Island: Vulkanausbruch, Erdbeben und Bodenhebung

Der Vulkanausbruch aus Island geht weiter – Neue Erdbeben bereiten Sorgen

Auf Island dauert der Vulkanausbruch bei Svartsengi weiter an, jedoch lässt sich ein leicht rückläufiger Trend beobachten. In den letzten Tagen hat der Tremor etwas nachgelassen und entsprechend hat sich der Lavaausstoß verringert. Dennoch brodelt die Lava immer noch im Krater auf der Sundhnukar-Spalte, und es wird weiterhin ein Lavastrom gefördert. MIROVA zeigt eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW an.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort und bleibt im Großen und Ganzen konstant. Seit Beginn des Ausbruchs hat sich der Boden um fast 8 Zentimeter gehoben, und es fehlen nur noch etwa 2 Zentimeter bis zur Parität mit dem Niveau vor dem Ausbruch. Es wird also weiterhin Magma in die flach gelegenen Reservoirs unter Svartsengi gefördert.

Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson spekuliert in einem Interview mit MBL darüber, dass der Ausbruch in den nächsten zwei Wochen enden könnte, und dass sich wahrscheinlich eine weitere Eruption entwickeln wird, ähnlich wie wir es seit dem letzten Herbst bereits vier Mal gesehen haben. Er schließt jedoch auch nicht aus, dass eine mehrjährige Pause eintreten könnte. Es ist natürlich auch denkbar, dass sich der Ausbruch an eine andere Stelle auf Reykjanes verlagert. Die an Sundhnukar angrenzenden Eruptionsspalten wie Eldvörp oder das Krýsuvík-System wären dafür prädestiniert, wo gestern wieder mehrere Erdbeben auftraten.

Was die Erdbeben betrifft: Gestern gab es wieder zahlreiche, die sich auf verschiedene seismisch aktive Zonen Islands verteilten. Besonders betroffen waren Grímsvötn/Bardarbunga unter dem Vatnajökull, das Askja-System und die Tjörnes-Fracture-Zone. Þorvaldur Þórðarson sieht die Gefahr, dass auch Vulkane jenseits der Reykjaneshalbinsel aktiv werden könnten, und wies darauf hin, dass einige Vulkane statistisch gesehen für einen Ausbruch fällig wären. Dazu zählen Grímsvötn, Askja und Katla. Den Vulkan Hekla erwähnte der Vulkanologe nicht, dennoch zählt er zu den isländischen Vulkanen, die ebenfalls wieder fällig wären.

Immobilienpreis auf Island steigen kräftig

Auf Reykjanes bleiben die Probleme bestehen, und vor allem sorgt man sich um die Bewohner von Grindavik. Viele Betroffene, deren Häuser durch die Erdbewegungen im Stadtgebiet unbewohnbar geworden sind, warten weiterhin auf Zahlungen von den Versicherungen, ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Darüber hinaus haben auch viele andere Bewohner der Stadt beschlossen, sie zu verlassen. Infolgedessen steigen die Miet- und Immobilienpreise auf Island kräftig, was sich natürlich auf den Gesamtmarkt auswirkt.

Ruang eruptiert hochaufsteigende Aschewolken

Staat: Indonesien| Koordinaten: 2.3, 125.37 | Aktivität: Ascheeruption

Vulkan Ruang spie Vulkanasche bis auf 16 Kilometer Höhe aus – Flughafen von Manado gesperrt

Die Eruptionen des Vulkans Ruang setzten sich gestern fort und steigerten ihre Intensität noch einmal. Das VAAC Darwin brachte eine VONA-Meldung heraus, nach der Vulkanasche in mehr als 16.000 m Höhe detektiert worden war. Für den Flugverkehr herrscht Alarmstufe „Rot“ und vorsorglich stellte der Flughafen von Manado auf Sulawesi seinen Betrieb ein. Die Sperrzone um den Ruang wurde auf 6 Kilometer erhöht und es wurden nun auch Ortschaften auf der Nachbarinsel Tagulandang evakuiert. Insgesamt sind nun mehr als 6000 Menschen vor dem wütenden Vulkan in Sicherheit gebracht worden. Medienberichten zufolge wurde Tsunamialarm gegeben, weil ein Kollaps der Vulkanflanke befürchtet wird, doch auf der Seite des PVMBG ist nur der Hinweis zu lesen, dass Felsbrocken, die in den Ozean stürzen, Tsunamis auslösen könnten. Eine echte Tsunamiwarnung kann ich nicht entdecken.

