Naturkatastrophen-News 17.01.23: Indien

Indische Stadt Joshimath versinkt

Im indischen Bundesstaat Uttarakhand droht eine ganze Stadt zu versinken: In Joshimath sinkt der Boden ab, mit dramatischen Folgen für die Infrastruktur. In mehr als 600 Häusern bildeten sich so große Risse, dass die Gebäude einsturzgefährdet sind. Auch Straßen und Plätze sackten ab und es bildeten sich tiefe Mulden und Erdfälle. Diese Phänomene brachen nicht unvermittelt über die Stadt her, sondern allmählich, wobei sich der Prozess in den letzten Tagen deutlich beschleunigt haben soll. Eine Naturkatastrophe mit Ansage! Erst spät wurden die indische Regierung und die Weltöffentlichkeit aufmerksam auf die Vorgänge in Joshimath und man reagierte mit der Evakuierung der Menschen, die die einsturzgefährdeten Gebäude bewohnen.

Während deutsche Medien noch schreiben, dass die Ursache hinter dem Phänomen unbekannt ist und die indische Regierung den Pudel der ungenehmigten Bauaktivität in die Schuhe schob, weiß der Geologe mehr: Große Teile der Stadt wurden auf einem Schuttfächer von Erdrutschen erbaut, die das Tal am Rand des Himalaya-Gebirges füllen. Außerdem liegt die Stadt in einer Biegung des Flusses Alaknanda, in den vor der Biegung auch noch ein Bach einmündet. Bei Hochwasser dürften sich massig Lockersedimente abgelagert haben. Kurzum, der Untergrund der Stadt ist instabil, wovor schon vor 50 Jahren gewarnt wurde. Doch der Bevölkerungsdruck ließ die Menschen taub werden gegenüber den Warnungen und so wuchs die Gemeinde rapide und entwickelte sich von einem Dorf zu einer Stadt, die sehr wahrscheinlich eines Tages aufgegeben werden muss.

Eine Entwicklung, die man in vielen Gebieten Asiens und Südamerikas sieht und die durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Besonders die Armenstädte wurden oft an Stadträndern errichtet, die für eine Bebauung denkbar ungeeignet sind. Starke Regenfälle lösen immer wieder Erdrutsche aus, die dann entsprechende Naturkatastrophen verursachen, bei denen oft Hunderte Menschen sterben. Einen Lösungsansatz der generellen Problematik -der Ausbeutung und Zerstörung unseres Lebensraums- sehe ich nur in einer rigorosen globalen Geburtenkontrolle und einer Abkehr vom steten Wirtschaftswachstum. Da sich so etwas (noch) nicht durchsetzen lässt, wird man wohl weiterhin auf unsicheren Boden bauen müssen.

Warum sich der Prozess der Bodensenkung in den letzten Tagen beschleunigte, darüber kann nur spekuliert werden. In den letzten Jahren wechselten sich in Indien Dürren und Überflutungen ab. Im September gab es in der Region heftige Niederschläge und Hochwasser. Die Gletscher des Himalayas schmelzen schneller. Auch Erdbeben gab es in einem 500 km Umkreis mehrere. Vielleicht änderte sich die Hydrologie des Untergrunds, was ein Absacken des Bodens beschleunigt haben könnte.