Vulkan-News 18.03.23: Popocatepetl

Popocatepetl ist besonders munter

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Nahe der mexikanischen Hauptstadt ist der Popocatepetl weiter aktiv und eruptiert Vulkanasche. Heute morgen generierte eine besonders kraftvolle Eruption eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 8200 m aufstieg und gen Nordosten verfrachtet wurde. Die Asche verteilte sich über ein relativ großes Gebiet und es kam zu Ascheniederschlägen. Gestern berichtete CENAPRED von einer explosiven Eruption, 236 Asche-Dampf-Exhalationen und 69 Minuten Tremor. Es wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben festgestellt. MIROVA registrierte zuletzt vorgestern eine moderate Thermalstrahlung mit 26 MW Leistung. Ob sie von einem neuen Lavadom im Krater emittiert wurde, oder nur aus einem offenen Schlot stammt, ist unbekannt. Der Alarmstatus bleibt auf „gelb“.

CENAPRED bittet dringend darum, sich dem Vulkan und insbesondere dem Krater wegen der Gefahr herabfallender ballistischer Fragmente NICHT zu nähern und sich bei starken Regenfällen wegen der Gefahr von Schlamm- und Murgängen vom Boden der Schluchten fernzuhalten.

Popocatepetl ist ein 5462 m hoher Stratovulkan des zentralmexikanischen Vulkangürtels. Er liegt in Sichtweite der Hauptstadt und könnte im Falle einer großen Eruption das öffentliche Leben dort beeinträchtigen. Besonders der Betrieb des internationalen Flughafens könnte durch Vulkanasche gestört werden. Der Vulkan wird daher von den Vulkanologen entsprechend gut beobachtet. Hier wird praktisch alles an Beobachtungsinstrumenten eingesetzt, was die moderne Vulkanologie zu bieten hat. Dennoch gehörte der Popocatepetl nicht zu den Vulkanen des Dekadenprogramms, das von der UNO in den 1990er-Jahren ausgerufen wurde. Ein Jahrzehnt lang wurden 16 Vulkane, die wegen ihrer Lage nahe an Ballungsgebieten als besonders gefährlich eingestuft wurden, besonders gründlich überwacht. Die Ausstattung der örtlichen Vulkanologen wurde gefördert. Als Vertreter der mexikanischen Vulkane im Dekadenprogramm wurde der Colima ausgewählt. Er ist im Moment vergleichsweise still und nicht in Eruption begriffen.


Ebeko mit Ascheeruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption

Auf der Kurileninsel Paramushir ist der Ebeko aktiv und löste in den letzten 24 Stunden 2 VONA-Warnungen aus. Demnach stieg Vulkanasche bis auf 3300 m Höhe auf und driftete in Richtung Nordosten.


Sangay mit starker Wärmestrahlung

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

In Ecuador macht der Sangay von sich Reden, indem er eine starke Wärmestrahlung emittiert. Vorgestern erreichte sie einen Wert von 704 MW. Heute sind es 227 MW. Im oberen Bereich der Scharte auf der Südostflanke ist ein zäher Blocklavastrom unterwegs. Von seiner Front gehen glühende Schuttlawinen ab. Darüber hinaus kommt es zu Ascheeruptionen, die Asche bis auf 6100 m Höhe aufsteigen lassen.

