Pazifik im Norden so heiß wie nie

Die Rückkehr des Blob: Rekordhitze im Pazifik bedroht Klima und Meeresleben

Eine gigantische marine Hitzewelle, die von Wissenschaftlern und den Medien „der Blob“ genannt wird, hat sich in diesem Sommer über den gesamten Nordpazifik ausgebreitet und erstreckt sich über eine Distanz von fast 8000 Kilometern zwischen Japan und Kalifornien. Das Phänomen ist nicht neu, aber seine Dimensionen sind beispiellos. Die Temperaturen liegen um bis zu 4 Grad über den Durchschnittswerten. Damit erreicht die Wassertemperatur stellenweise mehr als 20 Grad Celsius. Wohlbemerkt: Das gilt für den ansonsten kühlen Nordpazifik jenseits des 60igsten Breitengrad. In Äquatornähe erreichte der Pazifik 32 Grad, was die Taifune anfeuert, die gerade bei den Philippinen und vor Japan wüten.

Die hohen Meerestemperaturen bedingen auch ungewöhnlich warmes Wetter an Land: In Japan wurden in diesem Jahr Temperaturen von bis zu 41,8 °C gemessen, was einen nationalen Rekord darstellt. An der US-Westküste sorgt das ungewöhnlich warme Wasser für feuchtwarme Luft, beeinflusst die Windmuster und könnte im Winter starke Schneefälle verursachen.

Der Blob entsteht, wenn sich große Hochdruckgebiete über dem Pazifik stabilisieren. Diese blockieren die sonst üblichen Winde, die kühleres Tiefenwasser an die Oberfläche transportieren. Ohne diesen natürlichen „Aufzug“ bleibt das Oberflächenwasser ungewöhnlich warm und heizt sich unter der Sommersonne weiter auf.

Die aktuelle marine Hitzeanomalie ist nicht nur eine Laune der Natur. Klimaforscher machen den menschengemachten Klimawandel mitverantwortlich. Die steigenden Konzentrationen von Treibhausgasen haben die Ozeane bereits stark erwärmt. Der Nordpazifik reagiert besonders empfindlich: Er heizt sich schneller auf als jeder andere Ozean der Erde. Ein Superlativ, das aber auch andere Meere immer gerne für sich beanspruchen.

Die Folgen für die Ökosysteme sind dramatisch. Bereits der Blob von 2014 bis 2016 führte zu massenhaftem Sterben von Seevögeln, Seelöwen und Lachsen in Alaska. Ganze Fischbestände brachen zusammen, weil sich Nahrungsketten verschoben. In diesem Jahr berichten Forscher erneut von erhöhten Todesraten bei Seevögeln und von Quallen- und Algenblüten, die Küstengewässer belasten.

Sollte die Wärme im Ozean länger anhalten, könnten sich die Schäden noch verschlimmern. Die langanhaltend hohen Temperaturen stressen nicht nur Fische und Meeressäuger, sondern auch das empfindliche Plankton, das die Basis der marinen Nahrungskette bildet.

USA: Erdbeben Mb 4,3 bei San Franzisco

Spürbares Erdbeben Mb 4,3 schüttelte Bay-Area von San Franzisco – Sorgen vor the „Big One“

Datum: 22.09.2025 | Zeit: 09:56:12 UTC | Koordinaten: 37.866 ; -122.252 | Tiefe: 8 km | Mb 4,3

Heute Mittag um 11:56:12 Uhr MESZ (02:56:12 pm Lokalzeit) ereignete sich in der Bay-Area von San Franzisco ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Epizentrum befand sich 7 km nördlich von Oakland und 18 km nordöstlich von San Franzisco. Es bebte in nur 8 Kilometern Tiefe, weshalb das Erdbeben stärker wahrgenommen wurde, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen von Menschen vor, die von der Erschütterung aus dem Schlaf gerissen wurden.

Laut den Berichten schwankten Möbel und Lampen an den Decken wackelten. Ein Bebenzeuge beschrieb das Ereignis als das stärkste, das er jemals in der Gegend erfuhr. Ein anderer meinte, er würde auf dem Wasser treiben. Abseits vom Schreck ging das Ereignis aber ohne größere Schäden aus.

Der Erdstoß manifestierte sich an der Hayward-Störung, die parallel zur bekannten San-Andreas-Fault verläuft und einige Kilometer weiter östlich liegt: Während die San-Andreas-Fault die Westgrenze der Bucht von San Franzisco markiert, tut die Hayward-Störung selbiges im Osten. Die Hayward-Fault gehört zum System der San-Andreas-Fault (SAF) und wird gerne als Nebenstörung bezeichnet. Sie nimmt einen Teil der Bodenverschiebungen der SAF auf und ist ebenso eine rechtsschiebende Blattverschiebung.

