Abend fuhren, um erneut in einem Hotel zu übernachten. Beim Einkaufen im Walmart fiel uns die große Anzahl an Migranten aus Mittelamerika auf, was dem Einkaufserlebnis im gigantischen Supermarkt einen Beigeschmack von Armut verlieh. Am nächsten Morgen durchquerten wir die ausgedehnten Plantagen des Central Valleys, und mir wurde klar, was diese Menschen hier tun: Sie schuften für einen Hungerlohn als Erntehelfer. Ja, der Reichtum des einen geht fast immer auf Kosten des anderen – und die USA machen da keine Ausnahme.

Die Carrizo Plains bilden eine aride Ebene mit weiten Graslandschaften, wie sie einst für das gesamte Central Valley Kaliforniens typisch waren. In dieser weiten Ebene kann man die Spur der San-Andreas-Verwerfung kilometerweit verfolgen, doch die bekannteste Manifestation der Erdspalte, gesäumt von flachen Hügeln, lässt sich nur aus der Luft gut erkennen. Leider reichte die Zeit nicht aus, um die Gegend genauer zu erkunden oder gar ein Sportflugzeug zu chartern, um sich das Ganze aus der Vogelperspektive anzusehen. Meine Drohne kam auf legale Weise nicht hoch genug, um das eigentliche Highlight einzufangen. So blieb mir nur ein flüchtiger Blick auf das Gebiet, mit dem Vorsatz, eines Tages hierher zurückzukehren, um es eingehender zu betrachten.

Venedig in Las Vegas

Im Eiltempo ging es nun zurück nach Las Vegas, von wo aus wir am nächsten Tag zurückfliegen sollten. Abends schlenderten wir noch ein wenig über den Strip und staunten über die Lichterflut. Eigentlich hatten wir vor, im Planet-Hollywood-Hotel abzusteigen, da es dort eine Tiefgarage gibt, in der man auch ein Wohnmobil parken kann. Leider funktionierte die Online-Zahlung für den Parkplatz nicht, sodass wir uns wieder außerhalb des Stadtzentrums ein Holiday Inn suchen mussten. Es war das dritte Mal, dass wir in einem Hotel dieser Kette übernachteten, und zugleich war es mit 170 USD pro Nacht das teuerste – und leider auch das schlechteste.

Am nächsten Tag gaben wir unseren RAM zurück und verbrachten die letzten Stunden in Las Vegas im Venice-Hotel und Casino. Dort wandelten wir staunend und kopfschüttelnd durch die Nachbildung von Venedig, inklusive Canal Grande und singenden Gondolieri. Einen Spaziergang durch die Stadt brachen wir aufgrund der Temperaturen von über 45 Grad jedoch schnell ab.

Fazit einer Reise

Sollte man ein Resümee aus einer Urlaubsreise ziehen? Vermutlich nicht, doch ich mache es trotzdem: Die USA bieten weite und fantastische Landschaften, die besonders Naturliebhaber begeistern. Wer Steine, Wüsten, Wälder und weltoffene Metropolen schätzt, ist hier gut aufgehoben. Die von uns gewählte Reisemethode mit dem Wohnmobil verspricht zunächst große Freiheit. Doch besonders in der Hauptsaison ist davon wenig zu spüren: Volle Campingplätze, hohe Preise auf privaten Stellplätzen, überlaufene Nationalparks und der Zwang zu Onlinereservierungen nehmen einem zunehmend die Flexibilität und Spontaneität – ganz so, wie man es auch aus weiten Teilen Europas kennt.

Die USA sind ein Land der Gegensätze, sowohl landschaftlich als auch kulturell und wirtschaftlich. In kaum einem anderen Land der westlichen Welt habe ich Reichtum und Armut so eng beieinander erlebt. Trotzdem, es wird nicht unsere letzte USA-Reise gewesen sein. Beim nächsten Mal könnte eine Kombination aus Zelten und Hotels sinnvoller sein, denn angesichts überfüllter Campingplätze erscheint die Wohnmobil-Variante unnötig teuer. Für drei Personen haben wir inklusive Flüge gut 11.000 € ausgegeben – ohne besonderen Luxus oder spektakuläre Aktivitäten und das, obwohl wir ein dreiviertel Jahr im Voraus gebucht hatten und Frühbuchertarife bekamen. Für eine reisefreudige Familie mit einem Durchschnittseinkommen ist das eine Summe, die man nicht oft für eine Reise ausgeben kann. Da stellt sich natürlich die Frage, wohin die gesellschaftliche Reise gehen soll, wenn die Preise weiterhin so steigen.

Nachtrag: Mein Freund, der Vulkanfotograf Martin, ist gerade in Alaska unterwegs und schickte mir ein Foto aus einem Supermarkt, in dem ein Snickers-Riegel 3,69 USD kostet – ein einzelner Riegel, wohlgemerkt, nicht ein 5er-Pack. Die Inflation in den USA, besonders in abgelegenen Regionen, ist in der Corona-Zeit enorm gestiegen und stellt nicht nur Touristen vor Herausforderungen.

Der Antelope-Canyon im Land der Navajos

Lichtstrahl im Antelope Canyon. © Leroy Szeglat

Den Antelope-Canyon besuchte ich bereits zweimal. Das erste Mal zu Anfang der 1990er Jahre, als der Canyon noch ein Geheimtipp für Liebhaber geologischer Naturwunder war, das zweite Mal im Juli 2024, als der Massentourismus dieses Kleinod komplett entzaubert hatte. Obwohl das Spiel von Licht, Schatten und Farbe unverändert war, wurde der Slotcanyon von den vielen Menschen entweiht. Schon erstaunlich, was einige Jahrzehnte der Entwicklung nicht alles kaputt machen können.

Antelope-Canyon: Im Sandstein aus der Zeit der Dinosaurier

Dabei ist die Basis des Canyons alt, uralt sogar, denn die Sandsteine der Navajo-Serie des Coloradoplateaus wurden bereits im Erdzeitalter Jura abgelagert und sind zwischen 190 und 180 Millionen Jahren alt. Zu dieser Zeit erlebten die Dinosaurier ihre volle Blüte. Die Sandkörner wurden über mehrere Millionen Jahre hinweg in einer Wüste abgelagert, so dass ein riesiges Dünenfeld entstand. Der Sand geriet unter den Druck der immer mächtiger werdenden Schichten und zementierte, indem Fluide Mineralien wie Quarz und Kalzit durch die Poren zirkulieren ließen und mineralisierten. Eisenoxide verliehen dem Sandstein seine rote Färbung.

In den folgenden Jahrmillionen wurde das Gebiet durch tektonische Kräfte angehoben. Dies setzte die Sandsteinformationen den Elementen aus, insbesondere dem Wasser, aber auch Wind und Frost nagten an ihm. Der eigentliche Canyon entstand durch die Erosion: Während der Regenzeit fließen in der Region starke Regenfälle, die zu heftigen Sturzfluten führen. Diese Fluten spülten mit enormer Kraft durch den Sandstein und schnitten dabei die engen, tiefen Schluchten aus, die heute als Slot Canyons bekannt sind. Von diesen gibt es mehrere auf dem Coloradoplateau und besonders abenteuerliche Gesellen entwickelten eine eigene Sportart: das Canyoning.

Die Erosion durch Wasser war so intensiv, dass sich die schmalen und tiefen Schluchten bildeten, die den Antelope-Canyon auszeichnen. Die geschwungenen, wellenförmigen Wände und die glatten Oberflächen sind das Ergebnis dieser lang andauernden Erosionsprozesse.

