Naturphänomen Polarlichter am 24.04.23

Starker Sonnensturm löst massive Polarlichter aus

Dieses Jahr ist unser Zentralgestirn besonders aktiv und verursacht durch zahlreiche starke Sonneneruptionen irdische Polarlichter, die teilweise in den gemäßigten Breiten zu sehen sind. So kursieren heute zahlreiche Bilder des Himmelsphänomens durch die sozialen Netzwerke. Einige Fotografen lichteten schwache Nordlichter im deutschen Bundesland Sachsen ab, stärker vielen sie aber in China und Nordamerika aus, wo sie sogar im Bundesstaat Missouri zu sehen waren. Die spektakulärsten Aufnahmen kommen allerdings von der Südhalbkugel, wo sehr intensiv leuchtende Polarlichter über Teilen von Australien und Tasmanien auftauchten. Dort wird das Himmelsphänomen als Aurora Australis bezeichnet.

Die Polarlichter wurden von einem Sonnensturm verursacht, der vor 2 Tagen von der Sonne ausging. Bereits am Freitag warnten Astronomen vor mehreren geomagnetischen Stürmen die bis zur  Kategorie G3 reichten, wobei G5 die höchste Kategorie ist. Es war vorhergesagt, dass mindestens eine Plasmawolke die Erde direkt treffen würde. Bei dem Plasma handelt es sich um ionisierte Wasserstoffatome, deren Elektronen vom Atomkern gelöst sind und sich frei bewegen können.

Sonnenstürme der höchsten Kategorie können irdische Infrastruktur beschädigen. Besonders gefährdet sind Satelliten und Telekommunikationsanlagen. Im Extremfall können sich Sonnenstürme auch auf Stromnetze und Transformatoren auswirken und zu einen Kollaps der Stromversorgung führen. Der bislang stärkste Sonnensturm in historischen Zeiten war das „Carrington-Ereignis“ und traf die Erde im Jahr 1859. Damals stand die Erde noch am Anfang der Elektrifizierung und der Sonnensturm legte das junge Telegrafennetzwerk lahm. Heute wären die Auswirkungen so eines Sonnensturms weitaus dramatischer! Erst recht, wenn bei uns bald alles nur noch über Strom laufen wird.

Bekanntermaßen ist nach dem Sturm, vor dem Sturm. Die Behörde NOAA warnt aktuell vor einem weiteren starken Sonnensturm, der sogar die Klasse G4 erreichen könnte. Wieder können Polarlichter entstehen, die bis in der Region der Großen Seen der USA sichtbar sein sollen. Sollte die Plasmawolke auch auf Europa treffen, dann könnten die Polarlichter sogar bis ins Alpenvorland vordringen.

Türkei-Reise 2023: Von Side nach Pamukkale

Altstadt von Side aus der Vogelperspektive. © Marc Szeglat

Ferienzeit ist Reisezeit, so war es auch dieses Jahr zu Ostern, als ich mit meiner kleinen Familie eine Woche Urlaub an der türkischen Küste verbrachte. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich-eigentlich zufällig- eine all-inklusive Pauschalreise gebucht, wobei sich das Zufällig auf das all inklusive Paket bezieht. Eine neue Erfahrung für mich, die vielleicht zu meinem fortschreitenden Alter und den ergrauenden Haaren passt, obwohl ich so einen Urlaub als nicht wirklich entspannender empfand, als meine üblichen Individualreisen. Schon alleine der Bus-Transport vom Flughafen in Antalya zum Hotel in Side dauerte eine gefühlte Ewigkeit und ich sehnte den Mietwagen herbei, den ich am nächsten Tag in Hotelnähe abholen wollte. Das Hotel entpuppte sich als recht große Anlage mit mehreren Häusern in einer gepflegten Parkanlage mit mehreren Badeoasen direkt am Strand. Während mir das Mittelmeer im April noch zu kalt zum Baden war, war wenigstens eines der Schwimmbecken geheizt, so dass Leroy und ich ein Bad wagten. Aber, was soll ich sagen, wir sind halt Warmduscher und lieben heiße Quellen und freuten uns einfach auf die Kleopatra-Therme bei den Kalksinterterrassen von Pamukkale. Dorthin wollten wir mit dem Mietwagen fahren, den ich dann am 2. Reisetag abholte. Hier gab es eine angenehme Überraschung in Form eines kostenlosen Upgrades von einem Clio auf einen Duster. Doch diesen ließen wir erstmal am Hotel stehen und marschierten die drei Kilometer entlang der autofreien Strandpromenade bis zur Altstadt von Side. Hier war ich bereits vor gut 20 Jahren einmal und ich war erstaunt, wie sehr sich der Ort verändert hatte!

