
Serie starker Erdbeben bei Kamtschatka hält an – Epizentren wandern entlang des Kamtschatka-Grabens
Nach dem Megabeben der Magnitude 8,8, das sich am späten Abend des 29. Juli bei Kamtschatka zutrug und kleine bis mittelstarke Tsunamis auslöste, kommt die Erde in der betroffenen Seeregion vor der Ostküste der sibirischen Halbinsel nicht zur Ruhe: Es gibt immer noch starke Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich, deren Epizentren sich weiter nach Südwesten verlagerten. Inzwischen ist ein gut 500 Kilometer langer Abschnitt des Kurilen-Kamtschatka-Grabens betroffen. Das entspricht in etwa der Strecke zwischen Köln und München.
Diese Verlagerung zeigt, dass ein sehr langer Abschnitt der Störungszone gebrochen ist und dass das Hauptbeben eine Kaskade auslöste, die zum Spannungsabbau in anderen Bereichen der gleichen Störung führte. Man kann davon ausgehen, dass weite Teile des gut 2500 Kilometer langen und bis zu 10.542 m tiefen Kurilen-Kamtschatka-Grabens unter Spannungen stehen, die früher oder später zu starken Erdbeben führen werden.
Der Kurilen-Kamtschatka-Graben (KKG) ist Teil des pazifischen Feuerrings, der die Plattengrenze des Pazifiks und den vorgelagerten Mikroplatten markiert. Nördlich des Grabens macht die Plattengrenze einen Knick in Richtung Südosten, wo sie in den Aleutengraben übergeht. Im Süden des KKG gibt es ebenfalls einen Knick und er geht bei Hokkaido in den Japangraben über. An allen diesen Plattengrenzen kommt es immer wieder zu starken Erdbeben und so wird es auch bleiben.
Die Shakemap oben zeigt die Beben entlang der beschriebenen Tiefseegräben im Wochenverlauf, wobei die gelb markierten Beben die ältesten sind. Man sieht, dass es bereits vor den Ereignissen bei Kamtschatka mehrere mittelstarke Erdbeben entlang der pazifischen Plattengrenze gab. Genau genommen war auch nicht das Megabeben Auslöser der Bebenserie bei Kamtschatka, sondern bereits das Erdbeben Mw 7,3 vom 20. Juli.
Auf der Map erkennt man zwei Gebiete entlang der Tiefseegräben des nordwestlichen Pazifiks wo es in den letzten Tagen keine Erdbeben gab. Hier könnten seismische Lücken existieren, die für Starkbeben besonders anfällig sind.
Die Tsunamis, die gestern durch den Pazifik liefen, wirkten sich am stärksten auf Kamtschatka und Paramushir aus, wo die Wellen 3 m hoch wurden, wobei manche Medien auch von bis zu 5 m hohen Wellen sprechen. Im Norden Japans und in Kalifornien sollen die Tsunamis, die in mehreren Schüben kamen, bis zu 1,3 m hoch gewesen sein. Größere Schäden entstanden hier nicht. Dennoch legte der Tsunamialarm stundenlang das öffentliche Leben entlang der Küsten lahm.