In den Tätigkeitsberichten vom VSI liest sich die Angelegenheit weniger dramatisch, denn hier wird von Aschewolken berichtet, die nur bis zu 3000 m über Kraterhöhe aufgestiegen sein sollen. Mit keinem Wort werden die heftigen vulkanischen Gewitter beschrieben, die auf Fotos und Videos dokumentiert wurden. Dennoch wird auch hier vor Pyroklastika gewarnt, die bis in 5 Kilometern Entfernung vom Krater niedergehen könnte.

Die größte Gefahr, die ich sehe, ist die Entstehung pyroklastischer Dichteströme, die im Falle eines Eruptionswolkenkollaps weitaus größere Entfernungen zurücklegen könnten, als der Radius des Sperrgebietes vermuten lässt.

Bemerkenswert ist nicht nur die Stärke der Eruption, sondern auch ihre rapide Evolution: Scheinbar aus dem Nichts ging der Ruang von Null auf Hundertachtzig! Es dürfte sich um den schnellsten Magmenaufstieg aus größerer Tiefe in den letzten Jahrzehnten gehandelt haben. Hier ist es tatsächlich denkbar, dass die beiden tektonischen Erdbeben vor der Eruption diese ausgelöst haben. Es stellt sich nun die Frage, woher das Magma kommt. Hatte es sich langsam und schleichend in einem Magmenkörper in ca. 5 Kilometern Tiefe akkumuliert, oder sollte es aus einer Magmenansammlung in der Asthenosphäre stammen? Die seismischen Daten der letzten Monate ließen auf jeden Fall keinen Rückschluss darüber vor, dass sich so ein heftiger Vulkanausbruch zusammenbraute. Die Situation ist bestenfalls mit jener am Vulkan Chaiten in Chile zu vergleichen. Dort wuchs nach der initialen Eruptionsphase im Jahr 2008 ein Lavadom im Krater.



Campi Flegrei: Signifkante Aktivitätserhöhung

Über 240 Erschütterungen in einer Woche – Bodenhebung beschleunigte sich während Schwarmbeben unter Campi Flegrei

In den letzten Tagen gab es unter dem Calderavulkan Campi Flegrei weitere Erdbeben, die im Zusammenhang mit dem Bradyseismos standen. Die Erschütterungen bildeten zusammen einen Erdbebenschwarm, der erst gestern Abend abflaute. Die Mehrzahl der Erdbeben hatte geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen im Bereich des Hydrothermalsystems. Das stärkste Beben gestern hatte eine Magnitude von 2,5 und einen Erdbebenherd in 2,6 Kilometern Tiefe. Wie schon in den Tagen zuvor scheinen die stärkeren Erschütterungen vulkanotektonischen Ursprungs zu sein und entstanden infolge von aufsteigenden magmatischen Fluiden, die sich ihren Weg durch das Deckgestein der Caldera bahnten, wobei es zu Rissbildung gekommen ist.

Von besonderem Interesse ist diesmal das Wochenbulletin des INGV für den Beobachtungszeitraum 8. bis 14. April 2024. Dort ist zu lesen, dass es in dieser Woche 242 Erdbeben gab. Das Heftigste hatte eine Magnitude von 3,7 und war bis zum Golf von Neapel zu spüren gewesen. Wie es auch schon während des starken Erdbebenschwarms im September letzten Jahres der Fall gewesen war, beschleunigte sich während des Höhepunkts der seismischen Aktivität die Bodenhebung signifikant. Während des Zeitraums 9. bis 10. April wurde an der Station RITE ein Bodenanstieg von etwa 10 mm registriert. Danach kehrte die Bodenhebung wieder zu ihrer vorherigen Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat zurück. Einen Anstieg erlebte ebenfalls die Gastemperatur: An der Pisciarelli-Fumarole betrug sie in 5 Metern Entfernung zur Hauptfumarole 96 Grad. Ein Anstieg um 2 Grad.

Am Wochenende wurden in den sozialen Medien Fotos der Solfatara veröffentlicht, die ungewöhnlich schwache Entgasungen zeigten. Hier könnte es sein, dass besondere meteorologische Bedingungen die sonst übliche Kondensation der Gase zu Dampf verhinderten, oder es fanden tatsächlich weniger Entgasungen statt. Das bringt mich zu dem Gedanken, dass Aufstiegswege verstopft sein könnten oder dass der Vulkan erstmal sein Pulver verschossen hat.

