Vulkanausbrüche während der Eiszeit waren stärker

Es gibt Anzeichen dafür, dass die eiszeitlichen Vulkanausbrüche häufiger und stärker waren, als wir sie heute erleben. Dass geht aus einer neuen Studie hervor, die von Forschern der dänischen Universität Kopenhagen durchgeführt wurde.

Inhalt

  • Studie der Uni Kopenhagen kommt eiszeitlichen Vulkanausbrüchen auf die Spur
  • Untersucht wurden Eisbohrkerne von Grönland und der Antarktis
  • Während der Eiszeit lagerte sich deutlich mehr Schwefeldioxid und Tephra im Eis ab
  • Es kam weitaus häufiger zu starken Eruptionen als zu historischen Zeiten

Schon oft stand ich auf Stromboli und überlegte, wie er bei den vergleichsweisen schwachen Eruptionen, die ich selbst bislang dort erlebte, so groß werden konnte. Dieser Gedanke trifft auch auf andere Vulkane zu, was bereits rege Diskussionen unter den Vulkanauten auslöste. Wir kamen zu dem Schluss, dass es Phasen erhöhter Aktivität gegeben haben muss, denn die Größe vieler junger Vulkane lässt sich nicht mit den Eruptionen der vergangenen Jahrtausende erklären. Einen Beweis dafür, lieferte nun die eingangs erwähnte Studie.

Studie der Uni Kopenhagen identifiziert 1113 Vulkanausbrüche anhand von Eiskernen

Die Studie stützt sich auf Erkenntnisse, die ein internationales Forscherteam aus den Untersuchungen von Eisbohrkernen der Antarktis und von Grönland erhielten. In den kilometermächtigen Eisschichten sind Informationen von mehreren Hunderttausend Jahren gespeichert. Daher werden sie auch oft als Klimaarchiv der Erde bezeichnet. In den Eisschichten lagerten sich aber nicht nur klimarelevante Gase und Partikel ab, sondern auch solche, die von großen Vulkanausbrüchen stammten. Hierbei handelt es sich überwiegend um Schwefeldioxid-Partikel und Tephra. Beides hat natürlich auch Auswirkungen auf das Klima, wenn es sich in der Atmosphäre befindet. In der Studie wurden Eisschichten untersucht, die ein Alter zwischen 12.000 und 60.000 Jahre haben, indem man mit einem Hohlbohrer tiefe Löcher bohrte und Eiskerne zog. Dabei identifizierten die Forscher in Eisproben aus Grönland 1.113 Eruptionen, im antarktischen Eis gab es Spuren von 740 großen Vulkanausbrüchen. Eine 2-6fach gesteigerte Häufung großer Eruptionen ist aus der Zeit der Eisschmelze bekannt, als sich aufgrund des isostatischen Ausgleichs (infolge des Masseverlustes an Eis) die Landmassen massiv anhoben. In den 48.000 Jahren zuvor, lagerten sich im Eis ebenfalls deutlich mehr Aerosole vulkansicher Gase und Aschepartikel ab, als es in den letzten 2000 Jahren der Fall war. Sie zeigen, dass es während der Eiszeit deutlich mehr starke Vulkanausbrüche gab, als aus den letzten 2 Jahrtausenden bekannt sind.

Eiszeitliche Vulkanausbrüche waren z.T. stärker als die Tambora-Eruption 1815

Die Forscher entdeckten Hinweise auf Dutzende Eruptionen, die größer waren, als die Eruption des Tambora im Jahr 1815. Dieser gilt als der größte Vulkanausbruch in historischen Zeiten und löste das „Jahr ohne Sommer“ aus, indem die Aerosole in der Atmosphäre zu einem weltweiten Temperatursturz führten. So kam es 1816 zu weltweiten Hungersnöten. Insgesamt sollen mindesten 80.000 Menschen infolge der Eruption gestorben sein. Die Studie ermittelte, dass 69 Eruptionen während der Eiszeit größer gewesen sein sollen, als der Ausbruch von Tambora. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es dann statistisch gesehen etwa alle 750 Jahre zu einer wirklich großen Eruption kam. Bisherige Statistiken gingen davon aus, dass sich Eruption vom Tambora-Typ (VEI 7) in Zeitabständen größer 1000 Jahre ereignen. Warum es während der Eiszeit scheinbar zu einer Häufung starker Ausbrüche kam, beantwortet die Studie allerdings nicht. Es stellt sich auch die Frage, ob der historische Zeitraum groß genug ist, um statistisch relevant zu sein. Zudem bleibt es unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen Eiszeiten und Vulkanausbrüchen gibt, oder ob es auch vor den Eiszeiten häufiger zu großen Eruptionen kam, als es heute der Fall zu sein scheint. Die größte Eruption des Pleistozäns -der Ausbruch des Toba Vulkans– wurde von der Studie nicht erfasst. Er manifestierte sich vor gut 72.000 Jahren und steht im Verdacht, die Tausend kältesten Jahre der Würm-Eiszeit ausgelöst zu haben.

Tatsächlich ist mir beim Schreiben der Vulkansteckbriefe auf Vnet bereits öfters aufgefallen, dass es in einigen Vulkanregionen zu Phasen erhöhter Aktivität kam. Ein Beispiel liefern die Riftvulkane in Kenia. Sie wahren im 18. und 19 Jahrhundert besonders aktiv und sind seit gut 150 Jahren ungewöhnlich ruhig. Die geodynamischen Prozesse des Erdinneren scheinen nicht ganz so gleichmäßig abzulaufen, wie wir es uns gerne vorstellen. (Quelle: EGU)