Vulkane mit erhöhter Wärmestrahlung – Bericht vom 25.09.23

Heute habe ich mich intensiver mit Vulkanen auseinandergesetzt, die bei MIROVA aufgrund erhöhter Wärmestrahlung gelistet sind. Von einigen dieser Vulkane ist bekannt, dass sie in Eruption begriffen sind, aber nicht unbedingt, was genau dort los ist. Bei anderen Vulkanen hängt die Wärmestrahlung wahrscheinlich mit Vegetationsbränden zusammen.

Cerro Negro de Mayasquer

Der Vulkan Cerro Negro de Mayasquer liegt im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Ecuador. Hier wurde nachts eine Wärmestrahlung mit 108 MW Leistung gemessen. Die Wärmeanomalie geht von der Südwestflanke des Vulkans aus, daher ist es möglich, dass sie von einem Waldbrand verursacht wird. Ähnlich verhält es sich mit dem Chimborazo in Kolumbien, wo eine Wärmestrahlung mit 115 MW Leistung angezeigt wird.

Klyuchevskoy mit erhöhter Wärmestrahlung

Am russischen Vulkan Klyuchevskoy wird eine erhöhte Wärmestrahlung gemessen. Sie hatte gestern eine Leistung von maximal 242 MW und deutet darauf hin, dass sich die Lavastromtätigkeit verstärkt hat. Seit einiger Zeit ist Lava in einer Schlucht auf der Südwestflanke des Vulkans unterwegs.

Nyamuragira wärmt auf

Im Kongo ist es der Schildvulkan Nyamuragira, von dem eine moderate Wärmestrahlung emittiert wird. Es wird eine Leistung von 89 MW detektiert. Das ist der höchste Wert seit Juni. Der Nachbarvulkan Nyiragongo scheint hingegen kalt zu sein, oder er hüllt sich nach wie vor in Wolken. Gestern wurde in der Region Goma am Kivu-See auch ein Erdbeben mit einer Magnitude über 4 detektiert. Anwohner reagierten besorgt und befürchteten einen größeren Ausbruch von einem der Virunga-Vulkane.

Shishaldin mit größerer Eruption

Der Shishaldin in Alaska erzeugt aktuell eine größere Eruption. MIROVA detektiert eine sehr hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 3277 MW. Was genau los ist, wurde noch nicht kommuniziert, aber es könnte sich um eine paroxysmale Eruption handelt, bei der hoch aufsteigende Aschewolken und ein Lavastrom erzeugt werden. In seinem letzten Update von gestern Abend (Alaska Zeit) warnt das AVO davor, dass ein größerer Ausbruch bevorstehen könnte. Grund für diese Annahme war eine Intensivierung der Seismizität und eine Zunahme der Wärmestrahlung.

Stromboli mit moderater Wärmestrahlung

Am sizilianischen Vulkan Stromboli wird eine moderate Wärmestrahlung festgestellt. Sie hat eine Leistung von 81 MW, was der höchste Wert seit April ist. Damals kam es zu Lavaüberläufen aus dem Gipfelkrater und Lavaströme flossen über die Sciara del Fuoco. Aktuell sieht man auf den Thermalcams vom INGV die Wärmesignatur von Tephra, die sich im Krater abgelagert hat. Auf der Außenflanke des Kraters gibt es ebenfalls eine Wärmesignatur. Unklar ist, ob sie von rollender Tephra ausgelöst wurde oder von einem kleinen Lavaüberlauf zeugt. Auf 2 Tage alten Satellitenaufnahmen erkennt man bereits eine Wärmeanomalie im Kraterbereich, die stärker als sonst ist. Es könnte also sein, dass der Stromboli auf eine Phase erhöhter Aktivität zusteuert. Leider sind aktuelle Messwerte derzeit rar, denn das LGS hat offenbar wieder Probleme mit seiner Website und Onlinedaten sind nicht verfügbar. Das Gleiche gilt für die täglichen Updates. Beim IGV kann man außer auf die Livecams nur noch auf die Seismik zugreifen. Dort sind Signale zu erkennen, die auf eine höhere Anzahl von VLP-Erdbeben hindeuten. Bereits in den letzten Wochen war die Seismizität erhöht und das LGS setzte den Aktivitätsindex auf hoch.

