USA: Unwetter in Kalifornien am 22.02.23

Unwetter verursachen in Kalifornien Überflutungen und Hangrutschungen

Drei Tage lang wüteten Unwetter über Kalifornien und griffen auch auf benachbarte Bundesstaaten über. Die Auswirkungen des Sturms, der mit dem „Ananas-Express“ von Hawaii aus über den Pazifik kam, waren weitreichend, und verursachten Erdrutschungen, Schlammlawinen und Überschwemmungen. In manchen Regionen fielen innerhalb von 24 Stunden bis zu 200 mm Niederschlag. Die Böden konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und destabilisierten an Hanglagen, was zu Erdrutschungen führte. Bilder zeigen Häuser, die halb von den Hangrutschmassen begraben wurden und demolierte Fahrzeuge, die quer auf Straßen stehen. Es kam auch zu Schäden durch entwurzelte Bäume.

Praktisch im gesamten Bundesstaat gab es Straßenschäden und demolierte Infrastruktur. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. Montecito in Kalifornien war besonders betroffen, als Überschwemmungen am Montagnachmittag die Region heimsuchten.

Infolge des Sturms wurden auch Bildungseinrichtungen wie die Pepperdine University beeinträchtigt, die gezwungen war, Präsenzkurse abzusagen. Andere Gebiete wie Malibu und Santa Clarita meldeten ebenfalls Straßenschäden und Überschwemmungen. Die Regenfälle führten zu Sperren auf mehreren Autobahnen und lokalen Straßen. Obwohl der Sturm nicht so verheerend war wie vorherige Ereignisse, nahmen die Überflutungssorgen aufgrund des durchnässten Bodens zu.

Die Stadtverwaltung von Los Angeles ergriff umfassende Notfallmaßnahmen, um die Auswirkungen des Sturms zu bewältigen. Dazu gehörten Reparaturen von Straßenschäden, Schutzmaßnahmen gegen Überschwemmungen und die Bereitstellung von Unterkünften für Obdachlose. Verschiedene Straßen und Gebiete blieben aufgrund von Überschwemmungen und Straßenschäden gesperrt, und die Bevölkerung wurde aufgefordert, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

In Höhenlagen gingen die enormen Niederschlagsmengen als Schnee nieder, was zu zahlreichen Verkehrsbeeinträchtigungen und Unfällen führte.

Das Unwetter schwächte sich am Mittwochmorgen ab, was zu einer leichten Entspannung der starken Regenfälle führte. Die Bevölkerung wurde vor den Gefahren durch Erdrutsche, Überschwemmungen und Stromausfälle gewarnt. Evakuierungswarnungen wurden für gefährdete Gebiete herausgegeben, während Straßensperrungen und Verkehrsstörungen zunahmen.

Der oben genannte „Ananas-Express“ bezieht sich auf ein meteorologisches Phänomen, das mit starken Regenfällen in Verbindung steht, die an der Westküste Nordamerikas auftreten können. Dieses Phänomen steht im Zusammenhang mit einem starken atmosphärischen Fluss von Feuchtigkeit, der vom tropischen Pazifik herangetragen wird. Der Ursprung des Begriffs liegt darin, dass dieser Feuchtigkeitsstrom oft aus der Nähe von Hawaii kommt, wo Ananas angebaut werden, und sich dann in Richtung Nordamerika bewegt. Der „Ananas-Express“ könnte mit dem bekannten Klimaphänomen El Nino in Verbindung stehen. Vereinfacht gesagt dreht El Nino die normale Niederschlagsverteilung im Pazifikraum um und wirkt sich besonders dramatisch in der pazifischen Äquatorgegend vor Südamerika aus.