Entlang des San-Andreas-Fault verschieben sich die Nordamerikanische Platte und die Pazifikplatte relativ zueinander um bis zu 70 mm im Jahr, wobei die nordamerikanische Platte in Richtung Südosten wandert und die Pazifische Platte in Richtung Nordwesten. Das erzeugt enorme Spannungen, die sich in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich in einem Starkbeben entladen werden. Man rechnet mit katastrophalen Auswirkungen für die fast 8 Millionen Menschen der Bay-Area von San Franzisco.

Blauschieferfazies

Seismologen schätzen, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben der Magnitude 6,7 oder größer in der Bay Area in den nächsten 30 Jahren bei über 70 % liegt. Für ein besonders starkes Beben mit einer Magnitude von 7,0 oder mehr geben sie eine Wahrscheinlichkeit von rund 51 % an.

Geologische Spuren der kontinentalen Plattenverschiebungen findet man an den Straßenaufschlüssen im Gebiet nördlich der Golden Gate Bridge. Im Marin County sind metamorphe Gesteine -überwiegend Serpentinit- der Blauschieferfazies aufgeschlossen, die davon zeugen, dass eine Vorläuferstörung des San-Andreas-Fault als Subduktionszone angelegt war. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, diese Gesteine im Rahmen meiner Sommereise nach San Franzisco in Augenschein zu nehmen.

Vulcano: Erdbeben und thermische Anomalie detektiert

Erdbeben Mb 2,0 südlich von Vulcano – MIROVA detektiert sehr schwache thermische Anomalie am Krater

Nach einigen ruhigen Monaten steigen Seismizität und Fumarolentemperaturen im Bereich von Vulcano wieder an. Gestern Abend ereignete sich 8 Kilometer südlich der Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer ein Erdbeben der Magnitude 2,0. Der Erdbebenherd lag in nur 3 Kilometern Tiefe. Das war aber nicht der stärkste Erdstoß, den es im Bereich von Vulcano in diesem Monat gab: Stärker war ein Erdbeben Mb 2,4, das sich am 8. September ereignet hatte. Zudem gab es drei weitere Erdbeben geringer Magnituden.

Bemerkenswert ist auch, dass MIROVA wieder deutlich häufiger schwache thermische Anomalien anzeigt, als es noch im Frühsommer der Fall gewesen ist. Seit Mitte August sieht man einen signifikanten Anstieg in der Häufigkeit der Meldung von Wärmestrahlung und auch ihre Leistung nimmt zu, wenngleich heute nur eine minimale Strahlung mit weniger als 1 MW Leistung angezeigt wird. Der Temperaturanstieg wurde von den Vulkanologen des INGV im Monatsbulletin für August bestätigt. Demnach emittierten die meisten Fumarolen am Kraterrand 291 °C heiße Gase. Zudem stieg der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich an. Die Daten und Beobachtungen legen nahe, dass sich weiteres Magma in größerer Tiefe unter dem Vulkan ansammelt. Ich bin gespannt, ob es bald wieder zu Zugangsbeschränkungen im Kraterbereich kommt.

In den letzten Tagen gab es auch 5 Erdbeben, die sich zwischen Salina und Filicudi ereigneten. Die beiden stärksten Beben hatten eine Magnitude von 1,7 und ein Hypozentrum in 14 Kilometern Tiefe. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erdbeben mit Fluidbewegungen im Grenzbereich Asthenosphäre zur Erdkruste standen. In dieser Region des Liparischen Archipels kommt es immer wieder zu kleinen Schwarmbeben.

Ein weiteres Erdbeben Mb 2,4 wurde östlich des submarinen Vulkans Marsili ausgemacht. Dieser Erdstoß ereignete sich allerdings in 274 Kilometern Tiefe und stand nicht direkt mit dem Vulkan in Verbindung.

Türkei: Erdbeben M 5,0 erschüttert Sindirgi

Nächtliches Erdbeben M 5,0 erschüttert türkische Stadt Sindirgi – Region in Alarmbereitschaft

Datum: 21.09.2025 | Zeit: 21:05:49 UTC | Koordinaten: 39.210 ; 28.140 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 hat in der Nacht zum Montag die westtürkische Stadt Sindirgi erschüttert. Laut Angaben des Kandilli-Observatoriums ereignete sich das Beben um 00:05 Uhr Ortszeit in rund 10 Kilometern Tiefe, etwa fünf Kilometer südwestlich des Stadtzentrums.

Das Beben riss die Bewohner der Region aus dem Schlaf und die Menschen reagierten besorgt. Viele verließen ihre Wohnungen und hielten sich aus Angst vor stärkeren Erdbeben lange im Freien auf. Der Erdstoß war besonders in höher gelegenen Stockwerken sehr stark zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark bezeichnen.

Auch in der 53 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Balıkesir und in weiter entfernten Städten wie İzmir und Bursa wurden die Bodenerschütterungen gespürt.

Es wurden sofort Einsatzkräfte losgeschickt, um die Infrastruktur auf Schäden zu prüfen. Erste Berichte deuten darauf hin, dass es bislang keine schweren Verletzungen oder Todesfälle gegeben hat. Auch größere Gebäudeschäden wurden nicht bestätigt.

