
Spürbares Erdbeben der Magnituden 3,3 erschütterte Campi Flegrei – Leute blieben ruhig
Am späten Samstagabend um 22:50 UTC (also eigentlich Sonntagnacht um 00:50 Uhr Lokalzeit) ereignete sich in den Campi Flegrei ein Erdbeben der Magnitude 3,3. Das Beben war Teil eines Schwarms aus gut 30 Einzelerschütterungen. Der Erdstoß mit einem Hypozentrum in 2400 m Tiefe wurde von den Anwohnern deutlich gespürt und dürfte viele aus dem Schlaf gerissen haben, denn er lag zwischen der Solfatara und Rione Terra im Stadtzentrum von Pozzuoli unter bebautem Gebiet nahe des Bahnhofs. Doch Panik brach diesmal nicht aus und die Menschen blieben weitestgehend ruhig.

Genau in dieser Ruhe sehen einige Medienkommentatoren des Ereignisses das Problem, denn noch vor 2 Jahren hätte solch ein Erdstoß die Menschen mobilisiert und auf die Straßen gebracht, nicht nur um sich vor evtl. stärkeren Erdstößen in Sicherheit zu bringen, sondern auch um zu protestieren: Viele Bewohner von Pozzuoli fühlen sich seit langem unwohl und würden das Gefahrengebiet der Caldera am liebsten verlassen, doch ihnen fehlen Geld und Perspektiven, um aus eigener Kraft umzusiedeln. Früher forderte man vom Staat finanzierte Umsiedlungsmaßnahmen, doch außer Evakuierungsplänen, von denen viele annehmen, dass sie im Ernstfall nicht funktionieren werden, kommt vom Staat nicht viel an Hilfe. Zwar wurden Gelder für Kontrollmaßnahmen beschädigter Gebäude zur Verfügung gestellt, doch diese werden aus Angst vor dem Ergebnis oft nicht abgerufen: Sollte ein Gebäude für unbewohnbar erklärt werden, stehen die Bewohner oft vor dem Nichts. Etwaige Zuschüsse für Umsiedlungsmaßnahmen von Bewohnern unbewohnbarer Häuser reichen bei weitem nicht aus, um woanders Fuß zu fassen.
Politiker und Behörden setzen offenbar weiter auf das Prinzip Hoffnung, dass die seit 20 Jahren anhaltende und sich immer weiter verstärkende Krise einfach wieder so aufhören wird wie die beiden letzten Bradyseismosphasen, die allerdings nur 2 Jahre anhielten. Selbst wenn die aktuelle Phase wieder stoppen sollte, ohne in einer Katastrophe zu enden, wird es langfristig betrachtet mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann zu einer Eruption kommen. Doch langfristiges und vorausschauendes Denken, Planen und Handeln ist nicht gerade eine Stärke der Politik.