Italienische Toskana von Erdbebenserie bei Siena heimgesucht – Schulen bleiben geschlossen
Datum 02.02.25 | Zeit: 18:11:53 UTC | Koordinaten: 43.269 ; 11.388 | Tiefe: 3,5 km | Mb 3,2
In der italienischen Toskana gab es eine Erdbebenserie, die bei den Behörden und der Bevölkerung für große Unruhe sorgte. Obgleich die Magnituden der Beben nicht sehr hoch waren, fürchtete man, dass es Vorbeben zu stärkeren Ereignissen sein könnten. Daher bleiben Schulen und öffentliche Einrichtungen wie Museen heute in der Region geschlossen.
Insgesamt wurden neun Beben mit Magnituden zwischen 2 und 3,2 registriert. Von letztgenannter Magnitude gab es gleich zwei Erschütterungen, die in der Nähe des Epizentrums wahrgenommen wurden. Das Epizentrum wurde 7 km südöstlich von Siena verortet. Der Erdbebenherd lag in nur 3500 m Tiefe. Florenz liegt ca. 60 Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt.
Siena befindet sich im Hinterland des Apennin-Gebirges, dessen Orogenese mit der Plattenkollision von Afrika und Europa entlang des Adriatischen Sporns im Zusammenhang entsteht. Doch auch wenn die Plattenkollision übergeordnet eine Rolle bei der Erdbebenentstehung in Italien spielt, gibt es regionale Einflüsse, die letztendlich auch Erdbeben abseits dieser Kollisionszone auslösen können. Bei Siena kommt es zu einer Divergenz infolge eines langsamen Riftingprozesses, der zur Absenkung des Siena-Radicofani-Beckens führte. Das langgestreckte Becken verläuft in NNW-SSO-Richtung und besteht aus zwei Hauptsektoren: dem nördlichen Siena-Becken und dem südlichen Radicofani-Becken.
Der östliche Beckenrand wird durch zwei Abschiebungen begrenzt. Im nördlichen Teil wird diese Struktur als „Rapolano-Verwerfung“ und im südlichen Teil als „Cetona-Verwerfung“ bezeichnet. Die aktuellen Beben manifestierten sich im südlichen Teil des Beckens und stehen daher wahrscheinlich mit der letztgenannten Verwerfung in Verbindung. In der Gegend gibt es auch heiße Quellen, die von magmatischer Aktivität im Untergrund zeugen, genauso wie das alte Vulkansystem von Radicofani.
Siena wurde in seiner Geschichte mehrmals von starken Erdbeben getroffen. Eines der folgenreichsten manifestierte sich am 26. Mai 1798. Dieses Beben richtete u.a. große Zerstörungen an der Basilika an.
Erdbeben ML 3,7 erschütterte italienische Region Toskana und verursachte Schäden in Siena
Gestern Vormittag bebte es in der italienischen Region Toskana. Das moderate Erdbeben brachte es auf eine Magnitude von 3,7 und konnte von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden. Es entstanden sogar leichte Schäden an der historischen Bausubstanz nahe dem Epizentrum dieses wurde 4 km nord-nordöstlich von Poggibonsi lokalisiert. Wer den Ort nicht kennt: er liegt ca. 2 km östlich des Städtchens San Gimignano, 12 km nördlich von Siena und 32 km südlich von Florenz. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde mit 10 km angegeben.
Presseagenturen berichteten von Schäden am Dom von Siena. An der Fassade des Taufbeckens fiel der Putz herunter. Der Dom wurde vorsichtshalber evakuiert und für Besucher gesperrt. Die gleichen Maßnahmen wurden auch auf den Museumskomplex Santa Maria della Scala angewendet. Zum Zeitpunkt der Evakuierung befanden sich etwa 30 Besucher im Museumskomplex, der heute geschlossen bleiben wird. Auf Anweisung des Präfekten wurden die Universitätsgebäude in Siena sofort geschlossen und einige Straßen der Altstadt gesperrt, da geprüft werden musste, ob Fassaden beschädigt wurden und einsturzgefährdet sind.
Siena ist für seine Gebäude aus der Renaissance bekannt. Dementsprechend alt sind viele Häuser. Der Dom wurde bereits im Jahr 1215 eröffnet. Seine Fassade besteht aus Marmorplatten. Das Baptisterium mit dem Taufbecken stammt aus dem Jahr 1325 und ist praktisch ein Anbau des Domes. Die Fassade wurde erst 1382 fertiggestellt und besteht ebenfalls aus Marmor. Verputzt ist nur der obere Teil des Gebäudes, der etwas zurückgesetzt liegt.
Die Erdbebenregion liegt in einem Tal des Apennin-Gebirges und am Rand des Casino-Beckens, an dem sich das Becken von Siena anschließt. Parallel zu den Rändern der Längserstreckung der Depression verlaufen Störungssysteme. Senkrecht dazu werden die Täler im Nordwesten und Südosten von Transformstörungen begrenzt. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich sehr wahrscheinlich im Bereich der nördlichen Transformstörung. am Rand des Casino-Beckens.
Siena gilt als eine der schönsten mittelalterlichen Städte der Toskana, die in direkter Konkurrenz zum bekannteren Florenz steht. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Hügel und geht auf die Gründung einer Siedlung der Etrusker zurück und erfreut sich heute großer Beliebtheit bei den Touristen.
