Schwarmbeben südlich der Insel São Miguel auf den Azoren – Mehr als 20 Erdbeben detektiert
Ponta Delgada, 07.06.2025 – Südlich der größten Insel der Azoren manifestiert sich ein Erdbebenschwarm, der sich bis jetzt aus 28 Erschütterungen zusammensetzt. Die Magnituden liegen zwischen 3,2 und 2,0, wobei es möglicherweise auch schwächere Erschütterungen gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden. Die meisten Erdbebenherde liegen in Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern und damit ungewöhnlich flach.

Die Erdbeben sind sehr wahrscheinlich tektonischer Natur, könnten aber auch mit einer Magmenintrusion im Zusammenhang stehen, denn die Azoren sind vulkanischen Ursprungs. Zugleich erstreckt sich das Archipel entlang einer tektonischen Plattengrenze, wo gleich drei Kontinente aufeinandertreffen: Afrika, Eurasien und Nordamerika. Südlich von São Miguel, der größten der Azoreninseln, verläuft die North-Azores-Fracture-Zone, die wahrscheinlich für die Erschütterungen verantwortlich ist.
Der Vulkanismus auf São Miguel ist noch sehr lebendig und es ist gerade erst einmal 10.000 Jahre her, dass die beiden Inselteile im Osten und Westen eruptiv zusammenwuchsen. Die Spuren des Vulkanismus sind noch allgegenwärtig und manifestieren sich u.a. in heißen Quellen und Fumarolen. Zuletzt ausgebrochen ist vor gut 5000 Jahren der Calderavulkan Água de Pau im Zentrum von São Miguel. Im Jahr 2018 gab es in der Region ein starkes Schwarmbeben und man befürchtete schon, dass der Vulkan ausbrechen könnte, was aber nicht eintrat.
Die Azoren gehören politisch gesehen zu Portugal und sind über die Azoren-Gibraltar-Riftzone mit dem europäischen Kontinent tektonisch verbunden. Auffällig ist, dass es am Ostende der Riftzone, unmittelbar vor Gibraltar, in der letzten Woche ebenfalls häufig zu schwachen Erdbeben kam. Die Erschütterungen setzten sich bis ins westliche Mittelmeer fort, wo es heute bei Malaga mehrere Erdbeben gab. Das stärkste hatte ebenfalls eine Magnitude von 3,2, lag aber mit 22 Kilometern relativ tief.