Forscherteam enträtselt gigantischen Vulkanausbruch vor Japan

Forscherteam geht auf Spurensuche und enthüllt gigantische Eruption der Kikai-Caldera

Der größte Vulkanausbruch des Holozäns -jener geologischen Epoche, in der wir aktuell leben- ereignete sich vor etwa 7300 Jahren: Er manifestierte sich als submarine Eruption vor der Südküste der japanischen Insel Kyushu, die für ihren Vulkanismus bekannt ist. Der Verursacher der Eruption war der Kikai-Akahoya-Vulkan, der aus einer überfluteten Caldera in einer Meeresregion nahe der japanischen Insel Kyushu emporstrebte. Der Vulkanausbruch schleuderte eine immense Menge an Material aus, die mehr als dreimal so groß war wie die des Mount Tambora im Jahr 1815. Dieser Ausbruch führte zu drastischen Klimaveränderungen globalen Ausmaßes und wird als eine der bedeutendsten Naturkatastrophen des Holozäns betrachtet.

Zwar entdeckte man bereits vor Jahren, dass sich die Kikai-Caldera für mindestens einen enormen Vulkanausbruch verantwortlich zeigte und weiterhin ein großes Gefahrenpotenzial beherbergt, doch die genauen Größen dieses Ausbruchs waren lange Zeit unklar. Ein Problem, mit dem sich Forschende konfrontiert sehen, ist der schwierige Zugang zur Unterwasser-Caldera und den vulkanischen Ablagerungen auf dem Meeresboden. Doch nun haben Forscher um Nobukazu Seama von der Universität Kobe berechnet, dass der Kikai-Akahoya-Ausbruch eine weitaus größere Menge an Gestein und Asche unter Wasser produzierte als bisher angenommen.

Um die Größe des Kikai-Akahoya-Ausbruchs zu bestimmen, führten Seama und sein Team seismische Untersuchungen durch, um die Unterwasserregion um die Caldera zu kartieren. Zusätzlich sammelten sie Proben vom Meeresboden und entnahmen Kernproben aus dem darunter liegenden Gestein, um das Gesamtvolumen des vom Vulkan produzierten Materials zu berechnen. Sie kartierten pyroklastische Ablagerungen, die eine Fläche von 4500 Quadratkilometern misst.

Die Gesamtmenge des aus dem Vulkan ausgestoßenen Materials wird auf über 300 Kubikkilometer geschätzt, was etwa der doppelten Wassermenge des Lake Tahoe in den USA entspricht.

Obwohl dieser Ausbruch beeindruckend ist, bleibt er weit hinter dem gewaltigen Ausbruch des Toba-Supervulkans in Indonesien zurück, der vor etwa 74.000 Jahren mehr als 2500 Kubikkilometer Magma freisetzte. Diese Eruption brachte die junge Menschheit an den Rand der Ausrottung, noch bevor sie sich zur vollen Blüte entfalten konnte.

Experten wie David Pyle von der Universität Oxford betonen die Bedeutung solcher Studien, um unser Verständnis von Vulkanausbrüchen und deren potenziellen Risiken zu verbessern. Die Kombination von historischen Daten mit Studien neuerer Ausbrüche könnte dazu beitragen, genauere Vorhersagemodelle für zukünftige Ereignisse zu entwickeln.

Wie wichtig solche Forschungen sind, erkennt man am Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai-Ausbruch, der sich vor gut 2 Jahren im Tonga-Archipel ereignete. Innerhalb weniger Wochen entwickelte sich aus einem normal erscheinenden Ausbruch einer kleinen Vulkaninsel die größte Eruption seit oben erwähntem Tambora-Ausbruch, ohne dass es jemand hätte kommen sehen. Sollte sich so eine Eruption in der Kikai-Caldera ereignen, hätte man massive Probleme im dicht besiedelten Japan. Der Ausbruch bei Tonga traf die Menschen hart, und bis heute könnte die Eruption das Klima bestimmen und zu einem Teil der ungewöhnlichen Klimaphänomene der letzten Monate beigetragen haben.
(Quelle: Journal of Volcanology and Geothermal Research DOI: 10.1016/j.jvolgeores.2024.108017)

Neue Eruption am Fagradalsfjall auf Island möglich

Unter dem Svartsengi-Gebiet auf Island geht die Bodenhebung weiter. An der Messtation SKSH (Skipastigshranu) hat die Bodenhebung wieder das gleiche Niveau wie vor der letzten Eruption am 8 Februar erreicht. Bei den vorangegangenen Ereignissen wurde das vorherige Bodenhebungsniveau oft um gut 50 mm überschritten, als die nächste Eruption einsetzte. Bei der aktuellen Hebungsrate kann man dann in 7 bis 10 Tagen mit einer weiteren Eruption rechnen. An der Messtation Seng wird voraussichtlich in drei Tagen Parität zum vorherigen Hebungsniveau erreicht sein.

