Datum: 07.05.2025 | Zeit: 07:35:59 UTC | Koordinaten: -2.574 ; 35.983 | Tiefe: 10 km | Mb 4,5
Erdbeben am Südufer des Lake Natron in Tansania erschütterte auch Ol Doinyo Lengai
Entlang des Ostafrikanischen Riftvalleys kommen Erdbeben vergleichsweise selten vor, sieht man einmal von den starken Schwarmbeben ab, die sich Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres am äthiopischen Ende des Grabenbruchs ereigneten und mit der Intrusion magmatischer Gänge zusammenhingen. Umso bemerkenswerter ist ein Erdbeben der Magnitude 4,5, das sich gestern Morgen in Tansania ereignete. Das Epizentrum lag am Südufer des Lake Natron und nur 20 Kilometer vom Vulkan Ol Doinyo Lengai entfernt. Der Erdbebenherd wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben gehandelt hat, dessen Tiefe aber nicht genau festgestellt werden konnte. Es ist nicht auszuschließen, dass der Erdstoß die Aktivität des Vulkans beeinflussen wird.
Das Satellitenfoto visualisiert nicht nur die Lage des Erdbebens, sondern zeigt auch die Störungszonen, die den Verlauf der Grabenschultern des Ostafrikansichen Riftvalleys markieren. Zudem erkennt man die zahlreichen Vulkane und Krater (bei denen es sich um Calderen und Maare handelt) der Gegend, in der sich ein Teil Ostafrikas vom Rest des Kontinents abspaltet. Links unten sind die Krater-Highlands zu sehen, zu denen bedeutende Calderen wie Empakai und Ngorongoro gehören. Am rechten Bildrand liegt der mächtige Kilimandscharo. Um den Ol Doinyo Lengai zu erkennen, muss man einen daumenbreit unterhalb der Erdbebenmarkierung blicken. Er schaut wie ein Pickel auf einer Störungslinie aus. Obwohl es einer der kleineren Vulkane der Gegend ist, ist er der aktivste.
Aktuelle Sentinel-Aufnahmen zeigen eine schwache thermische Anomalie im Krater, die davon zeugt, dass weiterhin natriumkarbonatitische Lava in einem Hornito brodelt. Die Aktivität hat sich in den letzten Wochen vom zentralen Hornitokomplex etwas in Richtung Nordosten verlagert. Einen stärkeren Lavaüberlauf konnte ich auf den Satellitenbildern der letzten Wochen nicht ausmachen. Allerdings hüllt sich der Vulkan auch oft in Wolken, so dass man da Geschehen nicht lückenlos verfolgen kann.
Auf den Satellitenbildern ist auch zu erkennen, dass die Gegend ungewöhnlich grün ist und im Norden des Lake Natrons strömen schlammige Fluten in den See, der früher oft Niedrigwasser hatte und sich dann aufgrund einer Algenblüte rot färbte. Im Mai sollte die kleine Regenzeit eigentlich langsam enden, so dass die Pisten, die in das Areal führen, abtrocknen und wieder besser passierbar sind. Vielleicht bekommen wir dann wieder Aufnahmen vom Ol Doinyo Lengai geliefert.