Island: Bodenhebung wird kritisch

Bodenhebung hält an und erreicht kritisches Niveau – Eruption auf Island könnte sich verstärken

Auf Island dauert der Vulkanausbruch auch nach 40 Tagen weiter an. Laut einem neuen Bericht der IMO bleibt die Eruption auf einem ähnlichen Niveau wie am 5. April. Oberflächlich betrachtet fließt nur ein kurzer Lavastrom, doch die Schmelze verschwindet in Lavaröhren und verteilt sich in größerer Entfernung vom aktiven Kegel. Sein Kraterrand ist so hoch geworden, dass nur selten größere Mengen glühender Tephra über ihn hinaus spritzen. Der Tremor, der seit einigen Tagen eine leicht fallende Tendenz zeigte, hat sich stabilisiert.




Heute gab es erneut eine verstärkte Bebentätigkeit auf Reykjanes, von der vor allem die Gegend der Eruptionsspalte Sundhnúkar betroffen war, aber auch benachbarte Spaltensysteme blieben nicht verschont. Die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi, die von den IMO-Wissenschaftlern als konstant bezeichnet wird. Seit Beginn des Ausbruchs am 16. März haben sich erneut 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, was Anlass zur Besorgnis gibt: Bisherige Ereignisse traten bei einem Volumen von 8 bis 13 Millionen Kubikmetern Magma auf. Bei diesen Ereignissen handelte es sich entweder um Intrusionen magmatischer Gänge, die mit Erdbeben und Rissbildungen einhergingen, oder es kam zur Öffnung von langen Eruptionsspalten. Am naheliegendsten scheint es zu sein, dass sich die aktuelle Eruption signifikant verstärken wird, wenn ein neuer Magmaschub aus dem Reservoir seinen finalen Aufstieg beginnt. Das kann mit einer sehr kurzen Vorwarnzeit einhergehen oder sogar gänzlich ohne Vorwarnung erfolgen. Daher kann ein Aufenthalt in Vulkannähe gefährlich sein. Es können neue Eruptionsspalten entstehen, die schnell fließende Lavaströme generieren, die im Extremfall Vulkanwanderer vom Rückweg abschneiden können. Eine andere Möglichkeit sind sich schnell entwickelnde Lavafontänen aus dem aktuell aktiven Krater, die mehrere Hundert Meter hoch werden können und glühende Tephra weit auswerfen. Theoretisch könnte sich auch eine Eruptionsspalte in einem anderen Gebiet von Svartsengi öffnen oder ein Gang in Richtung Grindavik ausbreiten.

Die Vulkanologen warnen auch vor Gasverschmutzung im Falle einer Eruptionsverstärkung bei Sundhnúkar. Vulkanwanderer könnten sich schnell in einer Gaswolke wiederfinden, aus der es kein Entrinnen gibt.

Kilauea: Erdbeben im oberen Ostrift

Erdbebenaktivität durch Magmenbewegungen am Kilauea – Auch Ostrift betroffen

Der Vulkan Kīlauea ist weiterhin Schauplatz einer erhöhten Seismizität, die aller Wahrscheinlichkeit nach von Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen wird. Gestern hatte es wieder mehr als 120 Beben gegeben. Eine Eruption gibt es bislang allerdings noch nicht.




Die Erdbeben häufen sich wieder südlich der Gipfelcaldera, wo sich die Erdbeben in einer Tiefe von 1 bis 4 Kilometer häufen. Erschütterungen gab es auch direkt unter der Caldera, hier lagen die Erdbebenherde in Tiefen von bis zu 10 Kilometern. Was neu ist, sind die flach liegenden Erdbeben unterhalb der oberen Ostriftzone. Einige Erschütterungen wurden auch unter dem Südwestrift detektiert. Besonders die Beben im Ostrift sind von besonderem Interesse, da hier der Puʻuʻōʻō-Krater liegt, der zwischen 1983 und 2018 für die Lavaströme verantwortlich war, die an der 12 Kilometer entfernten Küste ins Meer liefen. Seit der große Leilani-Eruption in 2018 ist dieser Krater still. Der Magmenspiegel im Reservoir unter dem Vulkan ist wohl zu tief abgefallen, um diese Region des Vulkans noch mit schmelze zu versorgen. ein Umstand, der sich bei anhaltender Inflation vielleicht wieder ändern könnte. Doch mit Ausnahme der aktuellen Beben im oberen Ostrift gibt es keine Hinweise auf eine Reaktivierung des Puʻuʻōʻō-Kraters: Die Schwefeldioxid-Emissionen sind sehr gering und liegen unter der Nachweisgrenze. Daten zur Bodendeformation wurden nicht veröffentlicht. Als es im letzten Jahr noch Onlinedaten gab, war ein rückläufiger Trend zu beobachten gewesen. das traf aber nur auf den Puʻuʻōʻō zu, denn im Bereich der Gipfelcaldera hebt sich der Boden weiter.

