Antarktis: Sehr starkes Erdbeben in der Drake-Passage

Schweres Erdbeben in der Drake-Passage – Tektonische Spannung zwischen Antarktis und Südamerika entlädt sich

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 20:29:22 UTC | Koordinaten -60.184 ; -61.863 | Tiefe: 10 km | Mw 7,7

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,7 hat am Freitagabend die entlegene Region der antarktischen Drake-Passage erschüttert. Das Beben ereignete sich um 20:29 Uhr UTC und lag rund 956 Kilometer südöstlich von Punta Arenas (Chile) sowie 710 Kilometer südöstlich von Ushuaia (Argentinien). Der Erdbebenherd befand sich in etwa 10 Kilometern Tiefe. Da sich das Erdbeben weitab jeglicher Siedlungen, inmitten des sturmgepeitschten Südpolarmeers manifestierte, blieben Schäden aus.

Erdbebenkarte. © GFZ

Obwohl sich das Beben weitab der Zivilisation ereignete, war es weitreichend messbar und wurde von seismologischen Netzwerken weltweit registriert. Für die Küsten Chiles, Argentiniens und der Antarktischen Halbinsel bestand keine Tsunamigefahr, teilte das Pazifische Tsunamiwarnzentrum mit. Zudem wurden mehrere Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich gemeldet.

Die Drake-Passage ist geologisch eine der komplexesten Regionen der Erde. Hier treffen drei große tektonische Einheiten aufeinander: die Südamerikanische Platte, die Antarktische Platte und die dazwischen eingekeilte Scotia-Platte. Letztere wird im Westen durch die West Scotia Ridge – eine ozeanische Spreizungszone – und im Süden durch die Shackleton Fracture Zone begrenzt, eine mächtige Transformstörung, die Scherbewegungen zwischen den Platten aufnimmt.

Das Erdbeben ereignete sich entlang der Shackleton Fracture Zone, einer rechtsseitig verschiebenden Transformstörung, an der die Scotia-Platte sich ostwärts an der Antarktischen Platte vorbeibewegt. Solche Beben entstehen nicht durch vertikales Abtauchen von Platten, sondern durch horizontale Scherung – ähnlich wie an der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien.

Die Region der Drake-Passage spielt eine Schlüsselrolle in der Bewegung der antarktischen Lithosphäre. Während die Antarktische Platte nach Westen driftet, bewegt sich die Scotia-Platte langsam nach Osten – ein tektonisches Tauziehen, das seit Millionen Jahren anhält. Das aktuelle Beben erinnert daran, dass auch die entlegensten Zonen der Erde dynamisch aktiv bleiben.

Das oben beschriebene Erdbeben war nicht das einzige sehr starke Beben der vergangenen Tage. So manifestierten sich im Südosten der Philippinen zwei Beben Mw 7,4 und 6,7, über die ich bereits berichtet habe. Außerdem gab es in der Bismarcksee (PNG) ein Beben Mw 6,3.