Bodenhebung und Erdbeben unter Fagradalsfjall – Weitere Eruption erscheint möglich

Die Erdbebentätigkeit ist bei Svartsengi relativ gering, was darauf hindeutet, dass die Magma-Aufstiegswege aus der Tiefe frei sind und nicht erst gegen Widerstand angearbeitet werden muss, damit sich das Magma einen Weg bahnen kann. Generell wurden heute nur wenige Erdbeben auf Reykjanes detektiert, was an starkem Wind liegen kann. In den letzten Tagen sah es anders aus und es gab an den meisten der Spaltensysteme auf der Reykjanes-Halbinsel Erschütterungen, was nicht nur Spekulationen über einen möglichen submarinen Ausbruch bei Eldey auslöste, sondern auch wieder das Geschehen am Fagradalsfjall in den Fokus rückte. Hier brachte MBL gestern Abend ein Interview mit Geophysiker Freysteinn Sigmundsson heraus. Er erklärte, dass die meisten isländischen Geophysiker davon ausgehen, dass sich auch der nächste Vulkanausbruch auf Reykjanes aller Wahrscheinlichkeit nach wieder entlang der Sundhnúka-Kraterreihe manifestieren wird. Freysteinn ist aber der Meinung, dass sich das eines Tages wieder ändern wird. Dann könnte sich die Aktivität wieder in Richtung Fagradalsfjall verlagern, wo wir die ersten drei Eruptionen der neuen Ausbruchsserie auf der Reykjaneshalbinsel sahen. Dafür sprechen nicht nur die Erdbeben, die dort immer wieder auftreten, sondern auch, dass es bis jetzt keine nennenswerte Deflation gab. Das vor Monaten intrudierte Magma befindet sich noch im Untergrund, und obwohl sich im Oktober die Aktivität nach Svartsengi verlagerte, gab es unter dem Fagradalsfjall noch eine leichte Bodenhebung von 30 mm.

Der Geophysiker gibt auch zu bedenken, dass es immer mehr danach aussieht, als wären die Vulkane Islands unterirdisch weiter vernetzt als man bisher annahm. Ein Umstand, auf den ich auch bereits hinwies. Es stellt sich die Frage, ob man auch die Spaltensysteme auf Reykjanes isoliert für sich betrachten sollte.

Taal stößt erneut sehr viel Schwefeldioxid aus

Hoher Schwefeldioxid-Ausstoß in der Taal Caldera detektiert

Dass der Calderavulkan Taal zu den größten vulkanischen Dreckschleudern der Welt gehört, ist spätestens seit seinem letzten Ausbruch im Jahr 2020 bekannt. Ungewöhnlich ist allerdings die Menge an Schwefeldioxid, die er in den letzten Tagen emittiert, obwohl der Vulkan nicht eruptiert: vorgestern wurden 14211 Tonnen des vulkanischen Gases ausgestoßen, was nahe an bisherigen Rekordwerten heranreicht. Der Direktor von PHILVOLCS, Teresito Bacolcol, beruhigte die Anwohner des Vulkans allerdings und sagte in einem Interview, dass es außer den starken Gasemissionen aktuell keine Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs gäbe. Dank des moderaten Windes, der über die Caldera hinwegzieht, besteht momentan auch keine Gesundheitsgefahr durch VSMOG. Dennoch könnte sich bei einer Änderung der Wetterlage schnell wieder dieser gefürchtete Nebel aus Vulkangas in der Caldera bilden. Bei besonders hartnäckigen Inversionswetterlagen kann sich sogar im ca. 50 km entfernt gelegenen Manila vulkanisch bedingter Smog bilden.