Offenbar wurden Bodenhebung und Erdbeben durch eine Blase heißer Fluide ausgelöst, die aus größerer Tiefe aufgestiegen sind. Nun stellt sich die Frage, was in größerer Tiefe passierte. Sammelte sich die Fluidblase unter der Deckschicht, bis ein kritischer Wert überschritten wurde, damit Gas und Tiefenwässer aufsteigen konnten, oder wurde der Aufstieg durch einen Blubb frischen Magmas verursacht, der in dem Magmenkörper Eindrang, der in 4 bis 5 Kilometern Tiefe vermutet wird? Wir wissen es nicht! Auch wenn kein Grund zur Panik besteht, darf man durchaus etwas beunruhigt sein, dass die Bodenhebungsphase letztendlich in einem Vulkanausbruch gipfeln könnte.



Ruang: Explosive Eruption erzeugt vulkanisches Gewitter

Starke Explosionen am Ruang erzeugten vulkanische Gewitter – Vulkanasche in fast 14 Kilometern Höhe

Am indonesischen Inselvulkan Ruang brach innerhalb weniger Stunden eine starke Eruption aus, bei der Vulkanasche auf fast 14 Kilometer Höhe ausgestoßen wurde. Videos zeigen rotglühende Tephra und Vulkanasche, die aus dem Krater geschleudert wurden, sowie die zuckenden Blitze eines vulkanischen Gewitters, das sich in der Eruptionswolke gebildet hatte. Zwei Ortschaften am Fuß des Vulkans mussten evakuiert werden.

Besonders bemerkenswert ist die schnelle Entwicklung der Eruption: Am 13. April wurden einige vulkanotektonische Erdbeben registriert. Zwei Tage später nahm die Erdbebentätigkeit dramatisch zu, als über 150 dieser Erdbeben verzeichnet wurden. Innerhalb der letzten 24 Stunden gab es einen weiteren bedeutenden Anstieg der Seismizität, wobei 374 vulkanische Erdbeben registriert wurden. Der Alarmstatus der Vulkanampel wurde gestern eilig von „Grün“ über „Gelb“ auf „Orange“ und schließlich auf „Rot“ erhöht.

Zwei massive Explosionen ereigneten sich heute Nacht um 1:08 Uhr indonesischer Zeit und erzeugten seismische Signale von 740 und 840 Sekunden Dauer mit einer Maximalamplitude von 55 mm.

Augenzeugenberichten zufolge begann die Eruption von dröhnenden Geräuschen begleitet zu werden. Die beiden Dörfer Laingpatihe und Pumpente, die sich auf dem Inselvulkan befinden und von insgesamt 838 Menschen bewohnt werden, wurden schnell evakuiert und die Bewohner in Evakuierungszentren in den Nachbargemeinden untergebracht.

Lokalmedien veröffentlichten Aussagen des Leiters der indonesischen Vulkanologiebehörde PVMBG, Heru Ningtyas. Er vermutet, dass die Aktivität des Vulkans durch die beiden starken Erdbeben ausgelöst wurde, die am 9. und 14. April in der Molukkensee stattfanden und jeweils eine Magnitude im Bereich von Sechs hatten.

Ningtyas wies auf die gesundheitlichen Risiken hin, die mit dem Einatmen von Vulkanasche verbunden sind, und forderte die Bewohner im Umkreis von 4 Kilometern auf, Atemmasken zu tragen.

Die Insel Ruang bildet eine kleine Vulkaninsel vor der etwas größeren Insel Thulandang im Sangihe-Archipel, nördlich von Sulawesi und in Richtung der Philippinen. Bekannter als der Ruang ist der Vulkan Karangetang auf Siau, der sich eine Insel weiter nördlich befindet und bereits häufiger Erwähnung gefunden hat. Ruang reagierte bereits im Jahr 2022 auf ein stärkeres Erdbeben in der Molukkensee, damals blieb es jedoch bei einem Anstieg vulkanotektonischer Erdbeben.

Ruang eruptiert Aschewolke am 16. April

Staat: Indonesien| Koordinaten: 2.3125.37 | Aktivität: Ascheeruption

Indonesischer Vulkan Ruang erwacht im Sangihe-Archipel und eruptiert Vulkanasche

In Indonesien hat der 725 m hohe Vulkan Ruang eine kleine Ascheeruption erzeugt. Das geht aus einer VONA-Warnung des VAAC Darwin hervor. Demnach sichteten Vulkanbeobachter am Grund eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 1200 m aufstieg und sich in Richtung Südwesten bewegte. Auf Satellitenfotos tauchte die Aschewolke aber nicht auf.

