Poás mit glühendem Förderschlot

Intensive Rotglut am Förderschlot des Poás löste Lichtreflexe in den Wolken aus – erneuter Druckaufbau im Fördersystem.

Am Poás in Costa Rica gab es gestern Abend zur Blauen Stunde ein ungewöhnliches Phänomen zu beobachten: Intensive Rotglut im Förderschlot verursachte Lichtreflexe und die Dampfwolken, die vom Schlot selbst produziert wurden. Dieses Phänomen sorgte für Aufsehen in den sozialen Medien, wo entsprechende Livecamaufnahmen geteilt wurden. 

Darüber hinaus stieß der Vulkan auch wieder Vulkanasche auf, die von Satelliten in 3400 m Höhe detektiert wurde und in Richtung Westen driftete, wo es in Ortschaften am Fuß des Poás zu leichtem Ascheniederschlag kam.

Generell zeigt die Aktivität des Poás leicht rückläufige Trends, was sich nicht nur in einer Reduzierung eruptiver Pulse widerspiegelt, sondern auch in den geophysikalischen und geochemischen Parametern, wie man im neusten Bulletin von OVISCORI nachlesen kann. Die stärkste Eruption der letzten Tage ereignete sich am 8. Mai, als Vulkanasche über 1000 m über Kraterhöhe ausgeworfen wurde. Kurz vor der Eruption verstärkte sich der vulkanische Tremor, der auch abseits eruptiver Pulse immer vorhanden ist, aber nur geringe Amplituden aufweist. Die Anzahl langperiodischer Erdbeben, die auf Fluidbewegungen im Untergrund hindeuten, nahm in der letzten Woche weiter ab.




In der letzten Woche legte der Schwefeldioxid-Ausstoß gegenüber der Vorwoche etwas zu und belief sich an der Messstation DOAS auf 437 Tonnen am Tag, während mit einem mobilen Gerät ein Schwefeldioxidausstoß von 1100 Tonnen am Tag festgestellt wurde. Im April wurden Spitzenwerte von 6000 Tonnen am Tag registriert. Die ausströmenden Gase haben am Förderschlot A eine Temperatur von 310 Grad.

Seit Dezember letzten Jahres hob sich der Kraterbereich um 3 bis 4 Zentimeter an. Die Bodenhebung kam während der eruptiven Hochphase im März/April zum Stillstand, setzte in den letzten Tagen aber wieder ein. Möglicherweise ist einer der Schlote teilweise blockiert, weswegen sich im Fördersystem erhöhter Druck aufbaut, weil sich magmatische Fluide akkumulieren und nicht entweichen können. Natürlich kann auch erneut Magma aus größerer Tiefe aufsteigen. Der Druckaufbau ist ein Indiz dafür, dass sich die Eruptionen am Poás wieder verstärken könnten.