Deutschland: Sturmtief bring Regen und Temperatursturz

Sturmtief „Detlef“ fegt über Deutschland und richtete bereits Schäden in Irland und Großbritannien an

Deutschland wurde von den Ausläufern des atlantischen Sturmtiefs „Detlef“ erfasst, das eine Bombogenese durchlaufen hat, und gelangte damit unter Tiefdruckeinfluss, der starke Winde und große Regenmengen mit sich bringt. Zudem fahren die Temperaturen Achterbahn: Als ich gerade Brötchen holen war, überraschte mich die feuchtwarme Luft, doch in den nächsten Tagen sollen die Temperaturen abstürzen. In einigen Regionen könnte es sogar zu Nachtfrost kommen.

Bereits in der Nacht zu Samstag zogen kräftige Regenfälle und Sturmböen über den Norden des Landes hinweg. Besonders betroffen waren die Küstenregionen, wo der Deutsche Wetterdienst (DWD) orkanartige Böen von bis zu 110 Kilometern pro Stunde meldete. Auf den Nordseeinseln erreichte der Wind stellenweise Windstärke 11, während im Binnenland Geschwindigkeiten von 60 bis 80 Kilometern pro Stunde registriert wurden. Auch an der Ostsee verschärfte sich die Lage, etwa auf Rügen mit Böen bis zu 90 Kilometern pro Stunde.




Neben den starken Winden sorgte das Tief auch für ergiebigen Dauerregen. In Staulagen der Mittelgebirge kamen binnen kurzer Zeit mehr als 30 Liter pro Quadratmeter zusammen, was die Pegel kleinerer Flüsse ansteigen ließ. Im Raum Hannover, Hamburg und Bremen meldeten Polizei und Feuerwehr zahlreiche Einsätze wegen umgestürzter Bäume, blockierter Straßen und überfluteter Unterführungen. In den Alpen wurden auf den Gipfeln Böen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde gemessen. Der Bahnverkehr war regional eingeschränkt, vereinzelt kam es zu Verspätungen und Streckensperrungen.

Während Deutschland sich auf ein stürmisches und regnerisches erstes Oktoberwochenende einstellt, haben Irland und Großbritannien die volle Wucht des Sturms bereits hinter sich. Dort war das Tief als „Storm Amy“ benannt worden und erreichte Orkanstärke. Von einem Orkan spricht man, wenn ein Sturm Windgeschwindigkeiten von mehr als 118 km/h erreicht. Besonders Irland war stark betroffen: Im Westen und Nordwesten des Landes waren rund 184.000 Haushalte zeitweise ohne Strom. Umgestürzte Bäume und beschädigte Leitungen unterbrachen die Versorgung, mehrere Schulen blieben geschlossen. Am Flughafen Dublin mussten zahlreiche Flüge gestrichen werden, zudem kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. In Küstenregionen rollten meterhohe Wellen heran, die Überschwemmungen und zusätzliche Schäden verursachten. In County Donegal kam ein Mann ums Leben, als er vom Sturm überrascht wurde.

Auch Nordirland und Teile Schottlands litten unter den extremen Bedingungen. Der britische Wetterdienst hatte Amber-Warnungen ausgegeben, insbesondere für Nordengland, Nordwales und den Westen Schottlands. Dort wurden Spitzenwindgeschwindigkeiten von 182 Km/h gemessen. In exponierten Küstenlagen wurden Böen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde registriert. Etwa 50.000 Haushalte waren in Großbritannien zeitweise ohne Strom. Der Fährverkehr wurde eingeschränkt, und im Bahnverkehr kam es zu Ausfällen.

Meteorologen führen die außergewöhnliche Intensität des Tiefdrucksystems auf eine sogenannte Bombogenese zurück. Damit wird ein Vorgang bezeichnet, bei dem der Luftdruck im Kern eines Tiefs innerhalb von 24 Stunden um mindestens 24 Hektopascal fällt. Diese „explosive Zyklogenese“ sorgt dafür, dass sich ein Sturm ungewöhnlich schnell verstärkt und extreme Windgeschwindigkeiten erreicht. Bei „Storm Amy“ lag der Druckabfall sogar bei rund 36 Hektopascal. Es wurde ein Luftdruck von nur noch 947.9 hPa erreicht – der tiefste Wert, der jemals in einem Oktober über britisches Festland gemessen wurde. Bombogenesen treten besonders häufig über dem offenen Atlantik auf, wo kalte Luftmassen aus dem Norden auf feuchtwarme Luft aus südlicheren Regionen treffen. Ex-Hurrikan „Humberto“ lieferte zudem zusätzliche Energie, die die Bildung des Tiefs beschleunigte.