Ätna: Seilbahnbesitzer nimmt Eintritt für Silvestri-Krater

Ätna-Seilbahnbesitzer Morosoli verlangt Eintritt für Spaziergang am Silvestri-Krater und schiebt Naturschutz vor

Der Ätna auf Sizilien ist immer wieder Schauplatz spektakulärer Vulkanausbrüche und zugleich ein beliebtes Touristenziel. Die Menschen kommen nicht nur wegen der Ausbrüche, sondern auch zum Wandern oder um Ruhe und Erholung in der Natur zu suchen. Die Landschaften am Ätna sind äußerst vielfältig: Während sein Fuß von meist unzugänglichen Zitrusplantagen geprägt ist, finden sich in mittleren Höhenlagen ausgedehnte Pinienwälder. In den höheren Zonen dominiert eine Aschewüste, in der nur wenige endemische Pflanzen überleben. Zudem bietet der Ätna auch Wintersportmöglichkeiten. Zwei Touristenstationen ermöglichen den Zugang zu den Pisten – eine im Norden und eine im Süden. Während die nördliche Station nur über Sessellifte verfügt, gibt es im Süden eine richtige Seilbahn, die rund 500 Höhenmeter überwindet und im Sommer von Wanderern genutzt wird, die in die Kraterregion vordringen möchten.




Von der oberen Seilbahnstation an der Montagnola auf etwa 2.500 m Höhe fahren geländegängige Busse weiter bis an den Fuß der Kraterkegel auf rund 2.900 m. Dafür wurden breite Pisten angelegt, die sich in zahlreichen Kehren durch die Schotter- und Aschewüste winden. Damit hier Pflanzen wachsen können, müssen die Ascheschichten unversehrt bleiben – jede Störung verhindert die Ansiedlung von Leben. Anders als auf Lanzarote, wo das Betreten der Feuerberge streng untersagt ist, gibt es am Ätna bislang keine stickten Verbote. Allerdings überzieht der Vulkan die Hänge durch häufige Ausbrüche regelmäßig mit neuer Asche, was Bodenbildung und Vegetationswachstum ohnehin erschwert. Dennoch stehen weite Teile des Ätna unter Naturschutz, wobei es 4 unterschiedlich streng bewertete Schutzzonen gibt – natürlich liegt der Bereich der Seilbahn Etna Sud in einer Zone mit geringem Schutzstatus und ist zudem im Privatbesitz des Unternehmers Francesco Russo Morosoli.

Die untere Seilbahnstation am Rifugio Sapienza ist Ausgangspunkt der meisten Touren in Höhenlagen des Ätnas. Hier gibt es Parkplätze für Hunderte Autos, und Reisebusse bringen täglich große Touristengruppen. In den Sommermonaten drängen Tausende auf den Vulkan. Viele nehmen die Seilbahn, sodass man oft lange warten muss. Eine Fahrt ist kein günstiges Vergnügen: 2024 kostete das Ticket 50 €, wobei keine Einfachfahrten mehr angeboten wurden – für mich, der gern die Ascherinnen bergab läuft, ein No-Go.

Wer nicht bis in die Gipfelregion will, unternimmt meist einen Spaziergang zu den Silvestri-Kratern, die sich ebenerdig am Ostrand von Sapienza befinden, direkt neben einem Restaurant. Auf gut ausgetretenen Wegen kann man den Kraterrand umrunden und in etwa 15 Minuten die gewaltigen Kräfte erahnen, die bei ihrer Entstehung wirkten. Jahrzehntelang war der Zugang kostenlos, doch seit dem 2. Oktober verlangt Morosoli 5 € Eintritt. Das sorgt für Unmut und teils heftige Kritik in den sozialen Medien. Der Unternehmer rechtfertigt die Maßnahme damit, dass ein kleiner Beitrag nötig sei, um die Stätte zu erhalten. Die Einnahmen sollen für Müllsammlung, Wartung und Informationsmaterial verwendet werden – wobei letzteres, sollte es in Papierform ausgegeben werden, wohl bald wieder aufgesammelt werden muss.

Morosoli argumentiert zudem, dass die Vielzahl an Besuchern Lavasteine lostrete und so zur Erosion beitrage – ein Phänomen, das allerdings den gesamten Vulkan betrifft. Jeder Schritt, besonders beim Hinablaufen der Aschehänge, verlagert Material nach unten. Hochgerechnet auf Millionen Füße pro Jahr ist das sicher nicht umweltfördernd.

Klar ist jedoch: Selbst wenn täglich nur 1.000 Touristen den Eintritt zahlen, ergibt das 5.000 € – viel Geld, um einen Müllarbeiter zu finanzieren, der den vom Wind verwehten Papierfetzen ohnehin nicht hinterherlaufen wird.

Trotz aller Kritik habe ich die Touristenstation stets geschätzt: Hier kann man sich Verpflegen und Kaffee trinken, während man auf besseres Wetter warten. Besonders wenn ich schweres Filmequipment den Berg hinauftragen musste, war die Seilbahn eine Erleichterung. Doch seit keine Einzelfahrten mehr möglich sind und die Preise stetig steigen, überlege ich es mir dreimal, bevor ich sie nutze. Schließlich überwindet sie keinen unzugänglichen Felsgrat, sondern nur einen vergleichsweise sanft geneigten Hang.

Wenn es bei den Eintrittsgeldern an den Silvestri-Kratern tatsächlich um Naturschutz ginge, müsste man die Sinnhaftigkeit hinterfragen: Warum ein winziges Gebiet schützen, während der Rest frei zugänglich bleibt? Auch die Tatsache, dass die privat betriebene Touristenstation samt Seilbahn mitten in strenger bewerteten Zonen des Naturschutzgebiets liegt – deren Grenzen offenbar um die Seilbahn herumgezogen wurden, während anderswo Hotels und Häuser weichen mussten – wirft Fragen auf. Ging es hier um Steuereinnahmen der Gemeinden oder war sogar Korruption im Spiel? Wenn echter Naturschutz das Ziel wäre, müsste die Parkverwaltung selbst Eintritt erheben, wilde Müllkippen beseitigen und den Massentourismus durch Besucherlimits eindämmen. Meiner Meinung nach geht es hier einzig und alleine um die weitere Bereicherung eines Multimillionärs!