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Wie erfolgt die Messung der Wärmestrahlung via Satellit?

Die Messung von Wärmestrahlung an Vulkanen aus dem Weltraum erfolgt in der Regel mithilfe von satellitengestützten Infrarotsensoren. Diese Sensoren sind an Bord von Erdbeobachtungssatelliten installiert und ermöglichen die Erfassung von Infrarotstrahlung aus großer Entfernung. Hier sind die Schritte, wie dies normalerweise gemacht wird:

Satellitenauswahl: Forscher wählen einen geeigneten Erdbeobachtungssatelliten aus, der mit Infrarotsensoren ausgestattet ist und die benötigte räumliche und zeitliche Auflösung bietet.

Satellitenorbit: Der Satellit wird auf einen Orbit eingestellt, der es ihm ermöglicht, den Vulkan und die umliegende Region regelmäßig zu überfliegen. Dies kann je nach den Forschungszielen des Projekts unterschiedliche Umlaufbahnen erfordern.

Datenempfang: Die Infrarotsensoren an Bord des Satelliten erfassen die Infrarotstrahlung, die von der Oberfläche des Vulkans emittiert wird.

Datenübertragung: Die gesammelten Daten werden über Satellitenkommunikationssysteme zur Erde übertragen.

Datenverarbeitung: Die auf der Erde empfangenen Daten werden von Forschern und Wissenschaftlern analysiert und verarbeitet. Dies umfasst oft die Korrektur von atmosphärischen Effekten, die die Infrarotstrahlung auf dem Weg durch die Atmosphäre beeinflussen können.

Temperaturkartierung: Basierend auf den gemessenen Infrarotdaten können Wissenschaftler Temperaturkarten der Oberfläche des Vulkans erstellen. Diese Karten zeigen die räumliche Verteilung der Temperaturen und können Veränderungen im Vulkanismus aufdecken.

Überwachung: Die Satellitendaten werden regelmäßig überwacht, um Veränderungen in der Wärmestrahlung über die Zeit hinweg zu erfassen. Dies kann auf ungewöhnliche Aktivitäten hinweisen, die auf einen bevorstehenden Ausbruch oder andere Gefahren hinweisen könnten.

Die Überwachung von Vulkanen aus dem Weltraum ermöglicht eine großflächige und kontinuierliche Beobachtung und ist daher ein wichtiger Bestandteil der Vulkanüberwachung und -forschung. Dieser Ansatz kann auch dazu beitragen, frühzeitig auf gefährliche vulkanische Aktivitäten zu reagieren und Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Villarrica mit Erhöhung der Alarmstufe

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Strombolianische Eruptionen

Gesteigerte Aktivität am Vulkan Villarrica führt zur Erhöhung der Alarmstufe

Der Vulkan Villarrica ist munterer geworden und ist in ein Stadium erhöhter Aktivität eingetreten. Es kommt zu regelmäßigen strombolianischen Explosionen, die Infraschall-Signale erzeugen und glühende Tephra mehrere hundert Meter über den Rand des Kraters hinaus speien. Es werden geringe Mengen Vulkanasche emittieren. Sie ist zwar nicht via Satellit zu erfassen, wurde aber von Beobachtern am Boden via Webcam ausgemacht. Dementsprechend warnt das VAAC Buenos Aires vor Vulkanasche in der Luft. Auch wenn akute keine Gefahr für den Flugverkehr besteht, ist es möglich, dass es zu stärkeren Eruptionen kommt, die Asche dann bis entsprechender Höhe aufsteigen lassen.