Die Aktivität könnte eine Reaktion auf das gleiche Erdbeben sein, das möglicherweise auch für die größere Eruption am Ibu verantwortlich ist, über die ich heute Morgen schrieb. Der Ruang bildet einen Inselvulkan im Sangihe-Archipel der nördlichen Molukken.

Bereits heute Nacht hatte die Geologische Agentur des Ministeriums für Energie und Bodenschätze eine Zunahme der vulkanisch bedingten seismischen Aktivität am Mount Ruang festgestellt.

Muhammad Wafid, Leiter der Geologischen Agentur, erklärte, dass der Anstieg der Aktivität in Folge von tektonischen Erdbeben erfolgte, die Nord-Maluku am 9. und 14. April 2024 erschütterten.

„Am 15. April 2024 wurde immer noch eine vorherrschende vulkanische Aktivität festgestellt, die durch entfernte tektonische Erdbeben beeinflusst wurde. Jedoch verzeichneten wir nach diesen tektonischen Ereignissen einen Anstieg der Anzahl von vulkanisch-bedingten seismischen Ereignissen in tieferen Bereichen des Mount Ruang“, erklärte er in einem Bericht.

Am 10. April 2024 wurden vier tiefe vulkanische Beben registriert. In den folgenden Tagen nahm die Seismizität konstant zu. Gestern wurden insgesamt 146 tiefe vulkanische Erdbeben verzeichnet.

„Die potenzielle Gefahr, die vom Mount Ruang ausgehen könnte, besteht in einem explosiven Ausbruch“, warnte der Leiter der oben genannten Behörde. Aktuell sieht es so aus, als könnte der Wissenschaftler Recht behalten.

Seine Eruptionsgeschichte konnte seit dem Jahr 1808 dokumentiert werden und weist Eruptionsintervalle von einem bis 30 Jahren auf. Der letzte Ausbruch ereignete sich im Jahr 2002, begleitet von heißen Wolken, die Schäden an Land und Siedlungen verursachten und die Evakuierung der Bewohner an sicherere Orte erzwangen.

Die derzeitige Aktivitätsstufe des Mount Ruang beträgt Stufe I oder Normal. Die Regierung empfiehlt der Öffentlichkeit, wachsam zu sein und sich nicht den aktiven Kratern zu nähern, nicht in Gebieten mit aktiven Kratern zu übernachten und sich nicht den Gaseintrittslöchern in der Nähe der Krater zu nähern, um die potenzielle Gefahr giftiger Gase zu vermeiden.

Es besteht übrigens Verwechslungsgefahr mit dem Raung, der ähnlich geschrieben wird, aber auf Java liegt – ähnlich wie man Merapi und Marapi häufig verwechselt.

Island: Magmakammer liegt flacher als gedacht

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Neues Modell zum Magmenkörper

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet weiter. Die Aktivität scheint leicht zu fluktuieren, denn wenn man durch die Aufzeichnungen der Livestream-Aufzeichnungen scrollt, erkennt man Phasen mit intensiverer Spatter- und Lavastromtätigkeit, die sich mit ruhigeren Phasen abwechseln. Der Tremor ist relativ stabil, allerdings gab es parallel zu den Schwarmbeben der letzten Tage ein paar Turbulenzen, als das niedrige Frequenzband anzog und eine Zeit lang über dem mittleren Frequenzband lag. Das für den vulkanischen Tremor relevante Frequenzband 2-4 Hz zeigt aber nur geringe Schwankungen. Die Bodenhebung bei Svartsengi kam infolge des Erdbebenschwarms scheinbar ein wenig ins Stocken, wobei es auch sein kann, dass einfach die Messgenauigkeit variierte. Interpoliert man den Verlauf des Graphen, so zeigt sich die Bodenhebung stetig: Seit Eruptionsbeginn beträgt sie ca. 70 mm. Die Bodenhebung findet statt, weil mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt, als am Vulkan eruptiert wird.

