Island: Lava fließt Richtung Geothermalkraftwerk

Lavastrom Auf Reykjanes schneller als zunächst gedacht – Blaue Lagune und Geothermalkraftwerk gefährdet

Der Vulkanausbruch auf Island ist voll im Gange und die Lava fließt sehr viel schneller, als man vor Ort heute Morgen angenommen hatte. Zunächst floss die Lava senkrecht zur Eruptionsspalte ab, die grob in Nord-Südrichtung verläuft, um dann ihre Richtung zu ändern. Inzwischen hat der Lavastrom die Hauptstraße Grindavíkurveg überquert und hält auf das Gebiet von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune zu. In weniger als drei Stunden könnte der Lavastrom die Heißwasserbohrungen und Leitungen erreichen, die Suðurnes (Großteil von Reykjanes mit Ausnahme der Hauptstadt) mit warmem Wasser versorgen. In weiten Teilen von Reykjanes könnte somit die Warmwasserversorgung gefährdet sein, und das mitten im Winter!

Víðir Reynisson, Direktor der Katastrophenschutzabteilung, gab gegenüber den isländischen Medien zu, dass man praktisch machtlos ist und nichts gegen die sich anbahnende Katastrophe unternehmen könne. Zwar gibt es Versuche, eine überirdisch verlaufende Warmwasserleitung noch schnell mit Erdreich zu bedecken, aber ob die verbleibende Zeit ausreicht, um die Leitung wirksam zu schützen, ist ungewiss. „Im Moment sieht es nicht gut aus, aber es wird alles getan, um einen Ernstfall zu verhindern,“ meinte Víðir Reynisson.

Der Direktor forderte die Menschen auf, Wasser zu sparen und kündigte an, dass industrielle Großverbrauche von der Wasserversorgung getrennt werden, damit wenigstens Privathäuser noch etwas geheizt werden können. Sollte die Warmwasserleitung zerstört werden, kann es bis zu drei Tage dauern, bis die Warmwasserbereitung wiederhergestellt ist.

Doch ganz hoffnungslos ist die Lage nicht, denn wenn man sich die Livestreams anguckt, erkennt man, dass der Lavaausstoß an der Spalte bereits etwas nachgelassen hat. Mittlerweile beginnen erste Teile der Spalte inaktiv zu werden und es gibt Unterbrechungen in der langen Reihe der Lavafontänen. Doch ob die Aktivität schnell genug nachlässt, um die Wasserleitungen und das Bohrloch zu retten, ist eine andere Frage.