Unter Glas: die Ruinen von Side

Die Gründung von Side reicht weit in die Zeit der alten Griechen zurück. Besonders sehenswert ist das Amphitheater, das später von den Römern übernommen worden ist. Side wurde im 9. Jahrhundert von einem Erdbeben zerstört und aufgegeben. Die Ruinen der Stadt wurden von Ablagerungen überdeckt. Erst um 1900 herum kehrten Siedler in die Region zurück und bauten ein neues Dort über den zugeschütteten Ruinen der alten Siedlung aus der Antike. Seitdem der Tourismus boomt, lernt man in Side die alten Ruinen zu schätzen und man startete Ausgrabungen. Praktisch unter jedem neuen Gebäude befinden sich die antiken Zeugnisse. In den letzten Jahren wurde das alte Dorf zurückgebaut, um die alten Ruinen freizulegen. Die neuen Häuser nebst Vorplätzen und Teilen von Straßen wurden auf Pfeiler gestützten Stahlkonstruktionen gesetzt, die mit Glasböden versehen wurden und werden. So kann man über die antiken Ruinen wandeln und sie von oben begutachten. an manchen Stellen kann man sogar in die Kellergewölbe hinabsteigen und die alten Mauerreste und umgestürzten Säulen aus der Nähe bewundern. In Side sehenswert sind auch die Säulen des Apollotempels, die am Hafen an der Spitze der Landzunge liegt, auf der sich der Ort befindet.

Ausflüge nach Aspendos und zur Altin-Besiki-Höhle

Theater von Aspendos. © Marc Szeglat

Von Side aus unternahmen wir mehrere Ausflüge, z.B. zum Amphitheater von Aspendos, das als eines der am besten erhaltenen Theater der Antike gilt. Und es ist tatsächlich so! Auf meinen Dreharbeiten habe ich schon so manche Zeitreise in die Antike unternommen, aber ein so gut erhaltenes Amphitheater hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Als recht ansehnlich empfand ich auch die Altin-Besiki-Höhle, die sich in einer Schlucht des Taurus-Gebirges befindet. Die Fahrt dorthin dauerte von Side aus gut zweieinhalb Stunden. Die Höhle stellt an sich ein Superlativ dar, denn sie verläuft auf drei Ebenen und beherbergt einen großen Höhlensee über den Mal per Schlauchboot in die Höhle gelangt. Für Touristen sind die ersten paar hundert Meter der Höhle erschlossen und beleuchtet. Die Bootsfahrt kostet gut 10 € und dauert 15 Minuten. Mich beeindruckte vor allem die riesige senkrecht stehende Gesteinsfalte der Felswand oberhalb des Höheleingangs im Altin-Besik-Berg. Ambitioniert war auch der Überhang der Felswand, die bis über die Bootsstation hervorragte und das Bombardement mit kleinen Steinchen, aus das schnell ein Felssturz hätte werden können. Scheiße, wo war mein Helm?

Pamukkale, das Baumwollschloss aus Kalksinter

Kalkklippe von Pamukkale. © Marc Szeglat

Das eigentliche Highlight der Reise war ein Abstecher nach Pamukkale. Um dorthin zu gelangen muss man das Taurus-Gebirge queren. Eine gut viereinhalbstündige Fahrt von Side aus und als Tagestour schon eine Herausforderung, besonders für den Fahrer. Zum Glück ist Leroy diesbezüglich pflegeleicht und lange Fahrten gewöhnt, so dass die Nerven der Eltern geschont bleiben. Sicher, die Fahrt wird von der Küste aus auch als Bustouren angeboten, kosten aber mal eben 150 € p.P. Für ein paar Stunden Kalksinterterrasse dann doch ein wenig viel.

Die Fahrt durch die teils atemberaubende Gebirgslandschaft auf fast leeren und gut ausgebauten Straßen, war das frühe Aufstehen und das Sausen lassen der all inkl. Verpflegung Wert. Ich bin zwar ein guter Esser, doch bereits am dritten Tag maßlosen Fressgelages schaltete sich mein Hirn wieder ein und sagte „so nicht, zügle deine Gier, sonst platz dir die Wampe und du kommst nie mehr auf den Lengai!“. Das Studieren menschlichen Essverhaltens finde ich immer wieder erbaulich, insbesondere, wenn das Essen schon bezahlt ist! Maßvoller Umgang mit den Resourcen unseres Planeten ist nicht unbedingt unser Ding! Maßvoll, Ressourcen, Tourismus, Eingriffe in die Natur… irgendwie bekam ich kurz vor Pamukkale Panik. Auch hier filmte ich Bereits zum Anfang des Millenniums für einen Naturfilm des Hessischen Rundfunks. Damals kämpfte man noch darum die Wunden, die der Massentourismus hier hinterlassen hatte zu heilen, ob das wohl inzwischen gelungen war? Doch als ich den Wagen durch Denizli, die letzte Stadt vor Pamukkale lenkte, schwante mir nichts Gutes: aus dem beschaulichen Ort von vor 20 Jahren war eine quirlige Großstadt geworden, die sich bis auf wenige Kilometer an Pamukkale heran ausgedehnt hat. Vom Stadtrand aus sah man dann auch schon den großen Travertinrücken weiß strahlen. Insofern war das Rettungsprojekt ein voller Erfolg. Dachte ich, bis zu dem Zeitpunkt an dem ich Pamukkale erreichte. Am Fuß des Baumwollschlosses lag früher ein naturbelassener Kalksintersumpf. Hier sammelte sich das Wasser aus den Terrassen und bildete ein Kleinod aus versinterten Ästen, Blättern und Getier. Wild, natürlich und vielleicht auf den ersten Blick ungepflegt, wie es Naturlandschaften nun einmal so an sich haben. Davon war keine Spur mehr! Das Kleinod war Opfer einer Vergewaltigung zugunsten des Massentourismus geworden. An seiner Stelle ein künstlich angelegter Tretbootteich mit sehr geschmackvollen Bootsschwänen und ein leeres Betonschwimmbad. Na toll!

