Island: Zugang zum Vulkan

Zugang zum Vulkanausbruch soll ermöglicht werden – Behörden prüfen Optionen

Während die Eruption von Sundhnukar bei Svartsengi weitergeht, prüft der Tourismusverband auf Island, ob und wie man die Eruption für Touristen zugänglich machen könnte. Nach langem Zögern verfolgt man nun wohl ein ähnliches Konzept wie seinerzeit am Fagradalsfjall. Es werden wohl schon Gespräche mit Grundbesitzern in Vulkannähe geführt, um mit diesen kostenpflichtige Parkplätze zu schaffen. Die Idee besteht darin, es Touristen zu ermöglichen, das Eruptionsgebiet vom Grindavikurvegur aus zugänglich zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man einen Aussichtspunkt auf einen der umliegenden Hügel einrichtet. Vor einigen Tagen sollen bereits die Zugangsbeschränkungen für Journalisten weiter gelockert worden sein.

Um das Vorhaben voranzutreiben, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, zu der Vertreter der Stadt Grindavík, der Umweltbehörde, der Polizei, dem Rettungsteam und der regionalen Entwicklungsagentur für die Halbinsel Reykjanes gehören. Es scheint also mehr dahinter zu stecken, als nur eine Idee der Touristikindustrie.

Es werden auch Pläne eruiert, ob in Grindavik wieder einige Restaurants öffnen können, damit dort geführte Touristengruppen einen Zwischenstopp einlegen können. Bisher verfolgte man vor Ort eine strikte Doktrin der Abschottung, weil keine Katastrophentouristen durch die Stadt stromern sollten. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass es in der Gegend schon ein gewisses Gefahrenpotenzial gibt. Schließlich können jederzeit neue Erdbeben und Vulkanausbrüche stattfinden und sich Erdspalten auftun.

Meiner Meinung nach ist es eine gute Idee, der Öffentlichkeit den Zugang zum Vulkan zu ermöglichen. Allerdings kommt das Vorhaben zu einer eher ungünstigen Zeit, in der das Gefahrenpotenzial wieder zunimmt, da die Bodenhebung bei Svartsengi wieder fast so groß ist wie vor der Eruption. Damit steigt die Gefahr, dass sich in den nächsten Wochen entweder neue Eruptionsspalten auftun oder sich der aktuelle Ausbruch verstärkt.

Momentan sieht es so aus, als würden sich etwas stärkere Eruptionsphasen mit schwächeren abwechseln, wobei der Trend generell etwas rückläufig zu sein scheint. Betrachtet man das Geschehen via Livecam, so sieht man nicht viel Bewegung im Lavastrom und es wird vergleichsweise wenig Lava über den Kraterrand hinaus ausgeworfen.

Kilauea mit Schwarmbeben im April

Kilauea auf Hawaii steigerte Seismizität – Tägliche Updates vom HVO

Mein letztes Update zum Kilauea auf Hawaii ist nun schon ein Weilchen her, was daran liegt, dass der Vulkan seit der Bildung eines Magmatischen Gangs im Februar ziemlich still war. In den letzten Tagen zog die Seismizität unter dem Schildvulkan wieder an, was die Vulkanologen des HVOs soweit alarmierte, dass sie wieder tägliche Updates veröffentlichen.

Die Aktivitätssteigerung war schleichend und begann bereits vor drei Wochen. Seitdem variierte die Seismizität zwischen typischen flachen Erdbeben in Tiefen von 1–4 km unter der südlichen Caldera-Region und tieferen Erdbeben in Tiefen von 5–10 km direkt unter der Kīlauea-Caldera.

Zwischen dem 16. und 19. Aprils ereigneten sich in einer Tiefe von 8–10 km unterhalb des Gipfels ein Erdbebenschwarm: Es wurden täglich mehr als 120 Erschütterungen detektiert, die auf eine Bewegung von Magma hindeuteten. Die Seismizität hat sich seitdem wieder auf ein niedrigeres Niveau eingestellt.

Der Gipfel des Kīlauea bleibt aufgebläht. Auf Monatssicht hob sich der Boden im Gipfelbereich um 16 µ-rad. Die Bodenhebung hat wieder das Niveau wie vor der Gangbildung im Februar erreicht, womit die Eruptionswahrscheinlichkeit steigt. Die Schwefeldioxid (SO2) Emissionsraten sind seit Oktober 2023 niedrig. Am 8. April wurde eine SO2-Emissionsrate von etwa 96 Tonnen pro Tag gemessen.

Die Seismizität in der oberen East Rift Zone und der Southwest Rift Zone des Kīlauea bleibt gering. Es wurden keine ungewöhnlichen Aktivitäten entlang der mittleren und unteren Abschnitte der East Rift Zone festgestellt. Die Rift-Zonen werden weiterhin genau überwacht.

Die kontinuierlichen Gasüberwachungsstationen windabwärts von Puʻuʻōʻō in der Middle East Rift Zone zeigen weiterhin niedrige SO2-Werte, was darauf hindeutet, dass die SO2-Emissionen vernachlässigbar sind.

Die Analyse zeigt, dass der Erdbebenschwarm eine starke, niederfrequente Komponente hatte, was auf eine Bewegung von Magma im Gipfelsystem hinweist. Die Tiefe dieser Aktivität war tiefer als üblich und wird weiterhin genau überwacht. Es ist unklar, ob dies zu einem Ausbruch führen wird, aber ein Ausbruch in der Gipfelregion des Kīlauea ist möglich.

