Vulkan-Update 15.02.22: Reykjanes

  • Die isländische Hauptstadt Reykjavik könnte durch Magmenintrusionen gefährdet werden
  • Professor Páll Einarson erklärt, in welchen Regionen er eine besondere Gefahr sieht

Island: Magmaintrusionen könnten die Infrastruktur auf Reykjanes gefährden

Dass der Vulkanismus Fluch und Segen zugleich sein kann, erfährt man an wenigen Orten der Erde so gut wie auf Island. Dank der Vulkane und des Magmatismus hat man vielerorts einen hohen geothermischen Gradienten und kann Energie durch Erdwärme gewinnen. Neben Fischfang und Tourismus, ist die Geothermalenergie ein Standbein der isländischen Wirtschaft und mit ein Grund für den heutigen Wohlstand der Insel. Davon profitiert vor allem die isländische Hauptstadt Reykjavik, bei der sogar die Bürgersteige mittels der kostengünstigen Energie eisfrei gehalten werden. Die Hauptstadt liegt im Süden Islands, dort, wo die Reykjanes-Halbinsel beginnt. Lange Zeit war es dort seismisch und vulkanisch ruhig, doch seit 3 Jahren befindet sich die Seismizität in einer Hochphase. An mindestens 3 Orten standen Schwarmbeben im Zusammenhang mit Magmenintrusion. Magmatische Gänge drangen in den Untergrund ein und verursachten Bodendeformationen. Eine dieser Intrusionen gipfelte letzten März im Ausbruch des Vulkan Fagradalsfjall. Spätestens seitdem ist es vorbei, mit der Ruhe der Isländer, denn es wurde klar, dass es auch in der Nähe der Hauptstadt zu Magmenintrusionen kommen kann. Selbst wenn kein Ausbruch resultiert, könnte die sensible Infrastruktur zur Energieversorgung beschädigt werden. Dazu zählen einerseits die Geothermiekraftwerke selbst, denn auf relativ großen Arealen wurden Bohrlöcher abgeteuft und Kraftwerke erreichtet, die durch Bodenhebungen beschädigt werden könnten. Aber auch das kilometerlange Netz aus Zuleitungen für die Warmwasserversorgung des Hauptstadtbereichs könnte durch Bodendeformationen, oder starke Erdbeben beschädigt werden.

In einem Interview, dass Geowissenschaftler Páll Einarson der Zeitung Morgunblaðið gab, geht der Professor genauer auf die Gefahrensituation ein, und sagt, dass eine Magmenintrusion an der falschen Stelle ernsthafte Probleme verursachen könnte. Für besonders gefährdet hält er die geothermischen Gebiete Krýsuvík und Svartsengi, das Naturschutzgebiet Heiðmörk am Stadtrand von Reykjavík oder die Bláfjöll-Berge. Obwohl die Eruptionen auf Reykjanes meistens klein waren, könnten sie von starken Erdbeben begleitet werden, die Schäden in Reykjavik anrichten könnten. Ein Vulkanausbruch in der Hauptstadtgegend selbst kann langfristig betrachtet nicht komplett ausgeschlossen werden. Na, wenn das nicht mal eine Steilvorlage für einen realistischen Katastrophenfilm ist… .