Vulkan Kilauea am 16.03.23: Inflation

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Fumarolisch

Schwarmbeben und Inflation am Kilauea

Vergangenen Monat hatte der hawaiianische Vulkan Kilauea seine sichtbare Lavasee-Tätigkeit im Hamema’uma’u-Krater so gut wie eingestellt, trotzdem brodelt im Untergrund weiterhin Magma. Davon zeugen schwache Erdbeben, deren Anzahl seit letzter Woche wieder deutlich zugenommen hat. Einen vorläufigen Höhepunkt erfuhr die Seismizität am 11. März, als an einem Tag 80 Erschütterungen unter dem Kilauea-Gipfelbereich registriert wurden. Bereits am 7. März hatte die Bodenhebung im Bereich der Caldera zugenommen und erreichte mit dem Erdbebenschwarm ihr Maximum. Erdbeben und Bodenhebung wurden durch aufsteigendes Magma verursacht und das HVO warnte davor, dass möglicherweise eine neue Eruption bevorsteht. Das Finale der Episode bildete dann aber keine Eruption, sondern ein Erdbeben Ml 3,4. Das Epizentrum wurde 4 km südwestlich von Volcano lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in nur 1 km Tiefe. Dieses Erdbeben wurde lokal gespürt und löste einen Felssturz in der Nähe von Uēaloha im Hawaii Volcanoes National Park aus. Die Seismizität nahm um ca. 12:00 Uhr HST ab. Aktuell werden um die 50 Erschütterungen am Tag registriert, was immer noch über dem normalen Niveau liegt.

Die Kurve der Bodenhebung nahm steil zu und stieg bis auf ein Plus von 20 cm an. Damit lag sie 10 cm über dem Niveau, das vor dem Eruptionsbeginn erreicht wurde. Augenblicklich ist die Bodendeformation aber wieder negativ und es sieht so aus, als würde ein Teil des aufgestiegenen Magmas wieder unterirdisch abfließen. Wohin ist ungewiss. Zuletzt hieß es beim HVO, dass im Ostrift keine ungewöhnliche Aktivität festgestellt wurde. Daher liegt die Vermutung nahe, dass das Magma einfach wieder in tiefere Stockwerke des Fördersystems absackte. Dennoch kann es in den nächsten Wochen zu einer neuerlichen Eruption kommen. Bevor es soweit ist, erwarte ich einen neuen Schwarm, bei dem es zahlreiche Beben mit Magnituden über 2 gibt, was bei dem Schwarm am Samstag nicht der Fall gewesen ist.

Vulkan Merapi am 15.03.23

Weitere pyroklastische Ströme am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Der indonesische Vulkan Merapi ist weiterhin unruhig: Gestern gingen drei weitere pyroklastische Ströme ab. Sie erzeugten seismische Signale mit Maximalamplituden von 70 mm und einer Laufzeit von bis zu 159 Sekunden. Die Gleitstrecken schätze ich aufgrund der Laufzeiten auf 1500 m bis 2000 m. Darüber hinaus wurden 140 Abgänge von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen registriert. Auf nächtlichen Aufnahmen ist zu sehen, dass die Schuttlawinen eine Glutspur hinterließen. Die Asche der pyroklastischen Ströme stieg bis auf einer Höhe von 4300 m auf und löste VONA-Alarm aus.

Die seismische Aktivität deutet auf eine Steigerung der vulkanischen Aktivität infolge von Magmenaufstieg hin. Meiner Meinung nach ist nicht einzig eine Dom-Instabilität Grund für die Abgänge von pyroklastischen Strömen und Schuttlawinen. Darauf weisen insbesondere der starke Rückgang vulkanotektonischer Erdbeben bei gleichzeitiger Zunahme von Hybriderdbeben hin. Monatelang versuchte das Magma aus größerer Tiefe aufzusteigen, schaffte es aber nicht in ausreichendem Maße, sich einen Weg zu Bahnen. Letztendlich sind die Blockaden dann aber doch überwunden worden und frisches Magma stieg bis zum Lavadom aus und verursachte den partiellen Kollaps des südwestlichen Doms. In Abhängigkeit der Förderrate neuen Materials im Verhältnis zu den Abgängen werden wir in den nächsten Tagen vermutlich wieder Domwachstum erleben.

Im Wochenbericht des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum 03.-09. März, der gestern veröffentlicht wurde, heißt es, dass die beiden Lavadome nicht gewachsen sind. Für die südwestliche Kuppel wurde ein Volumen von 1.598.700 m3 festgestellt. Der zentrale Dom brachte es auf ein Volumen von 267.400 m3. Der Haken hierbei liegt allerdings darin, dass die Volumenbestimmungen anhand von Luftaufnahmen vom 13. Januar 2023 ermittelt wurden. Der Öffentlichkeit werden seit Wochen alte Daten präsentiert. Angeblich gab es auch keine signifikante Veränderung in Bezug auf die Bodenhebung, obwohl sich die GPS-Daten von Woche zu Woche schon um einige Zentimeter unterscheiden.


