Island: Bodenhebung hat nachgelassen

Die Bodenhebung bei Svartsengi hat offenbar nachgelassen – Tremor am Vulkankrater steigt

Am Sundhnukar-Krater auf Island hat der Tremor in den letzten Stunden zugenommen. Meiner Meinung nach sieht man auf den Livecams aber keine Aktivitätszunahmen. Tatsächlich spritzt nur selten glühende Lava über den Kraterrand hinaus und es sieht so aus, als wäre der Lavastrom am Fuß des Kraterkegels fast zum Erliegen gekommen. Diesen Beobachtungen widerspricht aber der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson, der in einem MBL-Interview meinte, dass sich der Lavaausstoß am Krater auf ca. 6 Kubikmeter pro Sekunde verdoppelt hat. Sollte dem so sein, dann fließt die Lava wahrscheinlich direkt in ein Tunnelsystem ab, ohne erst großartig an der Oberfläche auszutreten.

Die GPS-Daten deuten an, dass die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi stark nachgelassen hat und evtl. sogar ganz stoppte. Þorvaldur interpretierte das so, dass der flach gelegene Magmenkörper voll sei und keine weitere Schmelze aufnehmen könne. Diese würde nun 1:1 am Vulkan ablaufen. Der Vulkanologe rechnet entweder damit, dass die im Magmenreservoire gespeicherte Schmelze dort langsam abkühlt und erstarrt, oder dass sich in den nächsten Tagen eine signifikante Aktivitätssteigerung bei der Sundhnukar-Kraterreihe ereignen wird.

Einige IMO-Wissenschaftler meinten noch heute Früh, dass man weitere Daten abwarten müsse, bevor man wirklich sagen kann, ob der Bodenanstieg nachgelassen hat. Sie wollten sich heute Mittag beraten und dann erst ein Urteil fällen. Bjarki Kaldalóns Friis wies darauf hin, dass in den letzten Monaten eine Verlangsamung der Hebungsrate einige Tage vor einer neuen Eruption oder Gangbildung eingesetzt hatte.

Letztendlich ist es natürlich auch möglich, dass der Magmennachschub aus der Tiefe irgendwann aufhört und die Tätigkeit vorerst endet. Doch die Wissenschaftler sind sich einig, dass die nächsten Jahrzehnte auf der Reykjaneshalbinsel unruhig sein werden und es zu weiteren Vulkanausbrüchen kommen wird.

Ich persönlich finde die Vorgänge auf Island hochgradig interessant. Ich halte eine Ativitätssteigerung am aktiven Krater für genauso möglich wie die Bildung neuer Risse. Beide Szenarien haben wir während der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen. Allerdings bildeten sich neue Risse, bevor sich die Eruption an dem Krater etablierte, den wir heute mit dem Fagradalsfjall verbinden, und der im späteren Eruptionsverlauf zu Pulsen anfing. Doch auch wenn die Eruptionen am Fagradalsfjall und die aktuellen bei Sundhnukar aus der gleichen tiefen Magmaquelle gespeist wurden bzw.- werden, gibt es Unterschiede im Zwischenspeicher- und Fördersystem, so dass man hier mit Prallelen vorsichtig sein muss.

Übrigens, schaut man sich die jüngsten GPS-Daten der 4-Stunden-Charts an, bekommt man Zweifel an der These einer Entschleunigung der Bodenhebung.

Kenia: Dammbruch fordert Menschenleben

Flutsituation nach Dammbruch in Kenia verschläft – Dutzende Menschen tot

In Kenia hat sich die Hochwassersituation weiter verschärft: Neben anhaltenden Regenfällen kam es jetzt auch noch zu einem Dammbruch im Bezirk Nakuru, der nördlich von Nairobi liegt und den ich ganz gut kenne. In der Region Mai Mahiu kam es zum Bruch eines Staudamms, der aufgrund der seit März anhaltenden Niederschläge die Wassermassen nicht mehr bändigen konnte. Laut CNN Kenia wurden inzwischen 71 Todesopfer bestätigt. 110 Menschen wurden verletzt und in Krankenhäusern behandelt. Die Angaben zum Katstrophenhergang sind widersprüchlich: Während offizielle Quellen von einem Dammbruch sprechen, sagen ortssansässige Zeugen, dass die Katastrophe durch Wasser verursacht wurde, das durch einen Tunnel unter einer Eisenbahnbrücke mit verstopftem Durchlass strömte. In diesem Fall würde ich Vermuten, dass sich hinter der Brücke Wasser aufstaute, bis sich die Verstopfung im Rohr löste und das Wasser schlagartig abfloss.

Die entstandenen Schäden wurden durch eine Flutwelle verursacht, die einem Bachlauf folgte. Sie riss Fahrzeuge mit sich und begrub Straßen unter Schlamm. Mehrere Häuser wurden zerstört. Rettungsteams durchsuchen den Schlamm und die Trümmer, um Überlebende zu finden. Dabei haben Rettungskräfte Probleme bis in den Ort vorzudringen.

Neben Mai Mahiu wurden auch umliegende Dörfer von der Sturzflut getroffen. Sie sind zum teil von der Außenwelt abgeschnitten, doch mehrere Personen konnten aus dem Dorf Kamuchiri gerettet werden und wurden ins Krankenhaus nach Mai Mahiu gebracht.