Piazza del Campo
Der Mittelpunkt Sienas wird von der Piazza del Campo gebildet. Der Platz ist nicht nur der geografische Mittelpunkt der Altstadt, sondern auch ihr Herzstück. Die Piazza del Campo zählt zu den wichtigsten öffentlichen Plätzen Italiens. Das besondere an diesem Platz ist, dass es hier keine Kirche gibt. Der Dom von Siena liegt einige Straßen entfernt. Der hoch aufragende Turm auf der Südseite des Platzes gehört zum Palazzo Comunale, also dem Rathaus von Siena.
Der Campo wurde bereits zu Zeiten der etruskischen Siedlung angelegt. Damals handelte es sich um eine offene Fläche, in der Regenwasser abfließen konnte. Die erste schriftliche Erwähnung des Platzes stammt aus dem Jahr 1169 . Erst im 13. Jahrhundert entwickelte sich der Campo zu einem Marktplatz und gewann dadurch an Bedeutung. Im Laufe der Zeit nahm diese zu und der Campo wurde fast wichtiger, als der Domplatz. Im 14. Jahrhundert wurde der Campo gepflastert und es wurde begonnen die Gebäude im Stil der Renaissance zu errichten. Die Fassaden wurden später im Barockstil umgestaltet, was ab dem Jahr 1861 wieder rückgebaut wurde. Den Campo umgeben 20 Gebäude, von denen heute 15 im Besitz eines Investors aus Kasachstan sind.
Die Fonte Gaia
Den Norden des Platzes schmückt die Fonte Gaia. Mit dem Bau des Brunnens wurde 1409 begonnen und 10 Jahre später abgeschlossen. Er stammt aus der Hand von Jacopo della Quercia. Der Bildhauer gilt als Wegbereiter der Frührenaissance. Der Brunnen wurde damals von einer 25 km langen Wasserleitung gespeist, die die Trinkwasserversorgung der Stadt sicher stellte. Ein Meilenstein in der Entwicklung der Stadt. Die Wasserleitung wurde bereits 1342 etabliert.
Palio di Sienna
Siena ist besonders bei amerikanischen Touristen beliebt und in den USA beinahe bekannter als Florenz. Dieser Umstand dürfte u.a. darin begründet sein, dass der Campo Schauplatz zahlreicher US-Filme war. Darunter war einer der neueren James Bond Filme. 2 Mal im Jahr ( am 2. Juli und am 16. August) wird auf dem Platz das Palio di Siena zelebriert, das als eines der härtesten Pferderennen der Welt gilt. Im Palio treten die 17 Stadtgemeinden gegeneinander an. Das Pferderennen wird seit dem Mittelalter durchgeführt. In einigen Quellen wird es bereits im 11. Jahrhundert erwähnt, also lange bevor der Campo di Siena gepflastert war.
Natürlich hat Siena noch mehr zu bieten, als den Campo. Man sollte sich Zeit nehmen durch die Straßen und Gassen zu wandern und den Flair der Stadt zu atmen. Die Häuser des alten Siena wurden aus Ziegelsteinen errichtet und beherbergen so manches Gewölbe, in das man gerne einziehen würde. Es gibt die Einschränkung, dass Parken hier ein Kunststück ist. Im Sommer kann es verdammt heiß und voll werden und lange Wanderungen auf dem Altstadtpflaster machen dann weniger Spaß. Am Besten bereist man die Städte der Toskana im Frühjahr und Herbst. Als ich zuletzt in Siena weilte, befand ich mich mit meiner Familie auf Campingurlaub. Wir residierten auf einem Campingplatz am Stadtrand, der mit einem Swimmingpool (ein Muss für meinen Sohn) ausgestattet ist. Dennoch wurde die Nachtruhe strikt eingehalten uns es war erstaunlich still.
Bagni di Peritolo
Vor den Toren von Siena besuchten wir die Thermalquellen Bagni di Petriolo, die wir auf unserer Bädertour im letzten Jahr ausgelassen hatten. Sie entpuppten sich als eines der seltenen Kleinode, die ich so sehr Schätze und zeigten sich relativ wenig frequentiert. Am Ufer des Flusses Farma befindet sich eine Kalksinterbank, in der einige Becken, die Badewannen gleichen, hineingeschlagen wurden. Hier lässt es sich herrlich baden. Das Wasser fließt in den Fluss und dort wo es sich mischt, gibt es verschieden temperierte Zonen, in der sich auch Fische tummeln. Im Fluss selbst schwimmen Elritzen, die einen die Hautschuppen vom Körper knabbern.
Das Thermalwasser im Süden der Toskana ist mit dem Vulkanismus des Monte Amiata assoziiert. Der 1738 m hohe Vulkan liegt allerdings gut 25 km Luftlinie von Peritolo entfernt. So ist es gut Möglich, dass in der Gegend ein Pluton sitzt, der für die Erdwärme verantwortlich ist. Wie auch Siena, so waren die heißen Quellen bereits zu Zeiten der Etrusker und Römer bekannt. Sie wurden festungsgleich ausgebaut und selbst Papst Pius II soll hier gebadet haben. Heute gibt es ein modernes Thermalbad, das wir im Juli 2022 verschlossen vorfanden.