Vulkaneifel: Weitere Ergebnisse der Large-N-Messkampagne

Schalkenmehrener Maar und der Westeifel. © Marc Szeglat

Eifelvulkane unter der Lupe: Neue Messungen bringen überraschende Einblicke

Die Eifel zählt zu den faszinierendsten Vulkanregionen Europas, doch was macht dieses Vulkanfeld so besonders? Und was verraten die neuesten Forschungen über das Risiko künftiger Ausbrüche? Eine großangelegte wissenschaftliche Messkampagne bringt erstmals hochauflösende Einblicke in das magmatische System unter der Eifel und liefert wichtige Grundlagen für die Gefahrenbewertung. Das GFZ Potsdam veröffentlichte nun weitere Erkenntnisse aus der Kampagne, die sich in einem frühen Auswertungsstadium befindet. Das magmatische System unter der Eifel ist aktiver als bislang gedacht.



Das besondere Phänomen verteilter Vulkanfelder

Die Eifel gehört zu den sogenannten „verteilten Vulkanfeldern“, einer Vulkanform, die sich über große Flächen mit vielen einzelnen Vulkanen oder Maaren erstreckt. Die meisten Vulkane sind monogenetisch und brechen nur einmal aus, bevor die Aktivität an anderer Stelle neu beginnt. Neben der Eifel finden sich solche Felder beispielsweise im französischen Massif Central, in Neuseeland und sogar in China, wo das – mir bis dato unbekannte – Wudalianchi-Vulkanfeld liegt. Diese Vulkanfelder sind geologisch besonders komplex und Ausbrüche schwer vorherzusagen.

Das Large-N-Experiment: mehr als 500 Messstationen und ein kilometerlanges Glasfaserkabel

Messstrecke

Um das Innere der Eifelvulkane besser zu verstehen, unternahmen Forscher des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung und Partnerinstitutionen von September 2022 bis August 2023 eine der größten seismologischen Kampagnen Deutschlands. Die „Large-N“-Messkampagne setzte auf über 500 seismische Messstationen – eine bislang nie dagewesene Dichte eines seismischen Netzwerkes in Deutschland. Ergänzt wurde das Experiment durch eine innovative Technologie: ein 64 Kilometer langes Glasfaserkabel, das bereits zur Telekommunikation verlegt, aber bislang nicht genutzt wurde, diente während des Experiments als akustischer Sensor.

Dieses Verfahren, bekannt als Distributed Acoustic Sensing (DAS), nutzt Lichtpulse, die in das Glasfaserkabel geschickt werden. Kleinste Bewegungen und Spannungen im Untergrund verändern die Eigenschaften des Lichtsignals, das reflektiert und ausgewertet wird. So entsteht entlang der Glasfaser eine dichte „Sensorlinie“ mit tausenden Messpunkten. Das erlaubt es, selbst Mikrobeben und winzige Veränderungen im Untergrund hochauflösend zu erfassen – kostengünstig und ohne aufwendige Stationen vor Ort.

Die Daten offenbaren erstmals – wie bereits berichtet – die genaue Lage und Ausrichtung des Magmareservoirs, das vor etwa 12.900 Jahren den gewaltigen Ausbruch des Laacher Sees auslöste. Überraschend liegt dieses Reservoir bis zu zehn Kilometer tief und verläuft schräg in Richtung Neuwieder Becken, einem Bereich mit hoher Mikroerdbebentätigkeit.

Insgesamt konnten über tausend Mikrobeben lokalisiert werden, vor allem entlang einer schmalen, vertikalen Zone zwischen Ochtendung und Laacher See. Zudem deuten starke seismische Reflexionen in der Erdkruste auf Ansammlungen von Fluiden hin, die möglicherweise magmatischer Natur sind. Dies gibt neue Hinweise auf aktive Prozesse tief im Erdinneren.

Weitere Erkenntnisse und Bedeutung für die Gefahrenbewertung

Neben den bereits bekannten Ergebnissen zeigt die neue Analyse auch ungewöhnliche Cluster von Erdbeben an den Rändern der magmatischen Anomalien, was auf variable Temperatur- und Spannungsverhältnisse hindeutet. Die Kombination aus Mikrobebenaktivität und Fluidsignaturen lässt vermuten, dass das magmatische System in der Eifel dynamischer ist als bislang gedacht.

Ob die Vulkane der Eifel in den kommenden Jahrzehnten ausbrechen könnten, bleibt schwer zu prognostizieren. Die aktuell vorliegenden Daten sprechen dafür, dass das System noch aktiv ist, aber ein unmittelbar bevorstehender Ausbruch ist nicht gesichert. Die hohe Dichte an Mikrobeben und die Fluidsignale könnten jedoch darauf hindeuten, dass magmatische Prozesse schneller ablaufen können als bisher angenommen.

Fazit

Die Eifel zeigt sich als komplexes, lebendiges Vulkanfeld, das durch innovative Messmethoden nun besser verstanden wird als je zuvor. Die Large-N-Messkampagne und das Glasfaserkabel eröffnen neue Wege, vulkanische Gefahren präziser zu erkennen und langfristig besser abzuschätzen. Für die Region bedeutet das eine wichtige Grundlage, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Schutzmaßnahmen zu optimieren.

Quellenangabe: Dahm, T., Isken, M., Milkereit, C., Sens-Schönfelder, C., et al. (2025). A seismological large-N multisensor experiment to study the magma transfer of intracontinental volcanic fields: The example of the Eifel, Germany. Seismica, 4(2). https://doi.org/10.26443/seismica.v4i2.1492, Lizenz der CC, Pressemeldung GFZ-Potsdam