Das extrem kalkhaltige Thermalwasser tritt oben auf dem Hang schon seit Jahrtausenden aus. Das Wasser schmeckt leicht sauer und ist mit natürlicher Kohlensäure angereichert. Während die Wärme ihren Ursprung in einem Magmenkörper findet, der in der Erdkruste stecken geblieben ist und langsam abkühlt, stammt das Kohlendioxid zum großen Teil aus dem Kalkgestein, in dem der Magmenkörper feststeckt. Ein Teil kann natürlich auch magmatischen Ursprungs sein. Pro Sekunde fördern die Quellen 250 Liter Wasser, das mit einer Temperatur von 58 ° C austritt. Der Liter Thermalwasser enthält 2,2 g Kalk in Form von Calciumhydrogencarbonat. Durch den hydrostatischen Druckabfall beim Aufstieg des Wassers aus größerer Tiefe entweicht Kohlendioxid, was wiederum die Fähigkeit des Wassers Kalziumhydrogenkarbonat zu lösen verringert. Zudem kühlt sich das Wasser an der Oberfläche ab, was die Lösungsfähigkeit weiter reduziert, sodass der Kalk aus dem Wasser ausfällt und sich in Form von Travertin ablagert. Wer aber denkt, dass sich das Thermalwasser selbstständig seinen Weg suchen darf, der irrt. Die große Klippe wird über künstlich angelegten Wasserrinnen bewässert und das Wasser wird tageweise in verschiedene Bereiche von Pamukkale geleitet, damit möglichst die ganze Klippe mit dem Thermalwasser versorgt wird und weiß erstrahlt. Insofern ist Pamukkale wenigstens teilweise ein Kunstprodukt, denn das Wasser reicht gar nicht aus, um so ein großes Areal gleichmäßig mit frischem Kalk zu versorgen.

Vom Fuß der Klippe aus wanderten wir über die Schneise eines Wegs, der mit Kalksinter überzogen ist. Die Wanderung erfolgte barfuß, denn gleich nach dem Kassenhäuschen (ja Eintritt muss man inzwischen auch bezahlen) herrschte barfußzwang. Während die ersten Meter noch recht angenehm zu laufen waren, fingen meine Füße nach der halben Strecke an zu protestieren: tausende Millimetergroße Lamellen von Minikalksinterterrassen verhindern, dass man ausrutscht, doch sie drücken unangenehm unter den Füßen. Naja, wenigstens Leroy hatte Spaß, denn er ging durch den Wasserkanal am Rand der Klippe und genoss das warme Fußbad. Je weiter ich mich den terrassenförmigen Hauptbecken im oberen Drittel der Klippe näherte, desto schlechter wurde meine Laune, denn es zeichnete sich ab, dass sie trocken waren. Es wurde also nichts mit den tollen Fotos der Terrassen mit den Tropfsteingebilden und dem türkisfarbenem Wasser, die man von den Werbeaufnahmen des Baumwollschlosses kennt. Leider sind auch sie nicht ständig bewässert und die meiste Zeit über trocken. So braucht man schon Glück und muss den richtigen Tag erwischen, an dem die Terrassen ihr Wasser zugeteilt bekommen. Dieser Tag war ganz offensichtlich nicht heute! Zu allem Überfluss kreisten nicht nur unzählige Paragleiter über der Kalkklippe, sondern auch ein knatternder Gyrocopter, der Rundflüge anbot und mich den ganzen Nachmittag über gehörig nervte.

Oben auf dem Hochplateau angekommen genießt man eine schöne Aussicht über das Tal, der ohne künstlich angelegten Teich noch schöner wäre. Leider waren die Terrassen hier oben auch trocken. Also erfüllten wir schnell Leroys Herzenswunsch und gingen zur Kleopatra-Therme, um dort zu baden. Das Schwimmbecken mit den antiken Säulen einer- bei einem Erdbeben eingestürzten- Überdachung nutzten schon die alten Griechen und Römer. Der Legende nach soll hier sogar die ägyptische Königin Kleopatra gebadet haben. Na dann, nichts wie rein ins Wasser und Falten ausbügeln lassen! Auch hier herrschte Disneyland-Stimmung, denn am Rand des Thermalbeckens gab es eine Kantine nebst Souvenirshops.

Unterm Strich bemüht man sich vor Ort um den Erhalt des UNESCO-Welterbes Pamukkale. Dass man Abstriche in Punkto Natürlichkeit in Kauf nehmen muss finde ich persönlich zwar traurig, ist aber dem Massentourismus geschuldet. Zum Baden gefallen mir die Kalksinterterrassen von Saturnia in der Toskana besser, da man hier noch direkt in den Naturbecken baden kann, was an den Becken aber nicht spurlos vorbeigeht. Zum Ansehen und Fotografieren finde ich die Mammoth Hot Springs im Yellowstone Nationalpark schöner.

Nach dem Baden in der Kleopatra-Therme mussten wir auch schon wieder die Rückfahrt nach Side antreten, wo unser Urlaub am nächsten Tag endete.

