Deutschland: Schwarmbeben magmatischen Ursprungs

Weitere Erdbeben erschüttern Deutsch-Tschechisches Grenzgebiet im Vogtland – Magmatischen Ursprungs vermutet

Datum 18.04.2024 | Zeit: 12:01:55 UTC | Lokation: 50.369 ; 12.482 | Tiefe: 5 km | Mb 2,6

Die Grenzregion zwischen Deutschland und der Tschechei wird weiterhin von Erdbeben heimgesucht und es gab heute einige Erschütterungen im Raum Klingenthal. Das stärkste Beben der letzten 24 Stunden hatte eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 14 km südöstlich von Falkenstein verortet. Beim Tschechischen Erdbebendienst taucht dieses Beben allerdings nicht auf. Hier werden nur einige Erschütterungen im Bereich der Mikroseismizität angezeigt. Es ist also möglich, dass das EMSC/GFZ ein Beben hochskaliert und dass die Daten noch korrigiert werden.

Erdbebenschwarm wird von neuem seismischen Netzwerk detektiert

Interessant sind die Vorgänge im Vogtland auf jeden Fall. Gestern gab es eine Pressemeldung vom GFZ, die Bezug zu den Vorgängen nimmt. Die Forscher teilten mit, dass die Erdbeben von einem neu implementierten Geofonnetzwerk detektiert wurden, das erst kürzlich in Betrieb genommen wurde. Die fünf seismischen Sensoren wurden in bis zu 400 m tiefen Bohrlöchern platziert und sind besonders empfindlich. Sie sind so eingestellt, dass sie sehr schwache Erschütterungen detektieren können.

Seit Inbetriebnahme am 20. März wurde ein ungewöhnliches Erdbebenschwarmereignis in der Nähe von Klingenthal an der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland registriert. In den ersten 14 Tagen hat dieses Netzwerk Tausende von Erdbebensignalen mit Magnituden zwischen 0 und 2,6 in Tiefen von acht bis zehn Kilometern erfasst. Diese Daten liefern eine einzigartige Grundlage für die Erforschung der Ursachen von Schwarmbeben im Vogtland.

„Das aktuelle Erdbebenschwarmereignis ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, nicht nur wegen seiner anhaltenden Dauer von mehr als 14 Tagen, sondern auch weil es der erste Schwarm in der aktivsten Region um Novy Kostel ist, der so weit nach Norden ausgreift und teilweise deutsches Gebiet betrifft“, sagt Torsten Dahm, Leiter der GFZ-Sektion „Erdbeben- und Vulkanphysik“ und Professor für Geophysik an der Universität Potsdam, der das Projekt von Seiten des GFZ leitet. „Besonders ungewöhnlich ist die Form des Erdbebenschwarms in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern, da die Beben erstmalig eine horizontale, kreisförmige Struktur aufweisen. Ein solches Muster wurde im Vogtland bisher noch nicht beobachtet“, so Dahm.

Mir stellt sich die Frage, ob es die Erdbeben schon länger gibt und unentdeckt blieben, oder ob es ein Zufall war, dass sie einsetzten, als das neue Netzwerk in Betrieb genommen wurde.

Schwarmbeben sind weltweit insbesondere in vulkanisch aktiven Regionen zu beobachten. Es wird vermutet, dass sie durch Fluidbewegungen im Untergrund ausgelöst werden.

