Island: Eruption geht aus einem Krater weiter

Eruption der Sundhnúkar-Kraterreihe hält an – Bodenhebung bestätigt

Auf Island geht der Sundhnúkar-Ausbruch bei Svartsengi weiter, beschränkt sich inzwischen aber auf einen Kraterkegel. Die Eruption begann vor drei Wochen und erzeugte in ihrem Anfangsstadium den größten Lavaausstoß der Serie bei Svartsengi. Ich bin heute von meiner Stippvisite auf Island zurückgekehrt und konnte mir selbst ein Bild der Lage machen. Am Dienstag näherte ich mich der Eruption per Helikopter und sah noch Aktivität aus zwei Kratern, wobei sich die stärkste Aktivität auf den jetzt noch aktiven Krater konzentrierte. Gestern wurde ich dann mit einem Wagen der lokalen Einsatzkräfte durch Grindavik gefahren und konnte die Schäden in der Stadt begutachten. Im Anschluss ging es vom Südosten her auf den Husafjall, von wo ich aus einen Blick über das Eruptionsgebiet hatte und kurz eine Drohne in Richtung Krater fliegen lassen konnte. In den drei Tagen zwischen meinen beiden Beobachtungen hatte sich die Aktivität subjektiv verringert, was sich allerdings nicht im Tremor niederschlägt, denn dieser hat seitdem leicht zugenommen. Vom aktiven Krater ging gestern ein Lavastrom aus, der nur noch auf einer Länge von ca. 200 m Rotglut an der Oberfläche zeigte. Weiter vorangeschrittene Lavafronten waren inaktiv. Die Verschnaufpause nutzen die Isländer, um die Dämme um Grindavik und Svartsengi zu verstärken. Man schreckt auch nicht davor zurück, die erst wenige Wochen alten Lavafelder zu bearbeiten.

Das Eruptionsgebiet und insbesondere Grindavik sind weiträumig abgesperrt. In erster Linie geht es darum, die Bewohner von Grindavik zu schützen und Neugierige fernzuhalten. Gestern wurde aber aufgrund einer erfolgreichen Klage des isländischen Journalistenverbands Pressevertretern wieder der Zugang ins Sperrgebiet gestattet, allerdings nur in Begleitung einer Eskorte. Frei bewegen darf man sich nicht. Dennoch habe ich Glück gehabt, dass ich dann als einer der ersten Journalisten wieder ins Gebiet reingelassen wurde.

Einstweilen wurde von Seiten der IMO-Wissenschaftler eine Zunahme der Bodenhebung unter Svartsengi bestätigt. Anhand der GPS-Messdaten lässt sich dieser Umstand sehr schön nachvollziehen. Es wird also weniger Lava bei der Eruption ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe ausgestoßen wird.

Wie lange die Eruption noch anhalten wird, ist ungewiss. Prognosen, dass sie Ostern nicht überdauern wird, haben sich offensichtlich nicht bestätigt. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist, nachdem der aktuelle Ausbruch vorbei ist. Bilder und ein ausführlicher Reisebericht folgen in Kürze.

USA: Erdbeben Mb 4,8 nahe New York City

Moderates Erdbeben erschüttert den Großraum New York – Stärkstes Beben seit 240 Jahren

Datum 05.04.2024 | Zeit: 14:23:20 UTC | Lokation: 40.683 ; -74.753 | Tiefe: 5 km | Mb 4,8

Im US-Bundesstaat New Jersey bebte gestern die Erde und das Beben wirkte sich bis ins angrenzende New York und darüber hinaus aus. Der Erdstoß hatte laut EMSC eine Lokalmagnitude von 4,8 (GFZ 5,0) und ein Hypozentrum in nur 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km nordwestlich von Bridgewater lokalisiert, das eigentlich zu New Jersey gehört, aber da New York populärer ist, wird vom stärksten Erdbeben berichtet, das in New York seit 240 Jahren zu spüren gewesen war. Tatsächlich liegen den Erdbebendiensten Meldungen aus über 600 Kilometern Entfernung vor. Das Beben war in über einem Dutzend US-Bundesstaaten spürbar.

