Ätna: Erdbeben Mb 3,2 im Westen des Vulkans

Erdbeben zwischen Adrano und Bronte im Westend es Ätna. © EMSC/Leaflet

Erdbeben Mb 3,2 im Westen des Ätna – Beben in Bronte zu spüren gewesen

Datum: 22.10.2025 | Zeit: 20:23:13 UTC | Koordinaten 37.720 ; 14.820 | Tiefe: 5 km | Mb 3,2




Im Westen des Ätna ist es in den letzten Jahren vergleichsweise ruhig gewesen und er findet in den Nachrichten nur wenig Erwähnung. Seit gestern manifestierten sich hier allerdings 4 Erdbeben mit Magnituden größer als 2,0, von denen das stärkste eine Magnitude von 3,2 hatte. Der Erdbebenherd dieses Bebens lag in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich zwischen den Orten Adrano und Bronte und wurde vom EMSC 6 Kilometer von Adrano verortet. Die Epizentren der drei schwächeren Erschütterungen wurden westlich des stärkeren Bebens lokalisiert. Zudem lagen die Herdtiefen jenseits von 20 Kilometern.

Wahrscheinlich stehen die Erdbeben mit Spannungsänderungen an Störzonen in Verbindung, die durch aufsteigendes Magma ausgelöst wurden. Besonders die tieferen Beben sind ein Indiz dafür, dass Magma aufsteigt und dabei ist, in die Erdkruste einzudringen, etwas, was man besonders im Nordwesten des Vulkans in den letzten Jahren regelmäßig alle paar Monate beobachten konnte. Dabei können durchaus stärkere Erdbebenschwärme entstehen. Da das INGV seine detaillierten Erdbebenlisten immer erst mit Verzögerung veröffentlicht, lässt sich jetzt noch nicht sagen, ob es weitere schwache Erdbeben gegeben hat.

In den vergangenen Tagen hatte die Seismizität am Ätna immer weiter abgenommen und vor dem aktuellen Ereignis wurden nur noch sehr wenige Beben registriert, ein Phänomen wie ein Countdown, das man vor den letzten überwiegend effusiven Eruptionen häufiger beobachten konnte. Von daher halte ich es für möglich, dass wir bald neue Lavastromtätigkeit sehen werden.

Im letzten INGV-Wochenbericht war die Lage der Tremorquellen von besonderem Interesse: Anstatt sich entlang eines gangartigen schmalen Bands zu erstrecken, konzentrierten sich die magmainduzierten Vibrationen unter dem Nordostkrater. Von daher ist es möglich, dass es hier zu den nächsten Eruptionen kommen wird.

Betrachtet man das Satellitenfoto oben genauer, dann erkennt man sehr schön die beiden Orte Bronte (oben) und Adrano (unten) sowie den Frontverlauf der alten Lavaströme zwischen den Ortschaften, die in etwa alle gleich weit geflossen sind. Auf den von Lava bedeckten Hängen des Ätna finden sich zudem zahlreiche Schlackenkegel, für die der Westen des Vulkans bekannt ist. Der Ätna-Gipfel liegt im oberen rechten Bereich des Fotos. Rechts unterhalb der Bildmitte erkennt man die Depression des Valle del Bove im Osten des Feuerbergs.

Karibik: Tropensturm Melissa stellt Bedrohung dar

Tropensturm Melissa bedroht die Karibik und könnte sich zu schwerem Hurrikan entwickeln – Katastrophe droht

Der tropische Sturm Melissa zieht langsam durch die Karibik und bedroht mehrere Inselstaaten mit lebensgefährlichen Winden, Sturmfluten, Überschwemmungen und Erdrutschen. Behörden rufen die Bewohner besonders gefährdeter Gebiete dringend dazu auf, höher gelegene Orte aufzusuchen und Schutz zu suchen.




Im Osten Jamaikas könnten bis zu 300 mm Regen fallen. Ähnliche Regenmengen werden bis Samstag für Süd-Haiti und den Süden der Dominikanischen Republik erwartet. Je nach Entwicklung des Tiefdruckgebiets könnten in der nächsten Woche örtlich sogar noch stärkere Niederschläge auftreten. Auch für West-Jamaika, Süd-Hispaniola, Aruba und Puerto Rico sind kräftige Regenfälle prognostiziert.

Laut dem US-amerikanischen National Hurricane Center (NHC) in Miami erreichte Melissa am späten Mittwochabend anhaltende Windgeschwindigkeiten von 85 km/h und bewegte sich mit nur 4 km/h nach Westen. Das Zentrum des langsam ziehenden Sturms lag gestern etwa 535 km südsüdwestlich von Port-au-Prince, Haiti, und rund 475 km südsüdöstlich von Kingston, Jamaika.

