Afghanistan: Starkes Erdbeben M 6,3 fordert Menschenleben

Erdbeben M 6,3 im Norden Afghanistans. © EMSC/Leaflet

Erdbeben erschüttert Nord von Afghanistan – mindestens 20 Tote, hunderte Verletzte

Datum: 02.11.2025 | Zeit: 20:29:01 UTC | Koordinaten 36.617 ; 67.539 | Tiefe: 25 km | Mw 6,3

Der Norden Afghanistans wurde in der Nacht zum 3. November 2025 von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Nach Angaben der Erdbebendienste ereignete sich das Beben um 20:28 UTC (00:58 Ortszeit) in einer Tiefe von 25 Kilometern (Angaben der Herdtiefen variieren zwischen 10 und 28 Kilometern), rund 45 Kilometer östlich von Mazār-e Sharīf und 20 Kilometer südwestlich von Khulm. Das Epizentrum lag damit in einer dicht besiedelten Region an der Grenze der Provinzen Balkh und Samangan. 




Moschee

Erste Berichte sprechen von mindestens 20 Todesopfern und über 300 Verletzten. Zahlreiche Gebäude, darunter Wohnhäuser aus Lehmziegeln, stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Auch Teile der historischen Blauen Moschee in Mazār-e Sharīf wurden in Mitleidenschaft gezogen und bekamen Risse. Bilder zeigen zudem abgeplatztes Mauerwerk und Putz, die zu Füßen der Moschee liegen. In den umliegenden Bergregionen kam es zu Felsstürzen, die Straßen blockierten und Hilfseinsätze erschwerten. Da viele abgelegene Dörfer noch nicht erreicht werden konnten, rechnen Behörden mit steigenden Opferzahlen.

Das Beben manifestierte sich entlang einer lokalen Störungszone südlich der Herat-Verwerfung, einer bedeutenden, rechtsseitig versetzten Scherzone, die sich über den Westen und die Mitte Afghanistans erstreckt. Die betroffene Nebenstörung steht in tektonischem Zusammenhang mit der fortgesetzten Kollision der Indischen und Eurasischen Platte. Während sich die Indische Platte mit etwa vier Zentimetern pro Jahr nordwärts schiebt, wird die eurasische Kruste in dieser Region zusammengestaucht und lokal verschoben. Dabei entstehen zahlreiche Überschiebungen und Scherzonen, die regelmäßig schwere Erdbeben auslösen.

Das aktuelle Ereignis unterstreicht die anhaltend hohe seismische Gefährdung Nordafghanistans, wo schwache Bauweisen, marode Infrastruktur und bergiges Gelände die Auswirkungen solcher Beben oft verstärken. Rettungsteams der Vereinten Nationen und der Taliban-Regierung sind im Einsatz.