Island: Lavafeld wurde neu vermessen

Isländische Landvermesser haben das Lavafeld neu vermessen – Eruption und Bodenhebung gehen weiter

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukar-Kraterreihe geht weiter und ein Ende der Eruption ist nicht unmittelbar in Sicht, allerdings ist der Tremor heute leicht rückläufig. Nach einem IMO-Bericht hat die Kraft der Eruption nachgelassen, allerdings nicht der Lavaausstoß. Er bewegt sich etwa auf dem Niveau der Vorwoche und es gibt eine gewisse Balance zwischen der anhaltenden Bodenhebung bei Svartsengi und der Förderrate am aktiven Krater. In den letzten Tagen quoll die Lava mit einer Förderrate von 3,6 Kubikmetern pro Sekunde aus dem Krater.

Betrachtet man heute Abend die Eruption via LiveCam, dann sieht man, dass die Flanken des Kraterkegels inzwischen rundherum geschlossen sind. Dort, wo bis vor 10 Tagen die Bresche im Krater war, dampft es heute stark und es sieht so aus, als wäre die brodelnde Schmelze im Kraterinneren dabei, sich durch die Schwachstelle der Narbe zu schweißen. Hier könnte in den nächsten Stunden ein Materialversagen eintreten, was zu einem Kollaps der Kraterwand führt. Da zumindest augenblicklich die Lava hoch im Kegel zu stehen scheint, droht im Falle eines Kollaps eine Sturzflut glühender Lava. Sollte die Kraterwand standhalten, könnte es zu einem Lavaüberlauf kommen.

Einem gestern veröffentlichten Bericht von IMO ist zu entnehmen, dass das Lavafeld von Vermessungstechnikern neu vermessen wurde. Demnach bedeckt es eine Fläche von 6,14 Quadratkilometern und ist nahe des Kraters bis zu 22 Metern dick. Die Lavazunge, die während der Initialphase Richtung Norden floss und dann Richtung Svartsengi abbog, ist im Schnitt zwischen 2 und 4 m mächtig. Das Gesamtvolumen der geförderten Lava beläuft sich auf 31,3 Millionen Kubikmeter.

Die Blaue Lagune hat übrigens seit Sonntag wieder geöffnet. Offenbar ist die Gasverschmutzung der Luft nicht mehr besorgniserregend hoch. Als ich letzten Freitag an der Sundhnukar-Kraterreihe unterwegs war, schlug das Gaswarngerät zweimal an.
Das Bild mit der Übersicht über das Lavafeld (oben links) entstand bei einem Hubschrauberflug am 2. April. Seitdem hat sich das Feld nicht wesentlich in seiner Fläche vergrößert.

Campi Flegrei: Hohe Seismizität setzt sich fort

Erdbebentätigkeit unter dem Calderavulkan Camp Flegrei bleibt hoch – Stärkste Beben nahe Pisciarelli-Fumarole

Das Schwarmbeben, das bereits in der letzten Woche unter den Campi Flegrei begann, setzt sich auch heute fort. Die meisten Beben haben inzwischen wieder geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Dennoch ereigneten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich. Das stärkste Beben der letzten Stunden ereignete sich gestern Abend und brachte es auf Mb 2,8. Das Hypozentrum lag in 2 Kilometern Tiefe und somit an der unteren Grenze des Hydrothermalsystems und eventuell schon im Deckgestein, das den tiefer gelegenen Magmenkörper nach oben hin abdichtet. Wahrscheinlich kam dieses Beben durch Bruchprozesse im Gestein zustande. Bemerkenswert ist, dass es sich in unmittelbarer Nähe zu Pisciarelli-Fumarole manifestierte. Hier brodelt in einem flachen Becken Schlamm und es kommt zu starkem Gasaustritt. Laut dem aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen vom INGV sind die Gase durchschnittlich 94 Grad heiß. Gemessen wird in 5 m Entfernung von der Hauptfumarole.

Seit Januar 2011 wurde an der RITE-GNSS-Station eine Bodenhebung von etwa 117 cm gemessen. Seit Januar 2023 waren es 21 cm. Die Hebungsrate liegt weiterhin bei ca. 10 mm im Monat, wobei es mich nicht wundern würde, sollte sie sich in den nächsten Wochen wieder beschleunigen. Grund zu der Vermutung liefern die zahlreichen Erdbeben, von denen in der letzten Woche 117 Stück detektiert wurden. Eine Beschleunigung der Hebung spiegelt sich immer mit 2-3 Wochen Verzögerung in den Diagrammen wider.