Die beeindruckenden Lichtspiele im Canyon sind ein Nebeneffekt der engen Spalten an der Oberfläche, durch die das Sonnenlicht nur an bestimmten Stellen und zu bestimmten Tageszeiten einfällt. Diese wechselnden Lichtverhältnisse tragen zur Schönheit und Einzigartigkeit des Canyons bei. Tatsächlich gibt es Bereich im Antelope Canyon, die ehr den Charakter einer Höhle aufweisen als den einer Schlucht, so schmal ist er an der Oberfläche. Außerdem gibt es eine Oberen- und Unteren-Antelope-Canyon, da er in seiner Mitte erodierte und nicht ganz durchgeht.

Bei meinem jüngsten Besuch dort macht mich unser indigener Führer auf eine dünne Schicht vulkanischen Gesteins aufmerksam, die er als alten Lavastrom bezeichnete. Er meinte, dass es hier früher einen Vulkan gegeben habe, der Lavaströme aussandte, als sich die Sandsteine abgelagert haben. Leider blieb keine Zeit, damit man sich das genauer anschauen konnte. Für mich sah es allerdings eher wie ein zementiertes Konglomerat oder eine dünne Tuffschicht aus. Für einen Lavastrom war mir die Schicht zu dünn. Allerdings ist sie halt so alt wie der Sandstein und könnte schon einiges an Erosion und Umwandlung erlebt haben, bevor sich weitere Sandstein auf ihr ablagerte. Zudem gab es in dem Areal eine Diskordanz. In der Literatur konnte ich keinen Hinweis auf entsprechende Gesteine am Antelope Canyon entdecken, obwohl es bekannt ist, dass es am nahegelegenen Grand Canyon Vulkanausbrüche gab.

Übrigens: Der Antelope-Canyon ist nicht in einem Nationalpark geschützt, sondern liegt auf Privatland eines Navajo-Reservats. Lange Zeit war er nur den amerikanischen Ureinwohnern bekannt. Für die Navajos war der Canyon lange Zeit ein heiliger Ort. Erst im 20. Jahrhundert tauchte er in der Literatur auf, zunächst in wissenschaftlichen Berichten und Tagebüchern und später in Reiseführern und Kunstwerken. Sein Bekanntheitsgrad stieg deutlich in den 1980er und 1990er Jahren, hauptsächlich durch die Arbeit von Fotografen, die seine außergewöhnliche Schönheit dokumentierten.

Bryce Canyon: Von Hoodoos, Ruby und Messern

Die bizarre Felsenlandschaft des Bryce Canyons – Und wer zum Teufel ist Ruby?

Die zweite Etappe unserer USA-Reise, die uns mit dem Wohnmobil durch den Südwesten der USA führte, brachte uns zum Bryce Canyon. Die Schlucht am Rand des Colorado-Plateaus hat einen ganz anderen Charakter als etwa der Zion-Canyon, den wir zuvor besucht haben. Dort dominieren massive Felswände das Bild, die Hunderte Meter hoch aufsteigen. Im Bryce Canyon hingegen prägen unzählige Gesteinstürme und Rippen das Landschaftsbild. Diese seltsam anmutenden geologischen Sandsteinformationen haben sogar eine eigene Bezeichnung: Hoodoos! Auch sie wurden vom Bildhauer der Erosion geschaffen, wobei der Künstler nicht nur die erosive Kraft fließenden Wassers, sondern vor allem die Frostsprengung nutzte.

Der Bryce Canyon ist in einem Nationalpark geschützt. Er befindet sich nur 80 Kilometer vom Zion entfernt im US-Bundesstaat Utah und liegt in einer Höhenlage zwischen 2.400 und 2.700 Metern. Nachts kann es hier auch im Sommer empfindlich kalt werden, während es tagsüber brütend heiß ist. Auch die täglichen Temperaturunterschiede tragen zur Erosion bei.

Der Park ist nach Ebenezer Bryce benannt, einem Mormonenpionier, der in den 1870er Jahren in der Gegend lebte und dort Viehwirtschaft betrieb. Im Jahr 1928 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt, nachdem es 1923 zunächst als National Monument ausgewiesen worden war.

Die Vegetation der Gegend ist vielfältig, und im Nationalpark gibt es unterschiedliche Vegetationszonen, die nach der Höhenlage gestaffelt sind. So findet man Wüstensträucher, aber auch Tannenwälder. Die Tierwelt ist ebenfalls mannigfaltig, es gibt Maultierhirsche, Füchse, Kojoten und eine Vielzahl von Vogelarten, darunter den Kalifornischen Kondor und den Wanderfalken.

Als Besucher des Bryce Canyons arbeitet man meistens erst einmal die Aussichtspunkte ab, die bequem mit dem Wagen zu erreichen sind und so wohlklingende Namen wie Sunrise Point, Sunset Point, Inspiration Point und Bryce Point tragen. Typischerweise unternimmt man dann Wanderungen in den Canyon hinab. Wanderwege gibt es mehr als genug und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, darunter den beliebten Navajo Loop Trail und den Queen’s Garden Trail.

Über unsere Campingerfahrungen am Bryce Canyon habe ich schon ausführlich im Hauptartikel zur USA-Reise geschrieben. Hier nur so viel: Wir standen zwei Tage auf dem Sunset Campground, und das Campingerlebnis hier übertraf deutlich das, was man normalerweise in Deutschland erfährt. Mehr Platz, inklusive Feuerstelle, viel naturnäher als bei uns, und nahe an Aussichtspunkten mit spektakulären Landschaften. Die Sanitäranlagen sind allerdings nur rudimentär ausgestattet. Ein prima Ausgangspunkt für alle, die zum Sonnenaufgang zu Wanderungen in den Canyon aufbrechen wollen. Diese können besonders im Sommer schweißtreibend sein, obwohl ich sie vom Gelände her angenehm zu gehen finde. Fantastische Perspektiven ergeben sich auf jeden Fall, und es ist ein besonderes Erlebnis, zwischen den Hoodoos umherzuwandeln und nach ihren Decksteinen Ausschau zu halten.

Apropos Canyon: Genau genommen ist der Bryce Canyon kein Canyon im geologischen Sinne. Die bizarren Erosionsformen sind an der Südostkante des Paunsaugunt-Plateaus entstanden, das Teil des riesigen Colorado-Plateaus ist. Entlang einer Strecke von gut 30 Kilometern haben sich an dieser Schichtstufe mehrere Ausbuchtungen gebildet, die man gerne mit einer Reihe von Amphitheatern vergleicht. In diesen Amphitheatern bildeten sich die Steintürme der Hoodoos und sicher auch einige labyrinthartige Canyons als sekundäre Strukturen. Der eigentliche Bryce Canyon ist das größte dieser Amphitheater. Es erstreckt sich über eine Länge von 19 Kilometern, ist 5 Kilometer breit und weist eine Höhendifferenz von mehr als 240 Metern auf.

