Deutschland: Spürbares Erdbeben im Vogtland

Spürbares Erdbeben manifestierte sich im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet – Schwarmbeben hält an

Datum 25.04.2024 | Zeit: 04:28:59 UTC | Lokation: 50.364 ; 12.435 | Tiefe: 7 km | Mb 2,5

In den frühen Morgenstunden des 25. Aprils manifestierte sich ein weiteres Erdbeben, das von den Anwohnern des Vogtlandes gespürt werden konnte. Es hatte eine Magnitude von 2,5 und einen Erdbebenherd in nur 7 Kilometern Tiefe, was der Grund dafür sein dürfte, dass mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Anwohnern nahe des Epizentrums eingegangen sind. Das Beben wurde wieder 13 km süd-südöstlich von Falkenstein lokalisiert.

Betrachtet man die Erdbebenkarte beim EMSC, könnte man meinen, dass es bei diesem einen Erdbeben geblieben ist, doch tatsächlich ist seit einem Monat ein recht massives Schwarmbeben in Gang. Die meisten Erschütterungen haben zu geringe Magnituden, um beim EMSC angezeigt zu werden, doch auf der tschechischen Erdbebenseite des geophysikalischen Instituts erkennt man 1641 Erdbebenmarkierungen.

Zu Anfang der Erdbebenserie verteilten sich die Beben auf zwei Cluster, die inzwischen aber zusammengewachsen sind. Geoforscher geben als Erdbebenursache Bewegungen magmatischer Fluide an. Hierbei wird es sich sehr wahrscheinlich um Tiefenfässer und Kohlendioxidgas handeln, doch ein echter Magmenaufstieg kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Ich persönlich halte es auch für möglich, dass die Beben tektonischen Ursprungs sind und mit der Mariánské-Lázně-Störungszone in Verbindung stehen könnten. Für diese These spricht die Tiefe der Erdbebenherde. Sie liegen zum größten Teil in Tiefen von weniger als 10 Kilometern. Es wurde nicht beobachtet, dass sich die Erdbeben von größeren Tiefen in geringere Tiefen verlagerten oder sich horizontal verschoben, so dass eine Migrationstheorie nicht gestützt wird. Außerdem fehlen Daten zu einer etwaigen Bodenhebung, die man erwarten würde, wenn sich in größerer Tiefe ein Magmenkörper bilden würde, von dem Fluide nun aufsteigen. Allerdings wurde so ein Magmenkörper bereits 30 Kilometer weiter südlich lokalisiert.

Wie dem auch sei, reagieren die Anwohner der Region bei jedem spürbaren Erdbeben besorgter, was auch ein normaler psychologischer Effekt ist. Die Bewohner von Pozzuoli in Italien können ein Lied davon singen!

Island: Bodenhebung lässt Eruptionsrisiko ansteigen

Der Vulkanausbruch geht weiter – Bodenhebung verstärkt Risiko einer weiteren Eruption

Der Vulkanausbruch auf Island geht auf vergleichsweise niedrigem Niveau weiter. Gegenüber den letzten Tagen scheint sich am aktiven Krater auf der Sundhnukar-Kraterreihe nicht viel geändert zu haben. Man sieht noch Lava über den immer höher anwachsenden Kraterrand spritzen und Lava fließt aus einer Öffnung an seiner Basis. Der Lavastrom bewegt sich nur langsam und scheint temporär oberflächlich abzukühlen, doch die Schmelze bewegt sich unterirdisch weiter und lässt das Lavafeld in Kraternähe immer dicker werden. Bei den letzten Messungen am 15. April lag die Förderrate zwischen 3 und 4 Kubikmetern pro Sekunde. IMO-Experten kündigten neue Messungen an, die in Kürze durchgeführt werden sollen. Experten der isländischen Meteorologiebehörde rechnen aber mit einem ähnlichen Ausstoß wie zuletzt. Betrachtet man die leichte, aber stetige Tremorabnahme, vermute ich eher, dass aktuell zwischen 2 und 3 Kubikmeter Schmelze ausgestoßen werden.

Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi hält an, könnte aber etwas an Schwung verloren haben. Viele Messpunkte im Graphen liegen unterhalb der Durchschnittslinie der letzten Wochen, einige springen aber auch darüber. Von daher muss man noch gut 2 Tage abwarten, bevor man anhand der Messungen einen neuen Trend ablesen kann.

Aktuell wird wieder davor gewarnt, das Gebiet der Sundhnukargira zu betreten, denn das Risiko, dass sich die aktuelle Eruption verstärkt oder dass sich eine neue Eruptionsspalte öffnet, ist groß. Insgesamt sollen sich wieder fast 8 Millionen Kubikmeter Magma im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt haben und man steht kurz vor dem Erreichen des Schwellenwertes, ab dem Magmenintrusionen starteten, die in einigen Fällen zu Eruptionen führten. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal anders laufen wird als zuvor.

Übrigens gab es gestern auch wieder rege Bebentätigkeit im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Heute war es bis jetzt vergleichsweise ruhig dort, dafür manifestierten sich unter der Katla ein paar Erdbeben. Eine signifikante Bodenhebung kann ich in den GPS-Diagrammen aber nicht ausmachen.

