Wintereinbruch auf der Nordhalbkugel: Blizzard in USA und Eistsunami in Russland
Der aktuelle Wintereinbruch auf Teilen der Nordhalbkugel zeigt eindrucksvoll, wie eng Blizzards, Eisbildung und seltene Naturphänomene wie Eistsunamis miteinander verknüpft sein können – auch wenn sie in sehr unterschiedlichen Regionen der Welt auftreten. Aber da die USA und Russland auch politisch immer weiter zusammenzurücken scheinen bringe ich sie hier auch meteorologisch zusammen.

Im US-Bundesstaat Minnesota führten arktische Luftmassen zuletzt zu ausgeprägten Blizzard-Bedingungen: Starker Wind, Schnee und aufgewirbelte Verwehungen sorgten für Whiteout-Situationen, insbesondere im Nordwesten des Bundesstaates nahe East Grand Forks, wo es zu starken Verkehrsbeeinträchtigungen kam. Solche Ereignisse sind weniger durch extreme Schneemengen geprägt, sondern durch die Kombination aus Wind und lockerem Schnee. Sie markieren oft den Beginn einer intensiven Kältephase, die weitreichende Folgen für Seen und Flüsse haben kann.
Ein direkter Effekt zeigt sich an den Großen Seen im Grenzgebiet zu Kanada. Während sich auf den offenen Wasserflächen zunächst kaum Eis bildet, frieren Uferzonen, Buchten und flache Bereiche relativ schnell zu. Dort können sich bei starkem Wind besondere Phänomene entwickeln: sogenannte Ice Shoves oder Eistsunamis. Dabei schiebt starker Winddruck große Eisfelder plötzlich an Land, wo sie sich stauen und übereinander türmen. Besonders bekannt ist das vom Lake Erie oder Lake Superior. Die entstehenden Eiswälle können mehrere Meter hoch werden und Schäden an Infrastruktur verursachen. Hier demonstriert die Natur ein eindrucksvolles Zusammenspiel aus Meteorologie und Physik.
Ein ähnliches, aber dynamischeres Bild liefert aktuell Sibirien, konkret der Turka-Fluss in der Republik Burjatien. Dort filmten Einheimische einen spektakulären „Eistsunami“, bei dem große Eisblöcke schlagartig flussabwärts gedrückt wurden und eine Eiswelle bildeten. Ursache ist hier meist ein Eisstau, der sich löst: Wasser staut sich unter dem Eis, der Druck steigt, bis sich die Eismassen abrupt lösen und flussabwärts rasen. Anders als an Seen wirkt hier zusätzlich die Strömung des Flusses als antreibende Kraft.
Ob Blizzard in Minnesota, Eisbewegungen an den Großen Seen oder Eis-Tsunamis in Sibirien: Allen Phänomenen gemeinsam ist ein instabiles Gleichgewicht zwischen Kälte, Wasser und Wind. Sie zeigen, dass Winter nicht nur Stillstand bedeutet, sondern hochdynamische Prozesse hervorbringt, die oft spektakulär, manchmal gefährlich sein können und immer ein Hinweis auf die enorme Energie liefern, die im gefrorenen System Erde steckt.