Das Bowie Messer im Rubys General Store

Zum Abschluss eine kleine Anekdote aus dem Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks: Praktisch jedes Geschäft, Restaurant und Hotel scheint dort jemandem namens Ruby zu gehören und man entkommt diesem Namen auf den Schildern der Geschäfte praktisch nicht. Ruby war ein Farmer, der 1916 in die Region übersiedelte und mit vollem Namen Reuben C. (Ruby) Syrett hieß. So ergab es sich, dass Leroy und ich Rubys General Store nach Outdoor-Equipment durchstöberten. Leroy liebäugelte mit einem schön gearbeiteten Bowie-Messer als Souvenir und wir kamen darüber mit der Verkäuferin der Waffenabteilung ins Gespräch, als ich fragte, wie lang die Klinge sei. Ich erklärte ihr, dass in Deutschland Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 12 Zentimetern verboten sind bzw. nicht mitgeführt werden dürfen. Dasselbe gilt für Spring- und Einhandmesser, die generell verboten sind. Die Verkäuferin schaute mich mit einem verstörenden Gesichtsausdruck an, der wohl Zweifel und Mitleid zugleich ausdrücken sollte. Sekunden später schüttelte sie lächelnd den Kopf und meinte: „Ihr Deutschen!“.  Glaubte sie, ich hätte sie verkohlt? Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie von der Absicht unserer Innenministerin wüsste, die Deutschen in ihren Rechten noch weiter einzuschränken, sodass nur noch Pommespieker mit 6 cm Klingen erlaubt sind? Wie bitte soll man mit so einem Nagelclipser Fische ausnehmen oder beim Camping Brot schneiden oder Feuerholz spalten? Langsam wird es skurril bis lächerlich in unserem überzivilisierten Land der Verbote! Wenn Großstadtmädchen – und Jungs im Berliner Parlament keine Messer brauchen -die wohl die allermeisten vernunftbegabten Menschen als Werkzeug und nicht als Waffe einsetzten-, können die schön für sich selbst sprechen, ich werde nicht darauf verzichten ein EDC (Every Day Carry) bei mir zu haben. Schließlich bin ich auch jemand, der immer für den Notfall gerüstet sein möchte. Aber gut, vielleicht wechsle ich bei einem Messerverbot zum Tomahawk! Das schöne Bowiemesser kaufte ich übrigens nicht und ärgere mich heute darüber.

Zion Nationalpark – Erste Etappe der USA Reise

Die versteinerten Dünen im Zion Nationalpark

Wie ich im ersten Teil des Reisebericht bereits angekündigt habe, veröffentliche ich in lockerer Folge weitere Beschreibungen zu den Nationalparks im Südwesten der USA, die wir im Rahmen unseres Sommerurlaubs 2024 bereist haben. Wir, das sind Leroy, Ullah und Marc. Die erste Etappe führte uns in den Zion Nationalpark im US-Bundesstaat Utah.

Der Zion Nationalpark befindet sich im südwestlichen Teil von Utah und umfasst eine Fläche von etwa 593 Quadratkilometern. Der Park wurde 1909 von Präsident William Howard Taft als Mukuntuweap National Monument ausgewiesen und 1919 in Zion Nationalpark umbenannt.




Im Zion N.P. finden sich -wie in vielen Naturschutzgebieten auf dem Coloradoplateau- beeindruckende Sandsteinformationen. Das Herzstück des Parks ist der Zion Canyon, der vom North Fork Virgin River in die Felsformationen geschnitten wurde. Von Wind und Wasser glatt geschliffen, bilden fast senkrechte aufsteigende Felswände eine majestätische Kulisse, die jedes Geologenherz höherschlagen lässt. Bei dem Sandstein, der während der Trias- und Jurazeit abgelagert wurde, handelt es sich überwiegend um den Navajo-Sandstein.

Während der Hauptreisezeit darf man den Park nicht mit dem eigenen Wagen befahren, sondern muss Shuttlebusse nutzen, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansteuern. Genaugenommen wird man meistens nur in die Nähe der Sehenswürdigkeiten gefahren, denn die eigentlichen Ziele wollen erwandert werden. So ist Hiking angesagt. Das Problem: Als wir dort in der ersten Julihälfte waren, lagen die Temperaturen bei über 40 Grad und für ausgedehnte Wanderungen war es uns einfach zu heiß. Darüber hinaus sind die interessantesten Plätze nur mit limitierten Permits zu erwandern, die zu ergattern oft Glückssache ist.

Die hoch aufragenden Felswände sind zudem ein El Dorado für Sportkletterer. Zu diesen zähle ich mich nicht mehr, denn meine Ambitionen in dieser Richtung endeten vor 30 Jahren jäh, als ich mir bei einer Kletterpartie meine Hand an einem scharfen Stein bis auf die Knochen aufgeschnitten hatte. Die Narbe ziert mich noch heute.

Unser Aufenthalt im Zion beschränkte sich auf wenige Stunden und wir begnügten uns damit, mit dem Bus durch die Schlucht zu fahren. Darüber hinaus bekam ich endlich mal die Gelegenheit, die versteinerten Dünen zu fotografieren, die aufgrund ihrer tollen Schrägschichtung vielen Geologen bekannt sind. Bei meinem ersten Besuch hier verpasste ich die Dünen, da sie im Osten des Parks liegen, den ich damals nicht ansteuerte.

Vom Zion N.P. aus steuerten wir den Bryce Canyon an, den man in weniger als 2 Stunden Fahrtzeit erreicht. Außerdem kann man vom Zion aus gut in Richtung Grand Canyon-North-Rim weiterfahren.

USA 2024: Go West!

Panoramafoto vom Bryce Canyon in Utha. © Marc Szeglat

Bericht zum Roadtrip im Südwesten der USA im Juli 2024

Erste Woche von Las Vegas zum Arches N.P.: Im Wunderland der Canyons

Zugegeben, mitten im Hochsommer in den Südwesten der USA zu reisen, ist nicht unbedingt die beste Idee, auf die man kommen kann, denn der Juli ist dort der heißeste Monat im Jahr. Um dann noch ausgerechnet Las Vegas in Zeiten des Klimawandels (aus dem wir aber auch nicht mehr herauskommen werden) anzusteuern, muss man entweder bekloppt oder fatalistisch-enthusiastisch sein, und zumindest auf den Autor dieser Zeilen trifft beides zu. Zu meiner Verteidigung habe ich zu sagen, dass man sich mit einem schulpflichtigen Kind und einer Freundin im öffentlichen Dienst eines Kindergartens, in dem man nur während der Sommerschließung lang genug Urlaub am Stück bekommt, um länger zu verreisen, nicht unbedingt die Reisezeit aussuchen kann. Wenn man also dann in die USA reisen möchte, heißt es: „Friss oder lass es sein!“. Dass wir Las Vegas ansteuerten, war ein wenig der Preisgestaltung der Airlines geschuldet, denn entgegen den Zielen in den Metropolen der Westküste spart man hier gut 200 Euro pro Flugticket. Also nahmen wir den Schweiß bei der Buchung der Flüge in Kauf und fluchten dann am Ziel angekommen nicht schlecht, denn es war nicht nur heiß, sondern kochend: Das Thermometer zeigte 47 Grad Celsius an, und in den Nachrichten sprach man nicht nur von einer Hitzewelle, sondern vom heißesten Juli in Las Vegas seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Nun ja, Sport wollte ich hier sowieso nicht treiben.

Unsere erste Nacht verbrachten wir im Hotel Stratosphere, das wir aufgrund seines hohen Turms ausgewählt hatten, von dem man einen tollen Blick über die Spielermetropole im Bundesstaat Nevada hat. Das Problem hier und in ganz Las Vegas ist nur, dass man mit einem Minderjährigen nicht die Casinobereiche der Hotels betreten darf, was dann das Besichtigungsprogramm für die begleitenden Erwachsenen doch ein wenig einschränkt. Im Aussichtsturm machten wir die erste Bekanntschaft mit den Preisen in den USA: Für zwei Slush-Eis und eine Flasche Wasser war ich dann gleich 20 USD los. Früher galt Las Vegas immer als Billigmeier, und man lockte die Leute über günstige Drinks und „All-You-Can-Eat-Buffets“ in die Casinos. Sollte sich daran seit meinem letzten Besuch hier vor 30 Jahren etwas geändert haben? Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja! Spätestens beim Frühstück wurde klar: Amerika ist teuer. Durchschnittspreis für drei Mal amerikanisches Frühstück mit Getränken lag bei 70 USD. Nicht nur in Las Vegas, sondern auf der ganzen Tour. Ich habe mich bis heute nicht getraut, meine Kreditkartenabrechnung anzusehen.