Die geochemischen Daten bestätigten den langjährigen Trend eines sich langsam steigernden Gasausstoßes. Die größten Schwankungen zeigten beim Entgasungsprozess die Werte des Kohlendioxid-Flusses aus dem Boden. Der Gasausstoß zeigt leichte periodische Schwankungen, die wahrscheinlich mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängen. Momentan gibt es einen Anstieg, der aber dem der Vorjahre zu dieser Jahreszeit entspricht.

Eines der möglichen Szenarien, die von den INGV-Forschern kommuniziert werden, ist, dass es zu einer phreatischen Eruption im Bereich von Pisciarelli kommen könnte. Solche Dampfexplosionen ereignen sich ohne den direkten Kontakt von Magma mit Grundwasser und können in Thermagebieten ohne große Vorwarnungen auftreten. Daher bleibt der Zugang zu diesem Gebiet wie auch zur Solfatara gesperrt.

Ebeko auf den Kurilen eruptiert Vulkanasche am 10. April

Ebeko erzeugt Eruptionsserie und stößt Asche bis auf 3300 m Höhe aus

Auf der Kurileninsel Paramushir, die im fernen Osten Russlands liegt, ist es zu einer Eruptionsserie am Vulkan Ebeko gekommen. Wie der Pressedienst der Hauptdirektion des russischen Ministeriums für Notsituationen heute mitteilte, stieg die Vulkanasche bis zu 2500 m über Kraterhöhe auf. Das VAAC Tokio zeigt diese Eruption nicht an. Dafür gab es aber am 8. April zwei VONA-Warnungen, nach denen Vulkanasche bis zu 3300 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen war. In diesem Jahr wurden bislang 34 solcher Warnungen für den Flugverkehr über den Ebeko ausgegeben. Erfahrungsgemäß wird aber nur ein Teil der Aschewolken per Satellit detektiert, so dass die Meldung des russischen Ministeriums von heute durchaus zutreffen kann. „Die Wolke breitete sich in nordöstlicher Richtung über eine Entfernung von mehr als 5 Kilometern aus“, heißt es in dem Bericht weiter. In Sewero-Kurilsk wurde diesmal aber kein Aschefall beobachtet und es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung.

Der Vulkan Ebeko ist ein komplexer Stratovulkan mit mehreren Gipfelkratern. Es befindet sich im nördlichen Teil von Paramushir und wurde Mitte November 2016 aktiv. Der Farbcode für Fluggefahren ist orange, was bedeutet, dass der Vulkan sehr aktiv ist und die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs hoch ist.

Der Vulkanische Inselbogen der Kurilen liegt südlich der Halbinsel Kamtschatka und kann als Fortsetzung der Vulkankette dort angesehen werden. Der Vulkanismus der Region findet seinen Ursprung im Pazifischen Feuerring, der den Verlauf der Plattengrenze des Pazifiks zu den angrenzenden Erdkrustenplatten markiert. Hier entstehen überwiegend zähflüssige Magmen, die als Lava überwiegend explosiv an den Vulkanen gefördert werden.

Der Ebeko ist nicht der einzige aktive Vulkan der Region. Das zuständige Observatorium KVERT berichtet in einem Update, dass die beiden Domvulkane Bezymianny und Shiveluch weiterhin moderat aktiv sind und an ihren Lavadomen bauen. Größere explosive Ereignisse, bei denen auch pyroklastische Ströme entstehen können, blieben in den letzten Wochen aber aus.

Russland: Hochwasserlage verschärft sich

Starke Überschwemmungen im südlichen Uralgebirge trifft Tausende Menschen

Die Hochwasserkatastrophe in Russland nimmt immer dramatischere Ausmaße an und weitet sich aus. Besonders betroffen ist die Region entlang des Flusses Ural an den Südausläufern des gleichnamigen Gebirges, das die tektonische Grenze zwischen Europa und Asien markiert. Dort sind Tausende Häuser überflutet und viele weitere Gebäude laufen Gefahr, noch überflutet zu werden. Zahlreiche Bewohner mussten ihr Eigentum aufgeben und die Kritik an der Regierung und Präsident Putin nimmt zu: Nicht nur wegen zu langsam anlaufender Hilfe, sondern auch wegen der Versäumnisse der Vergangenheit, die Region besser gegen das alljährliche Frühlingshochwasser zu wappnen. Ein Kritikpunkt ist, dass die Deichanlagen entlang des Flussufers unterdimensioniert sind.

In Orenburg hat der Fluss Ural die kritische Marke von 5,50 m überschritten und erreichte einen Höchststand von 9,31 Metern, was zu Überschwemmungen in mehreren Stadtteilen führte. Der Gouverneur Denis Pasler forderte die Bewohner auf, sich in sicherere Gebiete zu begeben, und der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Über 10.000 Häuser sind betroffen, und mehr als 6.500 Menschen mussten evakuiert werden.