Analyse des Erdbebenschwarms vom Freitag

Dsa HVo veröffentlichte auch eine neue Analyse des letzten Erdbebenschwarms vom Freitagabend: Er hatte eine starke Niederfrequenzkomponente, die auf eine Bewegung von Magma innerhalb des Gipfelsystems hindeutete. Diese Aktivität scheint tiefer gewesen zu sein als die normale Aktivität, die den jüngsten Gipfelausbrüchen vorausging. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob diese erneute Aktivität in naher Zukunft zu einem Ausbruch führen wird – oder ob sie einfach unter der Erde bleiben wird. Ein Ausbruch in der Gipfelregion des Kīlauea, innerhalb des Hawai‘i Volcanoes National Park und abseits der Infrastruktur, ist jedoch eine mögliche Folge.

Stromboli mit frequenten Eruptionen am 25. April

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Liparischer Inselvulkan Stromboli war gestern in guter Form

Der Vulkan Stromboli bildet eine Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien. Sein Gipfel überragt den Meeresspiegel um 924 m und vom Meeresboden gemessen ist Stromboli fast 3000 m hoch. Es handelt sich also nicht um einen kleinen Vulkan, sondern um den zweithöchsten Feuerberg des kontinentalen Europas. Das Besondere an diesem Vulkan ist aber nicht seine Größe, sondern seine permanent anhaltende Aktivität aus seinem Krater. Dieser liegt unterhalb des Gipfels und bildete sich auf eine abgescherte Vulkanflanke, die vor einigen Jahrtausenden ins Meer krachte und einen Tsunami auslöste, der durch das Mittelmeer zog. Sollte sich so ein Ereignis heute wiederholen, wäre die Katastrophe perfekt! Kein Wunder also, dass der Vulkan unter permanenter Beobachtung der Vulkanologen des INGV steht und besonders gut überwacht wird.

Das war aber nicht immer so, denn bis zu einer Flankeneruption im Dezember 2002 galt der Vulkan als harmlos und wurde nur rudimentär beobachtet. Dafür konnten sich Touristen bis zu dieser Zeit frei auf dem Vulkan bewegen, was heute allerdings nicht mehr möglich ist. Nun brachte das INGV vorgestern ein neues Wochenbulletin heraus, das dem Stromboli eine durchschnittliche Aktivität attestiert, so wie es lange Jahre Standard war. Doch auch in diesen strombolianischen Aktivitätsphasen gibt es Schwankungen, und unser Vereinsmitglied Wolfgang beobachtete den Stromboli gestern über einen längeren Zeitraum hinweg via LiveCam und empfand den Vulkan als äußerst lebhaft. Alle paar Minuten gab es eine explosive Eruption, die glühende Tephra bis zu 100 Meter hoch in die Luft schleuderte.

Das Florentiner Institut LGS meldete das überdurchschnittlich häufige Auftreten von VLP-Erdbeben und Explosionen, die als schwach bis moderat beschrieben werden. Der Tremor erreichte gestern eine kleine Spitze die bis in den Orangenen Bereich ragte, während er sich in den letzten Wochen eher am unteren Ende des mittleren Bereichs bewegte. Auch sonst verhält sich der Vulkan, wie man es gerne sieht: normal. Dennoch bleibt das Aufstiegsverbot natürlich bestehen und es gibt keinen Grund zur Hoffnung, dass es je wieder gelockert wird.

