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Spaltenvulkan

Ein Spaltenvulkan ist keine kegelförmige Vulkanstruktur wie ein Schild- oder Schichtvulkan, sondern eine langgestreckte vulkanische Spalte in der Erdkruste, aus der Magma über eine größere Strecke austritt. Diese Spalten können mehrere Kilometer lang sein. Sie entstehen dort, wo sich die Erdkruste aufreißt oder auseinanderdehnt, sodass Magma aus tieferen Zonen relativ gleichmäßig an die Oberfläche gelangt.

Besonders in der Anfangsphase einer Spaltenvulkan-Eruption entstehen Lavafontänen, die richtiggehende Lavavorhänge bilden, die großflächige Lavaströme speisen. Die Lava kann in Abhängigkeit von der Hangneigung Geschwindigkeiten von mehr als 50 km/h erreichen und gut 1250 Grad heiß sein. In einem späteren Eruptionsstadium bilden sich entlang der Eruptionsspalte niedrige Schlackenkegel und Hornitos, so dass Kraterreihen entstehen.

Die Lavaarten, die ein Spaltenvulkan fördert, sind meist primitive basaltische Schmelzen – also dünnflüssig und gasarm. Solche Laven fließen sehr leicht aus und können weite Flächen überdecken. Die Haupttypen sind Tholeiitbasalte und Alkalibasalte, je nach chemischer Zusammensetzung und geotektonischem Umfeld. Selten treten auch etwas differenziertere, jedoch immer noch relativ dünnflüssige Laven wie hawaiitische oder trachibasaltische Schmelzen auf. Weil die Lava so mobil ist, bilden sich keine steilen Kegel, sondern weite Lavadecken oder Plateaus. Diese werden auch Plateau- oder Flutbasalte genannt, wenn sie sich über sehr große Gebiete ausbreiten.

Typischerweise kommen Spaltenvulkane an divergenten Plattengrenzen vor, also dort, wo sich zwei tektonische Platten voneinander entfernen. Ein klassisches Beispiel sind die mittelozeanischen Rücken, an denen sich ständig neue ozeanische Kruste bildet. An Land treten Spaltenvulkane vor allem in Riftzonen auf, etwa im Ostafrikanischen Graben oder auf Island, wo der Mittelatlantische Rücken oberhalb des Meeresspiegels verläuft. Hier sind zuletzt mehrere Spaltenvulkane aktiv gewesen, wie etwa entlang der Sundhnukúr-Kraterreihe auf der Reykjanes-Halbinsel. Berühmt-berüchtigt war auch die Laki-Eruption, die im 18. Jahrhundert aufgrund des enormen Schwefelgasausstoßes eine Hungersnot auf Island und den Britischen Inseln auslöste.