Am nächsten Tag nahmen wir unser gemietetes Wohnmobil in Empfang: Es war ausgerechnet in Dunkelgrau gehalten, und eine Sauna war nichts gegen die Temperaturen in seinem Inneren. Der Übergabecheck, der online erfolgte und mit dem Smartphone in der Hand abgearbeitet werden musste, dauerte über eine halbe Stunde und brachte mich an den Rand eines Kreislaufkollapses. Erst später sollte ich auf die Idee kommen, den Motor einfach auch im Stand laufen zu lassen und die Klimaanlage voll aufzudrehen, was hier üblich ist. Auch wenn man kurz aussteigt, etwa um ein Foto zu machen oder einkaufen zu gehen, praktiziert man es so. Ich lernte schnell: In dem Land, in dem man unter Hitzewellen und Waldbränden leidet wie kaum anderswo, schert man sich einen Dreck um Klimaschutz! Natürlich geht man nicht mit gutem Beispiel voran, wenn man zum Schwitzen elf Stunden über den großen Teich fliegt und mit einem Wohnmobil durch die Gegend fährt, doch im Endeffekt bin ich auch nicht bereit, auch noch aufs Reisen ganz zu verzichten, wenn anderswo permanent voll aufgedreht wird.

Am Duck-Creek bei Cedar City. © Marc Szeglat
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, ging es direkt auf die Straße und hinaus aus dem Höllenloch Las Vegas, hinauf in die kühleren Regionen des höher gelegenen Coloradoplateaus. Da es schon Spätnachmittag war, als wir endlich losfahren konnten, steuerten wir zuerst eine nette Bergregion bei Cedar City an und übernachteten im Duck-Creek-Statepark. Wie es der Zufall so will, gab uns einer der Security-Männer im Stratosphere den Tipp, uns dort umzusehen. Und tatsächlich war es ein wunderschöner Ort, mitten in einem Pinienwald, wo sich der Entenbach zu einem See erweiterte. Hier schlug gleich Leroys und mein Anglerherz höher, doch um die Ruten auszupacken, hatten wir noch nicht die Muße.

Als nächstes mussten wir den Zion Nationalpark und den Bryce Canyon ansteuern, da wir den Campingplatz im Bryce Canyon Nationalpark reserviert hatten. Erfahrungsgemäß ist es nicht einfach, auf die Plätze in den Nationalparks unterzukommen, besonders nicht in der Ferienzeit. Den Zion nahmen wir im Schnellgang mit, fotografierten die versteinerten Dünen und sagten die geplante Wanderung zu den Emerald Springs kurzerhand ab, weil es hier zwar kühler war als in Las Vegas, das Thermometer aber trotzdem die 40-Grad-Marke sprengte. Außerdem nervte es, dass man nur mit den nationalparkeigenen Bussen durch die Schlucht fahren durfte.

Camping im Bryce Canyon Nationalpark

Abends erreichten wir dann den Bryce Canyon Nationalpark, wo die Temperaturen immer noch warm, aber erträglich waren. Tatsächlich war der Campingplatz voll, doch die Reservierung hatte geklappt und wir konnten zwei Nächte hier bleiben. Wie auf solchen Plätzen üblich, gab es weder Strom für den Camper, noch anderen Luxus, der über einfache Toiletten (immerhin mit Spülung) und einem Waschbecken hinausging. Sehr zu Ullahs Leidwesen. Zwar hatte der Camper ein Duschklo, aber wir noch kein Wasser im Tank, und so richtig wollten wir Dusche und Klo nicht benutzen. Mich musste man eh mit Pressluft in die Kabine hineinschießen, so eng war das Teil, und außerdem hielt sich meine Motivation in Grenzen, ständig eine Kassette mit chemisch aufgelösten Fäkalien zu reinigen! Also, erstmal keine Dusche, dafür schnell zum Aussichtspunkt mit Blick auf den Canyon, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Der Bryce Canyon gehört meiner Meinung nach zu den schönsten geologisch geprägten Naturwundern im Südwesten der USA. Der von Wind, Wasser und Frost modellierte Canyon im Sandstein des Colorado-Plateaus schimmert in allen vorstellbaren Nuancen von Rot bis Ocker. Die Farben variieren mit dem Licht. Am Morgen brachen wir mit dem Sonnenaufgang zu einer kleinen Wanderung auf und stiegen in den Canyon hinab. Das Besondere hier sind die Hoodoos genannten Sandsteintürme, die unter einem Deckstein aus härterem Material stehen geblieben sind, während der Sandstein rundherum erodierte. Ähnliche Feenkamine kenne ich ansonsten nur aus Göreme in der Türkei. Bereits um 10 Uhr beendeten wir aufgrund der zunehmenden Hitze unsere Tour und gingen im Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks zum Brunch. Wir erfuhren, dass es abends ein Rodeo geben sollte, das wir uns natürlich anschauen wollten. Zurück auf dem Campingplatz streiften wir auf dem Gelände umher und bestaunten die Gespanne der Einheimischen. Caravan-Salon lässt grüßen! Unser Campervan schnitt im Vergleich zu den anderen Wohnmobilen, die schnell mal 250.000 USD und mehr kosten, ziemlich schlecht ab. Bei uns kam die Frage auf, wie sich so viele Amerikaner sowas leisten können. Tatsächlich verdient man in den USA deutlich mehr als bei uns, was sich auf den Campingplätzen u.a. durch Stille bemerkbar machte: Saufgelage und nächtliches Krakeelen erlebt man auf Campingplätzen in den USA nicht. Hier steht man auch nicht Hering an Hering, sondern hat geräumige Stellplätze mit eigener Feuerstelle und Tischen mit angebauten Bänken zur Verfügung. Häufig gibt es sogar eine Bärenbox mit Stahltor, in der man Lebensmittel einschließt, damit Bären nicht Zelte oder Caravans demolieren und plündern. Außerdem kann man hierin prima übernachten, falls es doch mal ein Bär bis ins Zelt schafft.

Während die Campingplätze in den Parks meistens zwischen 20 und 30 USD pro Nacht kosten, sieht es bei den privat betriebenen Anlagen anders aus: Hier gibt es dann Duschen, Strom und Wasseranschlüsse für die Wohnmobile, aber auch Rechnungen, die dreistellig werden können. Auf so einem Campingplatz begaben wir uns nachmittags zum Duschen und Wassertankauffüllen. Für die Dusche bezahlten wir 8 USD pro Person, was in meinen Gedanken die 70 € für den Eintritt in der Blauen Lagune auf Island ein wenig abmilderte. Luxus hat eben seinen Preis, und wenn man sein Duschklo im Camper nicht dreckig machen will, muss man den zahlen und darf nicht jammern. Ein Gedanke, den ich noch öfter denken sollte.

An unserem letzten Abend in der Region besuchten wir dann noch das Rodeo. Es war mal eine interessante Erfahrung, so etwas live zu sehen. Das Ganze erinnerte ein wenig an eine Stuntshow mit gut trainierten Reitern, die gekonnt von Pferden und Bullen fielen.

Abstecher zum Grand Canyon

Vom Bryce Canyon ging es zu einem kurzen Abstecher ans North Rim des Grand Canyons. Den mehrtägigen Abstieg in die größte Schlucht der Welt sparten wir uns. Dafür absolvierten wir den Rim Drive und genossen von verschiedenen Parkplätzen aus den Blick über den Canyon. Besonders im Licht der tiefstehenden Sonne des Nachmittags entfalteten die Jahrmillionen alten Gesteinsschichten ihre volle Farbenpracht. Unglaublich, welche Naturkräfte hier am Werk gewesen sein müssen.

Da wir uns aufgrund der hohen Temperaturen so manche Wanderung erspart hatten, lagen wir ziemlich gut in der Zeit, und so beschlossen wir, Leroy seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen und dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten. Dazu mussten wir nach Page zum Lake Powell fahren, wo der Colorado River in einer Schlucht, ähnlich dem Grand Canyon, gestaut wird. Der Weg dorthin führte durch die menschenleere Halbwüste, und hier bekamen wir einen schönen Eindruck von der Weite des amerikanischen Südwestens. Kurz vor dem Ziel legten wir eine kleine Pause an den beiden Navajo Bridges ein, die hier über den Fluss führen, der als Lebensader der gesamten Region gilt. Ich fragte zwei Biker, ob ich sie fotografieren dürfte, und einer sprang sogar von seiner Harley und gestattete Leroy, eine Runde zu drehen.