Von Bürokraten und Restaurantbesitzern auf Stromboli

Diese Annahme wird von einer eMail eines Strombolikenners gefestigt, die mich vor zwei Wochen erreichte. Thomas Bretscher meinte, dass hinter den rigorosen Verboten auf Stromboli auch die politische Absicht der Liparischen Kommunalverwaltung steckt, den Strombolianern (und auch den Bewohnern von Vulcano) ihre wirtschaftlichen Grundlagen zu nehmen, um sie zur Übersiedlung auf die Hauptinsel Lipari zu bewegen. Jede Vorschrift wird am strengsten Ende des möglichen Spektrums ausgelegt.

So geht man auch massiv gegen den Betreiber des Restaurants L’Osservatorio vor, der letztes Jahr in Eigeninitiative angefangen hatte, den von Regenfällen beschädigten Weg zum Punta Labronzo zu reparieren. Wer Stromboli kennt, weiß den Ort zu schätzen, denn hier kann man auf einer Terrasse bei Pizza, Pasta und Wein sitzen und die Eruptionen oben am Krater beobachten.

Als ich mit Manfred im letzten Frühjahr auf Stromboli war, habe ich mich über den neuen Weg gewundert, den man angefangen hatte zu bauen und der auf mehreren Hundert Metern Länge bereits fertiggestellt war. Der Weg war teilweise bereits mit Basaltfliesen gefliest, die sicherlich ein kleines Vermögen gekostet hatten. Als ich im Herbst mit Leroy zusammen zum L’Osservatorio stiefelte, war dieser Weg rückgebaut, was mich doch sehr erstaunte. Ich vermute, dass er Naturschutzauflagen nicht erfüllte. Die Kommune klagte gegen den Betreiber des Restaurants am Punta Labronzo und beantragte seine Schließung, da wohl nicht alle Bauvorschriften im Bereich des Restaurants eingehalten wurden und der Betreiber in Eigeninitiative den Weg aufgearbeitet hatte.




Nun soll das Gericht gegen ihn entschieden haben und das Restaurant muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Ein weiterer Schlag gegen die strombolianische Tourismusbranche, gegen die wohl mit aller Härte vorgegangen wird!

Paradoxerweise soll das Filmteam, das vor 2 Jahren durch Brandstiftung im Schilfgürtel eine Naturkatastrophe auslöste, wodurch erst die extrem starke Erosion durch den Starkregen zustande kam, die letztendlich die Schäden verursachte, die der Restaurantbesitzer und andere Strombolianer versuchten zu beheben, noch keinen Euro Entschädigung geleistet haben. Hier laufen noch Prozesse.

Island: Bodenhebung lässt Eruptionsrisiko ansteigen

Der Vulkanausbruch geht weiter – Bodenhebung verstärkt Risiko einer weiteren Eruption

Der Vulkanausbruch auf Island geht auf vergleichsweise niedrigem Niveau weiter. Gegenüber den letzten Tagen scheint sich am aktiven Krater auf der Sundhnukar-Kraterreihe nicht viel geändert zu haben. Man sieht noch Lava über den immer höher anwachsenden Kraterrand spritzen und Lava fließt aus einer Öffnung an seiner Basis. Der Lavastrom bewegt sich nur langsam und scheint temporär oberflächlich abzukühlen, doch die Schmelze bewegt sich unterirdisch weiter und lässt das Lavafeld in Kraternähe immer dicker werden. Bei den letzten Messungen am 15. April lag die Förderrate zwischen 3 und 4 Kubikmetern pro Sekunde. IMO-Experten kündigten neue Messungen an, die in Kürze durchgeführt werden sollen. Experten der isländischen Meteorologiebehörde rechnen aber mit einem ähnlichen Ausstoß wie zuletzt. Betrachtet man die leichte, aber stetige Tremorabnahme, vermute ich eher, dass aktuell zwischen 2 und 3 Kubikmeter Schmelze ausgestoßen werden.

Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi hält an, könnte aber etwas an Schwung verloren haben. Viele Messpunkte im Graphen liegen unterhalb der Durchschnittslinie der letzten Wochen, einige springen aber auch darüber. Von daher muss man noch gut 2 Tage abwarten, bevor man anhand der Messungen einen neuen Trend ablesen kann.

