
Unerwartete Entdeckung: Neue Maare in der Westeifel identifiziert
Daun, 22.05.2025 – Die Vulkaneifel ist eines der bedeutendsten Vulkangebiete Mitteleuropas und ist vor allem für ihre einzigartige Dichte an Maarvulkanen bekannt. Wie sich nun herausstellte, war das Vulkanfeld der Westeifel noch aktiver als bislang angenommen.
Lange ging man davon aus, dass die Vulkaneifel rund 77 Maare beherbergt. Doch aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Es sind deutlich mehr. Ein interdisziplinäres Team der Universität Jena und des Natur- und Geoparks Vulkaneifel hat bei einer umfassenden Neukartierung bislang unbekannte Maare im westlichen Teil der Vulkaneifel entdeckt – eine kleine Sensation für die Geowissenschaft.
Die Entdeckung erfolgte im Rahmen eines Projekts zur Aktualisierung der geologischen Karten der Region, deren letzte Fassung noch aus den 1980er-Jahren stammt. Mit modernen Methoden wie hochauflösenden Laserscans und althergebrachten geophysikalischen Messgeräten wie dem Magnetometer wurden Geländeformen analysiert, die bisher unter Vegetation, Sedimenten oder den Spuren menschlicher Landschaftsumformung verborgen geblieben waren. Dabei stießen die Forscher auf etwa zwei Dutzend weitere Maare, wodurch sich die Gesamtzahl auf rund 100 erhöhte.
Maare sind vulkanische Hohlformen, die sich nicht wie klassische Vulkankegel durch Lavaaufschüttung bilden. Stattdessen entstehen sie durch phreatomagmatische Explosionen: Trifft aufsteigende Magma im Untergrund auf wasserführende Gesteinsschichten, kommt es zu gewaltigen Dampfexplosionen. Das Gestein wird fragmentiert und herausgeschleudert. Zurk bleibt eine Senke, die von einem Ringwall ausgeschleuderten Materials umgeben ist. Viele dieser Strukturen füllen sich mit Wasser, andere verfüllen sich im Laufe der Zeit mit Sedimenten und werden praktisch unsichtbar. Diese unsichtbaren Maare sind in der Überzahl. Nur eine Handvoll, wie das Pulvermaar bei Gillenfeld oder die Dauner Maare, zeigen sich als Wasserflächen in der Landschaft. Die neu entdeckten Maare – etwa bei Steffeln – liegen größtenteils trocken und sind nur durch geophysikalische Messungen identifizierbar.
Die Westeifel, in der die neuen Maare lokalisiert wurden, ist vulkanologisch besonders aktiv gewesen. Sie gehört – zusammen mit der osteifeler Vulkanzone – zum größeren neogenen bis quartären Vulkanfeld der Eifel, das in den letzten 600.000 Jahren von wiederholter vulkanischer Aktivität geprägt wurde. Zu den jüngsten Ausbrüchen zählt der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor etwa 13.000 Jahren. Dieser ist der größte Vulkan der Eifel und liegt im östlichen Vulkanfeld. Doch obwohl der Laacher See oft als Maar bezeichnet wird, stellten Forschungen vor einigen Jahren fest, dass es sich in Wirklichkeit um eine Caldera handelt.
Während Maare monogenetisch sind und bei nur einer Eruption entstehen und somit normalerweise kein zweites Mal ausbrechen, sieht es beim Laacher-See-Vulkan anders aus. Calderavulkane entstehen nicht durch eine einzige starke Explosion, sondern durch lange anhaltende Ausbruchsphasen, in deren Folge sich das unterirdische Magmareservoir entleert und kollabiert. An der Oberfläche bleibt eine große Hohlform zurück – die Caldera. Mofetten am Ufer des Laacher-See-Vulkans deuten an, dass der Calderavulkan noch nicht erloschen ist. Die neu entdeckten Maare hingegen sind Relikte vergangener Aktivität.
Mit der Entdeckung der neuen Maare gewinnt die Vulkaneifel nicht nur geowissenschaftlich an Bedeutung, sondern rückt auch stärker in den Fokus der internationalen Forschung. Die Region bleibt eines der spannendsten geodynamischen Gebiete Europas – und gibt noch immer Rätsel über ihre vulkanische Vergangenheit preis.
Übrigens, die Vulkanologische Gesellschaft e.V. trifft sich dieses Wochenende in Daun am Schalkenmehrerner Maar. Wer den Verein kennenlernen möchte, kann noch zu uns stoßen.