Der Antelope-Canyon: Steingewordener (Alp)Traum

Den Antelope Canyon kannte ich schon von einem früheren Besuch des Südwestens, und zweifellos gehörte er immer in meine Top 10 geologischer Naturwunder. Leider scheint er nicht nur in meiner Liste weit oben zu stehen. Im Vorfeld unseres Abstechers recherchierte Leroy während der Fahrt im Internet zum Antelope Canyon und kam zu dem Schluss, dass man zwingend eine Online-Reservierung bei einem der zahlreichen Veranstalter buchen müsste, doch praktisch alle Plätze waren natürlich vergeben. Außerdem waren mir diese Touren zu teuer, denn die Preise lagen zwischen 120 und 180 USD pro Person für einen gut 2-stündigen Trip. Doch ich, wie immer optimistisch, meinte, dass man beim Navajo vor Ort bestimmt noch etwas deichseln konnte. Ich erinnerte mich an das Gatter am Eingang zum Indianerland, vor dem ich vor 30 Jahren stand, an dem ein Schild mit einer Telefonnummer hing, die man anrufen sollte, wenn man den Slickrock-Canyon besichtigen wollte. Damals wählte ich diese Nummer und verabredete mich mit dem Besitzer der Schlucht, die in einem Navajo-Reservat auf Privatland liegt. Während ich mit meiner damaligen Begleiterin auf den Navajo wartete, gesellten sich noch eine Handvoll anderer Touristen zu uns und der Native American fuhr uns gegen ein moderates Entgelt zur Schlucht, wo wir uns frei umsehen konnten. Damals schrieb ich ins Tagebuch: „Der Antelope Canyon, ein steingewordener Traum, der in allen Variationen von Gelb, Rot und Ocker schillert“. Wieder am Tor gab er sein Einverständnis, dass wir uns noch in den Lower Antelope Canyon begeben konnten, den wir dann tatsächlich für uns ganz alleine hatten und eine spannende Klettertour erlebten. Umso heftiger musste ich schlucken, als wir jetzt auf die gut ausgebaute Touristenstation zufuhren, in der deutlich über 150 Schaulustige warteten. In der Ferne lag eine zweite Station, die den Eintritt in den Lower Canyon verwaltete.

Anstelle des alten Tors gab es einen gut ausgebauten Parkplatz, einen überdachten Wartebereich für die Touristen, zwei Ticketschalter, zwei Reihen echt vollgeschissener und seit Wochen nicht geleerter Dixiklos und gut 20 Pickups mit Sitzbänken für bis zu 14 Personen auf der Ladefläche. Die einen hatten rote Baldachine, die anderen blaue. Beide knackten sicher beim reinbeißen. Es gab also zwei Tourenanbieter, die alle 40 Minuten zeitversetzt mit einer Tour starteten. Soviel dazu! Am Ticketschalter stand ein Schild „cash only“ und ich fluchte bereits gedanklich, da ich keine 360 USD mehr cash hatte, aber zum Glück akzeptierte man auch Kreditkarten und es gab sogar noch ein paar freie Plätze für uns. Also, obwohl mir meine Lust angesichts des Massentourismus eigentlich vergangen war, zahlte die Kreditkarte. Da Filmen und Fotografieren vom Stativ auch noch verboten war, speckte ich meine Ausrüstung ab und nach kurzer Wartezeit wurden wir zusammen mit gut 70 anderen in Richtung Canyoneingang gefahren. Nach 10 Minuten über eine staubige Piste erreichten wir den Eingang zum Upper Antelope Canyon. Hier parkte bereits eine Doppelreihe klimatisierter Kleinbusse mit abgedunkelten Scheiben, die auswärtigen Reiseunternehmen gehörten, die nicht zum Navajo-Clan gehörten. Schätzungsweise waren gut 120 Personen in der Schlucht unterwegs, die so schmal ist, dass man in vielen Bereichen die beiden Steilwände mit ausgestreckten Armen berühren kann. Damit kein Chaos entsteht, gehörte zu jedem Pickup ein Führer, der seine Leute zusammenhielt und so durch die Schlucht bugsierte, dass kein größeres Gedränge entstand. Allerdings wurde das Tempo der Wanderung durch die Schlucht vorgegeben und man konnte nicht einfach an einem Ort länger verweilen, etwa um die einzigartige Stimmung in sich aufzunehmen oder um Fotos zu machen. Außerdem hatte man natürlich fast immer jemand anderes im Bild, sobald man den Boden der Schlucht mit auf dem Foto haben wollte. Obwohl der Canyon derselbe geblieben ist, stellte sich bei mir nicht mehr diese ehrfurchtsvolle Faszination ein, die ich bei meinem ersten Besuch hier empfand. Damals konnte man sich gut vorstellen, wie die Navajos tanzend und singend die Schlucht durchzogen, die eine heilige Stätte für sie war. Durch diese extreme Form des geschäftstüchtigen Massentourismus haben sie selbst diesen einmaligen Ort entweiht, obschon ich natürlich gut verstehen kann, dass auch Native Americans inzwischen den amerikanischen Traum des Weißen Mannes träumen. Und Geld lässt sich so auf jeden Fall verdienen!

Nach gut eineinhalb Stunden standen wir wieder am Ausgangspunkt der Touristenstation. Leroy war wieder um einen Traum ärmer und um eine Erfahrung reicher. im Angewsicht der herben Enttäuschung ob der Menschenmassen war mein Kommentar, dass es wohl erst besser wird, wenn die menschliche Zivilisation nach dem zu erwartenden Kollaps in den nächsten Jahrzehnten neu startet und wir mit modernen Segelschiffen den Atlantik überqueren. Allerdings wird Reisen dann wieder so exklusiv sein, wie es vor 3 bis 4 Generationen der Fall gewesen war. Ob Leroy -so wie ich- nach 30 Jahren eine zweite Chance erhält, dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten, ist fraglich. Soviel zu meinem Optimismus.

Den Mittag verbrachten wir dann in Page. Dort besichtigten wir den majestätischen Glen-Canyon-Damm. Der Pegel des Sees hat sich in diesem Jahr etwas von der vorherigen Dürre erholt, lag aber dennoch weit unter dem früher anvisierten Maximum. Im Marina State Park bezogen wir Quartier und zahlten für den Stellplatz prompt 105 USD. Aufgrund der Temperaturen von ca. 44 Grad benötigten wir allerdings für das Wohnmobil Elektrizität, damit die Klimaanlage auch nachts laufen konnte, daher war der teure Stellplatz alternativlos, zumindest, wenn man sich im Womo nicht wie in einem Schnellkochtopf fühlen wollte.

Nachmittags ging es dann noch zum Schwimmen ans Seeufer. Eigentlich hat die Umgebung des Sees schon so viele Naturwunder zu bieten, dass man hier einen ganzen Urlaub verbringen kann, doch da es mir ein wenig darum ging, Leroy einen möglichst umfassenden Eindruck des geologischen Wunderlands zu vermitteln, beschränkten wir uns auf die Highlights.