Die kenianische Regierung warnte bereits vor der Katastrophe, dass viele Staudämme kurz vor dem Überlaufen stehen da sie bis zum Rand gefüllt sind. Bewohner des Tieflandes wurden aufgefordert, sich in höher gelegene Region in Sicherheit zu bringen.

Die Schulferien in Kenia wurden um eine Woche verlängert, da hunderte Schulgebäude nicht benutzbar sind. Entweder waren sie direkt von Überflutungen betroffen oder der Regen hatte andere Schäden verursacht. Die Sicherheit von Lehrern und Schülern kann momentan nicht gewährleistet werden, hieß es aus Regierungskreisen.

Es ist kein Ende der Regenfälle in Sicht. Als ein Grund für die extremen Niederschläge wird das pazifische Klimaphänomen El Nino angegeben. Darüber hinaus existiert im näher gelegenen Indischen Ozean eine ähnliche Anomalie, die als „Positiver Dipol“ bezeichnet wird. Beide Klimaphänomene werden wahrscheinlich durch die Temperaturerhöhungen des Klimawandels befeuert, was für immer heftigere Extremwetterlagen sorgt. Im letzten Jahr wurde Kenia noch von einer starken Dürre heimgesucht.

Schon seit mehreren Jahren ändert sich das Klima in Kenia. Besonders bemerkbar macht sich das an den Sodaseen im Ostafrikanischen Grabenbruch. Ein Beispiel hierfür ist der Lake Nakuru, der in der vom Dammbruch betroffenen Region liegt. In den Seen sind u.a. die Rosa Zwergflamingos zuhause. Da das Klima im Riftvalley generell feuchter wird, steigt der Wasserspiegel vieler Seen an. Zudem versüßt das sodahaltige Wasser und der Chemismus ändert sich. Dadurch werden die besonderen Algenarten zurückgedrängt, die die Hauptnahrung der Flamingos darstellt. Ein einzigartiges Ökosystem ist gefährdet!

Ruang: Starke Eruption am 30. April

Starke Explosionen erschütterten indonesischen Vulkan Ruang – Pyroklastische Ströme und vulkanische Gewitter entstanden

Letzte Nacht erschütterten zwei ohrenbetäubende Explosionen die Stille des indonesischen Inselvulkans Ruang. Glühende Tephra und Pyroklastika schossen hoch in den Himmel und regneten nicht nur auf die Vulkaninsel selbst, sondern auch auf den Küstenbereich der benachbarten Insel Tagulandang. Eine Aschewolke erreichte laut dem VAAC Darwin eine Höhe von 19 Kilometern und breitete sich über ein großes Gebiet in Richtung West-Südwesten aus, erreichte sogar Sulawesi, wo der Internationale Flughafen von Manado geschlossen werden musste.

In den Eruptionswolken bildeten sich starke vulkanische Gewitter, begleitet von Tausenden von Blitzen. Durch den Kollaps der Eruptionswolken entstanden pyroklastische Ströme, die in alle Richtungen den Vulkan hinabflossen und hinaus auf das Meer glitten. Aufnahmen zeigen brennende Häuser in den beiden Siedlungen auf der Insel, die bereits kurz vor den ersten starken Ausbrüchen Mitte April evakuiert worden waren. In sozialen Medien wurde ein Video geteilt, das Nahaufnahmen eines der brennenden Häuser zeigt, in dem sich eine größere Menge glühender Tephra befindet. Es ist unklar, ob sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs jemand auf der Vulkaninsel aufhielt und ob es Opfer gab.

Wie bereits bei den Ausbrüchen vor zwei Wochen, gab es auch dieses Mal nur eine kurze Vorwarnzeit. Erst am Tag vor dem Ausbruch stieg die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben rapide an und erreichte Spitzenwerte von mehr als 700 Erschütterungen. Die Beben begannen in der Tiefe und verlagerten sich mit dem aufsteigenden Magma Richtung Oberfläche. Das Magma floss direkt aus einem tiefer gelegenen Reservoir zur Oberfläche. In der Stunde vor der ersten Explosion, die um 01:15 Uhr Lokalzeit begann, gab es starke Erdstöße, die von den Bewohnern der Region gespürt wurden. Die Vulkanologen gaben sofort Alarm. Um den Krater des Ruang wurde eine Sperrzone mit einem Radius von 7 Kilometern eingerichtet.

Die beiden Hauptexplosionen erzeugten seismische Signale mit einer maximalen Amplitude von 55 mm und einer Dauer von 360 bzw. 600 Sekunden. Das VSI berichtete von einer Aschewolke, die 5 Kilometer über der Gipfelhöhe aufstieg. Wie dieser Wert berechnet wurde, ist jedoch unklar. Wahrscheinlich ist es die Höhe einer kleineren Eruption von heute Morgen gewesen (siehe Bild oben). Der Alarmstatus steht auf „Rot“.

Ruang ist ein 725 m hoher Stratovulkan im Sangihe-Archipel nördlich von Sulawesi und für seine explosiven Eruptionen berüchtigt. Hierbei kam es auch schon zu Kollapsereignissen, die Tsunamis auslösten. Davor fürchtet man sich auch jetzt.