Weitere Meldungen:

Arenal mit Dampfentwicklung

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.46, -84.70 | Aktivität: Fumarolisch

Die Anwohner des costa-ricanischen Vulkans Arenal reagierten laut lokalen Medienberichten besorgt über eine Dampfentwicklung, die seit einigen Tagen vom Vulkan Arenal ausgeht. Doch das zuständige Observatorium beschwichtigte, dass der Dampf durch starke Regenfälle verursacht wird. Das Regenwasser versickert im Katerbereich, der von früheren Eruptionen aber noch warm ist. Das Wasser verdampft schnell und in der Folge bildet sich durch Kondensation eine Dampffahne. Anzeichen einer bevorstehenden Eruption gibt es demnach nicht.


Vulkan Lascar mit erhöhter Seismizität

Staat: Chile | Koordinaten: -23.36, -67.73 | Aktivität: Seismizität

In der chilenischen wüste Atacama ist es der Vulkan Lascar, der wegen erhöhter Seismizität Sorgen bereitet. Gestern gab es ein neuerliches Schwarmbeben, das durch aufsteigendes Magma getriggert worden sein könnte. Daher wird der Alarmstaus „orange“ aufrecht erhalten. Der Lascar war zuletzt im Dezember 2022 ausgebrochen.

Caldera Campi Flegrei am 15.03.23

Campi Flegrei: Erdbeben, Bodenhebung und neue Erkenntnisse zum Kohlendioxid

Unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei gab es weitere Erdbeben. Die stärkste Erschütterung der letzten Wochen ereignete sich am Montag und hatte eine Magnitude von 2,8. Das Hypozentrum befand sich in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag einige Hundert Meter nördlich der Solfatara und südlich des Kraters Astroni. Seitdem gab es 11 schwächere Erschütterungen.

Im Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 6.-12. März 2023 heißt es, dass 29 Erdbeben registriert wurden. Das Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung bliebt bei 15 mm im Monat und beträgt seit 2005 mehr als 105 cm. Betrachtet man die Bodenhebung seit 2011, dann kommt man auf einen Wert von 95 cm. Die Gastemperaturen der Pisciarell-Hauptfumarole schwankten zwischen 79 und 95 Grad und hatten einen Durchschnittswert von 82 Grad. Die großen Schwankungen beruhen wahrscheinlich auf meteorologischen Effekten, denn es wird in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen.

Neue Studie enthüllt Herkunft des Kohlendioxids

Es wurde eine neue INGV-Studie veröffentlicht, die den steigenden Kohlendioxid-Ausstoß der letzten Jahre zum Untersuchungsgegenstand hatte. Seit dem Jahr 2005 stieg der Kohlendioxid-Ausstoß kontinuierlich an. Damit ging eine Erhöhung der Fumarolentemperaturen einher. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass zwischen 20% und 40% des ausgestoßenen Kohlendioxids von nicht magmatischen Quellen stammt. Laut Aussage der INGV-Forscherin Lucia Pappalardo stößt der Calderavulkan aktuell täglich zwischen 3000-5000 Tonnen Kohlendioxid pro Tag aus. Das meiste Gas entweicht dabei den Fumarolen im Bereich der Solfatara. Der Gasausstoß liegt in dem Bereich, wie er für eruptierende Vulkane typisch ist. So entwichen dem Kilauea-Lavasee zuletzt gut 2800 Tonnen Kohlendioxid am Tag. Das geruchslose Gas ist nach Wasser die zweitflüchtigste Substanz im Magma, doch besonders in großen Calderen mit einem ausgeprägten Hydrothermalsystem kann das Kohlendioxid auch aus anderen Quellen als dem Magma stammen. Um ein möglichst genaues Bild der Prozesse im Untergrund zu erhalten, ist es wichtig zu verstehen, woher das Kohlendioxid stammt.