Arches Nationalpark: Im Wunderland der Steinbögen

In diesem Sinne dehnten wir unsere Tour noch etwas weiter aus und nahmen auch noch den Arches Nationalpark mit. Dafür hieß es einen ganzen Tag lang Autofahren und Kohlendioxidemissionen zu erzeugen, was der Auspuff nur so hergab. Morgens besichtigten wir noch den Horseshoe Bend am Colorado. Hier macht der Fluss eine spektakuläre 180-Grad-Wende. Anschließend ging es vorbei am Monument Valley, den gefalteten Gesteinen am Mexican Hat und dem Eingang zu den Canyonlands. Am Abend erreichten wir Moab mit dem nächsten 100-Dollar-Stellplatz. Wenigstens gab es hier nicht nur Strom, sondern auch Duschen und einen Pool, was wir bis in die Dunkelheit hinein ausnutzten. Verwöhnte Bande!

Am Morgen hieß es um 5:30 Uhr aufstehen und schnell in den Arches Nationalpark zu fahren. Wir wollten möglichst früh eine Wanderung zum Double-O-Arch unternehmen und wieder am Wagen sein, bevor die Hitze zuschlug. Die Wanderung hatte ich als ziemlich spektakulär in Erinnerung: Sie führt auf einer Strecke von ca. 7 Kilometern durch das Gebiet des Devil’s Garden. Bevor man den doppelten Steinbogen erreicht, passiert man den Landscape-Arch, der mit einer Spannweite von 88 m der Bogen mit der größten Spannweite ist. Doch das Spektakuläre an dieser Wanderung ist der Pfad, der teilweise auf schmalen Graten von Gesteinsrippen entlangführt und ein wenig Kraxelei erfordert. Ich war mir nicht ganz sicher, wie motiviert Ullah und Leroy waren und ob sie die teils exponierte Lage auf den Graten vertragen würden. Daher behielt ich diesen Detail der geplanten Wanderung für mich, ermahnte Leroy nur, bei uns zu bleiben und nicht voranzupreschen. Erstaunlicherweise schien es den beiden Spaß zu machen, auf den Gesteinsrippen, aus denen in einigen Hunderttausend Jahren vielleicht mal Natursteinbögen werden, entlangzulaufen. Der Double-O-Arch zählt meiner Meinung nach zu den schönsten Bögen im Park. Tatsächlich waren hier um diese Uhrzeit noch nicht viele andere Wanderer unterwegs, sodass wir einige kostbare Momente fast meditativer Stille im Angesicht der Steinbögen verbringen konnten.

Zurück am Parkplatz verließen wir während der Mittagshitze den Park, fuhren in die Stadt hinab, um Nahrung zu fassen, zu tanken und wieder in den Park zu fahren, als man uns plötzlich den Eintritt verwehrte: „Zwischen 7 und 16 Uhr darf man nur mit Online-Reservierung den Park betreten“, teilte uns der Ranger am Parkeingang mit. Es spielte auch keine Rolle, dass wir bereits morgens ein Ticket gelöst hatten, das typischerweise 7 Tage lang gültig ist. Da war es wieder, dieses „Online-Reservierung“, wie ich das mittlerweile abgrundtief hasse! Es erstickt jeden Raum für Spontanität. Heutzutage wird Reisen immer mehr nur noch etwas für Leute, die ihren Urlaub totplanen. Also, wieder mal ran ans Smartphone, und tatsächlich gab es noch 20 Zusatztickets für diesen Tag, die man gegen eine kleine Gebühr erwerben konnte.

Delicate-Arch vom unteren Aussichtspunkt aus gesehen. © Marc SzeglatNach der Verzögerung besichtigten wir einige andere Steinbögen, bis wir am Delicate-Arch ankamen. Dieser Steinbogen, den einigen Lesern noch aus der Mars-Werbung mit dem Indianer bekannt sein dürften, liegt ebenfalls spektakulär. Sollten wir die 5 Kilometer lange Wanderung trotz der Hitze von 42 Grad wagen? Der Weg wird in der nationalparkeigenen Karte als schwierig beschrieben und führt über eine schattenlose Sandsteinplatte stetig bergauf. Trotz Warnung eines Rangers, dass es keinen Schatten gäbe und viele Wanderer wegen der Hitze über 3 Stunden brauchten, packten wir reichlich Wasser ein und machten uns auf den Weg. Leroy war eindeutig zu warm und so opferte ich eine Wasserflasche für seine Kühlung. Auch hier waren nur wenige Menschen unterwegs. Kurz vor dem Ziel verlief der Pfad inmitten einer Felswand, in die er geschlagen war. In gut 20 Metern Höhe beschrieb er eine Kurve und gab unvermittelt den Blick auf den rot leuchtenden Steinbogen frei, der am Rande eines natürlichen Amphitheaters steht. Natürlich war man auch hier nicht alleine, was man auch nicht unbedingt erwarten konnte. Doch was mir den letzten Nerv raubte, war, dass jeder Tourist ein Foto von sich haben wollte, wie er in der Öffnung des Steinbogens steht. Instagram lässt grüßen. Eine leider komplett sinnbefreite Aktion, denn wenn man eine Person in einem 16 Meter hohen Steinbogen positioniert und diesen formatfüllend ablichtet, ist die Person auf dem Bild etwa stecknadelkopfgroß und somit beliebig. So wartete ich gut 30 Minuten, bis ich endlich Fotos vom Steinbogen machen konnte, auf denen KEINE Personen abgebildet waren.

Zurück am Wagen waren wir gut durchgekocht, aber froh, dass wir die Wanderung unternommen hatten.

Hier endete die erste Reisewoche. Die zweite wollten wir im kühleren Nordkalifornien verbringen. Darüber berichte ich im zweiten Teil der Reisedokumentation. Außerdem werden in lockerer Folge noch ein paar Beschreibungen zu den besichtigten Nationalparks veröffentlicht.

Nordlichter über Deutschland am 25. März

Erneute Nordlichter über Deutschland möglich – Auslöser ist ein Sonnensturm

Ende 2023 wurden Polarlichter in Teilen von Sachsen, Bayern und Thüringen gesichtet sowie von Brandenburg bis Baden-Württemberg. Der Nachthimmel zeigte verschiedene Farben wie Grün, Lila, Gelb und Rot, besonders gut sichtbar im ländlichen Bereich. Nun könnte sich das Himmelsspektakel widerholen, denn vor einigen Tagen gab es auf der Sonne einen stärkeren koronalen Massenauswurf, der uns heute in Form eines Sonnensturms erreicht. Bereits vor 2 Tagen konnte man bei Rügen Polarlichter beobachten. Heute könnten sie weiter in den Süden Deutschlands vordringen.

Die US-Behörde NOAA schätzt die Wahrscheinlichkeit für Polarlichtsichtungen in mittleren Breiten der USA und Europas in den kommenden Tagen als „moderat“ ein, mit dem Höhepunkt voraussichtlich in der Nacht vom 25. März 2024.

Die Sichtbarkeit von Polarlichtern über Deutschland hängt von der Stärke der Sonnenstürme ab, gemessen am KP-Index. Ein höherer KP-Index ermöglicht Sichtungen auch in südlicheren Breiten. Anfang November 2023 wurden Polarlichter über Mitteldeutschland gesichtet, als der KP-Index einen hohen Wert von 7 erreichte. Die kommende Nacht wird einen maximalen KP-Wert von 5,00 haben.

Für eine gute Sichtung sind klarer Himmel und freie Sicht nach Norden erforderlich. Die beste Beobachtungszeit liegt oft in der ersten Nachthälfte, fern von Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Die Chancen auf Polarlichtsichtungen steigen ab etwa 20 Uhr, mit dem Höhepunkt laut US-Experten zwischen 0 und 3 Uhr.

Experten erwarten weitere Sichtungen in Deutschland, auch weiter südlich, aufgrund erhöhter Sonnenaktivität. Sonneneruptionen, insbesondere koronale Masseauswürfe, beeinflussen die Sichtbarkeit von Polarlichtern. Das Maximum der Sonnenfleckenaktivität wird voraussichtlich im kommenden Jahr erreicht.

