
Weiteres Erdbeben erschüttert Vesuv-Gipfelregion – Magnitude Md 2,1
Gestern Vormittag ereignete sich um 10:35 UTC am Vesuv ein weiterer Erdstoß mit einer Magnitude im Zweierbereich. Konkret hatte das Beben eine Magnitude von 2,1 und einen Erdbebenherd in nur rund 200 Metern Tiefe. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich Tiefenangaben üblicherweise auf den Meeresspiegel beziehen und nicht auf die jeweilige Landoberfläche. Das Epizentrum lag am westlichen Kraterrand des Gran Cono.
Bereits am Freitag hatte es unter der Westflanke des Gran Cono ein vergleichbares Beben gegeben. Theoretisch hätten diese Erschütterungen aufgrund ihrer geringen Herdtiefe gespürt werden können, entsprechende Wahrnehmungsmeldungen liegen jedoch nicht vor.
Während Mikrobeben am Vesuv zur Tagesordnung gehören, sind Erdbeben mit Magnituden ab 2 relativ selten, insbesondere in einem so kurzen zeitlichen Abstand. Die aktuellen Erschütterungen könnten daher Hinweise darauf liefern, dass sich Prozesse im Vulkansystem verändern. Tatsächlich kam vor gut einem Jahr die langjährige Deflation im Küstenbereich des Vulkans zum Stillstand, während sie im Gipfelbereich weiterhin anhält. Sollten sich langfristige Trends, die bislang auf ein fortschreitendes Abkühlen des Vulkansystems hindeuten, allmählich umkehren, stünde dieser Prozess jedoch noch ganz am Anfang. Kurz- und mittelfristig ist die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs im Großraum Neapel weiterhin sehr gering; es besteht kein Anlass zur Beunruhigung.
Situation in der Campi-Flegrei-Caldera unweit des Vesuvs
Besorgniserregender ist die Situation hingegen in den benachbarten Campi Flegrei. Dort wurden in der vergangenen Woche vergleichsweise wenige Erdbeben registriert, was bereits Hoffnungen auf ein Abklingen der seismischen Krise nährte – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Solange jedoch die Bodenhebung anhält, ist ein Ende der Krise nicht in Sicht. Seit dem Wochenende zieht die Erdbebenaktivität erneut an: Seit gestern wurden wieder 23 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten davon waren Mikrobeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich heute Morgen mit einer Magnitude von 1,9. Das Hypozentrum lag in 2,8 Kilometern Tiefe im nördlichen Bereich des Hebungszentrums. Die Bodenhebung setzt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 25 Millimetern pro Monat fort. Auch Gasemissionen und Temperaturen bleiben auf hohem Niveau.
Anders als am Vesuv könnten sich in den Campi Flegrei – und hier am wahrscheinlichsten im Bereich der Solfatara – phreatische Eruptionen ereignen. Mittelfristig ist auch ein magmatisch bedingter Vulkanausbruch nicht auszuschließen.