Schwarmbeben im Norden von Island
Datum 23.05.23 | Zeit: 19:22:41 UTC | 66.55 ; -17.75 | Tiefe: 14,2 km | Mb 3,8
Gestern Abend setzte vor der isländischen Nordküste ein Schwarmbeben ein. Laut IMO wurden innerhalb von zwei Tagen 84 Erschütterungen detektiert. Zwei Beben hatten Magnituden, die größer als 3 waren. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mb 3,8 (Laut EMSC M 4,1) und hatte eine Herdtiefe von 14,2 km. Es war der initiale Erdstoß der Serie. Er manifestierte sich um 19:22:41 UTC in 11.3 Kilometer Entfernung östlich der kleinen Insel Grímsey. Die Gegend ist bekannt für ein submarines Vulkanfeld, unter dem es bereits früher intensive Schwarmbeben nebst Bodenhebung infolge von Magmenintrusion gab. Tatsächlich spricht die Tiefe der Erdbebenherde dafür, dass die Beben durch aufsteigendes Magma verursacht werden, das im oberen Bereich der Asthenosphäre gegen die Ozeankruste drückt und in sie eindringen will. In den Jahren 1867-1868 wurde über eine submarine Eruption im südöstlichen Teil des Spaltensystems vor der Nordküste Islands unmittelbar nördlich der Insel Manareyjar berichtet.
Die Beben könnten aber auch rein tektonischen Ursprungs sein, denn sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone, die als eine der seismisch aktivsten Störungszonen im Nordatlantik bekannt ist. Die TFZ ist eine Transformzone, die die nördliche Riftzone Islands mit dem Kolbeinsey-Rücken verbindet. Hierbei handelt es sich um einen Teil des Mittelatlantischen Rückens. Diese divergente Störungszone markiert die Grenze zwischen der eurasischen Platte und der nordamerikanischen Platte, die hier auseinander driften. Das Auseinanderdriften der Platten führt zu Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen können.
Was ist sonst auf Island los?
Ansonsten war es in den letzten Tagen unter Island verhältnismäßig ruhig. Die Seismizität konzentrierte sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, war aber nicht intensiv genug, um sie als Anzeichen weiteren Magmenaufstiegs zu sehen. Erdbeben gab es auch im Bereich des Vatnajökulls. Unter Katla scheint sich die Situation vorerst beruhigt zu haben.
Die Bodendeformation in den meisten Vulkanregionen auf Island ist aktuell unspektakulär, mit Ausnahme der Askja. Hier liegt nach der Winterpause nun auch wieder ein Signal der Messstation OLAC vor: die Bodenhebung kumulierte sich auf gut 60 cm. Damit nahm sie seit dem Ausfall der Station im März um fast 10 cm zu. Auch die anderen Messstationen in der Caldera verzeichneten eine Bodenhebung. Es dringen also weiterhin magmatische Fluide in den Untergrund der Askja ein.
Zusammenfassung:
- Seit gestern manifestiert sich ein kleiner Erdbebenschwarm an der TFZ.
- Innerhalb von 2 Tagen gab es 84 Beben.
- Die Bodenhebung der Askja hält an und beträgt fast 60 cm.