Die sächsische Region zwischen Bad Brambach, Plauen und Oelsnitz ist regelmäßig von Erdbebenschwärmen betroffen, die mit magmatischen Prozessen im Erdmantel und der Erdkruste zusammenhängen. Der aktuelle Schwarm bei Klingenthal liegt nördlich der aktivsten Schwarmbebenzone der Region bei Novy Kostel in Tschechien, die sich in den letzten Jahren sowohl nach Süden als auch nach Norden ausgeweitet hat. Die Ausdehnung dieser Zone beträgt bereits mehr als 15 Kilometer. Allerdings gibt es in der Region auch einige Störungszonen, die tektonische Erdbeben hervorbringen können. Aufgrund der geringen Tiefe der Erdbeben hatte ich zunächst einen tektonischen Hintergrund vermutet. Sollten die Beben tatsächlich vulkanotektonischer Natur sein, dann sieht es so aus, als wären in den letzten Jahren magmatische Fluide von 30 Kilometern Tiefe auf 5 Kilometer aufgestiegen. Für gewöhnlich bilden sich in dieser Tiefe Magmenkörper, bevor es zu einem Vulkanausbruch kommt. Es wäre nun zwingend erforderlich, auf Bodenhebungen zu achten. (Quelle der Pressemeldung GFZ)

Deutschland: Weitere Erdbeben im Vogtland

Im Deutsch-Tschechischen Grenzgebiet gab es weitere Erdstöße – 999 Beben seit März registriert

Datum 10.04.2024 | Zeit: 15:43:25 UTC | Lokation: 50.361 ; 12.432 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Am Ostrand des Vogtlandes hält das Schwarmbeben an. Seit dem 18. März wurden vom Tschechischen Erdbebendienst 999 Erschütterungen detektiert, und das Tausendste wird nicht lange auf sich warten lassen.

In den letzten 24 Stunden manifestierten sich auch wieder zwei Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die diesmal sogar vom EMSC angezeigt werden. Das stärkere der beiden Beben hatte eine Magnitude von 2,7 und eine Herdtiefe von nur 5 Kilometern. Obwohl der Erdstoß eigentlich unter der magischen Grenze von M 3,0 lag, ab dem man Erdbeben normalerweise spüren kann, liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von über 40 Kilometern um das Epizentrum vor, das 14 km südsüdöstlich von Falkenstein bei Klingenthal lokalisiert wurde. Das zweite Beben mit der Magnitude 2,1 ereignete sich heute in den frühen Morgenstunden und hatte ein Hypozentrum in nur 4 Kilometern Tiefe. Schäden richteten die beiden Erschütterungen nicht an. Sollte es allerdings über Monate so weitergehen – was theoretisch möglich ist – könnten die ständigen schwachen Erschütterungen zur beschleunigten Alterung von Gebäuden beitragen.

Es gab auch einige Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1 und 2. Die Magnituden des allergrößten Teils der fast tausend Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität.

Über die Ursache der Beben wurde von offiziellen Seiten der Seismologen noch nichts kommuniziert. Wie ich bereits im letzten Artikel zum Thema schrieb – und von Boulevardblättern wie Merkur.de aufgegriffen wurde – vermute ich einen tektonischen Zusammenhang zur Mariánské-Lázně-Fault. Allerdings ist es auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass hier magmatische Fluide ihre Finger im Spiel haben, so wie es bei den Schwarmbeben weiter südlich der Fall war, die in den Nullerjahren das Cheb-Becken erschütterten.

Tatsächlich gibt es Absichten, die magmatischen Fluide im Untergrund des Vogtlandes nutzbar zu machen, denn die Gemeinden um Schönbrunn planen ein Geothermikraftwerk. Bereits Ende nächsten Jahres könnte mit einer Tiefenbohrung begonnen werden. Es soll ein 3-Kilometer tiefes Loch geteuft werden, um an das warme Wasser des Untergrundes zu kommen. Die Fluide werden von einem Magmenkörper aufgeheizt, der in ca. 30 Kilometern Tiefe vermutet wird. Oft verursachen solche Geothermieanlagen durch die Verpressung von Wasser Schwarmbeben.

Update: Heute manifestierte sich laut GFZ um 12:45 Uhr ein weiteres Erdbeben Mb 2,6 in 5 Kilometer Tiefe!