Weiterführende Links:

Asteroid übt Streifschuss am 26.01.22

Asteroid 2023 BU kommt der Erde gefährlich nahe

Der neuentdeckte Asteroid 2023 BU wird heute Nacht in nur 3600 km Entfernung die Erde passieren. Das wird einer der nächsten Vorbeiflüge eines Asteroiden an der Erde sein, der bislang jemals beobachtet wurde. Nachweislich näher kam uns nur der Asteroid 2020 QG der uns vor 3 Jahren in 2.950 km Entfernung passierte.

Der Asteroid misst 8,50 mal 3,50 Meter und ist damit etwa so groß wie ein Kleinbus und wurde erst am 21. Januar 2023 entdeckt. Er zählt zu den kleineren Himmelskörpern, von denen nur eine geringe Gefahr ausgeht. Selbst wenn er in die Erdatmosphäre eintreten würde, wäre es sehr wahrscheinlich, dass er zerbricht und die Bruchstücke verglühen, bevor sie den Boden erreichen. Auch wenn er keine große Gefahr für die Erde darstellt, kommt uns Asteroid 2023 BU so nahe, dass er innerhalb des Orbits der geostationären Satteliten fliegt. Dieser Orbit befindet sich in 36.000 km Entfernung zur Erde. Es kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass der Asteroid mit Satelliten kollidiert und diese zerstört. Dier erdnahen Satelliten und die Internationale Raumstation scheinen indes sicher zu sein. Sie fliegen in nur einigen Hundert Kilometern Höhe.

Entdeckt wurde der Asteroid nicht etwa von einer der großen Weltraumbehörden, sondern vom Amateurastronomen Gennadiy Borisov. Er meldete 2023 BU als erster an das Minor Planet Center der NASA. Das ist die zentrale Meldestelle für Asteroiden.

Seine größte Erdannäherung wird der Asteroid heute Nacht um 01:03 Uhr mitteleuropäischer Zeit haben. Dabei wird er über Südamerika hinwegziehen. Einen Zusammenstoß mit der Erde schließen die Fachleute der Nasa aus. Stattdessen wird die Erdanziehungskraft der Erde den Asteroiden beeinflussen: bis jetzt ist seine Bahn um die Sonne fast kreisförmig. Die Erdschwere lenkt den kleinen Himmelskörper ab und verändert seine Flugbahn zu einer Ellipse.

Grüner Komet C/2022 E3 steht am Nachthimmel

Während sich der Asteroid vor unseren unbewaffneten Augen verbergen wird, kann man mit etwas Glück und einem Fernglas den Kometen C/2022 E3 am Nachthimmel sehen. Seine aktuelle Helligkeit wird mit Mag 6 angegeben, was knapp unter der Sichtbarkeitsschwelle mit dem bloßen Auge liegt. Seine größte Erdannäherung ist am 1. Februar, dann könnte man ihn unter guten Bedingungen evtl. auch ohne Fernglas sehen.

Komet C/2022 E3 nähert sich der Erde

Fernglaskomet C/2022 E3 könnte für das bloße Auge sichtbar werden

Im März 2022 wurde der Komet C/2022 E3 entdeckt. Jetzt hat er sich dem Zentrum des Sonnensystems soweit angenähert, dass er bald mit dem Fernglas sichtbar sein wird. In größeren Teleskopen kann man ihn bereits jetzt gut erkennen. Bis jetzt ist es unklar, wie hell der Komet und sein Schweif werden, es könnte sogar sein, dass der Himmelskörper Anfang Februar mit bloßem Auge sichtbar sein wird. Dann hat er sein Perigäum erreicht und ist der Erde nur noch 42 Millionen Kilometer fern und wird besonders gut zu beobachten sein. Zu dieser Zeit steht C/2022 E3 hoch am Nachthimmel und ist nicht nur während der Dämmerung zu sehen, sondern die ganze Nacht über.

Am besten findet man den Kometen, wenn man sich Anfang Februar am Polarstern orientiert. Er markiert die Nordrichtung und ist der letzte Deichselstern des Sternbilds „Kleiner Wagen“. Selbst wenn er nicht mit dem unbewaffneten Auge sichtbar sein sollte, kann man ihn auf langzeitbelichteten Fotos bestimmt erkennen. Leider kommt ein störender Faktor hinzu, denn am 5. Februar ist Vollmond. Dann wird das Mondlicht den Kometen überstrahlen. Um den 10. Februar herum könnte sich ein weiterer interessanter Beobachtungsspot ergeben, dann aber nur für Augen, die mit Ferngläsern verstärkt werden: Der Komet steht dann im Sternbild Stier und nahe am Mars.

Der Komet hat eine besondere Geschichte, denn seine Bahnberechnungen zeigten, dass er eine extrem exzentrische Bahn hat, die ihn in einer Ellipse bis weit hinaus an den Rand des Sonnensystems führt. So hat C/2022 E3 die Erde das letzte Mal vor gut 50.000 Jahren passiert. Also zu einer Zeit, als die Erde fest im Griff der Eiszeiten war und die bewohnbaren Gegenden parallel von Homo Sapiens und den Neandertalern besiedelt waren. Vielleicht war der Komet damals mit bloßem Auge sichtbar und hat die Steinzeitmenschen in Staunen versetzt oder Schrecken erzeugt.