Auch wenn Teresito Bacolcol die Bevölkerung beruhigen kann, so ist es nicht ganz richtig, dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass der Taal zeitnahe wieder ausbrechen könnte. Zwar gibt es augenblicklich nur wenige vulkanisch bedingte Erdbeben, dennoch wird unter den Flanken des Intracalderavulkans von Volcano Island eine Inflation festgestellt. Das Wasser im Kratersee hat einen pH-Wert von 0,2 und eine neue Temperaturmessung kam auf eine Temperatur von 72,2 Grad Celsius. Während sich das Wasser um ca. 2 Grad abkühlte, nahm die Acidität des Wassers zu. Außerdem wird der See von Turbulenzen aufgewühlt und dampft. Zumindest phreatische Eruptionen erscheinen mir hier jederzeit möglich zu sein.

Generell ist der extrem hohe Gasausstoß besorgniserregend: So hohe Werte erreichen normalerweise nur Vulkane, die eine große Menge Lava ausstoßen oder in deren Krater Lavaseen brodeln. Auch der italienische Calderavulkan Campi Flegrei stößt hohe Mengen magmatischer Gase aus. Dort ist es aber Kohlendioxid, das aus der Tiefe aufsteigt und von einem Magmenkörper in größerer Tiefe zeugt, während am Taal Schwefeldioxid ausgestoßen wird, das von einem flach gelegenen Magmenkörper stammen muss. Ungeklärt ist die Frage, wieviel eruptionsfähige Schmelze in diesem Magmenkörper enthalten ist. Auch wenn kein unmittelbarer Vulkanausbruch bevorstehet, könnte sich die Lage schnell zum Schlechteren wenden.

Island: Grindavikings dürfen in ihre Häuser zurück

Bewohner von Grindavik dürfen in ihre Häuser zurück

Das Spiel um Grindavik geht in eine weitere Runde, denn wieder einmal ist die gesetzlich festgeschriebene Höchstdauer für Zwangsevakuierungen auf Island um, und so blieb dem lokalen Polizeichef nichts anderes übrig, als den Bewohnern von Grindavik die Rückkehr in ihre Häuser zu erlauben. Sie dürfen sich jetzt wieder permanent in der Stadt aufhalten. Er betonte ausdrücklich, dass er die Stadt eigentlich für unbewohnbar hält und dass die Rückkehrer in eigener Verantwortung handeln. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen.

Tatsächlich waren bereits erste Bewohner der Stadt gegen die Evakuierungen gerichtlich vorgegangen. Ein erster Grindaviking zog heute seine Klage wieder zurück.

Während wir uns in den Sozialen Medien bereits darüber Gedanken gemacht haben, ob es nicht besser sei Grindavik aufzugeben, scheinen die direkt Betroffenen wenigstens teilweise anders darüber zu denken: Sie kämpfen um den Erhalt des kleinen Fischerortes an der Südküste von Reykjanes, der in den letzten Monaten von multiplen geologisch bedingten Naturkatastrophen heimgesucht wurde: Erdbeben, Spaltenöffnungen und Vulkanausbrüche können einen echten Nachfahre der legendären Wikinger offenbar nicht erschüttern. So ist man weiter voll des Tatendrangs, nicht nur an Land, sondern auch zu Wasser, denn in den letzten Tagen kreuzte wieder ein Reparaturschiff vor der Küste und kümmerte sich um kaputte Leitungen am Meeresgrund.

Anzeichen für eine baldige Beruhigung der Erdgewalten gibt es nicht. Zwar hatte es gestern den Anschein, als hätte die Bodenhebung nachgelassen, doch heute sieht es wieder anders aus. Der Boden hebt sich zwar nicht mehr so schnell wie nach dem letzten Ausbruch, doch hat wieder Werte eingenommen, die wir mittlerweile als ortsüblich bezeichnen können. Die Bodenhebung liegt heute um 5 mm am Tag.

