Hormus: Rote Fluten und Küsten nach Starkregen

Blutrote Fluten und Küsten: Das faszinierende Naturschauspiel auf der Insel Hormus

In den letzten Tagen sorgte ein spektakuläres Naturphänomen auf der iranischen Insel Hormus für weltweites Aufsehen: Nach ungewöhnlich heftigen Regenfällen färbte sich das sonst türkisfarbene Wasser des Persischen Golfs an den Küsten der Insel in ein intensives, fast blutrotes Purpur. Dieses eindrucksvolle Phänomen wurde von Medien und Social-Media-Nutzern gleichermaßen begeistert aufgegriffen, doch was steckt dahinter?



Hormuz

Der Grund für die dramatische Farbveränderung liegt in der besonderen Geologie von Hormus (internationale Schreibweise Hormuz) und den meteorologischen Bedingungen der vergangenen Tage. Die Insel ist bekannt für ihre reichen Mineralvorkommen, allen voran Eisenoxid in Form von Hämatit, das den Boden in leuchtenden Rottönen erstrahlen lässt. Starke Regenfälle, wie sie zuletzt durch das Tiefdruckgebiet „Byron“ ausgelöst wurden, dass uns hier auf Vnet bereits mehrfach beschäftigte, spülten große Mengen dieses eisenhaltigen Bodens von den Hügeln der Insel direkt ins Meer. Dort vermischten sich die mineralischen Partikel mit dem Meerwasser und färbten die flachen Küstengewässer in auffälligem Rot.

Das Tief Byron hatte in den vergangenen Tagen mehrfach für feuchte Luftmassen und ungewöhnlich starke Niederschläge in ansonsten eher trockenen Regionen gesorgt. Mit Niederschlagsmengen von bis zu 100 Millimetern – das ist etwa das Fünffache des üblichen Monatsdurchschnitts – brachte das Tief so viel Regen in den Persischen Golf, dass der eisenreiche Boden besonders stark erodiert wurde. Dadurch konnte das charakteristische „Blutregen“-Phänomen entstehen, das sowohl Naturliebhaber als auch Wissenschaftler fasziniert.

Hormus selbst ist geologisch ein außergewöhnlicher Ort: Die Insel entstand vor rund 15 bis 20 Millionen Jahren durch eine Kombination aus vulkanischer Aktivität, tektonischer Anhebung und der Ablagerung von Sedimenten in einem flachen, verdunstungsreichen Meeresbecken. Die daraus resultierende Vielfalt an Mineralien – von Eisenoxiden über Gips und Schwefel bis hin zu Salzen – prägt die farbenfrohe Landschaft, die Hormuz auch als „Regenbogeninsel“ berühmt gemacht hat.

Neben seiner natürlichen Schönheit spielt der Persische Golf, in dessen Gewässern Hormus liegt, eine enorme strategische Rolle. Als wichtige Transportader für rund ein Fünftel des weltweiten Erdöls ist die angrenzende Straße von Hormuz eine der sensibelsten und meistbeachteten Seewege der Welt. Die Kontrolle über diese Passage ist geopolitisch von großer Bedeutung und beeinflusst die Sicherheit und Stabilität der gesamten Region.

Das Naturereignis auf Hormus verbindet so eindrucksvoll die Themen Umwelt, Geologie, Wetter und geopolitische Bedeutung – und zeigt, wie eng Naturphänomene und Menschengeschichte miteinander verwoben sind.