Der INGV-Forscher Gianmarco Buon erklärte, dass bis zu 40 Prozent des emittierten Kohlendioxids aus der Auflösung von hydrothermalem Kalzit in den Gesteinen des Untergrunds stammen, während der Rest aus tiefen magmatischen Quellen kommt. Saure hydrothermale Lösungen lösen chemische Reaktionen im umgebenden Kalkgestein aus. Somit steigt deutlich weniger Kohlendioxid direkt aus dem Magmenkörper des Vulkans auf, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Dennoch ist der Wert des emittierten magmatischen Kohlendioxids immer noch hoch. (Quelle: Geology: “Discriminating carbon dioxide sources during volcanic unrest: The case of Campi Flegrei caldera“ und Pressemeldung INGV)

Vulkan Askja am 14. März 2023

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Calderasee der Askja wieder zugefroren

Der Öskjuvatn der Askja ist seit letzter Woche wieder komplett zugefroren. Das zeigen Satelliten-Aufnahmen. Die Eisdecke schloss sich um den 8. März wieder komplett. Bereits in den Tagen zuvor schrumpfte die eisfreie Fläche. Als Grund für das neue Zufrieren des Sees werden niedrigere Lufttemperaturen angegeben. Im Februar war das Eis auf dem See überraschenderweise geschmolzen, obwohl während der Wintermonate eine permanent geschlossene Eisdecke typisch ist. Das Eis schmolz, weil geothermale Lösungen in den See geflossen sind und möglicherweise noch fließen. Die Lösungen sollen magmatischen Ursprungs sein und im Zusammenhang mit der Magmenintrusion unter dem Vulkan stehen. Die Bodenhebung betrug an der Messstation OLAC maximal 52 Zentimeter. Dieser Wert wird aktuell etwas unterschritten. Offenbar findet momentan keine neue Intrusion statt oder evtl. aufsteigendes Magma quetscht sich durch einen Dyke in Richtung Herdubreid. Die Seismizität im Bereich des Tafelvulkans fluktuiert und ist oft leicht erhöht, liefert aber keine Anzeichen für einen massiven Magmenaufstieg, der kurzfristig zu einer Eruption führt. An der Askja sieht es ähnlich aus. Dort ist die Seismizität sogar geringer als am Herdubreid.

Die Seismizität unter Island war in der letzten Woche im Allgemeinen erhöht. Im Fokus standen dabei einige Beben mit Magnituden im 3-er-Bereich, die sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ereigneten. Doch auch hier blieb die Bebentätigkeit weit hinter dem zurück, was man vor einem Vulkanausbruch erwarten würde.

Schwache Erdbeben gab und gibt es auch im Süden von Island. Hier ist besonders die Gegend um Selfoss betroffen. Auf der Reykjanes-Halbinsel ereignen sich aktuell vergleichsweise wenige Erdbeben. In den letzten 2 Tagen wurden dort nur 18 Erschütterungen registriert, wobei sich einige Erschütterungen am Ende des magmatischen Gangs ereigneten, der in den letzten 2 Jahren die Eruptionen am Fagradalsfjall speiste. Momentan sieht es aber nicht so aus, als würde sich die Eruptionsserie mittelfristig fortsetzen.

Alles in allem gibt es zwar eine gewisse Seismizität an einigen isländischen Vulkangebieten, aber keines sehe ich vor einem unmittelbaren Vulkanausbruch stehen. Die Chancen für einen Ausbruch innerhalb von Monaten stehen an Askja und Katla nicht ganz so schlecht. Am Fagradalsfjall ist es ziemlich ruhig, aber eine neue Magmenintrusion ist nötig, bevor wir dort weitere Eruptionen sehen werden.

