Naturkatstrophen: Von Hitzewellen, Fluten und Energiekrise

Es ist September und noch immer haben wir hochsommerliche Temperaturen in Deutschland. Doch bei uns stellen nicht die Temperaturen das Problem dar, sondern die lang anhaltende Trockenheit und die politisch herbeigeführte Energiekrise, die unser Land und ganz Europa vor enormen Herausforderungen stellt und unseren Wohlstand gefährdet. In anderen Staaten kämpft man mit ähnlichen, und auch ganz anderen Problemen, die doch irgendwie alle Zusammenhängen. Der Faden, der wie eine Möbius-Schleife verläuft und alles verbindet ist unser Hunger nach Wohlstand und Energie. Aber auch ein anderer Faktor- der bislang wenig Beachtung findet- könnte eine Rolle spielen.

In Deutschland herrscht eine so starke Dürre, dass sie bereits jetzt den Dürresommer 2018 übertreffen könnte. Über 80% der Böden sind ausgetrocknet. Hinzu kommen niedrige Pegelstände der Flüsse, die eine Versorgung der Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen erschweren. Dagegen erscheint der ausgedehnte Waldbrand am Brocken fast unbedeutend zu sein. Doch auch er zeigt, wie trocken Deutschland ist, und wie sehr die Wälder geschädigt sind: der kleinste Funke reicht, um die kaputten Tannen zu entzünden.

Dürre
Entwicklung der Dürre des Gesamtbodens in den vergangenen zwei Wochen Foto: UFZ

Noch verheerender sind die Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien. Hier hat das „Mill Fire“ eine Fläche von 1700 Hektar verwüstet: eine 10 Mal größere Fläche als am Brocken. Mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden, zahlreiche Häuser starben den Flammentot. In Kalifornien ist Dürre ein Dauerzustand geworden, aktuell wird man aber auch noch von einer Hitzewelle heimgesucht. Das Thermometer bewegt sich im Bereich der 40 Grad Marke. Die Klimaanlagen laufen auf Volllast und bringen das veraltete Stromnetz an seine Grenzen. Nun wurden die Bürger der US-Westküste dazu aufgefordert, alle stromintensiven Anwendungen zu minimieren und e-Autos nicht mehr aufzuladen. Dieser Apell erschien ausgerechnet kurz nachdem die Regierung verkündete, ab 2035 keine Autos mit Verbrenner-Motoren mehr zuzulassen. Das macht klar, vor welchen Herausforderungen auch die Amerikaner stehen.

In China bietet sich ein ganz ähnliches Bild: weite Teile des Landes  sind von einer schweren Dürre betroffen. Wie in Europa und dem Westen der USA, hat man massive Probleme mit der Stromversorgungen. Dieses Bild findet man aktuell in gut einem Drittel der Nordhalbkugel der Erde, die von der Dürre betroffen ist.

In einigen Regionen der Erde kommt es zu extremen Unwettern mit Starkregen und Überflutungen. Meistens in Gegenden, die normalerweise ein arides, oder subtropisches Klima aufweisen. In Pakistan ertranken in den Monsun-Fluten mittlerweile mindestens 1235 Menschen. Es gibt aber auch Bilder von überfluteten Straßen aus Südosteuropa, Südamerika, Westafrika und der Arabischen Halbinsel.

Der Faden der all die Katastrophen verbindet ist der anthropogene Klimawandel. Wir versuchen ihn abzuwenden, indem wir auf Elektrifizierung setzen. Doch das ganze Unterfangen bringt nur was, wenn wir es schaffen die enormen Strommengen überwiegend emissionsfrei herzustellen. Ein Vorhaben, dass global betrachtet kaum zu schaffen ist, zumal ja nicht nur der Strom hergestellt werden muss, sondern auch noch die Stromnetze entsprechend ausgebaut werden müssen. Normalerweise würde ich davon ausgehen, dass mindestens 20 Jahre für Netzausbau und Umstellung der Stromerzeugung veranschlagt werden müssen, eine Zeit, die wir nicht mehr haben, wenn wir den Klimakollaps verhindern wollen.

Erschwerend hinzukommen könnten die Auswirkungen, die der submarine Vulkanausbruch in Tonga auf das Weltklima hat. Diese Auswirkungen müssen erst noch wissenschaftlich untersucht werden und sich voll entfalten, aber es kann als sehr wahrscheinlich angesehen werden, dass die Unmengen zusätzlichen Wasserdampf, der bis in die Stratosphäre aufstieg, die Temperaturen der Stratosphäre erhöhen werden und den Jetstream weiter abschwächen. Für die Sommermonate würde das Hitzewellen in mittleren Breiten verursachen, im Winter dagegen Kältewellen. In Angesicht des Energiemangels, können wir einen strengen Winter nicht gebrauchen. Aber vielleicht bringt uns das auf den Boden der Tatsachen zurück: wir sind nicht die Herrscher der Welt, sondern nur Gäste, die sich etwas in Bescheidenheit üben sollten.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Vulkanausbruch die Geschicke der Menschheit steuert. Im Jahr 1815 verursachte der Ausbruch des Vulkans Tambora einen globalen Temperaturrückgang. Hungersnöte waren die Folgen und es begannen erste Auswanderungswellen von Europa nach Amerika. In den USA selbst, starteten große Migrationsbewegungen in Richtung Westen, da es in den Folgejahren der Eruption an der US-Ostküste Missernten gab. Die Cholera brach in London aus und man beschloss den Bau einer Kanalisation. Damit wurde der Grundstein für Megastädte gelegt. Zudem kam es infolge von Aufständen zu einer neuen demokratischen Regierung. Last but not least, wurde in Deutschland der Vorgänger des Fahrrads erfunden. Eine Folge des Hungertods vieler Zugtiere. Vielleicht schaffen die derzeitigen Krisen ein neues Bewusstsein für die Vergänglichkeit unserer Ökosphäre und ein damit einhergehendes neues Umweltbewusstsein mit der Reduzierung des Hungers auf immer mehr.