Island: Hauptstadtregion mit neuer Realität konfrontiert

Neue Realität für die Hauptstadtregion diagnostiziert – Vorbereitungen auf Vulkanausbrüche bei Reykjavik laufen

Die Erdbebentätigkeit auf Island konzentriert sich seit dem Wochenanfang auf den Norden der Insel, wo es im Bereich der TFZ zu einem starken Schwarmbeben gekommen ist. Bis zum Morgen gab es mehr als 1400 Erschütterungen. Langsam klingt die Aktivität aber ab.

Mit dem Beginn der Erdbeben vor der Nordküste ging die Seismizität im Süden Islands zurück. Ob es da einen Zusammenhang gibt oder ob es sich um eine Zufälligkeit gehandelt hat, ist ungeklärt. Die meisten Seismologen würden wohl sagen, dass es keinen Zusammenhang gibt.

Auf der Reykjaneshalbinsel gab es innerhalb von 48 Stunden 30 Erdbeben. Nicht nur die Erdbebentätigkeit hat nachgelassen, sondern auch die Bodenhebung. Einige Messungen zeigen sogar einen kompletten Stillstand der Hebung an, doch ich gehe noch davon aus, dass es sich um die bekannten Schwankungen der Messgenauigkeiten handelt, und würde nicht gleich Entwarnung geben. Die Messungen der nächsten Tage werden zeigen, ob sich die Heberate tatsächlich signifikant verändert hat.




Neue Gefahreneinschätzung für die Hauptstadtregion

Einer neuen wissenschaftlichen Gefahreneinschätzung nach zu urteilen, sieht es nach einer allgemeinen Entwarnung für die Reykjaneshalbinsel nicht aus – im Gegenteil: Jón Viðar Matthíasson, Leiter des Katastrophenschutzkomitees, meinte gestern gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV, dass man sogar in der Hauptstadtregion vor einer neuen Realität stehe und Kommunen und Bürger aufgefordert seien, sich auf Vulkanausbrüche nahe oder sogar in Reykjavik vorzubereiten.

Der Katastrophenschutzausschuss warnt vor erheblichen Risiken durch Lavaströme, Erdbeben, Gasausbrüche und Ascheregen. Besonders betroffen könnten südliche Stadtteile wie Vellir in Hafnarfjörður sein. Experten schließen jedoch nicht aus, dass Lava bei Ausbrüchen der Vulkansysteme Brennisteinsfjöll oder Krýsuvík sogar bis in nördlichere Teile der Hauptstadtregion vordringt – etwa ins Elliðaárdalur-Tal in Reykjavík.

Die Behörden warnen auch vor tektonischen Verwerfungen, die mitten durch bebaute Gebiete verlaufen – darunter Urriðaholt in Garðabær, der Osten von Kópavogur sowie Grafarholt in Reykjavík. Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Geothermieanlagen sind möglich. Auch Evakuierungen innerhalb der Region werden im Ernstfall in Betracht gezogen.

Aktivitätsphasen auf Reykjanes liefen nach dem gleichen Muster ab

Zu diesem Schluss gelangten die Experten durch weitere Untersuchungen historischer Eruptionen auf Reykjanes. Sie bestätigten, dass die Aktivitätsphasen auf Reykjanes immer nach einem ähnlichen Muster abliefen und sich innerhalb von einigen Jahrzehnten sämtliche großen Spaltensysteme der Halbinsel aktivierten. Neben den bereits ausgebrochenen Spaltentsystemen von Fagradalsfjall und Svartsengi gab es auch Eruptionen und Erdbeben bei Eldvörp und Hengill. Auch schwere Erdbeben bis Magnitude 6,5 sind möglich – besonders auf Reykjanes und in Südisland.

Der Katastrophenschutzausschuss betont die Bedeutung von Vorbereitung und hat bereits mit der Ausbildung kommunaler Notfallteams begonnen. Ziel ist es, im Ernstfall rasch reagieren zu können – und vor allem: vorbereitet zu sein.