Vulkan-News 14.03.23: Nyamuragira

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Seismik

Nyamuragira mit erhöhter Seismizität

Der Schildvulkan Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und steht möglicherweise vor einem Vulkanausbruch. Das berichten lokale Medien unter Berufung einer Warnung vom zuständigen Vulkanobservatorium in Goma (OVG). Demnach soll es in geringen Tiefen zu einem Schwarm hybrider Erdbeben gekommen sein, die normalerweise von unterirdischen Magmenbewegungen verursacht werden und auf eine Magmenintrusion hindeutet. Der Direktor des OVG Adalbert Muhindo warnt insbesondere Piloten das Gebiet mit Vorsicht zu überfliegen, da starke Explosionen Vulkanasche fördern könnten, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Außerdem könnten vulkanische Produkte wie Asche und Schlacke aus dem Vulkan auf bewohnte Gebiete fallen. Dennoch erklärte Muhindo: „Wir empfehlen der Bevölkerung von Goma, Ruhe zu bewahren und ihren Geschäften ungehindert nachzugehen“.

Normalerweise treten die geschilderten Phänomen am Nyamuragira selten bis gar nicht auf, denn für gewöhnlich eruptiert der Vulkan effusiv und fördert dünnflüssige Lavaströme basaltischer Zusammensetzung. Während sich die Aktivität in den letzten Jahren auf den Calderabereich am Gipfel des Vulkans beschränkte, gab es in der Vergangenheit sehr wohl größere Flankeneruptionen, bei denen sich große Eruptionsspalten öffneten und Lavafontänen Lavaströme speisten. Die letzte Flankeneruption ereignete sich 2011. Damals öffnete sich eine 1 km lange Spalte. Die Lavaströme flossen aber überwiegend innerhalb der Nationalparkgrenze. Anders verhielt es sich im Jahr 1938. Bei dieser Eruption entstand ein 30 km langer Lavastrom, der in den Kivusee mündete. Sollte sich so etwas heutzutage ereignen, gäbe es eine neue Katastrophe, wie sie zuletzt 2018 vom Nachbarvulkan Nyiragongo ausging.

Interessanterweise zeigen sich die beiden benachbarten Vulkane auf einem ungewöhnlich wolkenfreien Sentinel-Bild von letzter Woche fast kalt. Einzig aus den Förderschloten der Vulkane wird ein wenig Wärme emittiert, die anzeigt, dass im Untergrund noch Magma schlummert. In den vergangenen Monaten gab es fast ständig kurze Lavaströme im Krater des Nyamuragira. Vielleicht leidet der Vulkan aktuell an Verstopfung.

Schaut man sich die Sentinel-Satellitenfotos der anderen aktiven Vulkane Afrikas an, dann erkennt man am tansanischen Ol Doinyo Lengai ebenfalls nur eine recht kleine thermische Anomalie. Sie zeigt aber an, dass in wenigstens einem zentralen Hornito Natriumkarbonatit brodelt. Weiter im Norden, am äthiopischen Vulkan Erta Alé zeigt sich nichts. Zum ersten Mal seit langem sind sowohl der Nordkrater als auch der Südkrater, in dem Jahrzehntelang ein Lavasee brodelte, kalt.

Update 16:00 Uhr: Wie es aussieht, ist der Nyamuragira bereits ausgebrochen. Lokale Medien zeigen rot illuminierte Wolken am Vulkan. Demnach soll die Eruption bereits gestern Nacht begonnen haben. Genaue Berichte liegen noch nicht vor.

Vulkan Merapi am 12.03.23: Pyroklastische Ströme

Weitere pyroklastische Ströme am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Am indonesischen Vulkan Merapi gingen auch in den letzten Stunden weitere pyroklastische Ströme ab. Das VSI registrierte in der ersten Tageshälfte 12 Abgänge. Die pyroklastischen Ströme hatten Gleitstrecken von bis zu 2 km. Zudem wurden 75 seismische Signale registriert, die von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen verursacht wurden. Es ist also noch viel Bewegung im südwestlichen Lavadom und es kommt zu partiellen Kollapsereignissen bzw. Abbrüchen großer Lavapakete.

Auf nächtlichen Aufnahmen ist zu sehen, dass es an den Abbruchstellen rot glüht und frische Lava zutage tritt. Das Innere des Lavadoms ist also bei weitem nicht abgekühlt und es kommt zur Fragmentation abbrechender Lavablöcke, die durch Gasfreisetzung verursacht wird.

