Unwetter in Spanien: Ausmaß der Katastrophe wird sichtbar

Extreme Unwetter in Spanien: Wenn das erwärmte Mittelmeer zur Wettermaschine wird

Sintflutartige Regenfälle, über die Ufer tretende Flüsse und stürmische See haben in weiten Teilen Spaniens in den vergangenen Tagen eine Ausnahmesituation ausgelöst. Besonders betroffen waren der Süden Kataloniens und die Region Valencia mit den Provinzen Tarragona und Castellón. Was sich dort ereignete, ist kein gewöhnliches Herbstunwetter, sondern das Ergebnis einer meteorologischen Konstellation, die zunehmend häufiger auftritt – und immer zerstörerischer wird.



Unwetter

Im Zentrum der Unwetterlage stand das nahezu stationäres Höhentief Emilia. In Spanien werden solche Wettersituationen oft als DANA (Depresión Aislada en Niveles Altos) bezeichnet. Diese kalte Luft in der Höhe traf auf warme, feuchte Mittelmeerluft. Das westliche Mittelmeer weist derzeit deutlich erhöhte Oberflächentemperaturen auf und wirkt damit wie ein gigantischer Energielieferant: Warme Luft steigt auf, kühlt ab und entlädt sich in intensiven, lang anhaltenden Regenfällen. Da sich das Höhentief kaum verlagerte, regnete es stundenlang über denselben Gebieten.

Die Folgen waren drastisch. In Teilen der Provinz Tarragona fielen lokal über 300 Liter Regen pro Quadratmeter, insbesondere im Raum Montsià und Baix Ebre. Der Ebro führte bei Tortosa ein Vielfaches seiner üblichen Wassermenge, Nebenflüsse und Barrancos verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit in reißende Ströme. Straßen wurden unterspült, der Verkehr kam vielerorts zum Erliegen und Keller und Erdgeschosse liefen voll. In Castellón mussten Einsatzkräfte mehrfach Menschen aus Fahrzeugen retten, die in überfluteten Straßen eingeschlossen waren – unter anderem im Raum Vila-real.

Angesichts der Lage aktivierten die Behörden die höchste Warnstufe. Die katalanische Regionalregierung setzte heute vorsorglich den Unterricht in mehreren Regionen aus, um das Risiko für Schüler und Lehrkräfte zu minimieren. Solche Maßnahmen zeigen, wie ernst die Situation inzwischen eingeschätzt wird: Die Dynamik dieser Unwetter lässt oft nur wenig Reaktionszeit.

Doch nicht nur an Land, auch auf See zeigte sich die Gewalt der Wetterlage. Starke Winde und hoher Seegang machten die Überfahrt in Teilen des westlichen Mittelmeers gefährlich. Besonders aufmerksam verfolgt wurde ein Vorfall mit einer Autofähre, die durch schwere Wellen zeitweise ihre Stabilität verlor. Im Frachtraum gerieten Fahrzeuge und Gepäck in Bewegung – ein eindrückliches Beispiel dafür, wie eng Starkregen, Sturm und hohe Wellen in solchen Wetterlagen miteinander verknüpft sind.

Meteorologen warnen, dass solche Ereignisse kein Ausnahmefall mehr sind. Die Kombination aus blockierten Wetterlagen und einem immer wärmeren Mittelmeer erhöht die Wahrscheinlichkeit extremer Niederschläge deutlich. Die Unwetter in Spanien sind damit nicht nur eine akute Krise, sondern auch ein Vorgeschmack auf eine neue, riskantere Wetterrealität im Mittelmeerraum, an der zumindest teilweise der anthropogene Klimawandel eine Mitschuld trägt.