Aktuell wird wieder davor gewarnt, das Gebiet der Sundhnukargira zu betreten, denn das Risiko, dass sich die aktuelle Eruption verstärkt oder dass sich eine neue Eruptionsspalte öffnet, ist groß. Insgesamt sollen sich wieder fast 8 Millionen Kubikmeter Magma im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt haben und man steht kurz vor dem Erreichen des Schwellenwertes, ab dem Magmenintrusionen starteten, die in einigen Fällen zu Eruptionen führten. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal anders laufen wird als zuvor.




Übrigens gab es gestern auch wieder rege Bebentätigkeit im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Heute war es bis jetzt vergleichsweise ruhig dort, dafür manifestierten sich unter der Katla ein paar Erdbeben. Eine signifikante Bodenhebung kann ich in den GPS-Diagrammen aber nicht ausmachen.

Poás: Vulkanologe beprobt den Kratersee

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Phreatisch

Vulkanologe stieg in den Krater des Poás hinab um Gasprobe zu nehmen und setzte sich der Gefahr aus

Der Poás in Costa Rica steht immer wieder aufgrund seiner phreatischen Eruptionen in den Schlagzeilen, wobei sich die Frequenz der Meldungen in diesem Jahr deutlich steigerte. Grund hierfür war, dass der Kratersee trockengefallen war und der Gegendruck des Wassers fehlte, so dass starke Entgasungen gleich kleine Eruptionen auslösten. Außerdem war bereits im Herbst ein Magmenkörper aufgestiegen, der vermutlich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Vulkan in der Erdkruste steckengeblieben war. Die Hitze der Schmelze befeuerte allerdings das Hydrothermalsystem, was zu vermehrter Aktivität führte.

Obwohl die Gefahr phreatischer Eruptionen nicht gebannt ist, kletterte OVISCORI-UNA-Geologe Geoffroy Avard gestern in den Krater des Poás hinab und nahm Gasproben aus einer Fumarole, die dem aktiven Förderschlot am nächsten ist. In einem Statement vor laufender Kamera erklärte er, dass die Probenentnahme äußerst wichtig sei: Durch die Gasanalyse hofft man, Daten zu gewinnen, die Rückschlüsse über das Magma zulassen, das sich unter dem Vulkan akkumulierte. Nur wenn die Magmakomposition bekannt ist, kann man einigermaßen verlässliche Prognosen über das eruptive Verhalten eines Vulkans treffen. Dabei schwenkt die Kamera einmal durch den Krater und enthüllt eine Asche-Dampferuption in unmittelbarer Nähe des Geologen.

Der Geowissenschaftler war sich des Risikos einer Probenentnahme im Krater durchaus bewusst: Seit dem 23. März musste der Poás-Nationalpark zweimal gesperrt werden, weil die phreatischen Eruptionen Touristen gefährdeten, die sich auf der Besucherterrasse am Kraterrand aufhalten. Zuvor waren die Zugangsregeln verschärft worden und jeder Besucher muss einen Helm tragen.

Der Poás ist aktuell der aktivste Vulkan in Costa Rica. Weiterhin aktiv ist der Rincon de la Vieja, der sporadisch phreatische Explosionen generiert. Der Turrialba ist länger nicht mehr ausgebrochen, zeigt aber eine schwache Seismizität. Leider ruht der Arenal, der zwischen 1968 und 2010 daueraktiv war und strombolianische Eruptionen erzeugte.

Der Poás ist ein 2708 Meter hoher Komplexvulkan und liegt in relativer Nähe zur Hauptstadt San José.

