Türkei: Erdbeben M 5,0 erschüttert Sindirgi

Nächtliches Erdbeben M 5,0 erschüttert türkische Stadt Sindirgi – Region in Alarmbereitschaft

Datum: 21.09.2025 | Zeit: 21:05:49 UTC | Koordinaten: 39.210 ; 28.140 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 hat in der Nacht zum Montag die westtürkische Stadt Sindirgi erschüttert. Laut Angaben des Kandilli-Observatoriums ereignete sich das Beben um 00:05 Uhr Ortszeit in rund 10 Kilometern Tiefe, etwa fünf Kilometer südwestlich des Stadtzentrums.



Erdbeben Türkei. © EMSC

Das Beben riss die Bewohner der Region aus dem Schlaf und die Menschen reagierten besorgt. Viele verließen ihre Wohnungen und hielten sich aus Angst vor stärkeren Erdbeben lange im Freien auf. Der Erdstoß war besonders in höher gelegenen Stockwerken sehr stark zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark bezeichnen.

Auch in der 53 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Balıkesir und in weiter entfernten Städten wie İzmir und Bursa wurden die Bodenerschütterungen gespürt.

Es wurden sofort Einsatzkräfte losgeschickt, um die Infrastruktur auf Schäden zu prüfen. Erste Berichte deuten darauf hin, dass es bislang keine schweren Verletzungen oder Todesfälle gegeben hat. Auch größere Gebäudeschäden wurden nicht bestätigt.

Das aktuelle Beben reiht sich in eine Serie seismischer Aktivität ein, die die Region in den letzten Monaten immer wieder erschüttert hat. Die Erdbeben begannen bereits im Frühjahr und erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt in einem Erdbeben Mw 6,1, das sich am 10. August ereignete und nicht nur Schäden verursachte, sondern auch Tote und Verletzte. Seitdem wird die Region täglich von zahlreichen schwachen Erdbeben erschüttert, so dass man von einem intensiven Erdbebenschwarm sprechen kann.

Seismologen stufen den aktuellen Erdstoß daher als Nachbeben ein. Prof. Dr. Naci Görür, Geologe an der Boğaziçi-Universität, meinte gegenüber der Presse, dass solche Erschütterungen in Sindirgi nicht ungewöhnlich seien. Trotz der Beben sind die Spannungen in der Kruste noch nicht vollständig abgebaut. Es könnten also weitere Erdbeben folgen.

Die tektonische Ursache der Beben, die sich an Störungen des Simav-Grabens ereignen, liegt im komplexen geologischen Aufbau Westanatoliens und den vielfältigen Einwirkungen der Plattentektonik auf die Region. Sie befindet sich in der westanatolischen Extensionalzone, in der sich die Erdkruste aufgrund der westwärts driftenden Anatolischen Platte auseinanderzieht. Gleichzeitig drückt die Subduktion der Afrikanischen Platte unter Eurasien im Süden des Mittelmeers das Land nach Westen. Dies führt in der Türkei zur Bildung komplexer Verwerfungszonen, die das hohe Erdbebenpotenzial der Gegend bedingen.

Campi Flegrei: Bohrarbeiten sogen für Unmut

Bohrungen in den Campi Flegrei sorgen für Unmut bei Teilen der Bevölkerung – seismische Mikrozonierung ist das Ziel

In den Campi Flegrei ist die Situation weiterhin angespannt: Auch wenn es im Moment keine besonders starken Schwarmbeben gibt, wird die Caldera weiterhin täglich von Erdbeben erschüttert, die durch die anhaltende Bodenhebung infolge des magmatisch bedingten Druckanstiegs im Untergrund ausgelöst werden. Es ist nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis es wieder zu stärkeren Schwarmbeben kommt. Letztendlich könnten die Ereignisse auch auf einen Vulkanausbruch hinauslaufen.




Bohrungen in der CF

Um die Vorgänge im Boden besser zu verstehen, begann in der letzten Woche eine vom Staat beauftragte Firma damit, mehrere kleine Bohrlöcher zu teufen. Es soll bis zu 30 m tief gebohrt werden, wobei die Bohrlöcher einen Durchmesser von 12 Zentimetern haben – Nadelstiche in den obersten Bodenschichten, die dennoch bei Anwohnern Besorgnis erregen. Man fürchtet, dass die Bohrungen den Untergrund destabilisieren und möglicherweise weiteres Ungemach auslösen könnten.

Ziel der Bohrungen ist jedoch nicht etwa ein Eingriff in den Untergrund, sondern ein besseres Verständnis für die Vorgänge, die sich im Boden bei Erdbeben abspielen. Tatsächlich wird die Auswirkung eines Erdbebens auf die Oberfläche nicht nur durch die freigesetzte Energie bestimmt, sondern auch durch die Struktur des Untergrunds. Selbst kleinräumig betrachtet kann sich ein Erdbeben auf Infrastruktur unterschiedlich stark auswirken, da die Bodenbeschaffenheit mitbestimmt, wie sich Erdbebenwellen ausbreiten und wie sie an der Oberfläche wirken. Mithilfe einer seismischen Mikrozonierungsstudie wollen Forschende nun eine Karte erstellen, die in der am meisten vom Bradyseismus betroffenen Zone Bodenbeschaffenheit und Strukturen aufzeigt, die die Auswirkungen von Erdbeben beeinflussen könnten. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits per Gesetz im Jahr 2023 beschlossen.

Um die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit zu erfassen, werden bei den Bohrungen sogenannte Bohrkerne gezogen. Sie enthalten Boden- und Gesteinsproben, die anschließend im Labor analysiert werden. Außerdem kommen geophysikalische Verfahren wie seismische Wellenmessungen zum Einsatz, um die Geschwindigkeit und Dämpfung der Wellen in verschiedenen Bodenschichten zu bestimmen. Ziel ist die Ermittlung der sogenannten „lokalen seismischen Reaktion“, die sich schon auf wenigen Metern Abstand erheblich unterscheiden kann.

Die Untersuchungskampagne wird voraussichtlich rund drei Monate dauern und soll den Alltag der Anwohner nicht beeinträchtigen. Dauerhafte seismische Überwachungsstationen werden im Rahmen dieser Arbeiten nicht installiert. Die Bohrlöcher werden nach Abschluss der Arbeiten wieder verfüllt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern eine Grundlage für eine genauere Einschätzung der seismischen Risiken. Zudem ermöglichen sie eine bessere Planung von Notfallmaßnahmen und helfen, Bauvorschriften an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.