Es wurde ein Observierungsflug unternommen, um die Situation zu überwachen. Auf den Luftaufnahmen sieht man, dass sich glühende Tephra und Asche auf den oberen Hängen der Kraterregion ablagerten. Sich dort aufzuhalten kann momentan sehr gefährlich sein. Der Villarrica ist ein beliebtes Ziel von Bergwanderern und Schifahrern, die den Vulkan in geführten Gruppen besteigen.

Die geophysikalischen Parameter sind ebenfalls erhöht. SERNAGEOMIN berichtet über Tremor, der durch magmatische Fluidbewegungen verursacht wird. An den Grafiken der Messwerte auf der Website des Observatoriums kann man zudem eine erhöhte Schwefeldioxid-Emission ablesen, während sich die Anzahl der vulkanotektonischen Erdbeben nicht wesentlich erhöhte. Was auffällt, ist, dass es ein Minimum langperiodischer Erdbeben gibt. Wurden Ende Juli fast 1500 dieser Erdbeben am Tag registriert, sind es jetzt nur noch eine Handvoll. Mirova registriert eine moderate Wärmestrahlung mit 46 MW Leistung.

Aufgrund der erhöhten Instabilität des Vulkans wurde der Alarmstatus von Gelb auf Orange erhöht, was die zweithöchste Notfallstufe ist, bevor die rote Alarmstufe erreicht wird. Die Behörden haben einen Sicherheitsradius von acht Kilometern um das Zentrum von Villarrica eingerichtet und die Bevölkerung aufgefordert, ihren Anweisungen zu folgen.

Gestern wurde auch die Evakuierung von 30 Familien, die in Vulkannähe leben, angeordnet.

Der orange Alarm wurde auch von argentinischen Behörden repliziert, aber es wurde betont, dass die Veränderungen in der Aktivität des chilenischen Vulkans in Argentinien nicht wahrnehmbar seien.

Erta Alé mit Eruption am 24.09.23

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Vulkan in der äthiopischen Wüste Danakil mit gesteigerter Aktivität

Der Erta Alé liegt in der äthiopischen Wüste Danakil und erzeugt aktuell einen stärkeren Vulkanausbruch. Laut einem Bericht des Vulkanführers Aklilu Esayas, der von seinem Kollegen Seifegebreil Shifferaw publiziert wurde, ist der Vulkan heute Nacht erneut ausgebrochen. Der Augenzeuge berichtet, dass es die stärkste Eruption seit dem Auslaufen des Lavasees im Jahr 2017 sein soll. Fotos und Videos zeigen intensive, effusive Tätigkeit. Die Aufnahmen interpretiere ich so, dass es an der Basis eines Hornitos zu einem größeren Kollaps kam. Im Schlot brodelt überlaufende Lava, die Lavaströme speist. Mirova detektiert heute Morgen um 11 Uhr UTC eine Wärmestrahlung mit 929 MW Leistung. Auf Jahressicht der zweithöchste Wert.

Erta Alé ist einer der wenigen fast permanenten Vulkane der Welt, die nicht unter systematischer Beobachtung von Vulkanologen steht. Zwar gibt es sporadische Messkampagnen internationaler Forschungsteams, aber kein Observatorium, das wirklich für den Feuerberg zuständig ist. Daher gibt es auch keine Messdaten, auf die ich in meinen Berichten zurückgreifen könnte. Genauso wenig gibt es eine Warnung vor bevorstehenden Eruptionen. Das liegt zum einen daran, dass die Danakil nur dünn besiedelt ist und bei Eruptionen Menschen praktisch nicht gefährdet sind, es sei denn, sie nähern sich dem Vulkan freiwillig an. Zum anderen liegt die Region im Grenzgebiet zu Eritrea und es gibt häufig bewaffnete Konflikte. Außerdem dürfte das Geld für eine permanente Beobachtung des Vulkans fehlen.

Bis zum erwähnten Ausbruch im Jahr 2017 brodelte im Südkrater der Caldera ein permanenter Lavasee, der nur periodisch gedeckelt war. Im Nordkrater gab es sporadische Tätigkeit, die mit Lavaspattering und der Bildung von Hornitos einherging. Bei der Eruption lief der Lavasee aus und bis dato konnte sich kein neuer permanenter Lavasee bilden. Offenbar steht die Schmelze hoch im Fördersystem und es kommt immer wieder zu Tätigkeit an Hornitos und auch größeren Lavaüberläufen wie heute.