Aufgrund der hohen Oberflächen-Wassertemperaturen von 30 Grad und der langsamen Drift des tropischen Tiefdruckgebiets hat Melissa reichlich Gelegenheit, Energie aufzunehmen und zu einem starken Hurrikan heranzuwachsen:  Das NHC warnte, dass sich Melissa in den kommenden Tagen allmählich verstärken könnte und bis Freitag zu einem Hurrikan sowie bis zum späten Wochenende zu einem schweren Hurrikan der Kategorie 4 entwickeln könnte. Bereits jetzt führten starke Regenfälle in der Dominikanischen Republik zu Verkehrsbehinderungen und anderen Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

Für den Südwesten Haitis gilt derzeit eine Hurrikan-Warnung, für Jamaika eine Tropensturm-Warnung. Obwohl die genaue Zugbahn noch unsicher ist, könnte Melissa später über Kuba und die Bahamas ziehen, bevor der Sturm in den Atlantik weiterzieht. Für die Vereinigten Staaten stellt der Sturm bislang keine unmittelbare Gefahr dar.

Campi Flegrei: Studie bestätigt Magmaakkumulation

Thermalgebiet von Pisciarelli an der nordöstlichen Basis der Solfatara. © Marc Szeglat

Eine Studie über Campi Flegrei bestätigt einmal mehr Magmaakkumulation in 4 km Tiefe – Borsäurekristalle als Warnsignal

Eine neue Studie, die im Journal of Geophysical Research erschien, sorgt für Aufsehen unter Vulkanologen und sicher bald auch bei den Bewohnern der Caldera. Forschende um Dr. Marco Piochi vom INGV berichten von ihrer Entdeckung in der Caldera Campi Flegrei bei Neapel: winzige, farblose Kristalle aus Borsäure – Sassolit genannt –, die sich seit 2021 vermehrt im Thermalgebiet von Pisciarelli gebildet haben. Was zunächst unspektakulär klingt, könnte ein Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Unruhe im größten aktiven Vulkansystem Europas sein.




Campi Flegrei gilt seit Jahren als „ruheloser Vulkan“: Bodenhebungen, die Erdbeben auslösen, und steigende Gasemissionen deuten darauf hin, dass sich unter der Caldera das Hydrothermalsystem verändert und zunehmend unter Druck gerät. Die neuen Analysen zeigen nun, dass tief im Untergrund borreiche, hochkonzentrierte Salzlösungen existieren.

Schematische Darstellung. © Dr. Marco Piochi, INGV

Die Grundstoffe für die Salzlösungen, die die in der Studie auch Sole oder Brinen genannt werden, entstehen durch chemische Prozesse in einem tiefen Magmenkörper, dessen Oberseite sich in etwa 8 Kilometern Tiefe befindet. Von hier aus steigen Fluide auf, die ein magmatisches Reservoir in rund 4 Kilometern Tiefe bilden. An der Oberseite dieses Reservoirs sammelt sich die mit Bor angereicherte Sole, die unter hohem Druck und bei Temperaturen von 250–400 °C flüssig bleibt.

Dampf entsteht im hydrothermalen System der Campi Flegrei, wenn die Sole aus 3 bis 4 Kilometern Tiefe durch Risse aufsteigt und dabei starkem Druckabfall ausgesetzt ist, wodurch der lokale Siedepunkt rasch fällt. Wird dieser Punkt unterschritten, verdampft ein Teil der Flüssigkeit schlagartig – ein Vorgang, den Vulkanologen „hydrothermal flashing“ nennen. Dabei expandiert das Wasser explosionsartig, und gelöste Stoffe wie Borsäure kristallisieren bei Temperaturen unter 170 Grad als Sassolit aus. Diese Prozesse finden typischerweise in 100 bis 500 Metern Tiefe statt und erzeugen das Dampf-Wasser-Gemisch, das an der Oberfläche an den Fumarolen austritt. Wenn der Druck lokal zu groß wird, kann das „Flashing“ zudem phreatische Explosionen auslösen – Dampfexplosionen, die ohne Magmaaustritt auftreten, aber bereits ein moderates Zerstörungspotenzial besitzen.

Das Sassolitvorkommen ist also ein weiterer Indikator dafür, dass sich in Tiefen unterhalb von 4 Kilometern Magma ansammelt, worauf auch mehrere Studien jüngeren Datums hinweisen. Diese Wärmequelle treibt die Zirkulation borreicher Fluide an, die nun sichtbar in Form von Sassolit ausfallen. Die Forschenden sehen einen Übergang von einem geschlossenen zu einem offenen Hydrothermalsystem, da es zu vermehrter Rissbildung im Deckgestein der Caldera gekommen ist. Die Kristallbildung ist somit ein oberflächlicher Ausdruck der erneuten Aktivierung des Vulkansystems.

Für die Gefahreneinschätzung des Vulkans ist das ein Warnsignal: Wenn sich der Magmenkörper weiter erhitzt und mehr Fluide in das hydrothermale System einspeist, steigt die Wahrscheinlichkeit phreatischer Eruptionen.

(Quelle: Piochi, M., et al. (2025). Sassolite Precipitation at the Restless Campi Flegrei Volcano in Italy Points to Hydrothermal Flashing by Deep Boron-Rich Brines. Journal of Geophysical Research: Solid Earth, 130, e2025JB032197. https://doi.org/10.1029/2025JB032197, Lizenz: CC BY 4.0 – Creative Commons Attribution 4.0 International License.)