Zum initialen pyroklastischen Strom, der sich gestern um 12:12 Uhr (WIB) zutrug, wurde bekannt, dass er eine Gleitstrecke von mindestens 4 km hatte. Nachdem ich bereits gestern über die Ursache der Serie pyroklastischer Ströme spekulierte, bin ich mir heute relativ sicher, dass sie durch einen neuen Magmenaufstieg ausgelöst wurde und nicht nur durch Instabilität des Lavadoms. Für die erste These sprechen auch die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben der letzten Monate, auf die ich in meinen Updates immer wieder hingewiesen habe. Ihre Anzahl hat in den letzten Stunden nachgelassen, ist aber immer noch erhöht. Hier hat es wohl ein Magmaschub geschafft, sich einen Weg bis an die Domoberfläche zu bahnen, doch weiteres Magma steht bereit und versucht aufzusteigen, wobei es das umliegende Gestein zerbricht und die vulkanotektonischen Erdbeben auslöst. Gegen dieses Szenario sprechen hingegen die Beobachtungen der ortsansässigen Vulkanologen, nach denen in den vergangenen Monaten keine Inflation festgestellt wurde. Diese würde man erwarten, wenn ein Magmenkörper aufsteigt. Der Alarmstatus wurde bis jetzt nicht erhöht und steht weiterhin auf „3“ (orange). Meiner Meinung nach sollte er erhöht und die Sperrzone ausgeweitet werden. Offenbar schätzt man vor Ort die Lage anders ein als ich es tue und glaubt an einen Domkollaps ohne neue Magmenintrusion.

Vulkan-News 12.03.23

Nach meiner Reise zu den Liparischen Inseln Vulcano und Stromboli bin ich nun wieder daheim und setzte die Updates in gewohnter Weise fort. Hier ein kleiner Überblick über die vulkanische Aktivität der letzten Tage. Zu meinen Reiseerfahrungen kommen in den nächsten Tagen Berichte über Stromboli und Vulcano. Leider ist es um die Zugänglichkeit der Vulkane dort nicht gut bestellt und der Tourismus daher auf dem absteigenden Ast, doch davon später mehr.

Aktuelle Meldungen:

Anak Krakatau mit Ascheeruption

Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau eruptierte gestern Vulkanasche. Das VAAC Darwin meldete Aschewolken in 1 km Höhe. Darüber hinaus kommt es zu starken Entgasungen. Dampfwolken sind auf Bildern der Überwachungskamera sichtbar. Die Seismizität ist gering, mit einer stärkeren Eruptionsphase rechne ich momentan weniger.


Nisyros mit Erdbebenschwarm

Vor der Südküste der griechischen Vulkaninsel Nisyros ereignete sich ein Schwarmbeben. Es wurden 12 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 3,8 und 2,3 registriert. Die Hypozentren befanden sich in 5 km Tiefe.


Popocatepetl eruptiert weiter

In Mexiko bleibt der Popocatepetl aktiv und erzeugt sporadische Ascheeruptionen, bei denen die Vulkanasche aktuell bis auf einer Höhe von 6400 m aufsteigt und in Richtung Nordosten driftet. CENAPRED meldete gestern zudem 232 Asche-Dampf-Exhalationen und 347 Minuten Tremor. Dieser Wert ist vergleichsweise hoch und deutet an, dass sich magmatische Fluide im Fördersystem bewegen. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

Popocatepetl liegt in Sichtweiter der mexikanischen Hauptstadt und ist der aktivste Vulkan des Landes. Da sich die Eruptionen auf die Hauptstadt und dem internationalen Flughafen auswirken könnten, wird der Vulkans bestens überwacht.


San Miguel eruptierte Vulkanasche

Der Vulkan San Miguel liegt in El Salvador und eruptierte am 8. März Aschewolken, die bis zu einer Höhe von 3000 m aufstiegen und nach Süden drifteten. Die Eruptionen wurden von starkem Gasausstoß begleitet und hielten bis zum Folgetag an.