In Nordeuropa gab es in den letzten beiden Nächten bereits intensive Nordlichter zu beobachten. Zu einem besonderen Spektakel kam es dabei auf Island, wo sich zwei Naturphänomene begegneten und Polarlichter über dem Vulkanausbruch auf Reykjanes schwebten.

Island: Bauvorhaben gestoppt

Bau eines neuen Parkplatzes bei Landmannalaugar gestoppt

Im letzten Jahr berichtete ich über zwei große Bauvorhaben in isländischen Thermalgebieten, mit denen der Tourismus der Region gestärkt werden soll. Hierbei handelte es sich um den Ausbau der Anlagen am Kerlingarfjöll und bei Landmannalaugar. Während an der ersten Lokation bereits ein neues Hotel entstanden ist, lehnte man einen ersten Antrag zum Parkplatzausbau bei Landmannalaugar ab. Hier geht nach einer Klage der isländischen Naturschutzorganisation das Vorhaben in eine neue Prüfung. Eigentlich sollte der neue Parkplatz bereits im letzten Herbst gebaut werden.

Der jetzige Parkplatz ist schon groß und wurde in den letzten Jahren deutlich erweitert. Als ich 2002 dort war, fanden auf dem Parkplatz nur eine Handvoll Autos Platz. Er wurde vor einer tiefen Furt angelegt, für Fahrzeuge, die diese nicht passieren können. Hinter der Furt gelangt man dann zum Campingplatz und der bewirtschafteten Hütte am Landmännerbad. Die Anlage war in den letzten Jahren ebenfalls deutlich erweitert worden. Doch offenbar reicht das nicht für den aktuellen Besucheransturm, denn auch hier ist die Errichtung eines neuen Hotels geplant.

Als ich 2021 erneut die Gegend besuchte, war ich über den Touristenansturm schon ein wenig entsetzt. Er hatte sich gegenüber 2003 deutlich vergrößert und ich würde sagen, dass ca. 50 Fahrzeuge geparkt waren. Gefühlt waren es Hunderte! Doch die Stellplätze reichten nicht aus, und zahlreiche Autos standen am Pistenrand.

Nach der gestoppten Parkplatzerweiterung, diskutiert man jetzt erstmal über Zugangskontrollen. Wahrscheinlich wird das Parken am Pistenrand dann verboten werden. Für Besucher ist es natürlich frustrierend, wenn man den weiten Weg für ein Bad im heißen Fluss oder eine ausgiebige Wanderung antritt und dann abgewiesen wird. Landmannalaugar bietet auch weit und breit die einzige Übernachtungsmöglichkeiten. Alternativ kann man sich auf einen Wanderparkplatz in 15 km Entfernung stellen. Toiletten gibt es dort aber nicht. Es sieht so aus, als hätten die Probleme des Massentourismus Island erreicht.

Der Parkplatz war nur der erste Schritt für einen enormen Ausbau der Infrastruktur Landmannalaugars. Auf einem bis jetzt unbebauten Areal etwas abseits der alten Anlage sollten ein Hotel und ein neuer Campingplatz für 150 Zelte und 50 Wohnmobile entstehen. 120 Gäste sollten Platz in Übernachtungshütten finden. Auf dem Parkplatz sollten 200 Fahrzeuge geparkt werden können. Außerdem plante man den Bau einer künstliche Badelagune. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Jedenfalls wird es immer schwieriger werden, den ursprünglichen Charme der Gegend zu bewahren. Sinnvoll erscheint mir, wenn täglich nur eine bestimmte Anzahl an Permits für den Besuch der Gegend ausgegeben wird, auch wenn das dann wieder eine Einschränkung der Reisefreiheit bedeutet, über die ich mich dann aufregen werde.

Asteroid verglüht über Brandenburg

Asteroid sorgt für Himmelsspektakel in Ostdeutschland – Kurz vor Eintritt entdeckt

In der Nacht von Samstag auf Sonntag verglühte ein Asteroid beim Eintritt in die Erdatmosphäre über Brandenburg. Der Feuerball war nicht nur im Großraum Berlin zu sehen gewesen, sondern auch Leipzig und der tschechischen Hauptstadt Prag. Es wird vermutet, dass Bruchstücke des Himmelskörpers im Havelland zu finden sind, wo ein regelrechter „Goldrausch“ ausgebrochen ist: Wissenschaftler und Privatleute machten sich auf der fieberhaften Suche nach Bruchstücken des Asteroiden. In den NTV-Nachrichten -die ich eigentlich ganz gerne gucke- wurde dann auch eine Anwohnerin präsentiert, die ein dunkles Gesteinsbruchstück in die Kameras hielt, dass ihr Mann im Garten gefunden hatte. Leider fehlte dem Bruchstück die glasige Schmelzkruste, die typisch für Asteroidenbruchstücke und Tektite ist.

Das Asteroidenwarnprojekt der amerikanische Weltraumbehörde NASA entdeckte den kleinen Himmelskörper kurz vor seinen Eintritt in die Erdatmosphäre und berechnete, dass der Asteroid um 1:32 Uhr bei Nennhausen im Kreis Havelland niedergehen sollte. Trotz der spektakulären Erscheinung gibt es bisher keine Berichte über Schäden oder Verletzte aufgrund des herabstürzenden Gesteinsbrockens oder möglicher Meteoriten.

In den Sozialen Medien wurden zahlreiche Videos von dem Ereignis hochgeladen, und auch der Wissenschaftler Michael Aye teilte ein Video bei X (ehemals Twitter) unter Berufung auf einen Kollegen beim SETI Institute. Webcams in Leipzig und Prag zeichneten ebenfalls den glühenden Feuerball auf. Richard Moissl, Physiker der Europäischen Weltraumorganisation ESA, äußerte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, dass möglicherweise Meteoritenreste auf dem Boden eingeschlagen sein könnten.

Der Asteroid mit einem Durchmesser von etwa einem Meter erhielt die vorläufige Bezeichnung „Sar2736“, wird nun jedoch als „2024 BX1“ beim Minor Planet Center (MPC) geführt. Die Entdeckung des Himmelskörpers wurde wenige Stunden zuvor vom ungarischen Astronomen Krisztián Sárneczky gemacht.

Steinzeit

Steinzeit und Evolution: Wie der Mensch zum Menschen wurde

Die Steinzeit war eine Epoche in der Menschheitsgeschichte, die sich durch die Verwendung von Steinwerkzeugen auszeichnete. Sie dauerte ungewöhnlich lange und erstreckte sich über einen Zeitraum von gut 2,6 Millionen Jahren. Sie begann lange, bevor es den modernen Menschen gab. Schon die ersten Vertreter der Gattung Homo, der Homo habilis, benutzen Steine als Werkzeuge und Waffen. Steine begleiteten den Menschen also während seiner Evolution, was den Geologen natürlich besonders freut. Tatsächlich erwarben sich bereits die frühen Menschen wichtige Kenntnisse über Gesteine: wofür sie sich nutzen lassen, wie man sie bearbeitet und wo man sie findet. Von besonderem Interesse waren Gesteine mit einem muschligen Bruch wie Hornstein, Flint oder Obsidian. Aus ihnen konnte man prima Faustkeile, Äxte, Schaber, Pfeilspitzen und rasiermesserscharfe Klingen herstellen. Und Feuersteine dienten zum Entzünden von Feuer. Steinwerkzeuge wurden aber nicht nur aus  den oben genannten Gesteinen hergestellt sondern auch aus vulkanischen Gesteinen wie Basalt und Trachyt oder Diabas und Quarzit.