Poás: Vulkanologe beprobt den Kratersee

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Phreatisch

Vulkanologe stieg in den Krater des Poás hinab um Gasprobe zu nehmen und setzte sich der Gefahr aus

Der Poás in Costa Rica steht immer wieder aufgrund seiner phreatischen Eruptionen in den Schlagzeilen, wobei sich die Frequenz der Meldungen in diesem Jahr deutlich steigerte. Grund hierfür war, dass der Kratersee trockengefallen war und der Gegendruck des Wassers fehlte, so dass starke Entgasungen gleich kleine Eruptionen auslösten. Außerdem war bereits im Herbst ein Magmenkörper aufgestiegen, der vermutlich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Vulkan in der Erdkruste steckengeblieben war. Die Hitze der Schmelze befeuerte allerdings das Hydrothermalsystem, was zu vermehrter Aktivität führte.

Obwohl die Gefahr phreatischer Eruptionen nicht gebannt ist, kletterte OVISCORI-UNA-Geologe Geoffroy Avard gestern in den Krater des Poás hinab und nahm Gasproben aus einer Fumarole, die dem aktiven Förderschlot am nächsten ist. In einem Statement vor laufender Kamera erklärte er, dass die Probenentnahme äußerst wichtig sei: Durch die Gasanalyse hofft man, Daten zu gewinnen, die Rückschlüsse über das Magma zulassen, das sich unter dem Vulkan akkumulierte. Nur wenn die Magmakomposition bekannt ist, kann man einigermaßen verlässliche Prognosen über das eruptive Verhalten eines Vulkans treffen. Dabei schwenkt die Kamera einmal durch den Krater und enthüllt eine Asche-Dampferuption in unmittelbarer Nähe des Geologen.

Der Geowissenschaftler war sich des Risikos einer Probenentnahme im Krater durchaus bewusst: Seit dem 23. März musste der Poás-Nationalpark zweimal gesperrt werden, weil die phreatischen Eruptionen Touristen gefährdeten, die sich auf der Besucherterrasse am Kraterrand aufhalten. Zuvor waren die Zugangsregeln verschärft worden und jeder Besucher muss einen Helm tragen.

Der Poás ist aktuell der aktivste Vulkan in Costa Rica. Weiterhin aktiv ist der Rincon de la Vieja, der sporadisch phreatische Explosionen generiert. Der Turrialba ist länger nicht mehr ausgebrochen, zeigt aber eine schwache Seismizität. Leider ruht der Arenal, der zwischen 1968 und 2010 daueraktiv war und strombolianische Eruptionen erzeugte.

Der Poás ist ein 2708 Meter hoher Komplexvulkan und liegt in relativer Nähe zur Hauptstadt San José.

Campi Flegrei: Evakuierungsplan ergänzt

Erdbeben unter der Campi Flegrei gehen weiter – Evakuierungsplan für Anwohner konkretisiert

Solfatara Campi Flegrei. Unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich Bodenhebung und Erdbeben fort. Seit gestern wurden über 30 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Erschütterungen finden hauptsächlich im Hydrothermalsystem statt und sind zu schwach, um von den Anwohnern bemerkt zu werden. Dennoch reagieren die Menschen in den sozialen Medien mittlerweile auf jedes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 1, was die wachsende Besorgnis der Bewohner im Einflussbereich des Vulkans widerspiegelt. Die Ängste werden natürlich auch durch die Reaktionen des Zivilschutzes verstärkt, der mittlerweile recht aktiv geworden ist und konkrete Notfallpläne ausarbeitet, um die Anwohner im Falle eines Vulkanausbruchs zu evakuieren. Gestern stimmte der Regionalrat von Basilikata dem Vorschlag zu, im Ernstfall die Bewohner von Bagnoli, einem westlichen Stadtteil von Neapel, in die Region Basilikata zu evakuieren. Man sucht gezielt nach Unterbringungsmöglichkeiten für eine große Anzahl potenzieller Flüchtlinge aus dem Gebiet des Caldera-Vulkans. Offenbar bereitet man sich nicht nur auf Szenarien einer kleinen Eruption vor, sondern auch auf größere Ausbrüche.

Man erkennt langsam einen Paradigmenwechsel bei den verantwortlichen Behörden in Italien, denn jahrelang gab es bestenfalls halbherzige Kampagnen in Bezug auf den Katastrophenschutz, wenn es um den Bradyseismos der Campi Flegrei ging. Dies änderte sich im letzten September, als es zu einer ersten signifikanten Zunahme von Seismizität und Bodenhebung kam. Mittlerweile scheint sich nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei den Wissenschaftlern ein Paradigmenwechsel anzudeuten: Während Vertreter der These einer Magmenakkumulation in 4 Kilometern Tiefe in der Vergangenheit in der Minderheit waren, scheinen nun immer mehr Forscher dieser These zuzustimmen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es eine neue Studie gibt, die kurz vor der Veröffentlichung steht und vorab an italienische Medien durchgesickert ist, die bereits darüber berichteten. Sobald das Papier offiziell veröffentlicht wird, gibt es hier weitere Details dazu.

Kurzfristig betrachtet scheint das Eruptionsrisiko nicht wesentlich größer geworden zu sein als vor Monaten. Vor einem Ausbruch würde man das Einsetzen einer starken seismischen Krise mit Tausenden von Erdbeben in kurzer Zeit erwarten, und davon sind wir noch ein Stück entfernt. Mittel- und besonders langfristig besteht die Möglichkeit einer Eruption, über deren Größenordnung bis jetzt nur spekuliert werden kann. Sollte es innerhalb von Monaten zu einem Ausbruch kommen, wird dieser wahrscheinlich ähnlich wie der Ausbruch vom Monte Nuovo sein. Lässt die Caldera noch Jahre oder sogar Jahrzehnte Zeit verstreichen, muss man mit einer größeren Eruption rechnen. Oder es passiert eben nichts und die Bodenhebung geht in eine Phase der Absenkung über.