Weltblick: Kleiner Asteroid traf Erde

Am 11. März traf ein kleiner Asteroid die Erde. Er hörte auf dem Namen 2022 EB5. Er verglühte in der Atmosphäre und war mit einem Durchmesser von 2 m zu klein, um Schäden anzurichten. Sein Einschlag kam dabei nicht überraschend, denn kurz vor dem Einschlag berechneten Astronomen seine Impakt-Koordinaten.

Entdeckt wurde der kleine Himmelskörper vom ungarischen Astronomen K. Sarneczky, der den Himmel nach ungewöhnlichen Objekten absuchte. Das unternahm er vom Piszkéstető-Observatorium aus. Die Informationen zur ersten Sichtung gingen zunächst an das „Minor Planet Center“ und wurden dann an das NASA-System „Scout“ übertragen, knapp 2 Stunden vor dem Einschlag des Himmelskörpers.

Das Scout“-System der NASA zur Bewertung der Einschlagsgefahr nutzte dann diese frühen Messungen, um die Flugbahn von 2022 EB5 zu berechnen. Sobald Scout feststellte, dass 2022 EB5 in die Erdatmosphäre einschlagen würde, alarmierte das System das Center for Near Earth Object Studies (CNEOS) und das Planetary Defense Coordination Office der NASA und kennzeichnete das Objekt auf der Scout-Webseite, um die Gemeinschaft der Beobachter erdnaher Objekte zu informieren. Scout wird von CNEOS am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Südkalifornien verwaltet und durchsucht automatisch die Datenbank des Minor Planet Center nach möglichen neuen erdnahen Einschlägen. CNEOS berechnet jede bekannte erdnahe Asteroidenbahn, um die Einschätzung der Einschlagsgefahr zur Unterstützung des Planetary Defense Coordination Office zu verbessern.

„Scout hatte nur 14 Beobachtungen eines Observatoriums über einen Zeitraum von 40 Minuten zur Verfügung, als das Objekt erstmals als Impaktor identifiziert wurde. Wir waren in der Lage, die möglichen Einschlagsorte zu bestimmen, die sich zunächst von Westgrönland bis vor die Küste Norwegens erstreckten“, sagte Davide Farnocchia, ein Navigationsingenieur am JPL, der Scout entwickelt hat. „Je mehr Observatorien den Asteroiden verfolgten, desto präziser wurden unsere Berechnungen seiner Flugbahn und des Einschlagsortes“.

Eyes on Asteroids ist vollständig interaktiv und nutzt wissenschaftliche Daten, um die Umlaufbahnen von Asteroiden und Kometen um die Sonne zu visualisieren. Zoomen Sie hinein und begleiten Sie Ihre Lieblingsraumschiffe bei der Erkundung dieser faszinierenden erdnahen Objekte in wunderschönem 3D.
Scout stellte fest, dass 2022 EB5 südwestlich von Jan Mayen, einer norwegischen Insel fast 470 Kilometer vor der Ostküste Grönlands und nordöstlich von Island, in die Atmosphäre eintreten würde. Um 17:23 Uhr EST (14:23 Uhr PST) trat 2022 EB5 wie von Scout vorhergesagt in die Atmosphäre ein, und Infraschalldetektoren haben bestätigt, dass der Einschlag zum vorhergesagten Zeitpunkt erfolgte.

Aus den Beobachtungen des Asteroiden bei seiner Annäherung an die Erde und der von den Infraschalldetektoren zum Zeitpunkt des Einschlags gemessenen Energie geht hervor, dass 2022 EB5 schätzungsweise 2 Meter (6 1/2 Fuß) groß gewesen ist. Winzige Asteroiden dieser Größe werden erst in den letzten Stunden vor ihrem Einschlag (oder bevor sie sich der Erde sehr nahe nähern) hell genug, um entdeckt zu werden. Sie sind viel kleiner als die Objekte, die das Planetary Defense Coordination Office im Auftrag der NASA aufspüren und vor ihnen warnen soll.

„Winzige Asteroiden wie 2022 EB5 sind zahlreich, und sie schlagen recht häufig in die Atmosphäre ein – etwa alle zehn Monate“, sagt Paul Chodas, der Direktor von CNEOS am JPL. „Aber nur sehr wenige dieser Asteroiden wurden tatsächlich im Weltraum entdeckt und vor dem Einschlag ausgiebig beobachtet, weil sie bis zu den letzten Stunden sehr schwach sind und ein Vermessungsteleskop genau den richtigen Fleck am Himmel zur richtigen Zeit beobachten muss, um einen zu entdecken.

Ein größerer Asteroid mit gefährlichem Einschlagspotenzial würde viel weiter von der Erde entfernt entdeckt werden. Das Ziel der NASA ist es, solche Asteroiden zu verfolgen und ihre Flugbahnen zu berechnen, um viele Jahre vor einem möglichen Einschlag gewappnet zu sein, sollte einer von ihnen jemals entdeckt werden. Dieser reale Vorfall mit einem sehr kleinen Asteroiden ermöglichte es der Gemeinschaft der Planetenverteidiger, ihre Fähigkeiten zu testen, und gab ihr die Gewissheit, dass die Einschlagsprognosemodelle von CNEOS in hohem Maße in der Lage sind, die Reaktion auf den möglichen Einschlag eines größeren Objekts zu bestimmen.

2022 EB5 ist erst der fünfte kleine Asteroid, der im Weltraum entdeckt wurde, bevor er in die Erdatmosphäre einschlug. Der erste Asteroid, der lange vor dem Einschlag auf der Erde entdeckt und verfolgt wurde, war 2008 TC3, der über dem Sudan in die Atmosphäre eintrat und im Oktober 2008 zerbarst. Dieser 4 Meter breite Asteroid verstreute Hunderte von kleinen Meteoriten über der Nubischen Wüste. Mit immer ausgefeilteren und empfindlicheren Messungen werden immer mehr dieser harmlosen Objekte entdeckt werden, bevor sie in die Atmosphäre eintreten.

Venedig: Einmal hin und zurück

Heute möchte ich kurz über meinen Venedig-Urlaub in den Herbstferien erzählen. Als eingefleischter Italien-Fan habe ich natürlich auch meine Familie mit meinem Venedig-Virus infiziert und ab und an unternehmen wir eine kurze Reise dorthin. Es war der erste Besuch nach der Corona-Hauptphase. Auch wenn die Pandemie noch nicht ganz vorbei ist, so gab es dort keinerlei Einschränkungen. Selbst mit den Wasserbussen konnte man ohne Masken fahren. Natürlich ging es auf den Kanälen und in den Gassen der Stadt lebhaft zu, ohne allerdings zu voll zu sein. An den Bootsanlegern konnte es schon einmal eng werden und mehr als einmal kam es mir in den Sinn, ob dass denn nun so klug ist, sich ins Gedränge zu begeben, doch nach unserer Corona-Pleite während der Sommerferien blieben wir von einer neuen Infektion verschont. So konnten mein Sohn und ich uns voll auf unseren Videodreh konzentrieren. Tatsächlich versuchte sich Leroy als Youtuber und so drehten wir ein paar Moderationen. Wie ich finde, hat es es für seine 9 Jahre schon recht gut gemacht. Bei nächster Gelegenheit will er ein Video über Kenia drehen.

Ich selbst habe ja vor 25 Jahren mit dem Filmen von Reisevideos mein Geld verdient, bevor die Vulkan-Aufnahmen immer besser liefen. Die Videos waren damals als Kaufkassetten zu kaufen gewesen. Später gab es sie sogar auf DVD, doch mit dem Beginn des Internetzeitalters waren Kaufvideos auf einmal aus. So kann es gehen. Doch zurück nach Venedig. Leroy fand sich besonders vom Rialto-Fischmarkt beeindruckt, denn bei seinen Recherchen erfuhr er, dass der Markt auf eine über 1000 jährige Tradition zurückblickt. Keine Angst, die angebotenen Waren sind deutlich frischer, teilweise lebte das Meeresgetier noch. Beeindrucken war natürlich auch die Rialto-Brücke und eine Gondelfahrt. Da der Gondoliere nicht ausgelastet war, spendierte er uns die 30 minütige Rundfahrt für 80, anstatt der üblichen 100 €. So schnell möchte ich mein Geld auch mal verdienen! Ein weiteres venezianisches Superlativ erfuhren wir auf der Insel Murano, wo wir uns eine Vorführung der Glasbläserkunst anschauten. Erstaunt zeigte sich Leroy auch von der Wasserqualität der Kanäle. Ich hatte ihm erzählt, dass das Wasser früher dreckig war und manchmal stank. Davon konnte heute keine Rede mehr sein. Wir entdeckten sogar einen Fischschwarm. Trotzdem hat Venedig ein Ablaufdatum, denn die Stadt wird in einigen Jahrzehnten Opfer des steigenden Meeresspiegels werden. Daran werden auch kaum die seltsam anmutenden politischen Statements etwas ändern, die versprechen dem Klimawandel zu begegnen. Vielleicht mag ich die Stadt gerade wegen ihrer Vergänglichkeit, obwohl sie bereits Jahrhunderte überdauerte.

Untergekommen waren wir auf einem der großen Campingplätze auf dem Lido. Wir hatten uns dort für 50 € am Tag ein Mobilhome gemietet: der Preis verstand sich als Schnäppchen zum Saisonende. Weniger erfreulich waren die Kosten für unsere Verpflegung, die mich in Zeiten ausufernder Inflation mehr als einmal heftig schlucken ließen!

Auf der Rückreise machten wir einen Abstecher zu unserem Lieblings-Spa in Nenzing, wo Leroy seinen 10 Geburtstag mit einer herrlichen Schwimmpartie mit Alpenpanorama begann. Apropos Leroy, dessen großes Vorbild Checker Tobi ist, ihr findet ihn auf Instagram und Youtube unter „Leroy’s Welt“.

Asteroiden: NASA spielt DART

Was ich hier so lapidar nach einem Spiel betitele, ist nicht nur ernst, sondern hoch wissenschaftlich. Hinter dem DART-Spiel der Nasa verbirgt sich eine hoch komplexe Weltraummission, die darauf abzielt das Überleben der Menschheit zu sichern. DART steht für „Double Asteroid Redirection Test“, bei dem gestern eine 330 Millionen Dollar teurer Raumsonde einen Asteroiden rammte. Bei dem gerammten Himmelskörper handelte es sich um Dimorphos, der zusammen mit seinem Bruder Didymos einen Doppelasteroiden bildet. Während Didymos einen Durchmesser von 780 Meter hat, beträgt der Durchmesser von Dimorphos gerade einmal 160 m. Für die Wissenschaftler war es eine Herausforderung den kleinen Himmelskörper zu treffen, denn er befindet sich in 11 Millionen Kilometern Entfernung zur Erde. Der Anflug der Sonde geschah mit einer Geschwindigkeit von 24.000 km/h. Ein Dart trifft den Bullseye!

Versuch der planetaren Verteidigung vor Asteroiden

Warum die Nasa eine Raumsonde auf einen Asteroiden stürzen lässt, mag zunächst merkwürdig erscheinen, doch hinter dieser Aktion verbirgt sich ein ernsthafter Versuch zur Asteroidenabwehr. Während man normale Raumsonden möglichst leicht konstruiert, entwickelten die Nasa-Ingenieure mit der DART-Sonde ein regelrechtes Schwergewicht von 610 kg. Die Sonde wurde als Rammbock eingesetzt und brauchte 2 Dinge: Schwung und Masse. Damit sollte sie den Asteroiden möglichst aus der Bahn werfen. Damit man das kosmische Angriffsmanöver gut verfolgen konnte, setzte die Sonde kurz vor ihrem Aufprall einen kleinen Kamerasatelliten ab, der Livebilder vom Armageddon des Asteroiden zur Erde funkte. Auch der kosmische Rammbock selbst war mit Kameras bewaffnet und funkte Sekunden vor dem Aufprall fantastischen Bilder zur Erde.

Die Raumsonde wurde bereits am 24. November 2021 von Kalifornien aus gestartet. Als Trägerrakete diente eine Falcon-9. Es wurde extra eine Flugbahn gewählt, die die Raumsonde so einschlagen ließ, dass die Kollision auch von erdgestützten Teleskopen aus beobachtet werden konnte. Doch damit ist die Mission noch nicht zu Ende.

Im Dezember 2026 soll die ESA-Sonde Hera beim Doppelasteroiden ankommen und die Folgen des Impakts genauer untersuchen. So lange brauchen wir aber nicht zu warten, um herauszufinden, ob der planetare Verteidigungsversuch erfolgreich war, denn schon in einigen Tagen sollte sich zeigen, ob es zu einer Bahnänderung von Dimorphos gekommen ist. Hoffentlich löste man kein Asteroiden-Billiard aus. Die Wissenschaftler betonten, dass das Asteroiden-Paar keine Gefahr für die Erde darstellt. Dennoch gilt es als sicher, dass irgendwann ein großer Asteroid auf der Erde einschlagen wird und dann große Zerstörungen verursacht. Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als 100 m treffen die Erde ca. alle 10.000 Jahre.

Meteorit explodiert über USA

  • Gestern wurden über den USA 2 große Meteoriten gesichtet
  • Einer explodierte über Utah, der andere erzeugte eine Leuchterscheinung über Hawaii
  • Die Meteoriten stehen mit den Perseiden-Sternschnuppenstrom in Verbindung

Meteorit über Utah

Am Morgen des 13. August kam es in den USA zu einem jener seltenen Ereignissen, die großes Aufsehen verursachen. Mehrere US-Medien berichten, dass es um 08:32 Uhr Ortszeit über Utah ein lauter Explosionsknall zu hören war. Zuerst dachte man an ein Erdbeben, doch die Seismographen zeigten keins an. Ein wenig später teilte der National Weather Service mit, dass 2 rote Blitze am Morgenhimmel zu sehen gewesen waren. Nach und nach trudelten Aufnahmen von Überwachungskameras ein und es wurde klar, dass ein Meteorit in die Atmosphäre eingetreten war, über Teile der USA hinweg schoss und explodierte. Schäden entstanden offenbar nicht, so dass die Menschen mit dem Schrecken davon kamen. Da das Gebiet der Meteoriten-Explosion bekannt ist, konnte ein Areal lokalisiert werden, in dem möglicherweise Meteoriten-Bruchstücke niedergegangen sind. Meteoriten-Jäger machen sich auf den Weg und suchen die Gegend nach Bruchstücken des Himmelskörpers ab.

Lichtblitz über Hawaii

Ein ähnliches Ereignis erschreckte die Anwohner von Hawaii. Gestern Abend um 21:01:11 Uhr gab es dort einen hellen Lichtblitz. Auf Bildern astronomischer Überwachungskameras erschien ein helles Objekt, das den Mond überstrahlte. Es war im südlichen Sektor des Nachthimmels über Big Island zu sehen und wurde auch von Inselbewohnern beobachtet. Auch hierbei handelte es sich wahrscheinlich um einen Meteorit, der in der Atmosphäre verglühte.

Perseiden-Meteorstrom verantwortlich für die Himmelserscheinungen

Zwei solche Himmelserscheinungen innerhalb weniger Tage kommen selten vor, stellen aber keinen Grund zur Beunruhigung dar: aktuelle passiert die Erde die kosmische Trümmerwolke von Komet 109P/Swift-Turtle, die wir jedes Jahr im August passieren. Die Trümmer dringen als Meteoriten in die Atmosphäre ein und lösen den Perseiden-Meteorschauer aus. Normalerweise verglühen die Meteoriten in der Atmosphäre und leuchten als Sternschnuppen kurz auf. Größere Brocken verursachen die beschriebenen Effekte, die über den USA beobachtet wurden.

