Island: Kleiner Seitenschlot am aktiven Krater entstanden

Vulkanausbruch auf Island hält seit 12 Tagen an – Am Krater bildete sich ein kleiner Seitenschlot

Reykjavik, 28.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur im Svartsengi-Gebiet auch am 12. Tag nach Eruptionsbeginn weiter. Seit der Abschwächung des Lavaausstoßes am Samstag ist die Stärke der Eruption relativ konstant. Stärkere Pulse hat es bis jetzt nicht mehr gegeben. Dafür bildete sich gestern ein kleiner Seitenschlot an der Basis des neuen Schlackenkegels, aus dem nachts eine Minifontäne aufstieg. Auch der Hauptkrater ist aktiv geblieben und speist einen Lavastrom, der sich in Richtung Nordosten ausbreitet.

Auf einem Sentinel-Satellitenbild, das gestern akquiriert wurde, erkennt man im Infrarotspektrum die frische Lava. Sie verbreitet sich auf einem größeren Areal, als man anhand der Livecamaufnahmen vermuten würde. Auffällig ist, dass sie nicht nur in ost-südöstlicher Richtung fließt, sondern auch nach Norden. Dort fließt die Lava überwiegend durch eine Tube, um am nördlichen Rand des Lavafeldes zutage zu treten. Auf dem gleichen Bild im normalen Lichtspektrum erkennt man übrigens sehr schön den Verlauf der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Betrachtet man die GNSS-Messreihen genauer, kristallisiert sich wieder eine leichte Bodenhebung heraus, die sich mit dem Rückgang der Eruptionsstärke am Samstag etwas beschleunigte. Aus dem tiefen Magmenkörper unter Fagradalsfjall steigt also mehr Magma in das flachere Reservoir unter Svartsengi auf, als von dort aus in Richtung Krater.

Interessant ist, dass es im Bereich von Fagradalsfjall ein paar schwache Erdbeben gab. Die Bodenhebung in dem Bereich dieses Vulkans hat sich seit Beginn der Eruption nur geringfügig abgebaut. Ein Indiz dafür, dass die Hebung nicht nur ein Sekundäreffekt von den Vorgängen bei Sundhnúkur ist, sondern dass sich hier auch Magma ansammeln könnte. Die Erdbebentätigkeit bei Krysúvik bleibt erhöht. An der GNSS-Messstation MOHA beschleunigte sich seit Eruptionsbeginn die Subsidenz.




Fazit: Da von der Bodenhebung, die sich vor der Eruption aufgebaut hat, nur etwas über die Hälfte abgebaut wurde, ist noch genug Schmelze vorhanden, damit die Eruption länger weitergeht oder sich sogar wieder verstärkt. Gleichzeitig steigt weiteres Magma aus der Tiefe auf und auch bei Fagradalsfjall könnte es eine eigenständige Magmenakkumulation geben, die in einigen Monaten zu einer Eruption dort führen könnte. Ein bevorstehendes Ende der gesamten Eruptionsphase, so wie es der eine oder andere Wissenschaftler propagandierte, erkenne ich anhand der Daten nicht.