Schwarmbeben bei Hellisheiði

Ein Schwarmbeben ereignet sich aktuell am Hengill-Spaltensystem in der Gegen des Hellisheiði-Kraftwerks. Es ist gut möglich, dass die Erschütterungen menschengemacht sind und mit dem Kraftwerk in Verbindung stehen, da Wasser unter Druck in den Boden gepumpt wird.

Ätna mit weiteren Erdbeben und Dampfringen

Seismizität am Ätna nimmt zu und der Tremor steigt – Weitere Dampfringe gesichtet

Erst gestern schrieb ich über einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich am 17. Februar auf der Ätna-Südflanke zutrug. Heute wurde dann ein ähnliches Ereignis auf den INGV-Karten angezeigt, das sich einen Tag später im Osten des Vulkans zutrug: Im Valle del Bove ereigneten sich 13 schwache Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 1,8 und einen Erdbebenherd in 3,62 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 1,7 km südwestlich vom Monte Scorsone lokalisiert. Die Seismizität überwindet also langsam ihren tiefen Schlaf, in dem sie sich in den letzten Wochen befunden hatte. Freilich gab es die ganze Zeit über vereinzelte Beben, die aber nur signalisierten, dass der Vulkan nicht komplett eingeschlafen ist. Die aktuelle Zunahme der Seismizität könnte darauf hindeuten, dass sich wieder mehr Magma unter dem Berg ansammelt, das demnächst einen Ausbruch probt. Dafür spricht auch der etwas gestiegene Tremor, dessen Amplitude sich in den letzten Stunden noch oben bewegte. Ein Peak reichte sogar bis an den roten Bereich heran. Ein weiteres Indiz für eine allgemeine Aktivitätszunahme sind die erwähnten Dampfringe, von denen auch gestern weitere Fotos geteilt wurden.

Bis jetzt sprechen die Anzeichen für eine tief im Fördersystem ablaufende Aktivität in Form von Gasexplosionen. Das Gas entweicht wahrscheinlich in Blasen aus einer zähen Schmelze. Der Magmenstand ist aber noch zu tief, als dass bei den Explosionen glühendes Material die Oberfläche erreichen würde. Doch das kann sich in den nächsten Tagen ändern, so dass zunächst eine milde strombolianische Tätigkeit einsetzt. Typisch wäre eine langsam zunehmende explosive Tätigkeit, die letztendlich in Paroxysmen gipfelt.

Eigentlich wollte ich euch an dieser Stelle den neuen INGV-Wochenbericht vorstellen, aber heute scheint man in Catania etwas spät dran zu sein. Könnte daran liegen, dass einige Forscher in Antigua zur Konferenz sind.

Italien: Schwarmbeben im Norden am 20.02.23

Schwarmbeben im Norden von Italien – Stärkster Erdstoß M 3,2

Datum 19.02.2024 | Zeit: 8:07:38 UTC | Lokation: 44.634 ; 10.182 | Tiefe: 20 km | Mb 3,2

In Norditalien findet ein Schwarmbeben statt, das gestern Abend begann und bis heute Vormittag weiter anhält. Insgesamt wurden bis jetzt 14 Erdstöße festgestellt. Während die meisten Erschütterungen Magnituden im Zweierbereich hatten, brachten es die beiden stärksten Erdstöße auf M 3,2. Die Hypozentren der meisten Erdstöße liegen mit Tiefen um 20 km vergleichsweise tief. Die Epizentren konzentrieren sich 13 km südlich von Collecchio, einem 7,900 Einwohner-Ort, der 20 km von Parma entfernt liegt. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass es sich um ein gebirgiges Areal des Ligurischen Apennins handelt. Dem EMSC liegt eine Wahrnehmungsmeldung vor: Das Beben konnte trotz der großen Tiefe also offenbar gespürt werden, obwohl es eine Magnitude hatte, die gerade im Bereich der Wahrnehmbarkeit liegt.