Der Gouverneur von New Jersey, Phil Murphy, reagierte, indem er die staatliche Notrufzentrale aktivierte und die Öffentlichkeit aufforderte, die Notrufnummer 911 nur im Notfall zu wählen. Flüge an den Flughäfen Newark Liberty International und John F. Kennedy wurden vorübergehend gestoppt, ebenso wie der Verkehr im Holland-Tunnel. Die Public Service Enterprise Group von New Jersey meldete keine Schäden an ihrem Stromnetz.

Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, überwachte die Situation aktiv. Seismologen warnten vor möglichen Nachbeben, von denen eines mit einer Stärke von 3,8 am Freitagabend auftrat. Experten erklärten, dass obwohl Erdbeben an der Westküste üblich sind, sie im Osten aufgrund der Bodenbeschaffenheit weiter verbreitet wahrgenommen werden können. Pat Abbott, ein Geologe, betonte, dass Nachbeben erwartet werden, jedoch wahrscheinlich schwächer ausfallen.

Obwohl das Erdbeben in der Tri-State-Region nicht das stärkste jemals registrierte war, betonten Seismologen, dass es aufgrund der Bodenbeschaffenheit im Osten weiter verbreitet wahrgenommen wurde als vergleichbare Beben an der Westküste. Die geringe Herdtiefe könnte ebenfalls zu einer erhöhten Wahrnehmung beigetragen haben. Berichte über nennenswerte Schäden liegen nicht vor. Dafür gab es heute weitere Nachbeben.

Tektonische Situation im Erdbebengebiet bei New York

Das Erdbeben stand im Zusammenhang mit der Ramapo-Störung, einem bedeutenden Riss in der Erdkruste, der bereits vor 200 Millionen Jahren entstand. Er beginnt im Nordosten von Pennsylvania und erstreckt sich auf fast 300 Kilometer Länge bis nach New Jersey. In seinem Verlauf liegt sogar ein Kernkraftwerk. Wissenschaftler diskutieren kontrovers, wie aktiv dieser alte Fehler wirklich ist, doch es wird angenommen, dass viele Erdbeben der Region durch die Ramapo-Störung verursacht werden.

Ätna: Spektakuläre Serie mit Dampfringen

Neuer Schlot am Südostkrater stößt tausende Dampfringe aus

Während meiner Abwesenheit hat sich nicht nur in Bezug auf Erdbeben einiges getan, sondern auch in der Welt der Vulkane. Bereits in der letzten Woche berichtete ich über die Phasen erhöhten Tremors am Ätna und spekulierte darüber, dass wir bald möglicherweise neue Ausbrüche sehen werden. Am 2. April gab es dann strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater und offenbar ist dabei auf dem nördlichen Kraterrand im Osten des Kegels ein neuer Schlot entstanden. Dieser stößt mit einer unglaublichen Frequenz Dampfringe aus, die vom Wind erfasst und verdriftet werden. So reihen sich zeitweise Dutzende Ringe wie die Perlen einer Kette aneinander auf. Als ich die ersten Bilder sah, dachte ich zuerst, sie seien mit einer KI generiert worden. Doch inzwischen gibt es Videoaufnahmen, die das Phänomen dokumentieren, sowie glaubhafte Augenzeugenberichte von Anwohnern und Vulkanologen, so dass man die Aufnahmen als authentisch einstufen kann.

Der Ätna ist für seine Dampfringe berühmt. Diese stieß er auch vereinzelt in den letzten Wochen aus. Damit Dampfringe entstehen können, bedarf es explosionsartigen Entgasungen im tieferen Fördersystem und einem Schlot mit passender Architektur. Da sich sowohl Aktivität als auch die Förderschlote laufend ändern, entstehen nicht immer Dampfringe. Sie sind Phänomene, die nur phasenweise auftreten. Daher ist es auch immer wieder eine Meldung wert, wenn es denn welche zu beobachten gibt.