Campi Flegrei: Evakuierungsplan ergänzt

Erdbeben unter der Campi Flegrei gehen weiter – Evakuierungsplan für Anwohner konkretisiert

Solfatara Campi Flegrei. Unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich Bodenhebung und Erdbeben fort. Seit gestern wurden über 30 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Erschütterungen finden hauptsächlich im Hydrothermalsystem statt und sind zu schwach, um von den Anwohnern bemerkt zu werden. Dennoch reagieren die Menschen in den sozialen Medien mittlerweile auf jedes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 1, was die wachsende Besorgnis der Bewohner im Einflussbereich des Vulkans widerspiegelt. Die Ängste werden natürlich auch durch die Reaktionen des Zivilschutzes verstärkt, der mittlerweile recht aktiv geworden ist und konkrete Notfallpläne ausarbeitet, um die Anwohner im Falle eines Vulkanausbruchs zu evakuieren. Gestern stimmte der Regionalrat von Basilikata dem Vorschlag zu, im Ernstfall die Bewohner von Bagnoli, einem westlichen Stadtteil von Neapel, in die Region Basilikata zu evakuieren. Man sucht gezielt nach Unterbringungsmöglichkeiten für eine große Anzahl potenzieller Flüchtlinge aus dem Gebiet des Caldera-Vulkans. Offenbar bereitet man sich nicht nur auf Szenarien einer kleinen Eruption vor, sondern auch auf größere Ausbrüche.




Man erkennt langsam einen Paradigmenwechsel bei den verantwortlichen Behörden in Italien, denn jahrelang gab es bestenfalls halbherzige Kampagnen in Bezug auf den Katastrophenschutz, wenn es um den Bradyseismos der Campi Flegrei ging. Dies änderte sich im letzten September, als es zu einer ersten signifikanten Zunahme von Seismizität und Bodenhebung kam. Mittlerweile scheint sich nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei den Wissenschaftlern ein Paradigmenwechsel anzudeuten: Während Vertreter der These einer Magmenakkumulation in 4 Kilometern Tiefe in der Vergangenheit in der Minderheit waren, scheinen nun immer mehr Forscher dieser These zuzustimmen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es eine neue Studie gibt, die kurz vor der Veröffentlichung steht und vorab an italienische Medien durchgesickert ist, die bereits darüber berichteten. Sobald das Papier offiziell veröffentlicht wird, gibt es hier weitere Details dazu.

Kurzfristig betrachtet scheint das Eruptionsrisiko nicht wesentlich größer geworden zu sein als vor Monaten. Vor einem Ausbruch würde man das Einsetzen einer starken seismischen Krise mit Tausenden von Erdbeben in kurzer Zeit erwarten, und davon sind wir noch ein Stück entfernt. Mittel- und besonders langfristig besteht die Möglichkeit einer Eruption, über deren Größenordnung bis jetzt nur spekuliert werden kann. Sollte es innerhalb von Monaten zu einem Ausbruch kommen, wird dieser wahrscheinlich ähnlich wie der Ausbruch vom Monte Nuovo sein. Lässt die Caldera noch Jahre oder sogar Jahrzehnte Zeit verstreichen, muss man mit einer größeren Eruption rechnen. Oder es passiert eben nichts und die Bodenhebung geht in eine Phase der Absenkung über.

Erta Alé mit Lavastrom am 24.April

Vulkan Erta Alé in Äthiopien stößt Lavastrom aus – Touristen filmen vom Kraterrand aus

Seit 2 Tagen detektiert MIROVA eine thermische Anomalie, die am 22. April begann und auch am Folgetag anhielt. Zu Spitzenzeiten wurde eine Wärmestrahlung mit 340 MW Leistung nachgewiesen. Die Anomalie stammt von einem Lavastrom, der aus einem Hornito sprudelt, der sich an der Stelle des früheren Pitkraters gebildet hat. Heute scheint der Lavastrom nachzulassen, denn es wird nur noch eine Wärmestrahlung mit 95 MW gemessen.

Tatsächlich gibt es auch handfeste Beweise für die Lavastromtätigkeit, denn gestern befand sich eine kleine Reisegruppe vor Ort, die vom äthiopischen Reiseführer Solayke Anwar geleitet wurde, der Aufnahmen auf seiner FB-Seite teilte. Zu sehen ist, wie er mit zwei jungen Touristinnen vor der Lava posiert, die offenbar den Calderarand erreicht hat. Auf den Bildern sieht es so aus, als würden nur noch einige Meter fehlen, bis die Lavaströme über den Calderarand hinwegfließen. Der Hornito hat in den letzten Monaten ein dickes Lavafeld geschaffen, das diesen Teil der Caldera immer weiter auffüllt.