Interessant ist ein neues Modell des Speicher und Fördersystems des Magmas, das jüngst von der Forschern der schwedischen Universität Uppsala veröffentlicht wurde. Demnach stammt das Magma, dass bei den Eruptionen der Sundhnukar-Kraterreiche gefördert wird und sich vorher unter Svartsengi akkumuliert aus einem großen Magmenkörper in größerer Tiefe, der sich unter Fagradalsfjall gebildet hat. Dieser Magmenkörper soll sich zwischen 8 und 12 Kilometern Tiefe befinden und nicht -wie bisher angenommen- in mehr als 15 Kilometern. Von diesem Magmenkörper zweigt seitlich ein Schlot ab, der sich für das flacher gelegene Reservoir unter Svartsengi verantwortlich zeigt. Dieser Magmenkörper soll sich in Tiefen von 2-5 Kilometern befinden und fördert das Magma durch einen schräg aufsteigenden Schlot in Richtung Sundhnukar. Die Schmelze, die bei den Fagradalsfjall-Eruptionen gefördert wurde, stieg demnach ohne weitere Zwischenstopps direkt aus dem tiefen Magmenkörper auf.

Dieses Modell würde auch erklären, warum das Krysuvik-System so unter Spannungen gerät, dass sich dort Erdbebenschwärme ereignen. Klar ist aber auch, dass es sich nur um ein Modell handelt. Eine andere Vorstellung ist, dass sich in der Asthenosphäre unter Reykjanes an mehreren Stellen Magmen bilden, die durch die jeweiligen Risssysteme aufsteigen, wobei es natürlich auch zur Zwischenspeicherung in mittleren und geringen Tiefen kommen kann.

Ibu mit größerer Eruption am 16. April

Indonesischer Vulkan Ibu eruptiert Aschewolke 2000 m hoch – Erdbeben ging voran

Auf der indonesischen Insel Halmahera kam es heute um 09:13 Uhr WIT zu einem Vulkanausbruch, der größer war als die alltäglichen Eruptionen des Vulkans. Einer Meldung des VSI zufolge kam es zu einer Explosion, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3325 m über dem Meeresspiegel katapultierte. Das entspricht vom Kraterrand aus gemessen einer 2000 m hohen Aschewolke. Es wurde beobachtet, dass die Aschesäule eine graue Farbe mit mäßiger bis dichter Intensität hatte. Der Ausbruch erzeugte ein seismisches Signal mit einer maximalen Amplitude von 28 mm und einer Dauer von 178 Sekunden.

Die Eruption könnte im Zusammenhang mit deinem Erdbeben vom 9. April stehen, das eine Magnitude von 6,4 hatte und sich in der Molukkensee vor Halmahera ereignete. In dem Bericht zum Beben wies ich darauf hin, dass die Erschütterung sich auf die Vulkane der Region auswirken könnte. Eine wissenschaftliche Bestätigung dieser Korrelation gibt es allerdings nicht. So könnte es auch einfach nur Zufall gewesen sein, dass sich gut eine Woche nach dem Beben eine Explosion zutrug, die stärker als die Üblichen war.

Auffällig ist, dass es seit Ende März einen Rückgang der eruptiven Tätigkeit des Vulkans gegeben hat und nur noch wenige tägliche Explosionen registriert werden. Dafür nahm die seismische Tätigkeit des Vulkans zu und verdoppelte sich fast. An manchen Tagen werden mehr als 500 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Es könnte sein, dass die Aufstiegswege des Magmas teilweise blockiert sind bzw. dass der Lavadom, der im Krater wächst, einen Förderschlot verstopfte. Die erhöhte Seismizität deutet auf stärkeren Magmenaufstieg hin, und es ist möglich, dass der Dom stärker wächst. Visuelle Beobachtungen fehlen allerdings. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass das viele Wasser der Regenzeit den Vulkan beeinflusst.

In Sichtweite des Vulkans Ibu befindet sich der Dukono. Er ist ebenfalls daueraktiv und zeigt seit Februar einen Rückgang der eruptiven Tätigkeit.

Merapi mit Aktivitätssteigerung im April

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismizität am Merapi zog im April deutlich an – Schuttlawinen und ein pyroklastischer Strom

Seit Ende März nahm die Seismizität am indonesischen Vulkan Merapi wieder deutlich zu. An den meisten Tagen wurden mehr als 50 vulkanisch-bedingte Erdbeben detektiert, nachdem es in der zweiten Märzhälfte meistens weniger als 10 Beben gab. Spitzenreiter war der 9. April, an dem sich ca. 125 Beben manifestierten. Bei den meisten Beben handelt es sich um Hybriderdbeben, es gab aber auch vulkanotektonische Erschütterungen. Die seismischen Signale, die durch Schuttlawinen und Entgasungen verursacht wurden, sind nicht mitgerechnet. Abgänge von Schuttlawinen und Steinschlägen gibt es am Tag um die 50, was halb so viel ist, wie man in den letzten Monaten zu Spitzenzeiten registrierte. Unter den Abgängen befanden sich in der letzten Woche 103 glühende Schuttlawinen, die bis zu 1800 m weit rollten, und ein pyroklastischer Dichtestrom kleineren Ausmaßes.

