Erhöhte seismische Aktivität in der Nicobaren-See – Parallelen zur Katastrophe von 2004?
Port Blair, 06.07.2025 – In der Nikobaren-See nördlich von Sumatra registrierten Seismometer zwei Schwärme mittelstarker Erdbeben an unterschiedlichen Lokationen. Ähnlich wie im japanischen Ryūkyū-Archipel gab es im Norden der Nicobaren-See einen Erdbebenschwarm, der mehrere Tage anhielt. In den letzten 24 Stunden manifestierten sich südlich des ersten Schwarms weitere Erdbeben deren Epizentren vor der Küste Sumatras liegen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 5,4, gefolgt von 2 Beben mit den Magnituden 4,7 und 4,6. Diese Beben standen mit der großen Sumatra-Blattverschiebung in Verbindung.

Während das aktuelle Schwarmbeben tektonischer Natur ist, könnte der erste, weiter nördlich gelegene Schwarm magmatisch bedingt gewesen sein. Die gesteigerte seismische Aktivität in der Region schürt Sorgen, dass es entweder zu einem tektonischen Starkbeben kommen könnte oder zu einer submarinen Eruption. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass Tsunamis auftreten. Während bei tektonischen Erdbeben der Meeresboden explosionsartig versetzt werden kann, besteht bei submarinen Vulkanausbrüchen die Gefahr, dass Massenbewegungen Tsunamis generieren. Genau hier setzt der thailändische Meeresökologe Thon Thamrongnawasawat an: In einem FB-Post warnt er vor einem möglichen submarinen Vulkanausbruch und erinnert zugleich an das verheerende Beben von 2004.
Tektonisch betrachtet liegt die aktuelle Erdbebenregion unweit einer aktiven Subduktionszone, wo sich die Indische Platte unter die Burmaplatte schiebt. Diese Plattengrenze ist Teil des sogenannten Sunda-Bogens, eines ausgedehnten tektonischen Systems, das sich von Sumatra über die Andamanen bis zu den Nikobaren erstreckt. Im Westen dieses Systems befindet sich der Sunda-Graben, eine der seismisch aktivsten Zonen der Erde. Entlang dieser Linie entstehen nicht nur Erdbeben, sondern auch Vulkane.
Obwohl es bislang keine Hinweise auf ein unmittelbar bevorstehendes Großereignis gibt, rufen Experten wie Thamrongnawasawat zu Wachsamkeit in der Region auf. Ich persönlich halte ein Großereignis für wenig wahrscheinlich. Allerdings könnte sich in der Verlängerung der Sumatra-Verwerfung zwischen den beiden Erdbebenclustern eine seismische Lücke aufgetan haben, an der in nächster Zeit vergleichbare Erdbeben entstehen könnten.