Klyuchevskoy mit VONA-Meldung am 22.09.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Klyuchvskoy mit aufgewirbelter Vulkanasche und Lavastrom

Der russische Vulkan Klyuchevskoy (auch Kliuchevskoi geschrieben) liegt auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka und zählt zu den höchsten eruptierenden Vulkanen der Welt. Heute brachte das VAAC 3 VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus, nach denen vom Vulkan eine Aschewolke ausgeht, die bis auf 5200 m Höhe aufgestiegen ist und vom starken Wind über 50 km weit in östlicher Richtung geweht wird. Der Wind ist auch die Ursache für die Aschewolke, denn bei ihr handelt es sich um altes Material, das aufgewirbelt wird, und nicht um Vulkanasche, die von einer aktuellen Eruption gefördert wird. Die aufgewirbelte Asche stammt nicht nur vom Klyuchevskoy, sondern wurde größtenteils vom Ausbruch des benachbarten Vulkans Shiveluch gefördert, der im Frühjahr stattfand. Bei dieser Eruption wurde der Lavadom komplett ausgeblasen.

Obwohl die Aschewolke nur aufgewirbelt wurde, ist der Klyuchevskoy aktiv. Seit Wochen erzeugt er schwache strombolianische Eruptionen aus dem Hauptkrater und seit einigen Tagen ist ein Lavastrom auf seiner Südwestflanke unterwegs. Die zähflüssige Schmelze erzeugt ein moderates Wärmesignal mit 53 MW Leistung. Der Lavastrom ist auf Satellitenfotos im Infrarotspektrum sichtbar. Mit etwas Glück kann man die Rotglut auf der Livecam erahnen.

Der Klyuchevskoy gehört zur zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas. In seiner direkten Nachbarschaft liegt der Domvulkan Bezymianny, der wie der Klyuchevskoy auf Alarmstufe „gelb“ steht. Der Dom wächst nur langsam und gibt praktisch keine Wärmestrahlung ab. Daher bleibt er auch auf Satellitenfotos fast unsichtbar. Sichtbar ist aber der Schnee, der bereits in der zentralen Vulkangruppe niederging. Auf Kamtschatka beginnt der Winter im Oktober und bald wird es auch in den Niederungen scheinen.

Lewotolok auf Lembata aktiv – Meldung vom 22.09.23

Staat: Indonesien | Lokation: -8.272, 123.505| Eruption: Strombolianisch

Lewotolok eruptiert Aschewolken und glühend Tephra

Der Lewotolok ist ein 1431 m hoher Stratovulkan und liegt auf der indonesischen Insel Lembata. Er ist seit fast drei Jahren aktiv, sieht man mal von einigen kurzen Eruptionspausen ab. Während des Sommers war die eruptive Aktivität vergleichsweise gering und es wurden pro Tag ca. 10 strombolianische Eruptionen registriert. In der letzten Woche steigerte sich die Aktivität, aber deutlich und gestern wurden vom VSI 107 Eruptionen detektiert. Sie erzeugten seismische Signale mit Maximalamplituden von 38 mm und bis zu 358 Sekunden Dauer. Auch die Anzahl vulkanisch bedingter Erdbeben erhöhte sich. So wurden gestern 26 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Hinzu kamen 17 Tremorphasen. 155 Signale stammen von starken Entgasungen, von denen es in den Wochen geringer eruptiver Tätigkeit deutlich mehr gab als jetzt. Pro Tag wurden bis zu 400 dieser Signale registriert.

Dass sich die Aktivität des Lewotoloks ausgerechnet jetzt steigerte, könnte daran liegen, dass unser Vereinsmitglied Thomas Spinner, gerade am Vulkan unterwegs ist. Der Vulkanfotograf hat zudem Wetterglück und konnte einige beeindruckende Fotos der Eruption machen. Soweit es mir bekannt sind, sind es die ersten Aufnahmen der Eruptionen, die professionellen Ansprüchen Genüge tun.

Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „2“ und es gilt eine 2 km durchmessende Sperrzone um den Krater, die weder von Einheimischen, noch von Touristen betreten werden darf. Das Ausführen jeglicher Aktivitäten ist nicht gestattet. Die Vulkanologen warnen insbesondere vor möglichen Abgängen pyroklastischer Ströme und Laharen. Letztere können besonders während der Regenzeit entstehen. Die Bewohner der nächstgelegenen Siedlungen werden aufgefordert, stets wachsam zu sein und den Vulkan im Auge zu behalten und auf Warnmeldungen zu hören. Außerdem wird empfohlen, bei Tätigkeiten im Freien Atemschutzmasken zu tragen, um sich vor Aschepartikeln zu schützen.

Popocatépetl eruptiert weiter – Meldung vom 21.09.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Mexikanischer Vulkan speit glühende Lavabomben

Nahe der mexikanischen Hauptstadt bleibt der Vulkan Popocatépetl aktiv und eruptierte gestern Aschewolken und glühende Tephra, die auf der Außenseite des Kraters landete. Auf der lichtempfindlichen Livecam konnte man nachts zeitweise rot illuminierten Dampf sehen. Zur Morgendämmerung gab es eine weitere Ascheeruption und erste Sonnenstrahlen fielen auf die Aschewolken. Dabei entstand der schöne Screenshot, den ihr hier eingebunden seht.

Auch heute bleibt der Vulkan aktiv. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 5800 m Höhe. Sie driftete in westlicher Richtung.

CENAPRED berichtet davon, dass sich gestern 254 Exhalationen manifestierten. Die imposanten Wasserdampfwolken enthielten auch vulkanische Gase und etwas Vulkanasche. Die Seismizität zog im Vergleich zu den letzten Tagen wieder deutlich an und es wurden 297 Minuten Tremor registriert, der überwiegend eine geringe Amplitude hatte.

Die Aufzeichnungen dokumentierten um 07:48 Uhr und 07:49 Uhr zwei vulkanotektonische Erdbeben, die eine Magnitude von 1,7 bzw. 1,4 erreichten.

Zum Zeitpunkt dieses Berichts erlebte man am Vulkan weiterhin eine kontinuierliche Emission von Wasserdampf, vulkanischen Gasen und Asche, die sich gen Westen ausbreitete.

Die Vulkanampel für den Popocatépetl befindet sich derzeit in der gelben Phase 2, was auf eine erhöhte Aktivität hinweist.

CENAPRED möchte alle daran erinnern: Es ist nicht sicher, den Vulkan zu besteigen, da immer die Gefahr von plötzlichen Explosionen besteht, wie wir kürzlich erlebt haben. Bitte beachten Sie den Ausschlussradius von 12 Kilometern um den Krater, da sich dieser Bereich als äußerst gefährlich erweisen kann. Und besonders bei starkem Regen ist Vorsicht geboten, da die Gefahr von Schlamm- und Murgängen in den Schluchten erhöht ist. Was hier freundlich formuliert ist, stellt ein Aufstiegsverbot dar. Wer am Vulkan erwischt wird, muss mit Strafen rechnen.