Viele Dekaden lang brodelte in dem nun verfüllten Pitkrater ein Lavasee, bevor er im Rahmen einer starken Flankeneruption im Jahr 2017 ablief. Seitdem gab es mehrere Anläufe, einen neuen Lavasee zu bilden, doch der Vulkan schaffte es nicht. Stattdessen bildeten sich Hornitos auf dem Deckel über dem früheren Lavasee. Seit dem letzten Jahr kommt es immer wieder zu Episoden wie der aktuellen, bei denen Lavaströme durch den Nordwestteil der Caldera fließen. Diese misst 1800 x 800 Meter und nimmt die Gipfelregion des flachen Schildvulkans ein, der nur 613 m hoch ist.

Heißes Pflaster Danakil

Der Erta Alé liegt in der Wüste Danakil im Afar-Dreieck. Die Region ist nicht nur aus meteorologischer und geologischer Sicht ein heißes Pflaster, sondern auch politisch. Hier treiben seit Jahrzehnten freiheitskämpfende Rebellen und Terroristen ihr Unwesen, wobei der Übergang zwischen den beiden Gruppierungen fließend ist und vom Standpunkt des jeweiligen Betrachters abhängt. Man könnte auch sagen: Was dem einen ein Freiheitskämpfer, ist dem anderen ein Terrorist. Für mich persönlich liegt die Grenze da, wo Freiheitskämpfer anfangen, bei ihren Streitereien Zivilpersonen zu bedrohen oder sogar zu töten. Das trifft auf Äthiopien und Eritrea genauso zu wie auf andere Konflikte, von denen auf der Welt gerade ja mehr als genug wüten.

Island: Eruption auf Reykjanes schwächelt

Eruption auf Island schwächelt – Tremor rückläufig

Wer heute auf eine der vielen Livecams am Vulkan Sundhnukargira blickt, wird feststellen, dass die Eruption zwar noch vor sich hin köchelt, aber merklich an Schwung verloren hat. Das wird auch durch den Tremor bestätigt, der eine leichte fallende Tendenz aufweist. Sollte es nicht zu einem neuen Lavaschub kommen, wird der Ausbruch wohl keinen Maibaum mehr setzen. Der verminderte Lavaausstoß führt zu einer beschleunigten Bodenhebung unter Svartsengi und den benachbarten Messstationen, wobei es heute zu einer Abflachung der Kurve gekommen ist, die jedoch möglicherweise auf Messfehler zurückzuführen ist. Um zu sehen, ob es auch hier eine Trendwende gibt, müssen wir die Messungen der nächsten Tage abwarten.

Gestern verursachten die steigenden Spannungen infolge der Bodenhebung an verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes wieder zahlreiche Erdbeben. Zeitweise wurden über 100 Erschütterungen in den IMO-Tabellen verzeichnet. Auffallend viele Erdbeben traten südwestlich des Fagradalsfjalls auf, also in der Nähe des Eruptionsgebiets, sowie im benachbarten Krýsuvík-System. Hier deuten die Messergebnisse erneut auf eine schwache Bodenhebung hin, ähnlich wie vor dem Eruptionsbeginn am 16. März. Es stellt sich die Frage, ob hier tatsächlich Magma aufsteigt oder ob es Auswirkungen der Hebung unter Svartsengi/Sundhnukar sind.

Die Erdstöße der letzten 24 Stunden beschränkten sich jedoch nicht nur auf die Reykjanes-Halbinsel, sondern es gab auch vermehrt Beben entlang der kontinentalen Nahtstellen, die durch Island verlaufen, sowie an den Zentralvulkanen Katla, Bárðarbunga und Askja/Herdubreid, die sich entlang eines Arms der Naht aufreihen.

Möglicherweise stehen die vielen Erdbeben auch mit den Gezeitenkräften des Vollmonds in Verbindung. Ähnliches könnte für die Schwankungen der GPS-Messungen zur Bodenhebung gelten.