San Gimignano: Manhatten des Mittelalters

San Gimignano ist eine Kleinstadt in der italienischen Toskana und bei uns längst kein Geheimtipp mehr. Neben Florenz, Pisa und Siena zählt San Gimignano zu den meistbesuchten Städten der Toskana. Ende der 1990iger Jahren sah das noch anders aus, als ich einen Filmauftrag erhielt und dort ein Video drehen sollte, dass im Zusammenhang mit dem UNESCO-Weltkulturerbe stand, denn der historische Stadtkern ist von der UNESCO geschützt. Einige der Aufnahmen verwendete ich für mein Reisevideo über die Toskana, das ihr auf Streaming-Planet angucken könnt. Seitdem besuchte ich die Region öfters, zuletzt sogar 2 Mal hintereinander, da es meiner Familie dort so gut gefällt. Doch zurück zur Sache.

Die Geschlechtertürme von San Gimignano

Das besondere an San Gimignano sind zweifelsohne die Geschlechtertürme. 15 dieser Türme sind bis heute erhalten geblieben. Einst waren es 72. Schon vom weitem betrachtet beherrschen sie die Silhouette der Stadt. Wegen dieser Skyline erhielt San Gimignano den Beinamen „Manhatten des Mittelalters“. Die Türme waren die Statussymbole wohlhabender Familien, die sich einen Wettstreit lieferten: die Höhe des Turms spiegelte den Reichtum der Familie wieder und natürlich wollte jede Familie diesen Titel für sich beanspruchen. Angeber gab es halt schon immer! Der höchste Turm ist der Torre Grossa. Er erhebt sich 54 m über die Altstadt, gefolgt vom 51 m hohen Torre della Rognosa. Beide Türme wurden im Jahr 1311 errichtet. Die meisten Türme finden sich im Bereich der Piazza della Cisterna. Der Brunnen, der den Mittelpunkt des Platzes und der Stadt bildet, stammt aus dem Jahr 1287. Heute dient er als Wunschbrunnen und Touristen werfen Münzen hinein. Aberglaube lässt Grüßen! Auf der Piazza gibt es 2 Eisdielen, die heute im Mittelpunkt des Besucherinteresses stehen. Es bilden sich meterlange Schlangen. Grund hierfür ist, dass eine der Eisdielen bereits zweimal die Gelato World Championship gewann. Das war in den Jahren 2006 und 2008. Das Eis beider Eisdielen ist zweifelsohne gut, doch generell wäre es nicht schlecht, etwas weniger Zucker zu verwenden.

Hauptstadt der Feinschmecker Italiens

Neben den Geschlechtertürmen, Piazza della Cisterna und den Eisdielen hat San Gimignano noch zahlreiche sehenswerte Kirchen und Museen im Angebot. Sogar ein Foltermuseum buhlt um die Gunst des Besuchers. Das eigentliche Highlight sind allerdings die vielen Feinschmeckerläden, die sich entlang der Hauptstraße angesiedelt haben. Neben Fleisch und Wurstprodukten vom toskanischen Wildschwein, gibt es Pesto mit Trüffel. Hier dürfe der normale Bürger wohl die teuerste Nudelsauce einkaufen, die er jemals erworben hat. Und ich Trottel habe letztens ein Glas Pesto aus dem Regal im Vorratskeller gefegt, sorry! Die Trüffel werden in den Wäldern auf den Hügeln der Toskana gesucht, können aber auch aus Piemont stammen, wo es ebenfalls Trüffel gibt. Hunde haben längst das berühmte Trüffelschwein bei der Suche nach dem wertvollen Pilz abgelöst. Der Trüffel siedelt sich gerne an Baumwurzeln an und wächst unterirdisch, weshalb er so schwer zu finden ist.

Handel und Safran in San Gimignano

Apropos teure Trüffel und Angeberei: San Gimignano verdankte ihren Wohlstand der Lage an der Frankenstraße, die im Mittelalter ein bedeutender Handelsweg war. Folglich wurde ein Großteil des Wohlstandes mit dem Handel erwirtschaftet. Es wurde aber auch Safran angebaut, der damals weniger als Gewürz bekannt war, denn als Farbstoff für Seide. Die Blütezeit der Stadt währte nur 160 Jahre lang. Vielleicht ein Grund, warum hier noch viele der Geschlechtertürme erhalten blieben, denn diese gab es auch in anderen Städten der Toskana. Während der meisten Zeit stand San Gimignano unter der Fuchtel der Herrscher von Volterra.

Heute beherrschen die Touristen das Stadtbild der mittelalterlichen Stadt. Der alte Stadtkern ist Autofreie Zone und fußläufig. Das Parken ist hier allerdings besser organisiert, als in Siena, oder Florenz. An der Außenseite der Stadtmauern gibt es 2 Parkplätze, die aber schnell belegt sind. Am Fuß des Hügels, auf dem die Altstadt liegt, gibt es einen großen Parkplatz. Von hier sind es 10 Minuten zu Fuß bis zum Stadttor.