
Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Süden des Kivu-Sees – Gefahr von Kohlendioxidausgasungen
Datum: 24.11.2025 | Zeit: 12:22:10 UTC | Koordinaten -2.728 ; 28.612 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6
Ein Erdbeben der Stärke 4,6 hat am Montagnachmittag die Kivu-Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo erschüttert. Das Beben ereignete sich um 14:22 Uhr Ortszeit rund 37 Kilometer südlich von Bukavu und war in weiten Teilen der Region spürbar. Schäden wurden zunächst nicht gemeldet, doch der Erdstoß rückt erneut die komplexe und potenziell gefährliche Geodynamik der Region am Albert-Rift in den Fokus des Interesses. Hierbei handelt es sich um eine Zone, in der sich tektonische Spannungen, aktiver Vulkanismus und ein außergewöhnlich gasreicher See zusammentreffen, was ein hohes Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung mit sich bringt.
Die Region liegt im westlichen Zweig des Ostafrikanischen Grabensystems, wo sich der afrikanische Kontinent langsam auseinanderzieht und zu zerbrechen droht. Diese Dehnung führt regelmäßig zu moderaten Erdbeben wie dem aktuellen Ereignis. „Die seismische Aktivität ist hier ein permanenter Prozess des Rift-Systems“, erklären Geologen. Doch die Erschütterungen sind nicht nur tektonische Randerscheinungen, denn sie können auch mit dem assoziierten Vulkanismus und dem Kivu-See selbst in Wechselwirkung treten.
Nur wenige Dutzend Kilometer nördlich des Epizentrums erheben sich die Vulkane Nyiragongo und Nyamuragira, zwei der aktivsten Feuerberge Afrikas. Ihre Magmasysteme reichen tief unter die Region und werden durch tektonische Bewegungen beeinflusst. Stärkere Beben können Magmenkörper stören, den Druck verändern oder hydrothermale Systeme aktivieren. Zwar gilt ein Beben der Magnitude 4,6 als zu schwach, um direkt vulkanische Aktivität auszulösen, doch es zeigt, dass das Spannungsfeld im Kivu-Rift weiterhin dynamisch ist.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Kivu-See, einem der weltweit größten Gasreservoire. In seiner Tiefe lagern enorme Mengen Kohlendioxid und Methan, gespeist durch vulkanische und biologische Prozesse. Die stabile Schichtung des Sees verhindert, dass diese Gase entweichen – doch starke Störungen könnten theoretisch eine gefährliche Entgasung einleiten, die wohlmöglich ähnlich katastrophale Folgen hätte, wie das Ereignis 1986 am Nyos-See. Wahrscheinlich reicht ein einzelnes moderates Beben wie das jüngste nicht aus, um diese Schichtung aufzubrechen. Dennoch wird jedes Ereignis sorgfältig analysiert, da die Kombination aus Rifttektonik, aktiven Vulkanen und einem potenziell entgasenden See eine seltene und sensible geologische Konstellation bildet.