Zu Beginn der Steinzeit bearbeitete der Mensch nicht nur Steine, sondern wohnte auch in ihnen. Na, ok, nicht direkt in Steinen, aber in natürlich entstandenen Felshöhlen. Sie boten oftmals den einzigen Schutz vor den Unbilden der Natur. Erst später lernte er feste Häuser zu bauen, das geschah vermutlich erst vor ca. 15.000 Jahren, als man anfing, sesshaft zu werden. Der frühe Mensch war Nomade und durchstreifte das Land auf Suche nach Beute und Pflanzen. Bevor er anfing in Häusern zu wohnen, baute er Zelte und einfache Unterschlupfe aus Tierhaut, Lehm und Ästen.

In der Jahrmillionen umfassenden Epoche der Steinzeit blieben zwar die Steine gleich, doch der Mensch entwickelte sich weiter. Einige der Entwicklungslinien endeten in Sackgassen und starben aus, andere vermischten sich untereinander und erwiesen sich als Erfolgsmodell. Die Entwicklung des Menschen wurde dabei von sich ändernden Umweltbedingungen vorangetrieben. Einmal, weil die nomadisierenden Menschen selbst in verschiedene Klimazonen vordrangen, ein anderes Mal, weil sich tatsächlich das Klima änderte und sich Warmzeiten mit Eiszeiten abwechselten.

Die verschiedenen Entwicklungslinien des Menschen waren:

  1. Homo habilis: Homo habilis war eine der frühesten Arten der Gattung Homo und lebte vor etwa 2,4 bis 1,4 Millionen Jahren. Sie wurden wegen ihrer Fähigkeit zur Herstellung von Steinwerkzeugen, die sie wahrscheinlich zum Schlachten von Tieren und zum Bearbeiten von Pflanzenmaterial verwendeten, als „Handy Man“ bezeichnet.
  2. Homo erectus: Homo erectus lebte vor etwa 1,9 Millionen bis 70.000 Jahren und verbreitete sich weit über Afrika hinaus. Sie waren bekannt für ihre fortschrittlicheren Steinwerkzeuge und ihre Fähigkeit zur Nutzung des Feuers.
  3. Neandertaler (Homo neanderthalensis): Die Neandertaler lebten vor etwa 400.000 bis 40.000 Jahren, hauptsächlich in Europa und Teilen Asiens. Sie waren eng mit modernen Menschen (Homo sapiens) verwandt und hatten eine eigene kulturelle und technologische Entwicklung.
  4. Frühe Homo sapiens: Die ersten Vertreter der Art Homo sapiens, zu der auch moderne Menschen gehören, erschienen vor etwa 300.000 Jahren. Während der mittleren und späten Steinzeit (Mesolithikum und Neolithikum) entwickelten sie fortgeschrittene Werkzeuge, Techniken zur Landwirtschaft und Viehzucht und begannen, sesshaft zu werden.

Lange Zeit waren Steine die härtesten Werkstoffe, die der frühe Mensch bearbeiten konnte. Ansonsten wurden Holz, Pflanzenfasern, Tierknochen und Hörner, Muscheln, Zähne und Leder verwendet. In der Spätsteinzeit kamen Tongefäße und Keramiken hinzu.

Die Fähigkeit, verschiedene Materialien für spezifische Zwecke zu nutzen und zu verarbeiten, war ein wichtiger Schritt in der technologischen Entwicklung der Menschheit während der Steinzeit.

Die Steinzeit ist in verschiedene Abschnitte unterteilt und endet, als der Mensch anfing Metallwerkzeuge zu benutzen. Die ersten nutzbaren Metalle waren Kupfer und Bronze. Kupfer verwendete man überwiegend in einer Übergangsperiode zwischen Steinzeit und Bronzezeit. Ihr wird aber nur von einigen Autoren eine eigene Epoche zugeschrieben. Daher folgt auf die Steinzeit die Bronzezeit. Dauerte die Steinzeit mehrere Millionen Jahre, entwickelten sich die metallurgischen Fähigkeiten des Menschen geradezu rasant: Die Bronzezeit dauerte in Europa nur ca. 2800 Jahre lang. Sie begann um 3200 v. Chr. und endete um 600 v. Chr., als der Mensch anfing Eisen zu nutzen.

Die Steinzeit endete in verschiedenen Teilen der Welt zu unterschiedlichen Zeiten, je nachdem, wann die Menschen begannen, Metalle wie Kupfer, Bronze und schließlich Eisen zu verwenden.

Die Steinzeit wird normalerweise in drei Hauptperioden unterteilt:

  • Die Altsteinzeit (Paläolithikum): Dieser Zeitraum begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren und endete vor etwa 10.000 Jahren. Während dieser Ära waren die Menschen Nomaden, die als Jäger und Sammler lebten. Sie verwendeten einfache Steinwerkzeuge und beherrschten das Feuermachen.
  • Die Mittelsteinzeit (Mesolithikum): Dieser Übergangszeitraum folgte der Altsteinzeit und dauerte etwa von 10.000 bis 6.000 v. Chr. Während dieser Zeit begannen die Menschen, sesshaft zu werden und erlernten Techniken zur Herstellung komplexerer Werkzeuge.
  • Die Jungsteinzeit (Neolithikum): Diese Ära begann etwa vor 6000 v. Chr. und dauerte bis um das Jahr 3.000 v.Chr. und markierte den Übergang zur Landwirtschaft und Viehzucht. Die Menschen begannen, sesshaft zu werden, Felder anzulegen, Nutztiere zu züchten und Werkzeuge aus Stein, Knochen und später aus Keramik herzustellen.

Doch um Keramiken herzustellen oder Metall zu verarbeiten, musste der Mensch lernen, das Feuer zu beherrschen. Es war wahrscheinlich einer der wichtigsten Entwicklungsschritte des Menschen. Feuer bedeutete Wärme und Licht im Dunklen, es vertrieb wilde Tiere und half, Nahrung bekömmlicher zu machen. Archäologen gehen davon aus, dass bereits frühe Hominiden vor 1 – 1,5 Millionen Jahren lernten Feuer zu machen. Zuerst nutzen sie natürlich entstandenes Feuer, das etwa durch Blitzschlag entstanden war. Dann entwickelten sie die ersten Feuererzeuger. Feuer war auch eine Grundvoraussetzung zur Besiedlung der gemäßigten Zonen und für das Überleben während der Kaltperioden.

Die Steinzeit war eine entscheidende Periode in der Geschichte der Menschheit, in der grundlegende Technologien und Fähigkeiten entwickelt wurden, die die Grundlage für spätere Entwicklungen legten. Die Erfindung der Landwirtschaft und die damit verbundene Sesshaftigkeit hatten einen besonders tiefgreifenden Einfluss auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der menschlichen Gesellschaften.

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Warum Steinzeit?

Warum sich ein Vulkanexperte für die Steinzeit interessiert? Ganz einfach: Man geht davon aus, dass sich die frühen Hominiden in Ostafrika entwickelten und dort die Wiege der Menschheit liegt. Ostafrika ist auch der Ort, in dem ein neuer Ozean entstehen könnte. Die Rede ist vom Ostafrikanischen Riftvalley: Tektonische Prozesse spalten den afrikanischen Kontinent auf einer Länge von 6000 Kilometern, und einer Theorie zufolge könnte dieser Prozess früher Primaten dazu veranlasst haben, den aufrechten Gang zu entwickeln. Durch die Bildung des Rifts wandelte sich die Landschaft, und Bäume wichen hohem Gras. Klettern war nicht mehr gefragt. Dafür konnte der aufrechte Gang helfen, das Grasland zu überblicken. Tektonik als Motor der Evolution. Die tektonischen Prozesse brachten auch viele Vulkane hervor, und die vulkanischen Gesteine dienten bevorzugt zur Herstellung der Steinwerkzeuge. Besonders gefragt war das vulkanische Glas Obsidian, aus dem sich rasiermesserscharfe Klingen herstellen lassen. Last, but not least gibt es im Ostafrikanische Riftvalley bedeutende Fundstätten früher Hominiden, die ich auf meinen Reisen dorthin bereits besucht habe.