A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Flankeneruption

Eine Flankeneruption ist ein Vulkanausbruch, der sich nicht am Gipfel, sondern an den Flanken eines Vulkans manifestieren. Flankeneruptionen entstehen, wenn Magma neue Wege durch Risse und Schwächezonen im Vulkangebäude findet und an der Seite des Vulkans an der Oberfläche als Lava austritt. Oft öffnet sich an der Vulkanflanke eine Eruptionsspalte.

Flankeneruption am Cumbre Vieja

Flankeneruptionen können sowohl effusiv, mit Lavaflüssen, als auch explosiv erfolgen, wobei Asche und Gesteinsfragmente ausgeworfen werden. Im Falle effusiver Eruptionen mit Lavaspattering entstehen Hornitos, bei überwiegend explosiven Eruptionen kommt es zur Bildung von Schlackenkegeln. Mischformen sind möglich. Aufgrund der meist steilen Hangneigung bergen Flankeneruptionen ein besonders hohes Risiko für die Stabilität des Vulkans. Im Extremfall kann es zu einem strukturellen Versagen nebst einem Hangrutsch oder sogar Flankenkollaps kommen, was oft katastrophale Folgen mit sich bringt.

Oft sind die Flanken eines Vulkans besiedelt und je nachdem, auf welcher Höhe sich eine Flankeneruption ereignet, kann die Lava in kurzer Zeit bewohntes Gebiet erreichen.

Ein bekanntes Beispiel für einen Vulkan, der häufig Flankeneruptionen hervorbringt, ist der Ätna auf Sizilien. Im Jahr 2001 führte ein solcher Ausbruch zu Lavaströmen, die die Seilbahn beschädigten und Ortschaften bedrohten. Eine weitere Flankeneruption ereignete sich 2002–2003. Damals platzte der Vulkan wie eine überreife Tomate auf.

Besonders gefährlich sind Flankeneruptionen, wenn sie instabile Vulkankörper betreffen. Ein extremes Beispiel dafür ist der Mount St. Helens in den USA. Bei der katastrophalen Eruption von 1980 kollabierte die Nordflanke des Vulkans, was zu einem gewaltigen Erdrutsch führte, dem größten in der aufgezeichneten Geschichte Nordamerikas. Die Flankeneruption kam infolge einer beulenartigen Magmenintrusion knapp unter der Oberfläche zustande und spielte eine zentrale Rolle bei der Destabilisierung des Kegels und verstärkte die explosive Freisetzung von Lava, Asche und pyroklastischen Strömen.

Auch auf den Kanarischen Inseln zeigen Flankeneruptionen ihr zerstörerisches Potenzial. Bei Cumbre Vieja auf La Palma führte die Eruption 2021 zu ausgedehnten Lavaflüssen, die ganze Dörfer unter sich begruben und zehntausende Menschen zur Evakuierung zwangen. Hier wurde deutlich, dass Flankeneruptionen nicht nur die unmittelbare Umgebung bedrohen, sondern durch Hangabbrüche auch das Risiko großflächiger Zerstörungen bergen.

Flankeneruptionen verdeutlichen, dass Vulkane nicht nur von ihren Gipfeln aus gefährlich sein können. Die Eruptionsstellen an den Hängen sind oft schwer vorhersehbar, da sie von unterirdischen Magmareservoirs und lokalen Spannungsverteilungen abhängen. Für die Vulkanforschung und Katastrophenvorsorge ist das Monitoring der Flanken daher eminent. Moderne Techniken wie Satellitenüberwachung und seismische Messungen helfen, bevorstehende Ausbrüche frühzeitig zu erkennen, um Schäden zu minimieren und Evakuierungen rechtzeitig einzuleiten.