Home-Reef-Volcano zeigt deutliche Wärmeanomalie

Wärmeanomalie im Krater des Home-Reef-Vulkans in Tonga – starke Dampfentwicklung und Wasserverfärbungen

Eine ausgeprägte Wärmeanomalie im Kraterbereich von Home Reef, die durch MIROVA/MODIS registriert wird und eine thermischen Leistung von 26 Megawatt aufweist, liefert einen wichtigen Hinweis auf die aktuellen Prozesse im Inneren des submarinen Vulkans, der inzwischen eigentlich eine Vulkaninsel bildet. Die konzentrierte Hitzequelle spricht dafür, dass sich Magma in sehr geringer Tiefe befindet oder zeitweise offen an die Oberfläche gelangt. Vulkanologen schließen daraus, dass strombolianische Eruptionen möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich sind. Hierbei handelt es sich um kurze, gasgetriebene Explosionen, bei denen glühende Schlacken und Lavafetzen ausgestoßen werden, ohne dass es zu großräumigen, zerstörerischen Ausbrüchen kommt.




Thermalbild

Die thermische Anomalie ist auf einem Sentinel-Satellitenfoto von heute im Infrarotspektrum sichtbar. Im normalen Lichtspektrum sieht man östlich der kleinen Vulkaninsel grünliche Wasserverfärbungen, die von Mineraleintrag zeugen, der entweder direkt von Lava stammen kann oder aber von Fluiden hervorgerufen wird. Das Bild enthüllt auch eine ausgeprägte Dampfwolke, die in Richtung Westen driftet.

Solche Aktivität passt gut zu einem jungen Vulkansystem wie Home Reef. Der Vulkan liegt in der hochaktiven Tonga-Kermadec-Subduktionszone, wo die Pazifische Platte in den Erdmantel abtaucht. Wiederholte Ausbrüche haben hier bereits mehrfach kurzlebige Inseln entstehen lassen. Auch die heutige Insel ist das Ergebnis fortgesetzter Eruptionen, die den Inselvulkan in den letzten Jahren über den Meeresspiegel anwachsen ließen. Doch diese neu geborene Landmasse ist fragil. Brandung, Erosion und Hangrutschungen verändern ihre Form ständig, ein Prozess, der ebenso Teil der Inselentstehung ist wie der Vulkanismus selbst.

Home Reef

Eine wissenschaftliche Expedition die der Geologischen Dienstes von Tonga im November durchführte bestätigte diesen Eindruck. Forschende aus Tonga sowie von den Universitäten Otago und Auckland untersuchten die Vulkane Hunga Tonga–Hunga Haʻapai, Tofua und Home Reef. Während am Hunga-Tonga-Komplex keine aktuelle Aktivität beobachtet wurde und die Überreste des gewaltigen Ausbruchs von 2022 weiter erodieren, zeigte sich Home Reef weiterhin aktiv. Die neue Insel misst inzwischen über einen Kilometer Durchmesser und ragt rund 70 Meter über den Meeresspiegel. Gasmessungen ergaben Emissionen von ca. 100 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag, ein klarer Hinweis auf Magma nahe der Oberfläche.

Die Expedition kommt zu dem Schluss, dass derzeit keine unmittelbare Gefahr für größere Siedlungen besteht. Dennoch bleibt Vorsicht geboten. Home Reef ist aktiv, kleinere Ausbrüche sind jederzeit möglich und die Ereignisse rund um Hunga Tonga zeigen, wie schnell sich die Lage in dieser Region ändern kann.