Tektonisch gesehen befindet sich die Erdbebenregion in vorderster Front des Apennin-Gebirges, durch die sich eine lange Störungszone (AFR) zieht, an der es ein Überschiebungen gibt. Das Schwarmbeben dürfte mit diesen Störungen assoziiert sein. Auffällig ist allerdings die vergleichsweise große Tiefe der Erdbebenherde, die für tektonische Erdbeben entlang einer Überschiebungsfront eher untypisch sind. Es ist daher nicht auszuschließen, dass eine tiefe Fluiddynamik an der Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre einen Einfluss auf die Bebentätigkeit nimmt.

Erdbeben gab es entlang der AFR schon öfter. In dem aktuell betroffenen Gebiet wurde 1983 ein Erdbeben Mw 5,0 registriert. Weiter östlich entlang der AFR gab es Erdbeben bis zur Magnitude 6,0. So könnte der aktuelle Schwarm letztendlich eine Vorbebenserie für ein stärkeres Erdbeben in naher Zukunft sein.

Interessant ist, dass nur ca. 50 Kilometer südöstlich von Parma die Schlammvulkane von Nirano liegen. Sie stehen aber nicht mit magmatischen Prozessen im Zusammenhang, sondern finden ihren Ursprung in Methangasen.

Santiaguito: Vulkanspotter erklimmen Lavadom

Vulkantouristen besteigen Lavadom und erleben Eruption aus nächster Nähe

In Mittelamerika gibt es zahlreiche aktive Vulkane, und nachdem sich in anderen Erdteilen die Reisebedingungen für Vulkanspotter immer weiter verschlechterten, weil gesteigertes Sicherheitsbedürfnis und Angst vor Klagen die Besteigungsverbote aktiver Vulkane immer restriktiver haben werden lassen, boomt dort der Vulkantourismus. So kann man in Guatemala noch die Vulkane besteigen, die bei uns in Europa längst gesperrt wären bzw. auch gesperrt wurden. Ich denke da ganz konkret an den Stromboli in Italien, der bis vor 20 Jahren der Einsteigervulkan für Vulkanspotter war, dessen Gipfelbereich inzwischen aber wohl dauerhaft gesperrt wurde. In Guatemala hingegen kann man die Vulkane Pacaya, Fuego und Santiaguito ungehindert besteigen. Selbst in Zeiten, in denen die Vulkane besonders aktiv sind, werden zwar Besteigungsverbote ausgesprochen, doch Kontrollen gibt es bis jetzt kaum.

Aktuell gehen Bilder vom Vulkan Santiaguito durch die sozialen Medien, die eine Gruppe Gipfelstürmer zeigen, die auf einem der inaktiven Dome in direkter Nachbarschaft zum aktiven Lavadom steht und von dort aus die Eruptionen beobachtet. Eine Explosion lässt eine Aschewolke aufsteigen und glühende Lavabrocken von der Größe einer Waschmaschine rollen über die Domflanke talwärts. Sie fragmentieren und erzeugen einen kleinen pyroklastischen Dichtestrom.

Die Vulkanologen von ISIVUMEH warnen fast täglich vor diesen Dichteströmen, denn größere Exemplare könnten bewohntes Gebiet erreichen und dort Menschen töten und Schäden anrichten. Das wirft natürlich die Frage auf, wie gefährlich die Situation für die Vulkanbeobachter ist, die sich wenige hundert Meter entfernt vom aktiven Lavadom aufhalten? Früher wagten sich hier nur wenige Menschen hin. Heute findet man auf Google Maps hier sogar Aussichtspunkte eingetragen. Ganz klar: der Aufenthalt in unmittelbarer Nähe zum Lavadom ist nicht ungefährlich und sollte eigentlich nur von Leuten mit entsprechenden Kenntnissen gewagt werden. Außerdem ist der Weg zum Dom beschwerlich und birgt bereits ein gewisses Verletzungsrisiko, mal abgesehen von Gefahren, die durch Wetterumschwünge entstehen können. Besonders fatal kann eine Änderung der Windrichtung sein, so dass die Vulkanspotter plötzlich in Gas- und Aschewolken stehen. Darüber hinaus könnten stärkere Explosionen Lavabrocken bis zum Beobachtungsstandort auswerfen. Die pyroklastischen Dichteströme sind für Menschen am Fuß des Vulkans gefährlicher als für Leute, die auf gleicher Höhe des Ursprungs der Dichteströme stehen, doch auch hier gilt, dass man tunlichst nicht in die Wolken geraten sollte. Also, ein Erlebnis, das sicherlich nicht für jeden geeignet ist und ein gewisses Gefahrenpotenzial birgt, das man meiner Meinung nach aber nicht verbieten sollte.