Tremor wanderte in Richtung Oberfläche

Der Tremor hat sich inzwischen auf ein leicht erhöhtes Niveau im oberen Drittel des gelben Bereichs eingependelt und ist stabil. Das INGV berichtet im Monatsbulletin vom März, dass die Quelle des Tremors bemerkenswert variabel gewesen sei und sich vom Gebiet der Bocca Nuova bis zum Südostkrater erstreckte und im Osten fast bis zur Oberfläche reichte. Offenbar stieg ein Magmenkörper auf, der in 300 m Tiefe unter dem Neuen Südostkrater stecken blieb. Es gab eine mäßige Infraschallaktivität mit Quellen in der Nähe des Kraters Bocca Nuova. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung mit dem Ausstoß der Dampfringe, so könnte in den nächsten Tagen eine neue eruptive Aktivität einsetzen.
Übrigens, wie Dampfringe entstehen lest ihr unter dem Link.

Taiwan: Starkes Erdbeben Mw 7,4 am 2. April

Sehr starkes Erdbeben erschütterte Taiwan und richtete Zerstörungen an

Datum 02.04.2024 | Zeit: 23:58:09 UTC | Lokation: 23.872 ; 121.614 | Tiefe: 22 km | Mw 7,4

Ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,4 erschütterte Taiwan. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag an der Ostküste der Insel und wurde 12 km südsüdöstlich von Hualien City lokalisiert. Es wurde Tsunamialarm gegeben, doch Riesenwellen blieben aus. Der Erdstoß richtete Schäden an und forderte auch Menschenleben.

Es gab zahlreiche starke und moderate Nachbeben, die immer noch nicht abgeebbt sind. Das stärkste dieser Nachbeben brachte es auf Mw 6,7.

Das Erdbeben manifestierte sich am Mittwoch Morgen um kurz vor 8 Uhr Lokalzeit, als viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren. Es wird vielfach als das stärkste Beben in fast 25 Jahren bezeichnet, das sich in dieser Region Taiwans ereignete.

Nach dem Beben wurden zunächst neun Todesopfer und mehr als 960 Verletzte gemeldet. Dutzende Menschen waren in Tunneln und Gebäuden eingeschlossen, während 143 Personen unter den Trümmern eingestürzter Gebäude vermutet wurden, darunter 60 in einem Tunnel nördlich von Hualien. Außerdem wurden 71 Bergleute in Steinbrüchen verschüttet. Inzwischen wurden 13 Todesopfer bestätigt.

Betroffen waren auch zwei Deutsche, die in einem Tunnel eingeschlossen waren, und gerettet werden konnten. Eine weitere Reisegruppe von 18 Deutschen wurde als vermisst gemeldet, jedoch wurden später gemeldet, dass sie sich in Sicherheit befänden

Es entstanden beträchtliche Schäden, nicht nur an Gebäuden, sondern auch an Straßen und es kam vorübergehend zu Stromausfällen in Zehntausenden Haushalten. Der Zug- und U-Bahnverkehr wurde zunächst eingestellt.

Die Finanzwelt reagierte sensibel auf das Beben. Schließlich ist Taiwan ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Doch die ganz großen Schäden blieben aufgrund der Tiefe des Hypozentrums aus und somit auch ein nachhaltiger Börsencrash. Die Reaktionen im Ausland waren solidarisch mit der Europäischen Union und China, die ihre Unterstützung anboten.

Taiwan liegt im Pazifischen Feuerring und Erdbeben sind hier neben Vulkanausbrüchen keine Seltenheit. Vor der Ostküste Taiwans trifft die Philippinische Platte auf den Eurasischen Kontinent und wird subduziert. Das Erdbeben ereignete sich an einem Stück der abtauchenden Platte im Grenzbereich zur Asthenosphäre.

Dieses Erdbeben war bei weitem nicht das einzige starke Ebben, dass sich während meiner Islandreise ereignete. Hier erwähnen möchte ich noch einen Erdstoß Mw 6,1 vor der japanischen Insel Honshu und ein Erdbeben Mw 6,8 bei den Mariannen. Dieses Beben lag allerdings im Erdmantel und wirkte sich oberflächlich kaum aus.