Neuer Erdbebenschwarm im Vogtland im April

Erdbebenschwarm tritt an der Deutsch-Tschechischen-Grenze des Vogtlandes auf – Fast 700 Erschütterungen detektiert

Nach einigen Jahren der relativen Ruhe kam es im Deutsch-Tschechischen-Grenzgebiet am Rand des Vogtlandes zu einem erneuten Erdbebenschwarm. Er begann bereits am 18. März und hält bis heute an, wobei sich die drei stärksten Erdbeben am 7. April ereigneten. Laut dem tschechischen Erdbebendienst hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Insgesamt wurden 692 Erdbeben detektiert. Die meisten davon hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und wurden von anderen Erdbebendiensten wie dem EMSC und GFZ nicht angezeigt, was ein Grund dafür ist, warum ich erst jetzt darüber berichte. Das EMSC zeigt auch die drei stärksten Erdbeben nicht an, sondern detektierte am 4. April ein paar Erschütterungen mit M 1,0 bis 1,3. Ungewöhnlich, dass die stärkeren Erdbeben offenbar nicht festgestellt wurden.

Die Beben konzentrieren sich in drei Haufen, die nordöstlich von Klingenthal auf deutscher Seite und südlich von Bublava auf der tschechischen Seite liegen. Die Tiefe der Hypozentren lässt eher auf einen tektonischen Ursprung des Schwarmbebens schließen, denn auf einen magmatischen. Ja, magmatisch, richtig gelesen, denn wie eingangs angedeutet gab es bereits früher Schwarmbeben im Vogtland, die zum größten Teil magmatischen Ursprungs waren. Sie manifestierten sich allerdings rund 30 Kilometer südlich bei Mühlessen im Cheb-Becken. Dort gibt es an der Bublak-Quelle Mofetten, aus denen Gase magmatischen Ursprungs ausströmen, und man geht davon aus. Das sich im Grenzbereich zur Asthenosphäre Magma ansammelt. Doch auch wenn es in der Tiefe eine Magmenakkumulation gibt, heißt es nicht, dass es noch zu unseren Lebzeiten zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Zwar gab es im Südosten Deutschlands und in der Tschechei Vulkanismus, aber viele plutonische Gesteine zeugen davon, dass nur ein Bruchteil des Magmas aus der Tiefe die Oberfläche erreichte.

Der aktuelle Erdbebenschwarm könnte mit der grob Nordwest-Südost streichenden Mariánské-Lázně-Fault in Verbindung stehen. Sie ist eine der prägnantesten Störungszonen der Gegend. In einiger Entfernung gibt es parallel verlaufende Störungszonen, die von der senkrecht dazu verlaufenden Erzgebirgsstörung gestreift werden. Ein altes, aber durchaus komplexes tektonisches Setting, das Erdbeben in der Region verursachen kann.

Apropos Vogtland: Genaugenommen liegt das Erdbebengebiet knapp außerhalb des Vogtlandes in Böhmen. Wenn es Berichte zu den Beben gibt, dann werden diese aber oft dem Vogtland zugeschrieben.

Erdbeben Ml 3,1 im Vogtland nahe deutscher Grenze

Vogtland: Erdbeben Ml 3,1

Datum: 08.12.22 | Zeit: 15:45:06 UTC | 50.24 N ; 12.46 E | Tiefe: 8 km | Ml 3,1

Das Grenzgebiet zwischen Tschechien und Deutschland wurde heute Mittag von einem Erdbeben der Magnitude 3,1 erschüttert. Der Erdbebenherd befand sich in 8 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 14 km west-nordwestlich von Sokolov verortet. Das Vogtland ist bekannt für seinen urzeitlichen Vulkanismus und den rezenten Magmatismus. Im Chebbecken, das wenige Kilometer südlich des Epizentrums liegt, gab es vor einigen Jahren zahlreiche Schwarmbeben, die durch aufsteigende magmatische Fluide verursacht wurden. Das Erdbeben heute war aber sehr wahrscheinlich tektonischen Ursprungs. Dafür sprechen die Lage an einer Störungszone so wie die geringe Tiefe des Bebens.

Der Erdstoß wurde von den Anwohnern wahrgenommen. Beim EMSC gibt es eine Wahrnehmungsmeldung von einer Person, die sich 9 km vom Epizentrum entfernt befand.