Aktuelle Aktivität am Santiaguito

Und was macht der Vulkan? Die oben gezeigte Aufnahme wurde am 14. Februar 2024 geteilt und zeigt eine der stärkeren Eruptionen des Vulkans. INSIVUMEH berichtet von effusiver und explosiver Tätigkeit des Doms und warnt davor, dass pyroklastische Dichteströme mit geringer Gleitdistanz entstehen. Explosionen fördern mehrmals am Tag Asche- und Dampfwolken bis auf eine Höhe von 3600 m über dem Meeresspiegel.

Island: Straße nach Vulkanausbruch bereits repariert

Straße nach Grindavik wurde in Rekordzeit repariert

Nur 10 Tage nachdem der Grindavikvegur durch den Lavastrom des jüngsten Vulkanausbruchs unterbrochen wurde, ist die Straße wieder repariert und kann nun mit 50 km/h befahren werden. Nachdem ein Provisorium bereits vor dem Wochenende fertiggestellt worden war, wurde die Straße nun finalisiert und mit Fahrbahnmarkierungen und Temperatursensoren ausgestattet. Sie liegen direkt unter dem Schotter und messen Temperaturen von mehr als 50 Grad. Außerdem arbeitet man innerhalb der Befestigungsanlagen von Svartsengi an einer weiteren Piste, die Fragmente einer Nebenstraße zur Blauen Lagune miteinander verbinden soll.
Die Isländer bewiesen so einmal mehr, zu welchen Leistungen sie imstande sind, und dass, obwohl ihr kleines Volk nur so viele Einwohner hat wie eine deutsche Großstadt! Ihr Erfolgsrezept: Schnelles und entschlossenes Handeln anstelle Zögerlichkeit und endloser bürokratischer Prozesse, die bei uns alles maßlos verzögern! Wie nachhaltig das Engagement der Isländer ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben, denn es gibt Anzeichen dafür, dass der nächste Vulkanausbruch bei Svartsengi nicht mehr lange auf sich warten lassen könnte!

Bodenhebung verringerte sich

Diese Anzeichen manifestieren sich nicht nur in Erdbeben, die sich in der Verlängerung des Magmatischen Gangs vor der Küste bei Grindavik ereignen, sondern auch in einer deutlichen Verringerung der Bodenhebung, so wie wir sie einige Tage vor den letzten Eruptionen sahen. Sie deutet darauf hin, dass der Gegendruck im oberen Fördersystem größer wird, weshalb das Magma aus der Tiefe langsamer aufsteigt. Allerdings ist das nur ein Indiz, kein Beweis, dass sich die nächste Eruption anbahnt. So hatte es auch bei den letzten Aufladephasen zwischendurch einen Rückgang der Hebungsrate gegeben, nur um nach 1-2 Tagen wieder zuzulegen. Eigentlich ist es noch ein wenig zu früh für die nächste Eruption. Statistisch gesehen sollte sie erst in 2 bis 3 Wochen erfolgen. Natürlich ist es immer möglich, dass die Magmenintrusion stoppt und erst einmal Ruhe eintritt.

Dafür gab es heute auch an anderen Lokationen auf Island eine rege Bebentätigkeit. Besonders erwähnenswert sind die Beben in der Torfajökull-Caldera, an deren Rand sich das Landmännerbad befindet. Unter dem Vatnajökull gab es ebenfalls Beben, die mit dem Vulkanismus zusammenhängen können. Hier liegt besonders der Grimsvötn im Fokus des Geschehens. Einige Kilometer weiter nördlich bebt es an der Askja. Hier zeigen einige GPS-Messstationen ebenfalls wieder Bodenhebung an.