Ruang: Kleinere Ascheeruptionen detektiert

Eruption am Ruang hat sich abgeschwächt – Viele Menschen in Evakuierungszentren untergebracht

In den letzten zwei Tagen gab es noch eine Reihe schwächerer Ascheeruptionen am indonesischen Vulkan Ruang. Das VAAC Darwin detektiert aktuell Vulkanasche in 2100 Metern Höhe. Sie driftet in Richtung Südwesten. Die Vulkanologen vom VSI schreiben, dass die Aschewolken gestern bis zu 1400 m über Kraterhöhe aufsteigen, was sich mit den Angaben des VAAC deckt, wenn man die 725 m Höhe des Vulkans zu den Angaben addiert. Es wurden fast 100 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie liefern einen Hinweis darauf, dass sich im Untergrund des Vulkans Magma bewegt und möglicherweise aufsteigt. Über die genauen Vorgänge im Krater ist nichts bekannt geworden, doch ich halte es für wahrscheinlich, dass ein Lavadom zu wachsen beginnt. Genaueres lässt sich erst sagen, wenn es eine visuelle Inspektion des Kraters gegeben hat oder wenn Copernicus die Sentinel-Fotos freigibt, denn obwohl es neue Bilder gibt, werden öffentlich nur alte Fotos von vor dem Ausbruch angezeigt.

Da die Alarmstufe immer noch auf „Rot“ steht und eine 6-Kilometer-Sperrzone um den Vulkan etabliert wurde, werden auch die Evakuierungsmaßnahmen aufrecht erhalten. Viele der 6000 Evakuierten sind in Zentren auf der Nachbarinsel untergebracht und leben dort in Kirchen, Sporthallen und Zelten unter einfachen Bedingungen. Ich selbst konnte bei früheren Vulkanausbrüchen in Indonesien solche Zentren besichtigen und weiß, wie es dort zugeht. Natürlich muss man berücksichtigen, dass der Lebensstandard in Indonesien nicht mit unserem vergleichbar ist, dennoch kann man die Bedingungen als sehr einfach bezeichnen. Privatsphäre gibt es in Gemeinschaftsunterkünften kaum und wird bestenfalls mithilfe eines abgespannten Stücks Stoffs als Sichtschutz geschaffen. Aber immerhin gibt es was zu Essen und man hat ein Dach über dem Kopf.

Infrastruktur auf Ruang zerstört oder beschädigt

Bilder des Inselvulkans zeigen, dass es mit einem „Dach über dem Kopf“ in den zwei Siedlungen dort nicht mehr weit her ist, denn viele Ausdächer wurden zerstört oder beschädigt. Alles ist mit einer dicken Ascheschicht bedeckt. Starke Regenfälle könnten das Gewicht der Asche auf den Hausdächern enorm erhöhen, so dass diese noch einstürzen könnten. Zudem drohen Lahars. Die Pflanzen, die den Ausbruch erst einmal überlebt haben, drohen ebenfalls einzugehen, da die Asche eine hartnäckige Schicht auf den Blättern bildet und sie so keine Photosynthese mehr betreiben können.

Island: Erdbeben M 5,3 unter Bardarbunga

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,3 unter Bardarbunga auf Island detektiert – Daten warten auf Bestätigung

Datum 21.04.2024 | Zeit: 06:37:22 UTC | Lokation: 64.752 ; -17.100 | Tiefe: 8 km | Mw 5,6

Unter dem isländischen Gletschervulkan Baradarbunga wurde heute Morgen ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,3 detektiert. Die Daten stammen von IMO und dem GFZ und wurden automatisch ermittelt. Sie müssen noch von einem Seismologen bestätigt werden und könnten noch korrigiert werden, von daher sind die Daten noch als vorläufig anzusehen. Demnach soll sich der Erdstoß um 06:37:22 UTC (MESZ +2 Stunden) ereignet haben. Das Hypozentrum lag in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 113 km südöstlich von Akureyri auf Island verortet. IMO zeigt ein grünes Sternchen am Nordwestrand der Bardarbunga-Caldera. Ein großer Erdbebenschwarm blieb bis jetzt aus und es wurde nur ein Nachbeben und eine Handvoll Beben zuvor festgestellt. Das spricht eigentlich dafür, dass die Magnitude des Bebens geringer war als bis jetzt angegeben. Sollte sie sich aber bestätigen, wäre es das stärkste Beben unter dem Gletschervulkan, das sich in den letzten Jahren dort manifestierte.

(Anmerkung: Das Beben wurde mit einer Magnitude von 5,4 inzwischen nicht nur bestätigt, sondern noch etwas hochgestuft. Der Erdbebenherd soll sich in 0,1 km Tiefe befunden haben.)

Beim Bardarbunga handelt es sich um eine große subglaziale Caldera, die sich für die Holuhraun-Eruption von 2014 verantwortlich zeigte. Hierbei entstand das größte Lavafeld, das sich auf Island in den letzten Jahrhunderten seit der Laki-Eruption gebildet hatte. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Bardarbunga wieder auflädt, aber es könnten Jahrhunderte vergehen, bis es zum nächsten Ausbruch kommen wird.

Deutlich schneller könnte es hingegen zu einer Eruption der Askja kommen. Dieser Vulkan wird – je nach Autor – dem Bardarbunga-System zugerechnet. Manche sehen ihn aber auch als eigenständigen Zentralvulkan. An der Askja wurden in den letzten Stunden nur wenige Erdbeben registriert. Die rapide Bodenhebung an der Messstation OLAC endete Mitte April und stagniert seitdem. Die Hebung beträgt gut 85 Zentimeter.

Auf Gesamtisland gab es innerhalb von 48 Stunden 100 Erdbeben. Viele davon manifestierten sich an verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes.