Erdbeben in Tokio – News vom 11.05.23

Erdbeben MW 5,2 nahe japanischer Hauptstadt Tokio

Datum 10.05.23 | Zeit: 19:16:42 UTC | 35.11 N ; 140.12 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,2

Ein moderates bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte gestern Abend die Metropolregion Tokio. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 40 km und ein Epizentrum, das 2 km nordöstlich von Kamogawa verortet wurde. Tokio liegt ca. 50 km nördlich des Epizentrums. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß als stark empfunden wurde. Vor Ort war es nachts und viele Menschen wurden vom Beben aus dem Schlaf gerissen. Auf der Shakemap sieht man auch die Markierung eines Bebens, das sich zuvor direkt unter Tokio ereignete. Dieses Beben hatte eine Magnitude von 4,1 und manifestierte sich in 70 km Tiefe. Die Tiefe der Beben deutet darauf hin, dass sie sich nicht direkt an einer Störungszone eigneten, sondern an einem Stück subduzierter Ozeankruste.

Tatsächlich haben sich die Japaner einen der ungünstigsten Orte für die Errichtung ihrer Hauptstadt ausgesucht, den man sich aus tektonischer Sicht hätte aussuchen können. Zu ihrer Entschuldigung muss man sagen, dass die Stadt seit 1886 Hauptstadt ist und dass man damals natürlich noch nicht über das geologische Wissen von heute verfügte. Die Einfahrt der Bucht von Tokio grenzt an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen am Sagami-Graben zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird. Außerdem liegt einige hundert Kilometer östlich die Pazifische Platte, die am Japangraben auf die Ochotskische-Platte und Philippinenplatte drückt und ebenfalls subduziert wird. Dieses tektonische Setting bedingt eine der erdbebengefährdetsten Zonen, in der sich eines größten Ballungszentren der Erde befindet. Da scheint mir die Katastrophe vorbestimmt zu sein, selbst wenn neue Gebäude in Tokio unter hohen Standards in Bezug auf die Erdbebensicherheit errichtet werden.

Apropos Japan und Erdbeben: ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich südlich von Kagoshima auf Kyushu. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Ich erwähne es, weil es sich im Norden des Ryukyu-Archipels ereignete, genauer vor der Küste der Vulkaninsel Kuchinoshima. Die große Kikai-Caldera liegt nur wenige Kilometer entfernt.