Bodenhebung auf Reykjanes – Meldung vom 21.09.23

Bodenhebung durch Magmaansammlung unter Reykjanes bestätigt

Fast täglich wird in den isländischen Medien über die Geschehnisse auf bzw. unter der Reykjanes-Halbinsel berichtet, so auch heute in Form eines Artikels in der Zeitung MBL. Tektoniker Benedikt Gunnar Ófeigsson vom IMO gab heute seine Einschätzung der Lage zum Besten und sagte, dass die Anzeichen der Bodenhebung praktisch unübersehbar seien. Die Schmelze akkumuliert sich in ca. 16 km Tiefe, weshalb die GPS-Messstationen noch eine überschaubare Bodenhebung registrieren. Sobald ein kritischer Wert der Magmenakkumulation erreicht ist, wird das Magma sehr wahrscheinlich weiter aufsteigen und als Gang in flachere Bodenschichten intrudieren. Für gewöhnlich geschieht das in ca. 5 km Tiefe, weil dort der Dichteunterschied zwischen Schmelze und umgebenden Gestein nicht mehr groß genug ist, um einen weiteren Aufstieg zu ermöglichen. Damit es dann zur Eruption kommt, muss der Gasdruck der Schmelze den Umgebungsdruck des Gesteins überschreiten. Dazu ist eine gewisse Menge an entgasendes Magma nötig. Bleibt der Gasdruck zu gering, bleibt auch das Magma in der Erdkruste stecken. Bis jetzt lässt sich nicht vorhersagen, wann sich in der Tiefe genug Magma gesammelt hat, damit der weitere Aufstieg beginnt, doch vergleicht man die aktuelle Situation mit jenen vor den letzten Eruptionen, dann könnte bereits im November genug Schmelze in der Tiefe vorhanden sein, dass es zum finalen Magmenaufstieg kommt. Doch Benedikt Gunnar Ófeigsson bremst die aufkeimende Euphorie von Vulkanspottern ein wenig und sagte, dass es von sehr vielen Faktoren abhängt, ob und wann es zu einem weiteren Ausbruch kommen wird. Bis jetzt lässt sich dieser noch nicht prognostizieren und der Zeitpunkt ist ungewiss. Trotzdem müsse man sich auf der Halbinsel bereits jetzt auf eine neue Eruption vorbereiten. Da stellt man sich die Frage, warum man vor Ort immer die Livecams offline nimmt?

Seit meinem letzten Bericht zum Thema gab es auch weitere Erdbeben unter Reykjanes und insbesondere im Bereich von Grindavk und Fagradalsfjall. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 129 schwache Erschütterungen.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 21.09.23

Neues Schwarmbeben unter Campi Flegrei in Süditalien

In den letzten Tagen bewegte sich die Seismizität unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei auf durchschnittlichem Niveau, wobei man bedenken muss, dass an anderen Vulkanen dieses Durchschnittsniveau bereits Grund zur Sorge liefern würde. Seit vorgestern steigerte sich die Erdbebentätigkeit und kumulierte sich gestern in einem weiteren Schwarmbeben. Das INGV registrierte mehr als 90 schwache Erschütterungen. Die Magnituden lagen überwiegend im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen oberflächennah. Die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem des Vulkans ab und es gab kein Erdbeben, das mit Sprödbruch des Gesteinsdeckels im Zusammenhang stand. Dennoch wird nicht nur die Bevölkerung im Einzugsbereich der Caldera zunehmend nervös, sondern auch die Menschen im übrigen Europa.

Diese Nervosität wurde von einer Reihe von Artikeln angefeuert, in denen Wissenschaftler zitiert wurden, die eine wachsende Ausbruchsgefahr des Vulkans sehen. Dabei stützen sich die Wissenschaftler auf eine Studie aus dem Frühsommer, in der man eine Zunahme stärkerer Erdbeben im Bereich des Deckgesteins sah, das die Magmakammer gegen die Oberfläche abschirmt. Nun steigerte sich das dazu, dass das Deckgestein kurz vor dem Versagen steht, wofür aber meines Wissens nach wissenschaftliche Beweise fehlen. In den Artikeln wird teilweise auch der letzte Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 als großer Vulkanausbruch bezeichnet. Dabei handelte es sich aber um einen normalen Ausbruch, dessen Auswirkungen sich auf das Umfeld der Caldera beschränkten und weder das Klima veränderte, noch Asche nach Mitteleuropa transportierte. Dieser große Ausbruch ereignete sich vor ca. 39.000 Jahren und es ist bis jetzt absolut unklar, ob sich auf absehbarer Zeit solch ein „Supervulkanausbruch“ zusammenbrauten wird.