Bilder zeigen wie ganze Ortschaften unter Wasser stehen. Viele Häusern steht das Wasser bis zum 1. Stockwerk und von manchen Gebäuden schauen nur noch die Dächer aus den Fluten. Menschen müssen mit Booten gerettet werden.

Die Lage bleibt auch in anderen überschwemmten Gebieten in Russland und Kasachstan angespannt. Nach mehreren Dammbrüchen wurden insgesamt mehr als 90.000 Menschen evakuiert. Ein Ende der Flutkatastrophe ist nicht in Sicht und es werden weiter steigende Pegel erwartet.

Unerwartet schnelle Schneeschmelze bedingt Flutkatastrophe

Obwohl es praktisch in jedem Frühling zu hohen Pegelständen der Flüsse kommt, fällt das Hochwasser dieses Mal besonders stark aus, da schnell angestiegene Lufttemperaturen den Schnee im Gebirge besonders schnell schmelzen lassen. Die Situation wurde durch Starkregen verschärft. Klimaforscher sehen hier den Klimawandel in der Verantwortung. Generell sind die Prognosen schlecht und man muss sich auf ähnliche Katastrophen einstellen, die immer öfter auftreten.

Die staatlichen Medien Russlands bezeichnen die Situation als „Jahrhundertflut mit apokalyptischen Ausmaßen“. Präsident Putin hat einen verstärkten Einsatz von Polizeipatrouillen angeordnet, um Plünderungen zu verhindern.

Indonesien: Starkes Erdbeben erschüttert die Molukkensee

Erdbeben Mw 6,4 in der Molukkensee zwischen Halmahera und Sulawesi – Viele Vulkane in der Nähe

Datum 09.04.2024 | Zeit: 09:48:02 UTC | Lokation: 2.709 ; 127.089 | Tiefe: 33 km | Mw 6,4

In der indonesischen Molukkensee ereignete sich am Morgen des 9. Aprils ein starkes Erdbeben der Momentmagnitude 6,4. Die Herdtiefe betrug 33 Kilometer, weshalb kein Tsunamialarm gegeben werden musste. Das Epizentrum wurde 216 Kilometer nordnordwestlich von Ternate lokalisiert. Die Stadt liegt im Schatten des Vulkans Gamalama, der seit einigen Wochen unruhig ist. Wenig weiter entfernt sind die Vulkane Ibu und Dukono auf Halmahera. Westlich des Epizentrums befinden sich die Vulkane Karangetang und Awu. Im Norden Sulawesis liegt z.b. der Lokon. Alle diese Vulkane sind zumindest seismisch unruhig oder erzeugen kleiner Eruptionen. Der Erdstoß könnte die Tätigkeit der Vulkane beeinflussen, indem er etwa Eruptionen triggert oder abwürgt, was ebenfalls der Fall sein kann.

Die Region gehört zum pazifischen Feuergürtel und weist eine recht komplexe Tektonik auf, denn hier stoßen mehrere Erdkrustenplatten unterschiedlicher Größen zusammen. Das Zentrum dieser Kollisionszone bildet die Kleine Molukkenseeplatte. Sie ist von mehreren anderen Mikroplatten umzingelt, die wiederum den Kräften der großen Kontinentalplatten von Eurasien, Australien, der Philippinenplatte und der Pazifischen Platte ausgesetzt sind. Entlang der verschiedenen Plattengrenzen gibt es sowohl Konvergenz als auch Divergenz und sogar Transversalstörungen sind vorhanden. Die Molukkensee wird von zwei Subduktionszonen eingerahmt. Bei Ihnen handelt es sich um die Subduktionszonen des Sangihe-Bogens und des Halmahera-Bogens. Auf der Shakemap sieht man, dass das Epizentrum näher an der Halmahera-Subduktionszone lag. Sehr wahrscheinlich ereignete sich das Beben an einem Stück subduzierter Kruste, der „Bird’s Head Microplate“ auf der Halmahera liegt.

Vulkan Ibu verstärkte Erdbebentätigkeit

Apropos Vulkane auf Halmahera: der oben erwähnte Ibu änderte Ende März sein Verhalten und eruptiert weniger häufig, dafür gibt es einen signifikanten Anstieg in Bezug auf vulkanotektonische Erdbeben, deren Anzahl an manchen Tagen fast doppelt so hoch wie sonst lag. Spitzenwert ist der 30. März als 600 vulkanisch bedingte Erschütterungen detektiert wurden..