Shiveluch sehr aktiv

Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka ist der Shiveluch sehr aktiv und löst mit seinen Aschewolken mehrere VONA-Warnungen aus. Demnach steigt die Vulkanasche bis auf 4200 m Höhe und driftet in Richtung Südosten. Laut KVERT werden die Aschewolken explosiv erzeugt und steigen bis zu 2500 m über Gipfelhöhe auf. Scheinbar sind die Eruptionen nicht mit der Generierung pyroklastischer Ströme gekoppelt.


Stromboli mit Lavaüberläufen

Am Stromboli kommt es weiterhin zu periodisch auftretenden Lavaüberläufen aus einem Schlot im Nordostsektor des Kraters. Besonders zu Beginn der Überläufe gehen Schuttlawinen ab und es können pyroklastische Dichteströme entstehen. Als ich Mitte der Woche vor Ort war, schaffte es die Lavafront bis auf ca. 350 m Höhe. Von der Lavafront gingen Steinschläge glühender Lavabrocken ab, die es bis zur Küste hinabschafften und ins Meer klatschten.


Takawangha mit erhöhter Seismizität

In Alaska steht der Vulkan Takawangha möglicherweise kurz vor einem Vulkanausbruch. In den letzten Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter dem Vulkan deutlich gestiegen. Das AVO berichtet von mehreren Erschütterungen pro Minute. Die stärksten Erschütterungen liegen im 4-er-Bereich. Betroffen ist auch der Nachbarvulkan Tanaga.

Vulkan Merapi am 11.03.23: Pyroklastischer Strom

Domkollaps verursacht pyroklastischen Strom am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Heute kam es am indonesischen Vulkan Merapi zum partiellen Kollaps des Doms am südwestlichen Kraterrand, in dessen Folge ein großer pyroklastischer Strom entstand. Das VAAC Darwin registrierte Vulkanasche in einer Höhe von 6100 m Höhe, die westwärts driftete und Asche bis in einer Entfernung von 33 km niederregnen ließ. Unser Vereinsmitglied und Vulkan-Guide Andi befand sich am Merapi auf Beobachtungsposten, als der pyroklastische Strom abging. Er teilte mir mit, dass der Abgang ohne Vorwarnung erfolgte und überraschend kam. Vorzeichen hätte es nicht gegeben. Er empfand den pyroklastischen Strom als gewaltig und war froh noch am Leben zu sein, da die Glutwolke im Nachbartal abging und er nur durch einen Grat von dem Strom getrennt war. Opfer gab es offenbar nicht zu beklagen, denn der Strom floss über den Hang innerhalb des Sperrgebiets. Der Alarmstatus des Vulkans stand noch auf „3“.

Das VSI/MAGMA registrierte bis heute Abend 18 Uhr Ortszeit 29 seismische Signale, die mit Abgängen pyroklastischer Ströme assoziiert waren. Sie dauerten zwischen 87 und 459 Sekunden an und hatten Amplituden zwischen 30-75 mm. Angaben über die Gleitstrecken wurden bislang nicht gemacht. Darüber hinaus wurden innerhalb von 6 Stunden 69 Abgänge von Schuttlawinen registriert. Obwohl die beiden Lavadome zuletzt nicht wuchsen, war und ist die seismische Aktivität erhöht. Besonders auffällig sind die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben, die sich jeden Tag unter dem Vulkan ereignen. So könnte eine neue Magmaintrusion den Kollaps des Doms ausgelöst haben.

Dem letzten Wochenbericht vom BPPTKG war zu entnehmen gewesen, dass die beiden Lavadome im Krater des Merapis Volumina von 1.598.700 Kubikmetern (Südwestkuppel) und 2.267.400 (zentraler Dom) Kubikmetern hatten. In den letzten Wochen sind sie praktisch nicht mehr gewachsen.

Was nun letztendlich den partiellen Kollaps des Lavadoms verursachte, ist unbekannt. Neben der erwähnten Magmaintrusion könnte der Dom einfach instabil geworden sein. Vor 3 Tagen gab es ein Erdbeben Mb 4,3 vor der Küste der Merapi-Region. Möglicherweise destabilisierten die Erschütterungen den Dom zusätzlich.