Obwohl der Vulkanausbruch langsam an Schwung verliert, wurde gestern von einer starken Luftverschmutzung im Südwesten Islands berichtet. Ein blauer Dunstschleier aus vulkanischen Gasen und Aerosolen legte sich über das Land und beeinträchtigte nicht nur die Sicht, sondern stellte auch eine Gesundheitsgefahr für empfindliche Personen dar. Eine Ursache für die Gasansammlung in Bodennähe war die Tatsache, dass nur sehr wenig Wind wehte. Normalerweise tritt vulkanischer Smog bei Inversionswetterlagen auf, bei denen es zu einer umgekehrten vertikalen Temperaturverteilung der Luftschichten kommt, wobei sich warme Höhenluft über kältere Luft am Boden legt, sodass die kalte Luft in Bodennähe gefangen bleibt. Schadstoffe können dann nicht abziehen und sammeln sich unten an.

Kawah Ijen: Touristin stürzte in den Tod

Eine chinesische Touristin kam am Kawah Ijen ums Leben – Beim fotografieren gestolpert und abgestürzt

Auf der indonesischen Insel Java ereignete sich am Vulkan Kawah Ijen ein Unfall mit Todesfolge, bei dem eine 31-jährige chinesische Touristin abstürzte und 75 Meter tief in den Krater stürzte. Laut Medienberichten befand sich die Frau zusammen mit ihrem 32-jährigen Ehemann am Vulkan, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Das Paar war zusammen mit einem Reiseführer unterwegs gewesen und machte Fotos am fast 2800 m hoch gelegenen Kraterrand. Die Frau bat ihren Mann, sie etwa zwei bis drei Meter vom Rand entfernt zu fotografieren. Dabei stolperte sie über ihren Rock und stürzte rückwärts in die Tiefe.

Obwohl sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet wurden, gelang es dem Bergungsteam erst nach 2 Stunden, die Frau zu erreichen und konnte nur noch ihren Tod feststellen. Bei der Untersuchung der Leiche wurden mehrere Knochenbrüche festgestellt. Der Reiseführer bezeichnete den Vorfall als tragischen Unfall.

Nach diesem tragischen Vorfall erwägen die örtlichen Tourismusbehörden Medienberichten zufolge ein teilweises Verbot von Fotografien in der Region. „Dieser Unfall sollte eine Lehre für alle sein“, kommentierte Dwi Sugiharto, ein Beamter der örtlichen Naturschutzbehörde. Alle Besucher sollten äußerst vorsichtig sein, wenn sie den Vulkan besteigen.

Der Kawah Ijen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Touristen kommen nicht nur, um den Sonnenaufgang vom Kraterrand zu bewundern, sondern wollen meistens in den Krater absteigen. Dort befindet sich am Rand eines Kratersees ein Fumarolenfeld, an dem sich Meter dick Schwefel ablagert. Arbeiter bauen den Schwefel in Handarbeit ab und tragen ihn in Körben aus dem Krater. Die Schwefelgase sind so heiß, dass sich der frisch kondensierte Schwefel entzündet. Der Schwefelbrand wird normalerweise von den Arbeitern gelöscht, doch seit vor einigen Jahren bekannt wurde, dass man nachts die blauen Flammen des Schwefelbrandes sehen kann, kommen die Touristen scharenweise. Gegen ein Trinkgeld lassen die Arbeiter den Schwefel dann brennen. Der flüssige Schwefel fließt dann in schmalen Rinnsalen, so dass Feuerflüsse entstehen. Oft wird dieses Phänomen fälschlicherweise als Blaue Lava bezeichnet.

Es sollte klar sein, dass die Bedingungen im Krater für Menschen alles andere als optimal sind. Man könnte auch sagen, es herrscht ein lebensfeindliches Environment, wovon sich die Touristen aber nicht abschrecken lassen. So ist der aktuelle Vorfall nicht der einzige, bei dem Touristen ums Leben kamen. Erst im Februar wurde ein polnischer Tourist während einer Wanderung auf dem Vulkan tot aufgefunden. Im Jahr 2015 brach ein Tourist aus der Schweiz während des Aufstiegs auf den Ijen zusammen und verstarb, nachdem er über Atembeschwerden klagte.