Was aktuell in der Campi Flegrei passiert, muss man noch als Bradyseismos bezeichnen. Ein Phänomen, das bereits schon zu Zeiten der Römer dokumentiert wurde. Sehr wahrscheinlich steht dieses Phänomen mit Magmen-Akkumulation in der Tiefe im Zusammenhang. Das Magma heizt das Hydrothermalsystem auf und dieses ist für den größten Teil der Bodenhebungen und für die meisten der Erdbeben verantwortlich. Es lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die aktuelle Hebungsphase in einem Vulkanausbruch gipfeln wird. Am wahrscheinlichsten ist dann eine Eruption wie jene 1538 am Monte Nuovo. Für die Bewohner der Caldera sicherlich eine Katastrophe, die uns in Mitteleuropa bestenfalls tangieren, aber nicht umbringen wird. Selbst ein „Supervulkanausbruch“ bedeutet nicht zwangsläufig das Ende der Menschheit, auch wenn er sich in auf ein großes Gebiet auswirken könnte und das Klima beeinflussen würde. Mit Einschränkungen hätten wir zwar zu kämpfen aber Todesängste braucht man deshalb nicht durchleben.

Erdbeben auf Island – News vom 20.09.23

Erdbeben bei den Vulkanen Thorbjörn und Skjaldbreiður

Heute Nacht gab es einen weiteren Erdbebenschwarm unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. IMO detektierte 103 Erschütterungen, die sich an verschiedenen Lokalitäten ereigneten. Einige Beben wurden nahe den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir festgestellt. Die Mehrzahl der Erdbeben manifestierte sich allerdings in einem Bereich, der 4 bis 5 km nördlich von Grindavik lag. Dort befindet sich der Thorbjörn-Vulkan, von dessen Gipfel man prima die Blaue Lagune sehen kann. Dieser Vulkan ist dem regelmäßigen Vnet-Leser kein Unbekannter, denn dort ereigneten sich in den letzten 3 Jahren oft Erdbebenschwärme, die man als Vorbereitung der Eruptionen am Fagradalsfjall ansehen kann. Viele dieser Erdbebenschwärme gingen mit Bodenhebungen einher, bevor sie dann Richtung Fagradalsfjall switchten. Aktuell geben die GPS-Daten aber diesbezüglich nichts her. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Beben Indikatoren für weitere vulkanische Tätigkeit auf Reykjanes sind, die bestimmt nur noch einige Monate auf sich warten lassen wird.

Weitere Erdbeben, die mit dem Vulkanismus auf Island in Zusammenhang stehen, manifestierten sich in den letzten Tagen am Schildvulkan Skjaldbreiður, der zum Langjökull-Vulkansystem gehört. Die erhöhte Seismizität hier begann im Juni dieses Jahres. Seitdem gab es mehr als 800 Erschütterungen und der isländische Professor Þorvaldur Þórðarson hält es für möglich, dass sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbraut. Das stärkste Erdbeben der letzten Tage hatte eine (automatisch ermittelte und noch nicht bestätigte) Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Die Region um den Skjaldbreiðu sah in den letzten zehntausend Jahren 26 Eruptionen, was im isländischen Vergleich nicht viel ist. Dafür waren die Eruptionen stärker, als etwa auf Reykjanes. Das Vulkangebiet, zu dem Skjaldbreiður gehört, liegt auf einem 120 km langen Spaltensystem, das sich von Thingvellir bis unter den Langjökull erstreckt. Auch das Haukadalur mit den bekannten Geysiren Strokkur und dem Großen Geysir gehören zu diesem System.

Þorvaldur Þórðarson wurde wieder in einem Zeitungsartikel von MBL zitiert und der Vulkanologe gibt zu bedenken, dass es nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der neuen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel und dem angrenzenden Gebiet um dem Skjaldbreiður gibt. Der Island-Mantelplume wäre stark genug um beide Vulkane gleichzeitig mit Schmelze zu versorgen.