Die Abgänge führten zu Veränderungen in der Morphologie der Lavadome, wovon überwiegend der südwestliche Dom betroffen war. Neue Messungen der Volumina mit Hilfe von Luftbildanalyse ergaben, dass der zentrale Lavadom derzeit  ein Volumen von 2.358.200 Kubikmeter hat, während der Lavadom im Südwesten 2.054.600 Kubikmeter erreicht. Zum Vergleich: Am 10. Januar 2024 wurde das Volumen der südwestlichen Kuppel mit 2.663.300 Kubikmeter angegeben und das der mittleren Kuppel mit 2.358.400 Kubikmeter. Man sieht, dass der mittlere Dom sich nur minimal verändert und praktisch inaktiv ist, während der südwestliche Dom mehr als 300.000 Kubikmeter Volumen eingebüßt hat.

Die aktuell registrierten Erdbeben stehen sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit Magmenaufstieg, wobei sich die Frage stellt, ob das Magma bereits als Lava am Dom austritt und diesen wieder wachsen lässt, oder ob es sich noch in größerer Tiefe befindet. Leider geben die VSI-Erdbebenstatistiken keine Informationen über die Tiefe der Erdbebenherde her.




Weitere Vulkane Indonesiens sind aktiv und das VAAC Darwin hat in den letzten 24 Stunden VONA-Meldungen zu sechs Vulkanen herausgebracht. Darunter befinden sich Marapi, Lewotobi und Lewotolok. Mehr später in den Kurznews in der Seitenleiste bzw. am Ende der Seite.

Taal mit mehreren phreatischen Eruptionen

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Phreatisch

Vulkan Taal auf den Philippinen erzeugte mehrere Dampferuptionen am Wochenende – Tremor registriert

Auf der Philippineninsel Luzon ist der Taal wieder aktiver geworden. Nachdem er bereits am Freitagmorgen eine phreatische Eruption erzeugt hatte, legte der dampfende Feuerberg seitdem eine überzeugende Performance hin und generierte insgesamt 6 phreatische Eruptionen. Fünf der dampfgetriebenen Ausbrüche wurden am Samstag im Bericht der letzten 24 Stunden gemeldet. Sie dauerten zwischen 1 und 5 Minuten und ließen Eruptionswolken bis zu 2400 m Höhe aufsteigen. In diesem Zeitraum gab es  auch die meisten vulkanotektonischen Erdbeben der letzten Wochen, denn davon wurden 15 registriert. Außerdem gab es sechs Tremorphasen, die zwischen 2 und 4 Minuten anhielten. Am Sonntag wurde über eine Dampfexplosion berichtet und Dampf erreichte eine Höhe von 1800 Metern. Außerdem gab es einen 6 Minuten langen Tremor. Rückläufig ist hingegen der Ausstoß an Schwefeldioxid, der sich gegenüber der Vorwoche halbierte und noch 4700 Tonnen betrug. Das Wasser des Kratersees auf Volcano Island ist verfärbt und stark turbulent aufgewühlt.
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PHILVOLCS belässt die Warnstufe auf „1“ und erinnert daran, dass der Zugang zu Volcano Island gesperrt ist. Trotz der Aktivitätszunahme scheint man nicht besorgt zu sein, dass es spontan einen größeren Vulkanausbruch geben könnte, denn dann hätte man die Alarmstufe erhöht. Dennoch könnte sich die Situation relativ schnell weiterentwickeln und man muss mit Ascheeruptionen rechnen, die wenigstens so stark sein können, dass sie tief fliegende Flugzeuge gefährden, die den Flughafen von Manila ansteuern. Die Gefahr ist insofern realistisch, als dass sich der Boden im Bereich von Volcano Island seit Monaten hebt, während er sich im restlichen Calderabereich abzusenken scheint. Auch wenn es zu einem normalen Vulkanausbruch kommen könnte, scheint die Gefahr einer großen Eruption der Caldera in den letzten Jahren abgenommen zu haben.