Das aktuelle Beben reiht sich in eine Serie seismischer Aktivität ein, die die Region in den letzten Monaten immer wieder erschüttert hat. Die Erdbeben begannen bereits im Frühjahr und erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt in einem Erdbeben Mw 6,1, das sich am 10. August ereignete und nicht nur Schäden verursachte, sondern auch Tote und Verletzte. Seitdem wird die Region täglich von zahlreichen schwachen Erdbeben erschüttert, so dass man von einem intensiven Erdbebenschwarm sprechen kann.

Seismologen stufen den aktuellen Erdstoß daher als Nachbeben ein. Prof. Dr. Naci Görür, Geologe an der Boğaziçi-Universität, meinte gegenüber der Presse, dass solche Erschütterungen in Sindirgi nicht ungewöhnlich seien. Trotz der Beben sind die Spannungen in der Kruste noch nicht vollständig abgebaut. Es könnten also weitere Erdbeben folgen.

Die tektonische Ursache der Beben, die sich an Störungen des Simav-Grabens ereignen, liegt im komplexen geologischen Aufbau Westanatoliens und den vielfältigen Einwirkungen der Plattentektonik auf die Region. Sie befindet sich in der westanatolischen Extensionalzone, in der sich die Erdkruste aufgrund der westwärts driftenden Anatolischen Platte auseinanderzieht. Gleichzeitig drückt die Subduktion der Afrikanischen Platte unter Eurasien im Süden des Mittelmeers das Land nach Westen. Dies führt in der Türkei zur Bildung komplexer Verwerfungszonen, die das hohe Erdbebenpotenzial der Gegend bedingen.

Campi Flegrei: Bohrarbeiten sogen für Unmut

Bohrungen in den Campi Flegrei sorgen für Unmut bei Teilen der Bevölkerung – seismische Mikrozonierung ist das Ziel

In den Campi Flegrei ist die Situation weiterhin angespannt: Auch wenn es im Moment keine besonders starken Schwarmbeben gibt, wird die Caldera weiterhin täglich von Erdbeben erschüttert, die durch die anhaltende Bodenhebung infolge des magmatisch bedingten Druckanstiegs im Untergrund ausgelöst werden. Es ist nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis es wieder zu stärkeren Schwarmbeben kommt. Letztendlich könnten die Ereignisse auch auf einen Vulkanausbruch hinauslaufen.

Um die Vorgänge im Boden besser zu verstehen, begann in der letzten Woche eine vom Staat beauftragte Firma damit, mehrere kleine Bohrlöcher zu teufen. Es soll bis zu 30 m tief gebohrt werden, wobei die Bohrlöcher einen Durchmesser von 12 Zentimetern haben – Nadelstiche in den obersten Bodenschichten, die dennoch bei Anwohnern Besorgnis erregen. Man fürchtet, dass die Bohrungen den Untergrund destabilisieren und möglicherweise weiteres Ungemach auslösen könnten.

Ziel der Bohrungen ist jedoch nicht etwa ein Eingriff in den Untergrund, sondern ein besseres Verständnis für die Vorgänge, die sich im Boden bei Erdbeben abspielen. Tatsächlich wird die Auswirkung eines Erdbebens auf die Oberfläche nicht nur durch die freigesetzte Energie bestimmt, sondern auch durch die Struktur des Untergrunds. Selbst kleinräumig betrachtet kann sich ein Erdbeben auf Infrastruktur unterschiedlich stark auswirken, da die Bodenbeschaffenheit mitbestimmt, wie sich Erdbebenwellen ausbreiten und wie sie an der Oberfläche wirken. Mithilfe einer seismischen Mikrozonierungsstudie wollen Forschende nun eine Karte erstellen, die in der am meisten vom Bradyseismus betroffenen Zone Bodenbeschaffenheit und Strukturen aufzeigt, die die Auswirkungen von Erdbeben beeinflussen könnten. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits per Gesetz im Jahr 2023 beschlossen.

Um die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit zu erfassen, werden bei den Bohrungen sogenannte Bohrkerne gezogen. Sie enthalten Boden- und Gesteinsproben, die anschließend im Labor analysiert werden. Außerdem kommen geophysikalische Verfahren wie seismische Wellenmessungen zum Einsatz, um die Geschwindigkeit und Dämpfung der Wellen in verschiedenen Bodenschichten zu bestimmen. Ziel ist die Ermittlung der sogenannten „lokalen seismischen Reaktion“, die sich schon auf wenigen Metern Abstand erheblich unterscheiden kann.

Die Untersuchungskampagne wird voraussichtlich rund drei Monate dauern und soll den Alltag der Anwohner nicht beeinträchtigen. Dauerhafte seismische Überwachungsstationen werden im Rahmen dieser Arbeiten nicht installiert. Die Bohrlöcher werden nach Abschluss der Arbeiten wieder verfüllt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern eine Grundlage für eine genauere Einschätzung der seismischen Risiken. Zudem ermöglichen sie eine bessere Planung von Notfallmaßnahmen und helfen, Bauvorschriften an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.